Wie haben sich die Preise beim Milchquotenhandel seit der Einführung der Milchbörsen

Wie hat sich die durchschnittliche Milchquote je Betrieb seit Einführung der Milchbörsen entwickelt?

Eine statistische Erhebung der einzelbetrieblichen Anlieferungsreferenzmengen erfolgt weder in Rheinland-Pfalz noch in Deutschland. Aus der nationalen Garantiemenge sowie der Zahl der Milchviehhalter in Deutschland kann die durchschnittliche einzelbetriebliche Anlieferungsreferenzmenge ermittelt werden. Danach ist seit Einführung der Verkaufsstellen für Anlieferungsreferenzmengen im April 2000 bundesweit die Anlieferungsreferenzmenge je Milcherzeuger von 191 000 kg auf 214 000 kg (+ 12 %) gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat die durchschnittliche einzelbetriebliche Anlieferungsreferenzmenge nach den Aufzeichnungen der rheinland-pfälzischen Molkereien um 45 133 kg auf 259 412 kg (+ 21 %) zugenommen.

Wie haben sich die Preise beim Milchquotenhandel seit der Einführung der Milchbörsen entwickelt?

Nach Schaubild 4-3 lagen die Gleichgewichtspreise (Transferpreise) für Anlieferungsreferenzmengen an der Verkaufsstelle in Rheinland-Pfalz an den drei ersten Verkaufsterminen mit 0,77 /kg, 0,82 /kg und 0,67 /kg zwischen 0,20 und 0,07 /kg zum Teil deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Lediglich bei den Börsengeschäften im Juli und Oktober 2001 wurden im Durchschnitt der Bundesrepublik geringfügig höhere Gleichgewichtspreise gezahlt als in Rheinland-Pfalz. Ohne Berücksichtigung der saisonalen Schwankungen sind die Transferpreise an der Verkaufsstelle von Oktober 2000 bis Oktober 2001 sowohl in Rheinland-Pfalz als auch im übrigen Bundesgebiet gestiegen.

Schaubild 4-3: Ergebnis der Milchquotenbörsen in Deutschland

Wie beurteilt die Landesregierung die Entwicklung der Preise für die Milchquoten?

Börsenimmanent bleibt festzustellen, dass die Milchquotenpreise mit Einführung der Verkaufsstellen seit 1. April 2000 gegenüber dem freien Handel von Landwirt zu Landwirt in den Jahren davor nicht gesunken sind. Da Milchquoten nach wie vor knapp sind, haben die Nachfrager bei allen Börsenterminen den Gleichgewichtspreis auf relativ hohem Niveau bestimmt. Insgesamt ist der Zeitraum von zwölf Monaten mit fünf Börsenterminen aber noch zu kurz, um einen abschließenden Trend in der Preisentwicklung festzustellen.

Aus ökonomischer Sicht beurteilt die Landesregierung die Milchquotentransferpreise auch nach Einführung der Verkaufsstellen als zu hoch. Dies vor allem vor dem Hintergrund eines möglichen Auslaufens oder einer tief greifenden Umgestaltung der Garantiemengenregelung Milch durch die Europäische Gemeinschaft im Jahre 2008.

Wie stellt sich die strukturelle Entwicklung der Betriebsgrößen und der Wirtschaftlichkeit der rheinland-pfälzischen Milchviehbetriebe im Vergleich zu anderen Bundesländern dar?

In Bezug auf die statistischen Angaben wird auf die Antwort zu Frage 2.1 verwiesen.

Die strukturelle Entwicklung der Milchviehbetriebe in Rheinland-Pfalz ist durch ein Wachstum sowohl in Bezug auf die Anzahl der Milchkühe als auch auf die Flächenausstattung gekennzeichnet. So stieg zwischen 1991 und 1995 noch die Zahl der Milchkühe in Betrieben mit einer Flächenausstattung zwischen 50 und 100 ha an. Ab 1995 war diese Zahl rückläufig; lediglich die Zahl der Milchkühe in Betrieben mit mehr als 100 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche nahm noch zu.

Eine vergleichbare Entwicklung zeichnete sich z. B. in Schleswig-Holstein ab, während in anderen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg auch zwischen 1995 und 1999 die Zahl der Milchkühe in Betrieben mit einer Flächenausstattung zwischen 50 und 100 ha noch anstieg. Diese Tendenz zeigt sich auch bei der Entwicklung der Zahl der Betriebe mit Milchkühen (vgl. Tabelle 9 und Tabelle 10 sowie Anlage 1 und 2 zu Frage 4.6).

Der Vergleich zu anderen Bundesländern zeigt, dass in Rheinland-Pfalz 1991 mit einem durchschnittlichen Bestand von 17,5 Milchkühen noch weniger Milchkühe gehalten wurden als im Bundesdurchschnitt (22 Milchkühe). 1999 wurden dagegen mit ca. 32 Stück mehr Milchkühe in rheinland-pfälzischen Betrieben gehalten als im Bundesgebiet (Durchschnitt 31,1 Kühe/ Betrieb). Bei der durchschnittlichen Milchleistung je Kuh liegen die rheinland-pfälzischen Betriebe mit 5 869 kg (2000) allerdings noch unter dem Bundesdurchschnitt (vgl. Anlage 3 zu Frage 4.6). Da in Deutschland die strukturellen Verhältnisse einen größeren Einfluss auf die interregionale Wettbewerbskraft der Milchviehhaltung haben als die natürlichen Standortfaktoren, ist eine vergleichsweise gute Ausgangsposition für eine nachhaltige ökonomische Milchwirtschaft vorhanden.

Ohne Ammen- und Mutterkühe. Die Vergleichbarkeit zwischen den Jahren ist aufgrund methodischer Änderungen eingeschränkt.

Quelle: Landwirtschaftszählung/Agrarstrukturerhebung Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Wie beurteilt die Landesregierung die Wettbewerbsfähigkeit der rheinland-pfälzischen Milchbauern?

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird in erheblichem Maße von den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen geprägt. Dennoch spielen im internationalen Vergleich die Produktionskosten in der Milcherzeugung eine entscheidende Rolle für die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Beim Vergleich größerer Betriebe (Betrieb mit ca. 100 Milchkühen) untereinander hat sich gezeigt, dass innerhalb der EU nur irische Betriebe über nennenswerte Kostenvorteile verfügen. Sie erzeugen Milch zu Produktionskosten von ca. 0,20 /kg, während die meisten leistungsstarken Betriebe in Deutschland und Rheinland-Pfalz bei 0,25 /kg und mehr liegen. Die wichtigsten Ursachen für die irischen Kostenvorteile sind niedrige Lohnsätze, niedrige Futterkosten und niedrige Gebäude- und Maschinenkosten.

Die Produktionskosten zwischen Groß- und Kleinbetrieben an einem Standort unterscheiden sich wesentlich stärker als die Produktionskosten zwischen verschiedenen Standorten. Die Kleinbetriebe können mit ihren relativ hohen Kosten (zumeist weit über 0,30 /kg) zwar kurz- und mittelfristig am Markt bestehen, da sie vielfach mit abgeschriebenen, aber noch funktionsfähigen Anlagen wirtschaften und vorwiegend unternehmenseigene Faktoren einsetzen. Ihre Entlohnung kann auch deutlich unterhalb des allgemeinen Lohn-, Zins- und Pachtniveaus ausfallen, ohne dass es zu einer Schließung des Unternehmens kommt. Langfristig haben diese Betriebe aber nur realistische Zukunftsperspektiven, wenn sie ein erhebliches betriebliches Wachstum realisieren können.

Unter diesem Aspekt ist die Milchviehhaltung in den kleiner strukturierten Regionen der EU, und dazu gehört Rheinland-Pfalz, im Vergleich zu einigen anderen Mitgliedstaaten (vor allem das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Dänemark) noch mit erheblichen Wachstumsschritten konfrontiert, die aufgrund der Milchquotenregelung enorme Kosten verursachen und damit die Wettbewerbsstellung vieler Betriebe schwächen.

Der weltweite Vergleich führt dazu, dass an einigen Produktionsstandorten auf der Südhalbkugel der Erde die Produktionskosten für Milch mit 0,10 bis 0,15 /kg nur ungefähr halb so hoch sind wie in der EU. Dies sind insbesondere die Länder Neuseeland, Australien, Argentinien und Uruguay. Der wichtigste Grund für die geringeren Produktionskosten sind klimatische Standortvorteile, die eine ganzjährige Weidehaltung zulassen. Geht man davon aus, dass infolge der begrenzten Expansionspotenziale auf der Südhalbkugel der Grenzstandort für die Produktion gut transportabeler Milchprodukte auch künftig auf der Nordhalbkugel liegen wird, so rückt der Vergleich zwischen Nordamerika und der EU in den Mittelpunkt der ökonomischen Bewertung. Bezüglich der natürlichen und wirtschaftlichen Standortbedingungen verfügen die USA über keine wesentlichen Standortvorteile im Vergleich zur EU. Die Produktionskosten in größeren US-Betrieben liegen, je nach unterstelltem Wechselkurs, zwischen 0,20 und 0,25/kg.

Eine Größenordnung die ­ wie bereits ausgeführt ­ auch leistungsstarke Betriebe in Rheinland-Pfalz und Deutschland erreichen können.

Die Stärken der rheinland-pfälzischen Milchwirtschaft dürften in dem hohen produktionstechnischem Know-how der Landwirte, dem schwachen Euro und der guten Kapitalverfügbarkeit der Betriebe liegen. Im internationalen Vergleich erhöhen Direktzahlungen wie Rindfleisch- oder Flächenprämien sowie Zahlungen für die externen Wohlfahrtsleistungen der Landwirte zur Erhaltung der Kulturlandschaft (z. B. Ausgleichszulage) die Wettbewerbskraft der Betriebe, sofern die Prämien nicht zu steigenden Kauf- und Pachtpreisen bei Flächen führen.

Wie beurteilt die Landesregierung die wirtschaftliche Situation der rheinland-pfälzischen Molkereiunternehmen im Hinblick auf die zukünftige Wettbewerbsentwicklung?

Die von den rheinland-pfälzischen Molkereien erzeugten Produkte entsprechen den Erfordernissen der Märkte. Die Herstellung von Interventionsware geht ständig zurück und umfasst nur noch einen sehr geringen Anteil. Die Produktpalette orientiert sich eindeutig an der Nachfrage. Somit reagiert die Molkereiwirtschaft ständig auf die aktuellen Verbrauchertrends. Dabei ist bemerkenswert, dass der Anteil der Produkte Butter und Milchpulver deutlich zugunsten anderer Milchprodukte zurückgegangen ist (Tabelle 11).

Diese Veränderung der Produktpalette unterstreicht, dass die rheinland-pfälzischen Molkereien ihre erfolgreiche Entwicklung nicht zuletzt der konsequenten Ausrichtung ihrer Produktion an den Erwartungen des Marktes zu verdanken haben.

Der kontinuierliche und dynamische Anpassungsprozess der rheinland-pfälzischen genossenschaftlich organisierten Molkereien hat sich in den letzten Jahren weiter fortgesetzt. Durch weitere Fusionen mit Molkereien außerhalb von Rheinland-Pfalz und neue Genossenschaftsmitglieder in benachbarten Bundesländern und benachbarten EU-Mitgliedstaaten verdoppelte sich die Milchverarbeitungsmenge der rheinland-pfälzischen Molkereien binnen weniger Jahre auf annähernd zwei Milliarden kg. Das bedeutet, dass lediglich ca. 40 % der verarbeiteten Milchmenge noch aus heimischer Erzeugung kommen. Nach der Milchverarbeitungsmenge rangieren die zwei rheinland-pfälzischen Molkereien unter den ersten fünfzehn auf Bundesebene.

Durch Produktinnovationen, die Erschließung neuer Marktsegmente, die Mobilisierung von Rationalisierungsreserven und die durch Konzentration auf wenige Be- und Verarbeitungsstandorte erreichte Stückkostendegression konnten die rheinland-pfälzischen Molkereien ihre Marktposition in den vergangenen Jahren beständig ausbauen. Ausdruck dieser Wettbewerbskraft sind der deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegende Milchauszahlungspreis (vgl. Antwort zu den Fragen 4.1 und 4.2) sowie die von 1990 bis 2000 um 70 % gesteigerte Produktionsmenge, die in 2001 nochmals erhöht werden konnte.