Der Dienstleistungsvertrag wird unbefristet geschlossen kann aber zum Ende des Schuljahres gekündigt

Im Rahmen eines Dienstleistungsvertrages arbeiten vom Vertragspartner fest angestellte und hauptamtlich beschäftigte Fachkräfte (z. B. eine Musikschullehrkraft) an den neuen Ganztagsschulen. Für die Dienstleistung dieser Fachkräfte erhält der Vertragspartner Kostenersatz (Erstattung von Vergütung und Zusatzkosten). Da er auch Ausfallzeiten abdeckt, das heißt Vertretungskräfte im Verhinderungsfall zur Verfügung stellt, erhält er einen Kostenzuschlag.

Der Dienstleistungsvertrag wird unbefristet geschlossen, kann aber zum Ende des Schuljahres gekündigt werden.

Der außerschulische Kooperationspartner bestimmt die Angebotsinhalte und ist für die sachgerechte Ausführung verantwortlich.

Er bleibt Arbeitgeber.

Bei einem Kooperationsvertrag gestaltet der Kooperationspartner, z. B. eine kirchliche Jugendgruppe, eigenständig mit einer oder mehreren Personen (z. B. ein/e Jugendleiter/in) ein Projekt; es wird ein Stundenkontingent pro Woche für mindestens ein Schulhalbjahr vereinbart.

Für dieses Projekt erhält der Kooperationspartner eine Zuwendung, die sich orientiert an den Vergütungen für nebenamtliche/ nebenberufliche Beschäftigungsverhältnisse. Denn in der Regel werden bei solchen Kooperationsverträgen nebenamtlich/nebenberuflich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Kooperationspartners, unter Umständen aber auch ehrenamtlich Tätige eingesetzt.

Die vorgenannten außerschulischen Kooperationspartner wurden von sich aus aktiv in der landesweiten „Vermarktung" ihrer Angebote. Fast alle haben entsprechende Informationsmaterialien und Broschüren zu den Inhalten ihrer Angebote, zu den regionalen Untergliederungen und den Kontaktpersonen veröffentlicht.

Im Frühjahr 2003 hat zum ersten Mal eine landesweite „Messe der außerschulischen Kooperationspartner" stattgefunden, bei der die Schulen Kontakte knüpfen und Verträge anbahnen, d. h. Dienstleistungen „einkaufen" konnten. Der große Erfolg dieser Veranstaltung wird die Messe zum dauerhaften Unterstützungsprojekt machen.

Wo der Abschluss von Dienstleistungs- oder Kooperationsverträgen nicht möglich war, konnten die Schulen auch Beschäftigungsverhältnisse mit einzelnen außerschulischen Fachkräften, darunter in erster Linie BAT-Verträge begründen.

Über solche Vertragsabschlüsse konnten die Schulen wertvolle Qualifikationen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Arbeits- und Wirtschaftswelt gewinnen. So sind z. B. folgende Fachkräfte im Rahmen von Projekten, Arbeitsgemeinschaften und sonstigen unterrichtsergänzenden Angeboten tätig: ein Ernährungswissenschaftler, eine Fremdsprachenkorrespondentin, ein Kunstmaler, ein Designer, ein Musikschullehrer, ein Trainer, ein Sanitäter, ein Gärtnermeister, ein Fluglehrer, eine Jugendleiterin.

9. Unterstützungsleistungen der pädagogischen Service-Einrichtungen, der Schulbehörde und des Ministeriums

Die pädagogischen Service-Einrichtungen unterstützen und begleiten die neuen Ganztagsschulen in ihrem Entwicklungsprozess.

Sie tun dies in enger Abstimmung miteinander und unter Berücksichtigung ihrer Arbeitsschwerpunkte. Bereits im September 2001 haben die Service-Einrichtungen unter Federführung des Pädagogischen Zentrums (PZ) eine didaktische Sammlung herausgegeben, die Lehrerinnen und Lehrer in ihrer praktischen Arbeit unterstützt; ihr Titel lautet: „Die Ganztagsschule in Rheinland-Pfalz ­ Mehr Zeit zum Fördern, Lernen und Leisten". Diese Sammlung wird von Zeit zu Zeit aktualisiert.

Vom PZ können zusätzlich folgende Broschüren bezogen werden, die ebenfalls Hilfen für die praktische Arbeit an Ganztagsschulen enthalten: „Die Hauptschule als Ganztagsschule ­ Fördern, Lernen, Leisten" (PZ-Information 9/2001). „Die Hausaufgabenfrage in der Ganztagsschule ­ Didaktische Überlegungen, Anregungen, Erfahrungen" (PZ-Information 2/2002).

Außerdem können sich die neuen Ganztagsschulen unmittelbar an das PZ wenden, das im Rahmen seiner Beratungsfunktion gemeinsam mit den Schulen Lösungsansätze entwickelt und für die Praxis geeignete Modelle vorschlägt.

Im Rahmen von Fachtagungen wird das Thema unter Beteiligung der Schulen, der pädagogischen Service-Einrichtungen und Fachleuten aus Hochschulen vertieft. Die nächste Fachtagung dieser Art findet am 10. November 2003 in Mainz statt. Thema: „(Haus-) Aufgaben im Konzept der Ganztagsschule". Gleichzeitig veröffentlicht das Pädagogische Zentrum eine weitere Broschüre zu diesem Thema unter dem Titel: „Ganztagsschule auf dem Weg zu einer sinnvollen (Haus-)Aufgabenpraxis".

Das Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung (IFB) hat einen Reader „Unterwegs zur Ganztagsschule" herausgegeben, der unter den Stichworten „Das pädagogische Handlungsfeld an Ganztagsschulen, kreativer Unterricht, Supervision, darstellendes Spiel, Verkehrserziehung, Umwelterziehung, interkulturelles Lernen, soziales Lernen" theoretisch fundierte und praktisch orientierte Beiträge zur Ganztagsschule enthält.

Hauptaufgabe des IFB ist aber die Organisation von Fortbildungen, die größtenteils im gemeinsamen Veranstaltungsplan enthalten und gerade auf die Bedürfnisse der neuen Ganztagsschulen zugeschnitten sind. Dazu gehören:

1. zentrale Fortbildungsveranstaltungen, z. B. für Schulleiterinnen und Schulleiter im Bereich Schulmanagement, für Lehrkräfte zur Kooperation mit außerschulischen Partnern oder zur Unterrichtsentwicklung an Ganztagsschulen,

2. regionale Fortbildungsveranstaltungen, z. B. zum Aufbau, zur konzeptionellen Entwicklung oder zur Personalgewinnung der Ganztagsschulen,

3. schulinterne Fortbildung, z. B. zur Schulentwicklung der Ganztagsschulen, zur Gestaltung des erweiterten Zeitrahmens, zur Teamarbeit, zur Einbeziehung außerschulischer Partner.

Gemeinsam mit dem Sozialpädagogischen Fortbildungszentrum (SPFZ) hat das IFB weitere Fortbildungsangebote eingerichtet, die Mitte November mit ca. 100 angemeldeten Personen starten. Zielgruppe dieser Angebote sind Fachkräfte mit und ohne pädagogische Vorbildung, die aufgrund einer Rahmenvereinbarung oder aufgrund von Einzelverträgen an Ganztagsschulen eingesetzt sind. Die Fortbildung bereitet auf die Arbeit unter schulischen Bedingungen vor und gibt praxisorientierte Beratung. Sie vermittelt didaktische und methodische Vorstellungen zum Aufbau von Arbeitskonzepten sowie Methoden und Instrumente für die Arbeit mit unterschiedlichen Gruppen. Gemeinsam mit Lehrkräften werden Strategien im Umgang mit Konflikten und Störungen schulischer Veranstaltungen entwickelt. Gerade durch dieses Projekt wird deutlich, welche Bedeutung die Zusammenarbeit von Lehrkräften und außerschulischen Partnern hat. Für diese soll es selbstverständlich sein, gemeinsam mit Lehrkräften den schulischen Alltag zu gestalten und bei der Konzeptentwicklung mitzuwirken.

Eine spezielle dreitägige Fortbildungsveranstaltung des IFB für Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer hat bereits stattgefunden. Die Tagung hatte das Ziel, Fachkräfte aus Musikschulen, die primär Einzel- oder Kleingruppen-Unterricht kennen, mit der Arbeit in größeren Gruppen vertraut zu machen. Außerdem wurden organisatorische und rechtliche Detailfragen erläutert.

Daneben engagieren sich auch andere Kooperationspartner, wie die Kirchen oder die Landwirtschaftskammer im Bereich der Qualifizierung und Fortbildung.

Darüber hinaus werden zusätzliche schulinterne Fortbildungsmaßnahmen ermöglicht, die über ein Budget, das den einzelnen Schulen zur Verfügung gestellt wurde, finanziert werden. Mit diesem Budget können auch freie Träger in Abstimmung mit dem IFB in Anspruch genommen werden. Nach den Rückmeldungen der Schulen wird das Budget sehr geschätzt; ein Teil des Geldes wurde bereits im Startjahr genutzt.

Schließlich unterstützt auch die dritte Service-Einrichtung, nämlich das Landesmedienzentrum (LMZ) die Ganztagsschule durch vielfältige, strukturelle und inhaltliche Angebote.

Zu den strukturellen Angeboten zählen systematische modulare und auf ein Zertifikat zielende Fortbildungen für Lehrkräfte und Multiplikatoren in Ganztagsschulen, Online-Hilfen für die medienpädagogische Praxis und Unterstützung für die Umsetzung von Projekten durch ein „Medien-Mobil".

Zu den vier Gestaltungselementen der Ganztagsschule hat das LMZ inhaltliche Angebote vorgelegt. Diese wurden ab Herbst 2002 auf einer CD-ROM zur Verfügung gestellt und u. a. an alle Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz kostenlos verteilt. Daneben stehen die Materialien auch online zur Verfügung.

Das Angebot besteht aus ausgearbeiteten Praxisbausteinen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten, Zielgruppen und Zeitansätzen für die Umsetzung. Es enthält Bausteine für Einzelstunden, für Projekte und AG-Konzepte für Schulhalbjahre und bietet Material für jede Schulstufe.

Seit Februar 2003 ist die weitere Entwicklung der Ganztagsschule in Rheinland-Pfalz auf einer eigenen Homepage unter www.ganztagsschule.rlp.de stets aktualisiert im Internet zu verfolgen. Über „Links" lässt sich unmittelbar Kontakt mit vielen Ganztagsschulen im Land aufnehmen. Ihre zentrale Funktion besteht darin, relevante Informationen rund um die Ganztagsschule in neuer Form bereitzuhalten und an unterschiedliche Zielgruppen wie Eltern, Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler oder andere Interessierte zu vermitteln. Die Informationen beziehen sich insbesondere auf die bisherige Entwicklung und die vorgesehenen Planungsschritte. Das Kernstück der Homepage ist die Sparte „GTS lebendig", in der einzelne Schulen und unterschiedliche Aktivitäten an den Schulen vorgestellt werden. Dies erfolgt durch Berichte über Projekte, Veranstaltungen mit Kooperationspartnern oder durch Schilderungen aus dem Tagesgeschehen. Die Schulen sind hier zu aktiver Mitarbeit aufgefordert.

Auf der Homepage kann zudem auf eine Internetbibliothek rund um das Thema Ganztagsschule und auf eine Jobbörse zugegriffen werden, über die Bewerbungen eingegeben oder Einstellungsangebote abgerufen werden können.

Zur Personalgewinnung haben die Schulen zusätzlich die Möglichkeit, über ein Budget von 1 000,­ Stellenanzeigen in der örtlichen Tagespresse zu schalten. Jobbörse und Budget konnten bisher erfolgreich eingesetzt werden. Viele außerschulische Fachkräfte konnten auf diesen Wegen für die Gestaltung eines Ganztagsschulangebots gewonnen werden.

Im Übrigen werden die neuen Ganztagsschulen von der Schulbehörde und dem Ministerium in allen inhaltlichen und personellen Fragen unterstützt. Hilfestellung erhalten die Schulen vor allem im Rahmen von Informationsveranstaltungen, aber auch durch zusätzliche Beratung vor Ort. Den Schulaufsichtsbeamtinnen und -beamten und den zuständigen Ganztagsschulreferaten in Trier und Mainz ist es zu verdanken, dass Problemlösungen rasch und unbürokratisch erarbeitet wurden.

10. Wissenschaftliche Begleitforschung

Um die neuen Ganztagsschulen auf ihrem Weg zu einem attraktiven und pädagogisch wertvollen Ganztagsangebot zusätzlich zu unterstützen, hat das Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von rheinlandpfälzischen Hochschulen vereinbart, den Entwicklungsprozess an ausgewählten Schulen zu begleiten, zu analysieren und die gewonnenen Erfahrungen für alle anderen Ganztagsschulen in neuer Form, insbesondere in den Folgejahren nutzbringend aufzuarbeiten.

Im Rahmen eines begrenzten Ausschreibungsverfahrens wurden vier Projekte der wissenschaftlichen Begleitung der Ganztagsschule in neuer Form mit einer Laufzeit von jeweils zwei Jahren an rheinland-pfälzische Hochschulen mit einem Finanzvolumen von insgesamt ca. 500 000 vergeben.

Die Projekte im Einzelnen: Projekt 1: „Die Entwicklung der Ganztagsschulkonzeption und ihre Umsetzung an der einzelnen Schule" (Laufzeit: 1. August 2002 bis 31. Juli 2004) Ausführung: Projektgruppe des Pädagogischen Instituts der Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter der Leitung von Prof. Dr. Fritz-Ulrich Kolbe.

Aufgabe des Projekts ist es, an insgesamt 24 Schulen die Entwicklung und Umsetzung der ganztagsschulspezifischen Elemente zu beschreiben und Steuerung sowie Revisionsmöglichkeiten des Entwicklungsprozesses zu analysieren. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen dabei vor allem: die Rolle der unterschiedlichen pädagogischen Akteure vor Ort (Lehrkräfte, Schulleitung, pädagogische Fachkräfte, außerschulische Partner), die Einstellung und Beteiligung der Eltern und der Schülerinnen und Schüler, die Mitwirkung von Schulaufsicht, Ministerium und pädagogischen Service-Einrichtungen, die organisatorische Form des Ganztagsschulangebots und vor allem die inhaltliche Gestaltung der Ganztagsschule unter besonderer Berücksichtigung des Aspekts der Attraktivität der Angebote für die Schülerinnen und Schüler und das daraus folgende Wahlverhalten.

Die Projektgruppe hat das Vorhaben gesplittet in ­ eine quantitative Untersuchung an 20 Schulen mit Hilfe zweier detaillierter Fragebögen für Schulleitungen bzw. pädagogische Lehr- und Fachkräfte. Die Fragebögen werden derzeit ausgewertet;

­ vergleichende Einzelfallstudien an vier Schulen der Sekundarstufe I mit dem Ziel einer vertieften Begleitung des Entwicklungsprozesses. Derzeit werden die Untersuchungsergebnisse in Gesprächen mit den Schulen rückgespiegelt;

­ vergleichende Einzelfallstudien an zwei Grundschulen aus der 2. Errichtungsstaffel.

Projekt 2: „Die Ganztagsschule in Kooperation mit außerschulischen Partnern" (Laufzeit: 1. August 2002 bis 31. Juli 2004) Ausführung: Projektgruppe der Evangelischen Fachhochschule Ludwigshafen unter der Leitung von Prof. Dr. Haro Schreiner.

Aufgabe des Projekts ist es, an insgesamt sieben Schulen den Beitrag der außerschulischen Partner zur Gestaltung der Ganztagsschule zu beschreiben. Dabei sollen insbesondere folgende Informationen erhoben werden: die gegenseitigen Erwartungen von Schule, Schulleitung, Lehrkräften und außerschulischen Partnern, der mögliche pädagogische Gewinn für die Schule durch die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern und die Chancen für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe.

Aus der Analyse sollen Entscheidungshilfen erwachsen, die einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit für die Kooperation zwischen Schule und außerschulischen Partnern erfüllen können.

Die Projektgruppe hat zunächst in offenen Interviews mit Schulleitungen und Kooperationspartnern die Entwicklung der Kooperation und die damit verbundenen gegenseitigen Interessen erfasst und als Grundlage für eine tiefer gehende schriftliche Befragung des o.a. Personenkreises genutzt.

Projekt 3: „Selbstgesteuertes Lernen in der Ganztagsschule am Beispiel von naturwissenschaftlichen Freihand-Experimenten" (Laufzeit: 1. November 2002 bis 31. Oktober 2004) Ausführung: Konsortium der Universität Koblenz-Landau, Abteilung Koblenz, bestehend aus Vertretern des Instituts für Wissensmedien und dem Fachbereich Naturwissenschaften unter federführender Leitung von den Profs. Drs. Furbacher/Rödler.

Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung ist es, insgesamt sechs Ganztagsschulen im Großraum Koblenz bei der Entwicklung und Implementierung neuer Lehr- und Lernformen im Gestaltungselement „Unterrichtsbezogene Ergänzungen" unter Einbeziehung einer E-Learning-Plattform zu beraten und zu begleiten.

Die E-Learning-Plattform mit den Experimenten ist eingerichtet und wird derzeit von den beteiligten Lehrkräften mit den Schülergruppen erprobt.