Auszubildenden

Außerdem konnten sie positive Erfahrungen bei der Durchführung von eigenen Projekten sammeln.

Als schwierig bezeichneten die Jugendlichen unzuverlässige und unmotivierte Mitglieder, den Rückgang der Beteiligung an den Projekten und die mangelnde Flexibilität einiger Erwachsener. Die Umsetzung der anspruchsvollen Projekte ist manchmal schwierig und stößt auf Widerstände. Schwierigkeiten bereitet auch die Organisation der Arbeitsgruppen und das zu enge Haften an Reglements oder Budgets. Viele Bürgerinnen und Bürger kennen das Jugendparlament bzw. den Jugendbeirat nicht. Beklagt wird auch, dass noch keine Nachhaltigkeit in der Gemeindepolitik erreicht wurde.

Die Jugendlichen erzählen im Freundeskreis und in der Schule anderen Jugendlichen von ihrem Projekt. Die Reaktionen sind interessiert bis ablehnend. Viele Jugendlichen im gleichen Alter sind erstaunt ob des Engagements und fragen nach dem Nutzen.

Sie zweifeln oft an, dass die Mitglieder des Jugendbeirats bzw. -parlaments richtig ernst genommen werden.

Auf die Frage, was sie bisher erreicht haben, antworteten die Jugendlichen, dass ein Jugendtreff renoviert und eingerichtet wurde, ein Skaterpark gebaut wurde, diverse Feste und Projekte durchgeführt wurden und die Öffentlichkeit über die Interessen der Jugendlichen informiert wurde. Die Jugendlichen werden von der etablierten Politik wahrgenommen.

Die Jugendlichen sind außerdem noch in der Schule und in diversen Vereinen engagiert. Sie tauschen sich mit anderen Jugendvertretungen im Land aus und sind mit ihnen vernetzt. „Stimmrecht im Stadtrat ­ nicht nur Rederecht" ist die Antwort der Jugendlichen des Jugendparlaments Kaiserslautern auf die Frage, was sie gerne anders haben wollen. Außerdem wünschen sie sich einen größeren Etat und mehr Geld für das Jugendparlament, die Einrichtung eines Briefkastens für Jugendliche an einer zentralen Stelle in der Stadt, wo Jugendliche die Möglichkeit haben, sich mit Anliegen direkt an das Jugendparlament zu wenden, sowie Aktionen zur Steigerung der Bekanntheit des Jugendparlaments. Die Jugendlichen des Jugendbeirats der Stadt Neuwied wünschen sich mehr Zeit, um ihre Projekte intensiver bearbeiten zu können. Außerdem würden sie es begrüßen, wenn sie die Schulen mehr in ihre Arbeit einbinden könnten.

2. Gespräch mit den Erwachsenen und den Jugendlichen

a) Geschichte des Projekts/aus welcher Richtung kam die Initiative zur Partizipation?

In Neuwied ergab eine Umfrage an den Schulen den Wunsch nach einer Jugendvertretung. In Kaiserslautern war der Ursprung des Jugendparlaments durchaus kinder- und jugendgewollt. In der politischen Durchsetzung war jedoch manchmal die Lobbyarbeit engagierter Erwachsener nötig.

b) Zieldiskussion

Die Jugendlichen verfolgen mit dem Jugendparlament bzw. dem Jugendbeirat das Ziel, die Zukunft aktiv zu gestalten. Sie wollen ihre eigenen Interessen vertreten, um ihre Stadt jugendfreundlicher zu machen. Die Stadt Kaiserslautern verfolgt mit dem Jugendparlament das Ziel, die politische Willensbildung ihrer jungen Bürger zu stärken und sie für eine aktive gesellschaftliche Mitverantwortung zu gewinnen. Die Jugendlichen haben über das Parlament die Möglichkeit, ihre Interessen gegenüber der Stadt zu artikulieren und durchzusetzen. Die Stadt Neuwied bietet den Jugendlichen mit dem Jugendbeirat eine legitimierte Beteiligungsform, deren Ergebnisse sich auf die Planung und Gestaltung der Stadt entsprechend auswirken.

Bei der Realisierung dieser Partizipationsformen sollen die Jugendlichen Handlungskompetenzen wie z. B. Projektorganisation, Präsentation und Öffentlichkeitsarbeit lernen. Sie sollen als Experten in eigener Sache demokratische Verhaltensweisen einüben.

Die Projektziele werden erreicht. Die Jugendlichen bestimmen die Ziel-, Themensetzung und Umsetzung ihrer Projekte.

c) Methodische Umsetzung der Projektziele

Bei der Beteiligung der Jugendlichen wird auf deren Rollenerwartungen, deren Kommunikationsbedürfnisse und -defizite eingegangen. Durch das Jugendparlament bzw. den Jugendbeirat wird das Kommunikationsvermögen, die Urteilsfähigkeit sowie die Teamfähigkeit der Jugendlichen gefördert. Ebenso fördert diese Beteiligungsform die Kreativität und Freude an der „eigenen Gestaltung".

Sowohl für das Jugendparlament als auch für den Jugendbeirat gibt es eine festgelegte Satzung. Beide Beteiligungsformen orientieren sich inhaltlich und methodisch an dem Alter und der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen. Geschlechtsspezifische und soziale Rollenvorstellungen werden thematisiert. Durch die gemeinsame Arbeit werden Vorurteile abgebaut und gegenseitiges Verständnis gefördert.

Medien wie Beamer, Overhead, Internet, Musik und Video werden aktiv in der Arbeit eingesetzt und dienen passiv zur Information. Dadurch wird die Medienkompetenz der Jugendlichen besonders gefördert. Ihnen ist bewusst, dass die Medien das Projekt, sie selbst und andere beeinflussen.

d) Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ihr Partizipationsverhalten Prinzipiell partizipieren alle Jugendlichen gleichermaßen. Tatsächlich ist die Partizipation aber abhängig von der Intensität, mit der sich jeder einzelne in der Gruppe einbringt. Die erwachsenen Begleiter sorgen allerdings methodisch dafür, dass alle Mitglieder zu Wort kommen.

Die Aufgaben werden unter den Jugendlichen nach Interesse und Fähigkeiten verteilt. Die Jugendlichen arbeiten außerdem auch in Vereinen oder bei Schulprojekten mit.

e) Wirkung des Projekts

Die Gestaltungserfahrungen beim Jugendparlament bzw. Jugendbeirat konnten mit gesellschaftlichen und politischen Erkenntnissen verbunden werden. Die Jugendlichen erfassen Politik als greifbare und erfahrenswerte Sache. Die Jugendlichen des Jugendbeirats in Neuwied sind der Meinung, dass Partizipation nur gelingt, wenn sie von den Erwachsenen ernst genommen werden und wenn sie feste Rechte und Möglichkeiten haben, da es sich ansonsten nur um eine Alibibeteiligung handelt.

Die Erwartungen der Jugendlichen stimmten weitgehend mit dem Erreichten überein. Es gab allerdings auch Enttäuschungen, wenn Ideen an finanziellen Hürden oder bürokratischen Realitäten scheiterten.

Der Jugendbeirat der Stadt Neuwied ist als legitimierter und dauerhafter Ausschuss der Gemeinde angelegt. Das Jugendparlament der Stadt Kaiserslautern ist ebenfalls auf Dauer angelegt, sofern immer genügend engagierte Jugendliche vorhanden sind und die Stadt an der Idee des Jugendparlaments festhält.

Den Jugendlichen ist bewusst, dass ihr Handeln Bedeutung für die Politik hat. Die Jugendlichen des Jugendbeirats Neuwied sind der Meinung, dass sie zeigen, dass Politik Spaß machen kann und dass sie der Politikverdrossenheit entgegenwirken.

f) Grenzen des Projekts

Auf die Frage „Wer hat die letzte Entscheidungsbefugnis?" antworteten die Jugendlichen, dass letztendlich der Stadtrat oder die Verwaltung entscheiden. Sie können aber durch konkrete Anregungen und Anträge diese Entscheidung beeinflussen, wobei es schwierig wird, wenn es um Geld und Ressourcen geht.

Als schwierig schätzen die Jugendlichen die lang andauernden Entscheidungsprozesse in der Erwachsenenpolitik ein. Die Umsetzung anspruchsvoller Projekte ist schwierig und stößt manchmal auf Widerstände.

g) Rolle der Erwachsenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der lokalen Verwaltung und Politik wie z. B. der Jugenddezernent oder die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendbüros unterstützen die Jugendlichen. Sie erklären die rechtlichen und politischen Zusammenhänge, sind Bindeglied zur Verwaltung und zur Politik und leisten Lobbyarbeit. Die Jugendlichen werden zu Fraktionssitzungen und informellen Gesprächen eingeladen.

h) Stadt/Land

Die Frage, ob es bei dem Projekt spezifische Voraussetzungen oder Besonderheiten gibt, welche aus einem ländlichen oder städtischen Umfeld resultieren, beantworteten die Jugendlichen des Jugendparlaments Kaiserslautern dahingehend, dass Kaiserslautern eine Stadt ist, in der auch viele Jugendliche aus dem Umland zur Schule gehen. Die Jugendlichen des Jugendbeirats in Neuwied berichteten, dass sie die Interessen von Jugendlichen aus insgesamt 15 Stadtteilen vertreten. Die Partizipation von Jugendlichen in einer größeren Stadt ist nur durch die Bereitstellung geeigneter Strukturen zu gewährleisten. Im ländlichen Umfeld können Interessen bereits durch informelle Kontakte aufgenommen werden. Dies ist im städtischen Raum nicht angezeigt.

3. Persönliche Einschätzungen/Besonderheiten

a) Jugendparlament Kaiserslautern

1. Jugendliche arbeiten selbständig. Allerdings muss ihnen bei Bedarf die notwendige Unterstützung und Hilfe kommunaler Verwaltungen und Politikerinnen und Politiker gegeben werden.

2 Eine unbürokratische Zusammenarbeit kommunaler Akteure (Schulen, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Verwaltung etc.) ist die Voraussetzung, um zu positiven Projekten zu führen und bei den Jugendlichen nachhaltig das Bild von Politik und Politikern positiv zu prägen.

3. Kinder- und Jugendparlamente sind eine wichtige Beteiligungsform und können dort, wo sie nachhaltig unterstützt werden, bei Beteiligten und Außenstehenden einen nachhaltigen Eindruck entfalten und positive Erfahrungen vermitteln.

4. Die Lehrerinnen und Lehrer und die Schulleitung spielen in der Kommune als Ansprechpartnerinnen und -partner für die Bekanntmachung und Werbung für außerschulische Beteiligungsprojekte eine entscheidende Rolle. Eine höhere Bereitschaft, im Schulalltag auf solche Beteiligungsmöglichkeiten hinzuweisen, wäre wünschenswert.

5. In kommunalen Beteiligungsprojekten arbeiten Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten mit und ohne Migrationshintergrund und aus allen Schularten zusammen. Dies gilt es zu fördern.

b) Jugendbeirat der Stadt Neuwied

Die Mitglieder des Jugendbeirates Neuwied, die Fachkräfte der Verwaltung und die Verantwortlichen der Kommunalpolitik betonen ausdrücklich folgende Erfolgsgrundlagen für eine gelungene Beteiligung in Form des beschriebenen institutionellen Projektes:

1. Einrichtung geeigneter Strukturen für den Jugendbeirat (Satzung, Geschäftsordnung).

2. Bereitstellung von Ressourcen (Räume, Mittel für die Organisation der eigenen Arbeit).

3. Gewährleistung einer fachlichen Begleitung der Jugendvertretung, fungierend als Geschäftsstelle, pädagogische Beratung und Bindeglied zur Stadtverwaltung (personelle Ressource).

4. Den Jugendlichen einen Gestaltungsspielraum im Rahmen ihrer eigenen Arbeit belassen, jugendgerechte Flexibilität trotz verwaltungstechnischer Verfahren und Vorgaben ermöglichen.

5. Förderung der Kommunikation der Jugendvertreter mit der Verwaltung und der Politik.

II. Zusammenfassung über die Vor-Ort-Besuche zum Themenschwerpunkt „Jugendbildung/Aktivierung zur Eigeninitiative"

1. Allgemeiner Teil

a) Projektbeschreibung

aa) Sprecherinnen- und Sprechkreis der Evangelischen Jugend Kaiserslautern (SK)

Der SK ist der ehrenamtliche Leitungskreis der Evangelischen Jugend in Kaiserslautern. Die 15 mitarbeitenden Jugendlichen sind in der Vollversammlung gewählt und zwischen 16 und 25 Jahren alt. Der SK übernimmt Leitungsfunktionen der Evangelischen Jugend in Kaiserslautern und führt selbst Projekte durch. Zwei der Mitarbeitenden sind weiterhin in die Leitungsgremien der Erwachsenenkirche auf Bezirks- und auf Landesebene gewählt. Weitere vier vertreten den SK Kaiserslautern in dem ehrenamtlichen Leitungsgremium des Jugendverbandes in der Landeskirche. Unter anderem werden folgende Projekte durchgeführt: Jugendtelefon und Jumail Kaiserslautern: Bereitstellung eines jugendgerechten Beratungsangebots von Jugendlichen für Jugendliche in Kaiserslautern. Jugendliche erhalten am Telefon Unterstützung für ihre Probleme. Das Projekt läuft seit zwei Jahren. In der einjährigen Ausbildungsphase werden die Jugendlichen angeleitet, die ihnen gestellten Aufgaben zu bewältigen. Die Mitarbeit erfordert eine hohe Verbindlichkeit, da sie zu den veröffentlichten Telefonzeiten ansprechbar sein müssen. Mit dem Jumailprojekt haben Studierende die Möglichkeit, über E-Mail-Kontakt das Beratungsangebot zu erhalten.

Mitarbeitendenausbildung mit Zertifikat: Jugendliche werden ausgebildet zur Arbeit mit Jugendlichen im Jugendverband.

Auf die Plätze, fertig, los: Wer sich bewegt, bewegt was!: Beteiligung am entwicklungspolitischen Projekt der Evangelischen Jugend in der Pfalz.

Die Evangelische Jugend der Pfalz hat sich im Jahr 2004 eine neue Ordnung gegeben. Die „alten" Vertretungsstrukturen werden reformiert. Durch die neue Ordnung entstanden in den Kirchenbezirken Sprecherinnen- und Sprecherkreise als neues Vertretungsorgan der Jugendverbandsarbeit. Der vorgestellte Kreis ist seit ca. vier Monaten neu gewählt und besteht aus 15 Delegierten. Zielgruppe sind evangelische Jugendliche und weitere Interessierte. Über die offenen Angebote werden die Jugendlichen weiter zur Mitarbeit motiviert. Die Mitarbeit im SK ist nicht an die Konfession gebunden. Laut Satzung werden 15 Delegierte gewählt, bei den Projekten können auch weitere Jugendliche mitmachen. Die Legislaturperiode des SKs beträgt zwei Jahre, die Mitarbeit in den Projekten ist zeitlich nicht befristet.

bb)Netzwerk für Demokratie und Courage ­ Landesnetzstelle Rheinland-Pfalz

Das Netzwerk bildet in zweiwöchigem Training junge Erwachsene als so genannte Teamerinnen und Teamer aus, die dann zu zweit in Schulen gehen und mit Jugendlichen die Themen „Rassismus" bzw. „Toleranz" in interaktiver Form bearbeiten.

Das Projekt ist aus dem so genannten „Semperkreis" entstanden, ein lockerer Zusammenschluss mehrerer Jugendorganisationen (DGB-Jugend, Naturfreundejugend, Jusos, Grünes Jugendbündnis, SJD ­ Die Falken). 1999 wurde das Konzept entwickelt und im selben Jahr an mehreren Schulen in Sachsen getestet.

Die Teamerinnen und Teamer sind junge Erwachsene ab 18 Jahren. Sie leiten die Projekttage, gehen an Schulen oder in Betriebe und arbeiten dort mit den Schülerinnen und Schülern oder den Auszubildenden. Es gibt sechs verschiedene Projekttage mit unterschiedlichem Schwerpunkt, die den Schulen zur Auswahl angeboten werden („Schublade offen ­ am Anfang war das Vorurteil"; „I have a dream..., Utopien brauchen Mut"; „We Are Different"; „Europa der Zukunft"; „Demokratie und Mitbestimmung", „Der Information auf der Spur"). Neue, unkonventionelle Methoden (Einsatz von Medien, Rollenspielen etc.) sollen den Schülerinnen und Schülern eine willkommene Abwechslung zum üblichen Unterricht bieten; dadurch können die inhaltlichen Aspekte besser vermittelt werden. Wichtig ist die Nachhaltigkeit: Die Lehrerinnen und Lehrer sind an diesem Tag nicht dabei, werden aber nach dem Projekttag über die besprochenen Inhalte informiert, so dass sie später im Unterricht dieses Thema weiter behandeln können.

cc) Internationale Wanderausstellung: Anne Frank ­ Eine Geschichte für heute, Bad Kreuznach Anisha Kranz und Sascha Schmidt organisierten und leiteten ehrenamtlich und aus eigener Initiative heraus in Bad Kreuznach die internationale Wanderausstellung „Anne Frank ­ eine Geschichte für heute" vom 6. November bis 5. Dezember 2004. Das besondere an dem Projekt ist das pädagogische Konzept, das darauf aufbaut, dass Jugendliche sich ehrenamtlich als Ausstellungsbegleiterinnen und Ausstellungsbegleiter ausbilden lassen und dann die Besucherinnen und Besucher (vor allem Schulklassen und andere Jugendgruppen) durch die Ausstellung begleiten.