Entwicklungen in Bezug auf Sportarten, Sportstätten und Motive eines bürgerschaftlichen Engagements

Welche neuen Entwicklungen in Bezug auf Sportarten, Sportstätten und Motive eines bürgerschaftlichen Engagements im Sport sieht die Landesregierung unter Berücksichtigung der Auswirkungen des demographischen Wandels?

Die Entwicklungsverläufe einzelner Sportarten sind nicht vorhersehbar. Die Berichterstattung in den Medien sowie die ökonomischen Interessen der Sportartikelhersteller unterstützen oder bremsen Trends.

Damit kann auch das Wechseln Jugendlicher von einer Sportart oder auch von einem Verein zum anderen z. T. erklärt werden. In Konsequenz dieser Erkenntnis wird das Land Rheinland-Pfalz keine Sportart bevorzugen, sondern es wird die Zukunftsfähigkeit der Vereine, die sich durch Jugendarbeit und breit gefächerte Sportangebote auszeichnet, als Förderkriterium anwenden.

Eine neue Planungskultur unter Beteiligung der Betroffenen ist notwendig (speziell für Sporträume für sehr junge und ältere Menschen). Sie stellt die Umsetzung einer (Sport-)Idee in den Mittelpunkt. Als Beispiel kann der Wunsch nach Errichtung einer Finnenbahn (=mit Muldenrinde überzogene Lauffläche) gelten. In solchen Fällen ist es notwendig, die Anzahl der dauernden Nutzer zu ermitteln.

Die früher zugrunde gelegten, auf Einwohner bezogenen Flächenwerte wie z. B. Hallenfläche pro tausend Einwohner sind zu generell und werden dem demographischen Wandel wie auch der sich ständig wandelnden Nachfrage nach Sportarten nicht gerecht.

Die Landesregierung geht von folgenden Entwicklungen aus: Ältere Menschen benötigen für ihre Gesundheitssportformen eher kleinere Räume in möglichst hochwertiger Ausstattung (Böden, Tageslicht, Sanitärbereiche).

Für Sportformen in den Themenfeldern Fitness, Wellness und Expressivität gelten teilweise die gleichen Raumanforderungen wie für die Gesundheitssportformen (kleine Hallen, Studios). Hinzu kommen vermehrt Räume mit Geräteausstattung in Studiogröße (Wasser, Sauna, Massage- und Therapieräume).

Für Sportformen in den Themenfeldern Ausdauer und Natursport werden mehr Sportgelegenheiten wie Wander- und Laufstrecken benötigt, Wegenetze für Fahrradfahrer und Inlineskater (manchmal auch nur temporär für Lauf- oder Inlineskate-Veranstaltungen) vorgehalten. Unterstützt wird dadurch ein Prozess der Rückgewinnung und Wiederaneignung wohnumfeldnaher Räume durch Bewegung und Sport, wie er seit vielen Jahren in Teilen schon beobachtbar ist. Da die Übergänge zwischen sportlicher und alltäglicher Nutzung fließend sind, wird letztlich die Integration des Sports in den Lebensalltag augenfällig.

Für Sportformen aus dem Bereich des Team-Sports sollten neben den traditionellen Sporthallen vor allem ganzjährig zu nutzende Flächen vorgehalten werden. Dazu gehören u. a. Asphaltflächen, Kunstrasenplätze und Freilufthallen, aber auch z. B. Beach-Volleyball-Felder.

3. Welchen Handlungsbedarf erkennt die Landesregierung in diesem Zusammenhang unter besonderer Berücksichtigung der Sportverbände, -vereine und -organisationen?

Aus der Erkenntnis der zu verstärkenden Zielgruppenarbeit wird das Aus- und Fortbildungssystem der diese Gruppen zu Betreuenden permanent weiterzuentwickeln sein.

Bereits jetzt haben Sportverbände und Sportvereine ihr Angebot in vielen Bereichen auf die Zielgruppe älterer Menschen hin erweitert oder geändert. So sind Angebote wie (Nordic-)Walking, Aqua-Fitness, Herzgymnastik, funktionelle Rückenschule Beispiele, die auf die Gesunderhaltung zielen und Teil der Vereinsarbeit sind.

Handlungsbedarf wird hier in der Ansprache älterer Menschen gesehen.

Die fachlichen und persönlichen Kompetenzen der dort eingesetzten ehrenamtlichen Betreuer müssen verstärkt Beachtung finden.

Dies ist nur mit Mitteln des zeitnahen Erfahrungsaustauschs der Beteiligten möglich. Dieser Anspruch hat Auswirkungen auf die Führung der Sportvereine und Sportorganisationen. Abgrenzungen im System der „eigenen" Verbände sind dabei ein wesentliches Hindernis einer notwendig werdenden, umfassenden Kommunikation über gleich gelagerte Zielgruppenarbeit.

Derzeit existieren elf Ausbildungsstätten des Sports in Rheinland-Pfalz. Diese Einrichtungen sollten vernetzt werden und alle denkbaren Synergieeffekte nutzen. Dieser Prozess könnte in einem gemeinsamen Jahresfortbildungsprogramm des Sports münden.

4. Welche Bedeutung misst die Landesregierung einer sportlich aktiven Lebensgestaltung im Alter bei?

Sport ist im Gegensatz zu früher nicht mehr allein das Privileg der Jugend. Die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger zeigen ein größer werdendes Interesse am Sport. Der Wert sportlicher Angebote für ältere Menschen ist unbestritten. Sport kann Gesundheit und Beweglichkeit erhalten, fördert die Selbstständigkeit, schafft soziale Kontakte und wirkt so der Altersvereinsamung und Altersresignation entgegen. Das Erleben der eigenen körperlichen Leistungsfähigkeit ermuntert, regt auch zu geistigen Aktivitäten an und verbessert dadurch die Lebenszufriedenheit.

Deshalb misst die Landesregierung sportlichen Aktivitäten bis ins höchste Lebensalter besondere Bedeutung bei. Sport hat hierbei nicht nur die eben beschriebenen Funktionen, letztendlich geht auch eine Steigerung der Lebensqualität damit einher. Insbesondere sportliche Aktivitäten wie Übungen zur geistigen Leistungsfähigkeit oder Training von Älteren unter dem Aspekt der Sturzprophylaxe sowie gymnastische Übungen im Sitzen oder im Wasser sind Möglichkeiten der Gesundheitsprävention bis ins höchste Alter und werden teilweise auch in Altenheimen gezielt zur Gesunderhaltung angeboten.

5. In welcher Weise setzt sich die Landesregierung für den Sport für Ältere ein?

6. Welche Entwicklung und welche Schwerpunkte setzt die Landesregierung hier in den nächsten Jahren?

Angesichts der demographischen Entwicklung wird die Bedeutung sportlicher Angebote für Ältere ständig steigen. Bereits heute ist jeder/jede Fünfte in unserer Gesellschaft 60 Jahre und älter. Im Jahr 2025 wird ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland das 60. Lebensjahr überschritten haben. Deshalb müssen sich Vereine, Verbände und die Politik auf diese Veränderungen in der Bevölkerungspyramide einstellen.

Ältere sind interessierter denn je, sich nicht nur sportlich zu betätigen, sondern dies auch in organisierter Form zu tun.

Die Sportorganisationen reagieren mit verschiedenen Programmen und Aktionen auf die Veränderungen der demographischen Entwicklung.

Ausbildungen zum Übungsleiter „Sport für Ältere" oder zum „Seniorenberater" werden angeboten und inhaltlich regelmäßig den neuen gesellschaftlichen Bedürfnissen angepasst.

Informationsveranstaltungen und Broschüren (z. B. Seniorensportbroschüre, Bewegungsangebote 70plus) weisen Sportvereinen den Weg, sich den Interessen der Älteren auch im Sportverein verstärkt zu widmen.

Sport-Aktionstage wie „Tagung der Älteren", „Seniorensporttage", „Seniorensportfeste" bieten allen Interessierten Gelegenheit, Sport kennenzulernen und sich einem Sportverein anzuschließen.

Die Landesregierung wird die erfolgreiche Zusammenarbeit der Landesleitstelle „Älter werden in Rheinland-Pfalz" mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz e. V. und dem Landessportbund Rheinland-Pfalz zu einer sportlich aktiven, gesund erhaltenden, gesunden und geselligen Lebensweise im Alter auch in Zukunft durch einzelne Projektmaßnahmen fortsetzen.

Im Mai 2005 erschien die sechste Sonderausgabe der Spätlese, eine Zeitschrift für Seniorinnen und Senioren, mit dem Titel „Gesundheit im Alter". Neben Fragestellungen zu „Gesund alt werden", richtiger Ernährung und geistiger Topform war auch der Bereich „Bewegung macht Spaß ­ für Bewegung und Sport ist es nie zu spät" ein wichtiges Kapitel der Sonderausgabe. Die Sonderausgabe der Spätlese „Gesundheit im Alter" wurde gemeinsam mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V. veröffentlicht und erfreut sich reger Nachfrage.

In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz e. V. soll bis Ende des Jahres 2007 eine Überarbeitung der Spätlese Sonderausgabe „Gesundheit im Alter" erfolgen, die ein erweitertes Praxiskapitel beinhalten und mehrere Trainingsübungen darstellen wird.

Am 25. April 2006 veranstaltete die Landesleitstelle „Älter werden in Rheinland-Pfalz" des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen gemeinsam mit dem Landessportbund Rheinland-Pfalz einen „Aktionstag zu Bewegung und Sport für ältere Menschen ­ mitmachen, begeistern lassen, fit bleiben" in der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern.

Über 400 ältere Menschen aus Rheinland-Pfalz nahmen daran teil. Neben verschiedenen Mitmachangeboten, wie ein Parcours „Bewegt jung bleiben", gab es u. a. Arbeitskreise zu Themen wie „Stürze verhindern ­ die Trainierbarkeit von Älteren unter dem Aspekt der Sturzprävention". Ein mentales Aktivierungstraining für Seniorenberaterinnen und Seniorenberater sowie Sportassistentinnen und -assistenten für Ältere im Sportverein rundeten den Aktionstag ab.

Dem Landessportbund selbst, seinen Mitgliedsorganisationen sowie den Sportvereinen geht es zum einen um das zielgruppengerechte Sportangebot, aber auch um gemeinsame Aktivitäten über den Sport hinaus und Möglichkeiten, sich aktiv in das Vereinsleben einzubringen. Dieses Ziel wird unter anderem mit der „richtig fit ab 50"-Initiative verfolgt.

Darüber hinaus sollen nicht nur die Angebote in Sportvereinen und die Qualifizierung von Übungsleitern für die Zielgruppe der Älteren ausgeweitet, sondern auch durch bestimmte Maßnahmen die Älteren zum ehrenamtlichen Engagement im Sport animiert werden.

Da aktive Ältere vor allem Sportarten wie Wandern, Radfahren, Schwimmen und Tanzen bevorzugen, sind geeignete Fuß- und Radwege sowie der freie Zugang zur Landschaft wichtige Voraussetzungen für sportliche Aktivitäten. Eine besondere Bedeutung für diese Altersgruppe hat das Schwimmbad, das möglichst leicht und sicher erreichbar sowie finanziell erschwinglich sein muss.

Aus diesem Grund hat die Landesregierung für die Jahre 2007 bis 2009 ein spezielles Bädersanierungsprogramm aufgelegt, um die Badinfrastruktur in unserem Bundesland zu sichern. Im Hinblick auf die insgesamt abnehmende Mobilität älterer Menschen ist es notwendig, dass für sie das Wohnungsumfeld bewegungsgerecht gestaltet wird.

c) Sport und Gewaltprävention

1. Wie beurteilt die Landesregierung die Entwicklung der Problematik der Gewalt im Umfeld von Sportveranstaltungen?

Im Bundesvergleich sind in Rheinland-Pfalz hinsichtlich der Gewalt im Umfeld von Sportveranstaltungen keine Besonderheiten zu verzeichnen. Gleichwohl werden auch hier ­ gerade bei Fußballspielen der Bundesligen und der Oberliga Südwest ­ regelmäßig polizeiliche Einsatzmaßnahmen erforderlich.

Um einer möglichen negativen Entwicklung frühzeitig entgegentreten zu können, hat das Innenministerium eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die „Sicherheitskonzeption Fußball Rheinland-Pfalz" erarbeitet hat. Ziel der Konzeption soll die Verbesserung der Zusammenarbeit von Polizei, Veranstaltern sowie den entsprechenden Vereinen, die Intensivierung des Informationsaustausches und eine verbesserte Abstimmung von Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalt sein.

2. Gibt es seitens der Landesregierung erfolgreiche Konzepte der Gewaltprävention?

Im Zusammenhang mit der Planung des Polizeieinsatzes anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und den Fußballspielen am WM-Spielort Kaiserslautern hatte sich die Polizei des Landes auf alle denkbaren Einsatzlagen vorbereitet. Hierzu gehörten auch umfangreiche Maßnahmen gegen Gewalttäter bzw. zur Verhinderung entsprechender Auseinandersetzungen.

Die diesbezüglichen Vorbereitungen hatten sich dabei ausdrücklich bewährt.

Daher war es folgerichtig, dass seitens des Innenministeriums bereits im August 2006 eine Arbeitsgruppe eingesetzt wurde mit dem Auftrag, die Erfahrungen der WM 2006 in einer „Sicherheitskonzeption Fußball Rheinland-Pfalz" zusammenzufassen und so für die Einsätze im Ligabetrieb zu nutzen.

Durch die Umsetzung dieser Sicherheitskonzeption wird somit eine Aktualisierung der Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau gewährleistet.

Das Sicherheitskonzept beinhaltet dabei die folgenden wesentlichen Eckpunkte:

­ Umfassende Erkenntnisgewinnung zur frühzeitigen Lagebewertung und Maßnahmenplanung.

­ Nutzung aller präventivpolizeilichen Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalttaten.

­ Enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit den Kommunen, insbesondere den Ordnungsämtern.

­ Intensive Nutzung der Datei „Gewalttäter Sport".

­ Konsequente und beweissichere Strafverfolgung bei begangenen Delikten.

­ Umsetzung eines Sicherheitskonzeptes auch bei Spielen der Oberliga Südwest.

­ Zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit zur Verdeutlichung der polizeilichen Maßnahmen.

­ Umfassende Informationssteuerung an alle beteiligten Dienststellen.

­ Fortschreibung der Fortbildungskonzeption „Fußballeinsätze".

­ Einrichtung einer „Lenkungsgruppe Sport und Sicherheit Oberliga Südwest".

­ Fortführung des Dialogs zwischen Verband, Vereinen, Fanbetreuung und der Polizei.

Durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Ansätze in einem konzentrierten Sicherheitspaket werden somit alle Maßnahmen gegen die Gewalt in und um Fußballstadien gebündelt und dadurch die Wirkung erheblich verbessert.

Ein Erfolg versprechendes Maßnahmenkonzept zur Verhinderung von Gewalt im Bereich von Fußballspielen muss von allen Stellen gemeinsam umgesetzt werden.

Hier sind die Vereine, Kommunen, Verbände und Sicherheitsbehörden gleichermaßen gefordert.

Nur in enger Kooperation können die notwendigen Anstrengungen geleistet werden. Hierzu zählen beispielsweise die:

­ Auswahl und Schulung geeigneter Ordner,

­ Prüfung und Ergänzung baulicher und technischer Sicherheitsmaßnahmen,

­ Erstellung einheitlicher Stadionordnungen oder

­ gemeinsame öffentliche Distanzierung von Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

Von daher stellt der hier beschriebene, strukturierte und regelmäßige Informationsaustausch eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung, Realisierung und Koordinierung der Sicherheitsmaßnahmen dar.

Als beispielhaftes Projekt zur Gewaltprävention kann das auf Initiative des Ministerium des Innern und für Sport ins Leben gerufene „Straßenfußballprojekt ballance 2006" genannt werden.