Für Rheinland Pfalz kann man von einer mittleren Volllaststundenzahl von 1 500 Stunden pro Jahr ausgehen

Für die Bewertung und den Vergleich der Leistungsfähigkeit von Windkraftanlagen wird die Jahresenergielieferung auf die Nennleistung der Anlagen bezogen. Diese sog. „äquivalenten Volllaststunden" hängen von der im Wind enthaltenen Energiemenge, d. h. von den Standortbedingungen und darüber hinaus auch vom Anlagentyp ab.

Für Rheinland-Pfalz kann man von einer mittleren Volllaststundenzahl von 1 500 Stunden pro Jahr ausgehen. Für die Anlagen aus Rheinland-Pfalz, die vom Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET) in der Jahresauswertung 2001 des Wissenschaftlichen Mess- und Evaluierungsprogramms zum Breitentest „250 MW Wind" und vom Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) erfasst worden sind, wurden für Anlagen mit einer Leistung ab 300 kW Volllaststundenzahlen zwischen 942 Stunden und 2 250 Stunden erzielt.

Die Landesregierung geht davon aus, dass bei einer angestrebten installierten Leistung von etwa 1 500 MW unter einer durchschnittlichen Volllaststundenzahl von 1 500 Stunden im Endausbau 2 250 GWh Strom aus Windenergie erzeugt werden könnten.

8. Wie hat sich der Anteil des Stroms aus Windkraftanlagen am Nettostromverbrauch in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren seit 1997 bis heute entwickelt? Welchen Anteil strebt die Landesregierung politisch an?

Die Entwicklung der Stromerzeugung aus Windenergie (Energieertrag) und deren Anteile am Stromverbrauch aus dem öffentlichen Netz im Land sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt. Die Angaben entsprechen also nicht den tatsächlich in diesen Jahren erzeugten Strommengen. Für den Stromverbrauch wurde wegen der schwachen Konjunktur eine Steigerung von 0,2 % pro Jahr unterstellt.

Der von der Landesregierung angestrebte Anteil von Windstrom am Nettostromverbrauch lässt sich aus der Antwort zu Frage 6 ableiten. Darin ist das Ausbauziel von 1 500 MW bei 2 250 GWh Strom aus Windenergie genannt. Ausgehend von dem Ausbaustand Ende 2002 mit 514 MW müssten noch 986 MW zusätzlich installiert werden. Bei einer durchschnittlichen Ausbauleistung der letzten Jahre von 90 MW pro Jahr könnte das Ausbauziel in etwa elf Jahren, also Ende 2013, erreicht werden. Für den Stromverbrauch wurde eine durchschnittliche Steigerung von 1 % pro Jahr unterstellt, so dass der Stromverbrauch im zwölften Jahr, also im Jahr 2014, 31 398 GWh betragen würde.

Der Anteil der Windenergie am Stromverbrauch ergäbe sich demnach zu 7,2 %. Bei einer Steigerung des Stromverbrauchs um 0,5 % pro Jahr ergäbe sich ein Anteil von 7,6 %.

9. Wie hat sich der Anteil des Stroms aus Windkraftanlagen an der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien sowie an der Stromproduktion insgesamt in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren seit 1997 bis heute entwickelt? Welchen Anteil strebt die Landesregierung politisch an?

Die Entwicklung der Stromerzeugung aus Windenergie (Energieertrag), deren Anteile an der Stromerzeugung aus dem öffentlichen Netz sowie an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt. Die Angaben entsprechen also nicht den tatsächlich in diesen Jahren erzeugten Strommengen. Für die Stromerzeugung sowohl aus erneuerbaren Energien als auch insgesamt wurde eine Steigerung um den Zuwachs aus Windenergie unterstellt.

Der von der Landesregierung angestrebte Beitrag der Windenergie wurde mit 2 250 GWh beziffert. Welchen Anteil die Windenergie dabei an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien letztlich erreichen wird, hängt maßgeblich von der Entwicklung der anderen erneuerbaren Energien ab.

Dabei wird der Beitrag der Photovoltaik nach wie vor gering bleiben. Das technische Potential der Wasserkraftnutzung gilt zu 70 % bis 80 % als ausgenutzt. Bedeutsame Beiträge werden von der Nutzung der Geothermie und der Biomasse erwartet. Eine realistische Abschätzung des nutzbaren Geothermiepotentials wird aber erst nach Abschluss des Europäischen Geothermieprojekts in Soultz sous Forets/Elsass und der geplanten Projekte in Speyer und in Offenbach/Queich möglich sein. Bezüglich der Nutzung der Biomasse muss das Ergebnis der Biomasse-Potentialstudie abgewartet werden.

Vor dem dargestellten Hintergrund ist eine Zielvorgabe für den Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien derzeit nicht möglich.

10. Wie hat sich die minimale, durchschnittliche und maximale Dimension der Windkraftanlagen in Rheinland-Pfalz (in Naben- und Anlagenhöhe) in den letzten Jahren seit 1997 bis heute entwickelt?

Die Entwicklung von Rotordurchmesser, Naben- und Anlagenhöhe von Windkraftanlagen in Deutschland ist der nachfolgenden Grafik zu entnehmen. Leistungsstarke Windkraftanlagen mit einer installierten Nennleistung von derzeit 2 MW haben eine Nabenhöhe von 100 m und einen Rotordurchmesser von 80 m.

Quelle: Bundesverband Windenergie e. V.

Die Entwicklung in Rheinland-Pfalz gegliedert nach Landkreisen und kreisfreien Städten ist in der Tabelle 2 des Anhangs dargestellt.

B. Ökologie, Sicherheit, Effizienz

11. Inwieweit ist Rheinland-Pfalz ein Land, in dem Windkraftanlagen über die finanziellen Aspekte des Betreibers hinaus im Vergleich zu anderen Energieerzeugungsformen und im Verhältnis zu den hierfür aufgebrachten Preisen und hierdurch verursachten Kosten wirtschaftlich betrieben werden können?

Der Betrieb von Windenergieanlagen ist weder in Rheinland-Pfalz noch in anderen Bundesländern zu Marktkonditionen ohne finanzielle Unterstützung wirtschaftlich möglich. Ein wirtschaftlicher Betrieb wird erst durch das EEG erreicht. Dieses verpflichtet Stromnetzbetreiber zur Abnahme regenerativ erzeugten Stroms zu bestimmten Konditionen. Für dieses Jahr ans Netz genommene Windenergieanlagen beträgt die Vergütung 8,9 Cent/kWh. Die Marktkonditionen für elektrischen Strom liegen bei rund 3 Cent/ kWh.

Ein wirtschaftlicher Betrieb der Windkraftanlagen ist ferner von den Windverhältnissen und dem Anlagentyp abhängig. Die Analyse der Volllaststunden (s. Antwort zu Frage 7) macht deutlich, dass in Rheinland-Pfalz auch zahlreiche Anlagen an Standorten errichtet wurden, die keine guten Windverhältnisse bieten, oder Anlagen errichtet wurden, die von ihrer Anlagentechnik eine schlechtere Volllaststundenzahl erwarten lassen. Dies spricht dafür, dass die derzeitige hohe Einspeisevergütung Investitionen für Windenergieanlagen nicht nur an die günstigsten Standorte lenkt.

Auch andere regenerative Stromerzeugungsanlagen kommen in der Regel nicht ohne die Einspeisevergütung des EEG aus. Die Einspeisevergütungen für solare Strahlungsenergie und für Strom aus Biomasse liegen oberhalb des Vergütungssatzes für Windenergie.

In beiden Fällen kommen weiter staatliche Unterstützungen, z. B. zinsgünstige Darlehen, hinzu. Die Nutzung der Tiefengeothermie zur Stromerzeugung steht in Rheinland-Pfalz wie auch im Bundesgebiet erst am Anfang. Mit Unterstützung der Landesregierung wird derzeit ein Projekt in Speyer realisiert. Geothermie und Biomasse haben gegenüber der Windkraft den Vorteil, witterungsunabhängig zu sein. Hierdurch ist eine bedarfsorientierte Steuerung der Stromerzeugung möglich. Sie können eine Alternative zu fossilen Stromerzeugungsanlagen darstellen. Vor diesem Hintergrund sollte das im Lande vorhandene Potential dieser regenerativen Stromerzeugungstechnologien vorrangig genutzt werden.

12. Wie stellt sich die Windhöffigkeit in Rheinland-Pfalz im Vergleich zu anderen Bundesländern dar?

Die Bundesländer lassen sich hinsichtlich ihrer Windhöffigkeit nur schwer vergleichen. Generell kann man davon ausgehen, dass küstennahe Bundesländer windhöffiger sind als küstenferne. Trotzdem können Bundesländer, die nicht an der Küste liegen, windhöffig sein, wenn diese entsprechende Höhenlagen aufweisen und windexponiert sind.

Eine Möglichkeit der Beurteilung bilden Windkarten der mittleren Windgeschwindigkeit. Solche Karten werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erstellt. Allerdings handelt es sich dabei um mittlere Windgeschwindigkeiten in 10 m bzw. 50 m Höhe über Grund (siehe Abbildung 1). Da heutige Windenergieanlagen Nabenhöhen von 80 m bis 110 m haben, sind diese Karten nur bedingt aussagekräftig. Trotzdem lässt sich eine Tendenz bereits aus diesen Karten ablesen.

Abbildung 1: Windkarten des Deutschen Wetterdienstes, links: 10 m ü. Grund; rechts: 50 m ü. Grund.