Einschränkung der Regionalpräsenz des Südwestrundfunks

Der SWR hat die bisherigen SWR3-Regionalstandorte Heidelberg und Mainz geschlossen, der Standort Stuttgart folgt zum 1. September. Damit verändert der SWR die Regionalstruktur für das dritte Radioprogramm vollständig und zieht sich faktisch aus den Regionen zurück. Er ist zu befürchten, dass die bei der Fusion noch angestellten Überlegungen für regionale Studios für Koblenz, Trier oder Kaiserslautern nicht weiter verfolgt werden.

In einer Pressemitteilung hat der SWR erklärt, nur mit dieser neuen Struktur könne die Position als „Popradio Nummer eins" gefestigt werden. Man wolle die bisherigen Studios als „Reporterstandorte" deutlich aufwerten und mehr in Serviceleistungen wie Wetter und Verkehr investieren.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie haben sich die Hörerinnen- und Hörerzahlen von SWR3 seit der Fusion entwickelt (bitte differenziert nach Gesamthörer und Hörer jeweils in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz)?

2. Welche Kenntnisse hat die Landesregierung über diesbezügliche Vergleichszahlen der privaten Konkurrenz in beiden Ländern, insbesondere der Programme RPR 1, Radio Regenbogen und Rockland-Radio?

3. Wie haben sich die Anteile der Regionalberichterstattung für Rheinland-Pfalz seit der Fusion entwickelt und wie stellt sich die Regionalberichterstattung in SWR3 seit Auflösung der Studios in Mainz und Heidelberg dar?

4. Wie hat sich die Regionalberichterstattung nach Kenntnis der Landesregierung unterschieden, bezogen auf die Region Mainz und Vorderpfalz (Studio Heidelberg) und die Regionen ohne Studio (Westpfalz, Eifel und nördliches Rheinland-Pfalz)?

5. Welche Kosten entstanden durch die Einrichtung des SWR3-Studios in Mainz?

6. Wie hat sich der Wortanteil bei SWR3 seit der Fusion entwickelt und welche Anteile an den Wortbeiträgen haben derzeit die Staumeldungen bei SWR3 im Durchschnitt?

Der Ständige Vertreter des Chefs der Staatskanzlei hat unter Einbeziehung einer Stellungnahme des Südwestrundfunks (SWR) die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 12. September 2002 wie folgt beantwortet: Zunächst ist festzustellen, dass die Regionalstudios in Heidelberg, Mainz und Stuttgart nicht geschlossen wurden. Nach Aussage des Südwestrundfunks wurde lediglich die parallele Ausstrahlung von Sendestrecken dieser Studios eingestellt. Darüber hinaus erfüllen die Studios weiterhin ihre Aufgaben. Es werden dort täglich Themen aus den Regionen für das Programm von SWR3 durch Reporter entsprechend recherchiert und produziert.

Zu Frage 1: Grundlage der Beantwortung der Frage nach den Reichweiten sind einerseits die so genannte Tagesreichweite (d. h. die Inanspruchnahme der Programme durch alle Personen, die zwischen 5.00 und 24.00 Uhr am Stichtag zumindest eine Viertelstunde das Programm gehört haben) sowie die so genannten weitesten Hörerkreise (WHK, d. h. alle Personen, die das Programm innerhalb der letzten 14 Tage vor dem Befragungszeitraum gehört haben). Die Beantwortung orientiert sich darüber hinaus an den Ergebnissen der Media-Analyse 2002/Radio II. Soweit darüber hinaus Entwicklungen seit der Fusion aufgegriffen werden, wird auf die entsprechend zurückliegende Media-Analyse 1999 Bezug genommen.

Hiernach ergeben sich folgende Daten:

Im Gesamtsendegebiet des SWR hat sich der weiteste Hörerkreis (WHK) im Hinblick auf SWR 3 von 36,9 % auf 50,7 % erweitert.

Dies stellt einen Zuwachs um insgesamt 1,56 Mio. Hörer auf 5,54 Mio. dar. Die Tagesreichweite des Programms stieg dabei um 0,19 auf 2,26 Mio. Hörer (20,7 %). Auf Rheinland-Pfalz bezogen stieg der WHK von SWR 3 um rund 0,35 Mio. Hörer auf 1,38 Mio. kontinuierlich. Dies bedeutet eine Steigerung von 32,6 % auf 43 %. Die Tagesreichweite stieg dabei um 130 000 Hörer auf 0,61 Mio. Hierdurch ist ein Zuwachs von 15,3 % auf 18,2 % zu verzeichnen. In Baden-Württemberg zählen zurzeit 53,9 % der Bevölkerung, das sind 4,17 Mio. Hörer, zum WHK. Kurz nach der Fusion lag der WHK noch bei 38,6 %, d. h. 2,94 Mio. Hörern. Die Tagesreichweite des Programms ist in dieser Zeit von 1,59 Mio. Hörern (20,8 %) 1999 auf zwischenzeitlich 1,65 Mio. Hörer (21,3 %) angestiegen.

Zu Frage 2: Radio Regenbogen erreichte im Gesamtsendegebiet des SWR mit 27,1 % (2,96 Mio. Hörern) den zweitgrößten WHK nach SWR3.

Radio Regenbogen wird gefolgt von Hitradio Antenne 1 mit 21,8 % (2,39 Mio. Hörern). Im Hinblick auf die Tagesreichweite liegt Hitradio Antenne 1 indessen mit 1,02 Mio. Hörern aktuell hinter SWR3 und vor Radio Regenbogen mit 0,98 Mio. auf Rang 2.

RPR 1 erreichte in Rheinland-Pfalz einen WHK von 50,5 %, d. h. 1,62 Mio. Hörern. In der Tagesreichweite liegt RPR 1 mit derzeit 0,87 Mio. Hörern vor SWR3 auf Rang 1. Im Vergleich zur Media-Analyse 1999 hat sich jedoch der Abstand zwischen RPR 1 und SWR 3 deutlich verringert. Radio Rockland erreicht einen WHK von 12,5 %, dies sind 0,4 Mio. Hörer. Die Tagesreichweite liegt dabei bei 5,1 % und entspricht 0,16 Mio. Hörern. Für Baden-Württemberg erreicht Radio Regenbogen hinter SWR3 im WHK 31,4 % und damit 2,43 Mio. Hörer. Auf Platz 3 liegt Antenne 1 mit 2,26 Mio. Hörern im WHK. Bei der Tagesreichweite sind bei Antenne 1 eine Mio. Hörer vor Radio Regenbogen mit 810 000 Hörern zu verzeichnen. Damit ist festzustellen, dass SWR3 in den Jahren nach der Fusion seine Position im Hörfunk weiter verbessern konnte. Der Abstand zu RPR 1 in Rheinland-Pfalz konnte bei der Tagesreichweite deutlich verringert werden. In Baden-Württemberg ist SWR 3 weiterhin mit Abstand das meistgehörte Radioprogramm. Bundesweit ist SWR3 mittlerweile mit einer Tagesreichweite von 3,03 Mio. Hörern das meistgehörte Radioprogramm Deutschlands.

Zu Frage 3: Nach der Fusion von SWF und SDR blieben die Anteile der regionalen Berichterstattung im Gesamtprogramm von SWR3 ähnlich wie in den Vorgängerprogrammen. Diese regionale Berichterstattung ist ereignisabhängig und von journalistischen Kriterien bestimmt. Innerhalb des Gesamtspektrums der SWR-Hörfunkberichterstattung übernehmen vor allem SWR 1 und SWR 4 schwerpunktmäßig die Aufgabe der Regionalberichterstattung.

Nach Mitteilung des SWR kann eine Veränderung der Regionalberichterstattung nach dem Einstellen der Parallelsendungen in den Regionalstudios Heidelberg, Mainz und Stuttgart bisher noch nicht genau quantifiziert werden. Die Beobachtungen der ersten Wochen haben gezeigt, dass die Regionen im Gesamtprogramm deutlich präsenter sind. Besonders stark hat sich der Anteil der Beiträge aus Rheinland-Pfalz erhöht, so die Angaben des SWR.

Zu Frage 4: Die neben dem Gesamtprogramm ausgestrahlte und vom Studio Mainz gestaltete Sendung „SWR3 Club Rhein-Main" (in der Zeit von Montag bis Freitag von 19.00 bis 20.00 Uhr) behandelte vor allem Szene-, Zeitgeist- und Musikthemen, in der Regel mit zwei Beiträgen pro Sendung und regionalen Kurzmeldungen. Nach Einstellung dieser Sendestrecke hat sich zum einen das Berichtsgebiet des Mainzer SWR-Studios auf das ganze Land ausgedehnt. Zum anderen haben sich die Themen mehr in Richtung journalistische Berichterstattung über tagesaktuelle Ereignisse aus Rheinland-Pfalz verschoben.

Bei redaktionell relevanten Ereignissen wird wie bisher regionale Berichterstattung als Zulieferung für SWR3 von den SWR-Studios in Rheinland-Pfalz, beispielsweise Studio Trier, Koblenz, Ludwigshafen etc. geleistet.

Zu Frage 5: Zum technischen Aufbau des Mainzer SWR3-Studios im Zuge der Fusion 1998 wurde nach Angaben des SWR eine einmalige Investition in Höhe von 140 000 getätigt. Die technische Auslastung des Studios ist nach Darstellung des SWR auch nach Beendigung der Parallelsendungen aufgrund von Zulieferungen an das Gesamtprogramm gegeben.

Zu Frage 6: Der Wortanteil von SWR3 wurde nach eigenen Angaben in den vergangenen vier Jahren von 25 % auf 29 % (exklusive Werbung) gesteigert. Davon entfallen 6 % auf Service-Meldungen (Wetter, Verkehr, Veranstaltungen). Die Staumeldungen umfassen im Durchschnitt ca. eine Minute pro Stunde.