Versorgung von Schlaganfallpatienten in Rheinland-Pfalz

In einem Artikel der Rhein-Zeitung vom 14. Juli 2004 stellte der anerkannte Schlanganfall-Experte Prof. Dr. Klaus Lowitzsch (Heidelberg) fest, dass eine flächendeckende Versorgung für Schlaganfallpatienten in Rheinland-Pfalz nicht gewährleistet ist. Da 73 Prozent aller Schlaganfallpatienten älter als 65 Jahre sind, sieht er aufgrund der demographischen Entwicklung insbesondere für die Zukunft einen erheblichen Nachholbedarf.

Ich frage die Landesregierung:

1. Nach welchen Kriterien sollen in Rheinland-Pfalz Schlaganfallpatienten in Schlaganfalleinheiten („Stroke Unit") aufgenommen werden?

2. Welche Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz verfügen mit welcher Bettenkapazität zurzeit über eine Schlaganfalleinheit erster Ordnung?

3. Welche Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz verfügen mit welcher Bettenkapazität zurzeit über eine Schlaganfalleinheit zweiter Ordnung?

4. Inwieweit teilt die Landesregierung die Auffassung von Prof. Dr. Lowitzsch, dass eine flächendeckende Versorgung von Schlaganfallpatienten in Rheinland-Pfalz nicht gewährleistet ist?

5. Wie war die Auslastung der Schlaganfalleinheiten erster und zweiter Ordnung im Jahr 2003?

6. Sind der Landesregierung aus dem Jahr 2003 Fälle bekannt, wo in Rheinland-Pfalz Schlaganfallpatienten aufgrund von Bettenmangel nicht aufgenommen werden konnten?

7. Wie sieht der weitere geplante Ausbau von Schlaganfalleinheiten in Rheinland-Pfalz aus?

Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheithat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 4. August 2004 wie folgt beantwortet:

Die Sicherstellung der flächendeckenden Akutversorgung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten in Rheinland-Pfalz ist eines der besonderen Anliegen der rheinland-pfälzischen Gesundheitspolitik. Bereits 1997 wurde eine Arbeitsgruppe unter fachlicher Leitung von Herrn Professor Dr. Klaus Lowitzsch, damals Chef der Abteilung für Neurologie im Klinikum der Stadt Ludwigshafen, gebildet, die die Landesregierung beraten hat und weiter berät. Bereits 1999 hat das Land sechs zentrale Schlaganfalleinheiten in neurologischen Abteilungen an Schwerpunktkrankenhäusern und Krankenhäusern der Maximalversorgung sowie drei regionale Einheiten an Krankenhäusern der Regelversorgung und der Schwerpunktversorgung eingerichtet, die an zentrale Einheiten angebunden sind. Da mit der Ausweisung regionaler Einheiten an internistischen Abteilungen Neuland betreten wurde, wird die Behandlung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten dokumentiert und bewertet. Die Qualitätssicherung der Schlaganfallbehandlung in Rheinland-Pfalz obliegt einem speziellen Fachausschuss, wobei die Auswertung der landesweiten Dokumentation über einen Fragebogen in der neurologischen Abteilung des Uniklinikums Homburg erfolgt. Herr Professor Dr. Lowitzsch ist wie andere Experten der Auffassung, dass Rheinland-Pfalz bei der Versorgung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten bereits jetzt bundesweit eine Spitzenposition einnimmt. Durch die Umsetzung eines flächendeckenden Versorgungskonzeptes für ganz Rheinland-Pfalz, die noch im Jahre 2004 erfolgen soll, wird diese Spitzenposition bestätigt.

Zu 1.: In Schlaganfalleinheiten sollen diejenigen Patientinnen und Patienten behandelt werden, deren Heilungsperspektive durch die Betreuung in einer solchen Einheit verbessert werden kann. Die Patientinnen und Patienten sollen möglichst kurzfristig nach Ein, 13. August 2004 tritt des Schlaganfalls in einer geeigneten Einrichtung behandelt werden. Die an die Versorgung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten zu stellenden Anforderungen sind im Landeskrankenhausplan 2003 (Gliederungsnummer 8.1.3.12) zusammengefasst und können sich mit dem Stand der medizinischen Erkenntnisse ändern.

Maßgeblich ist stets der aktuelle Stand der medizinischen Erkenntnisse.

Zu 2.: In Rheinland-Pfalz verfügen zurzeit sechs Krankenhäuser über eine Schlaganfalleinheit erster Ordnung mit insgesamt 40 Betten. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Einrichtungen:

­ Städtische Krankenanstalten, Idar-Oberstein: vier Betten,

­ Krankenhausverbund Marienhof und Brüderkrankenhaus St. Josef, Koblenz: acht Betten,

­ Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz: acht Betten,

­ Westpfalz-Klinikum Standort I, Kaiserslautern: sechs Betten,

­ Klinikum der Stadt Ludwigshafen, Ludwigshafen: acht Betten,

­ Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Trier: sechs Betten.

Zu 3.: In Rheinland-Pfalz verfügen zurzeit drei Krankenhäuser über eine Schlaganfalleinheit zweiter Ordnung mit insgesamt zwölf Betten.

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Einrichtungen:

­ Krankenhaus Hetzelstift, Neustadt an der Weinstraße: vier Betten,

­ Krankenhaus Maria Hilf, Bad Neuenahr-Ahrweiler: vier Betten,

­ Stadtkrankenhaus, Worms: vier Betten.

Zu 4.: Die Behandlung der Patientinnen und Patienten mit akutem Schlaganfall wird bereits derzeit für zwei Drittel der Schlaganfallpatientinnen und -patienten (cirka 8 000) dokumentiert. Von den erfassten Patientinnen und Patienten wurden 64 Prozent (5 147 Patientinnen und Patienten) in Schlaganfalleinheiten und 36 Prozent (2 853 Patientinnen und Patienten) in Kliniken behandelt, die nach dem Schlaganfall-Konzept dokumentieren (sieben neurologische und 22 internistische Abteilungen in Rheinland-Pfalz). Die Umsetzung der flächendeckenden Versorgung mit ausgewiesenen Schlaganfalleinheiten ist bis zum Ende des Jahres 2004 vorgesehen.

Zu 5.: Die Auslastung der Schlaganfalleinheiten erster und zweiter Ordnung in Rheinland-Pfalz im Jahr 2003 stellt sich wie folgt dar: Schlaganfalleinheit: Auslastungsgrad 2003

Städtische Krankenanstalten, Idar-Oberstein 102 Prozent Krankenhausverbund Marienhof und Brüderkrankenhaus St. Josef, Koblenz 83 Prozent Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz 88 Prozent Westpfalz-Klinikum Standort I, Kaiserslautern 85 Prozent Klinikum der Stadt Ludwigshafen, Ludwigshafen 95 Prozent Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Trier 92 Prozent Krankenhaus Hetzelstift, Neustadt an der Weinstraße 73 Prozent Krankenhaus Maria Hilf, Bad Neuenahr-Ahrweiler 59 Prozent Stadtkrankenhaus, Worms 85 Prozent 40 Betten der zentralen Schlaganfalleinheiten (früher Schlaganfalleinheiten erster Ordnung) waren im Jahr 2003 insgesamt mit 4 029

dokumentierten Patientinnen und Patienten belegt. Die zwölf Betten der regionalen Schlaganfalleinheiten (früher Schlaganfalleinheiten zweiter Ordnung) waren mit 1 118 dokumentierten Patientinnen und Patienten im Jahr 2003 ausgelastet. Die angegebenen Auslastungsgrade bei sehr hohen Patientenzahlen haben ihre Ursache in kurzen Verweildauern in der Schlaganfalleinheit.

Zu 6.: Nein.

Zu 7.: Ziel ist die Akutversorgung von rund drei Viertel der Schlaganfälle (cirka 9 000 pro Jahr) in Schlaganfalleinheiten, sodass die Zahl der Plätze von derzeit 52 auf bis zu 100 Plätze erhöht werden soll. Dabei ist auch die möglichst vollständige Dokumentation der Fälle ein Ziel. Die Ausweisung der für die bedarfsgerechte Versorgung erforderlichen Schlaganfalleinheiten ist noch für dieses Jahr vorgesehen.