Tatverdächtigenbelastungszahl

Um die Veränderungen in den einzelnen Altersgruppen bewerten zu können, ist es erforderlich, die o. a. Zahl der ermittelten Tatverdächtigen einer Altersgruppe ins Verhältnis zu der in ihrer Altersgruppe jeweils gemeldeten Wohnbevölkerung zu setzen. Ansonsten bliebe die Bevölkerungsentwicklung vollkommen unberücksichtigt.

Die Polizei arbeitet hier mit der so genannten Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ). Sie ist die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen einer Altersgruppe, hochgerechnet auf 100 000 gemeldete Einwohner dieser Altersgruppe, ohne Kinder unter acht Jahren. Je kleiner die TVBZ, desto geringer ist die Zahl der Angehörigen dieser Altersgruppe, die tatverdächtig waren.

Die Gesamttatverdächtigenbelastungszahlen der einzelnen Altersgruppen haben sich in den letzten zehn Jahren wie folgt entwickelt:

Obwohl die Polizei in den vergangenen Jahren die bisher höchsten Aufklärungsquoten erreicht hat und insgesamt so viele Tatverdächtige ermittelt hat wie nie zuvor, ist die Zahl der tatverdächtigen Kinder mit 1 931 tatverdächtigen Kindern je 100 000 gemeldete Kinder dieser Altersgruppe auf den in den letzten neun Jahren niedrigsten Stand zurückgegangen. Dieser langfristige Rückgang ist eine sehr positiv zu bewertende Entwicklung.

Die Tatverdächtigenbelastungszahl der Jugendlichen erreichte über den Zeitraum von 1997 bis 2006 betrachtet 2002 mit 7 439 tatverdächtigen Jugendlichen je 100 000 gemeldete Jugendliche einen Höhepunkt. Danach sank sie kontinuierlich bis auf 6 897 im Jahr 2005. Im Jahr 2006 erreichte sie mit 7 087 tatverdächtigen Jugendlichen je 100 000 gemeldete Jugendliche wieder einen höheren Wert, der allerdings erheblich unter den Werten der Jahre 2000 bis 2002 liegt.

Die Tatverdächtigenbelastungszahl der Heranwachsenden stieg von 1997 bis 2000 an. Nach einem vorübergehenden Rückgang im Jahr 2001 setzte sich dieser Anstieg bis 2004 fort. 2005 ergab sich erstmals wieder ein ­ wenn auch nur leichter ­ Rückgang auf 8 878 tatverdächtige Heranwachsende je 100 000 gemeldete Heranwachsende. Dieser Rückgang verstärkte sich im Jahr 2006, in dem die Polizei 8 573 tatverdächtige Heranwachsende je 100 000 gemeldete Heranwachsende ermittelt hat.

Die deliktischen Schwerpunkte der minderjährigen Tatverdächtigen waren 2005 und 2006 wie bereits in den vorangegangenen Jahren insbesondere Delikte der Eigentumskriminalität, Erschleichen von Leistungen, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Die große Mehrzahl der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden wird nicht straffällig. Gleichwohl gilt es, die Entwicklung in diesen Altersgruppen weiterhin sorgfältig zu beobachten, um eine schnelle, aber auch angemessene Reaktion auf delinquentes Verhalten zu gewährleisten. Die Landesregierung fördert auch deshalb die Einrichtung von „Häusern des Jugendrechts" an den Standorten der fünf Polizeipräsidien. In Ludwigshafen arbeitet das Haus des Jugendrechts seit rund zwei Jahren sehr erfolgreich. Das zweite Haus in Mainz steht vor der Eröffnung. Auch an den übrigen drei Präsidialstandorten soll diese Einrichtung zügig geschaffen werden.

Straftaten gegen das Leben:

Die Polizei hat 2005 44 Mordfälle bearbeitet, 2006 waren es 46. Bei Betrachtung der Entwicklung dieses Kapitaldeliktes über den Zeitraum von zehn Jahren zeigt sich, dass die Polizei 1995 57 Morde bearbeitet hat und 1996 69. 1976, also vor 30 Jahren, waren es 88 und 1977 67 Morde. Tendenziell ist langfristig ein Rückgang dieses schwerwiegendsten Verbrechens in Rheinland-Pfalz zu beobachten.

Von Bedeutung ist auch der Anteil der versuchten Morde, bei denen das Opfer nicht getötet wurde. Von den 44 im Jahr 2005 registrierten Morddelikten endeten 18 als Versuch; von den 46 im Jahr 2006 festgestellten 28. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vergleich mit vor zehn Jahren: 1995 registrierte die Polizei 57 Morddelikte, davon 33 Mordversuche und 24 vollendete Delikte, 1996 waren es 69 Morddelikte, davon 35 Mordversuche und 34 vollendete Taten.

Eigentumskriminalität: 1993 betrug der Anteil der Eigentumskriminalität an den insgesamt registrierten Straftaten noch 56,6 %. Seitdem ist er kontinuierlich zurückgegangen. Er liegt 2006 bei nur noch 33,6 %.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung in den letzten zehn Jahren: Ausgehend vom Jahr 2002 mit insgesamt 114 328 registrierten Fällen des Diebstahls sind diese Delikte bis zum Jahr 2006 kontinuierlich um 13 873 Fälle oder 12,1 % zurückgegangen.

Die Zahl der Diebstähle unter erschwerenden Umständen ist seit 1997 rückläufig. Lediglich in den Jahren 2002 und 2004 hat die Polizei jeweils vorübergehend einen leichten Anstieg registriert. Die Diebstähle ohne erschwerende Umstände weisen seit 2004 sinkende Tendenzen auf.

Zu den schweren Diebstählen gehören auch die Wohnungseinbruchsdiebstähle, deren Zahl im Berichtszeitraum kontinuierlich gesunken ist. Waren im Jahr 2004 noch 5 376 Diebstähle unter erschwerenden Umständen aus Wohnräumen registriert worden, so waren es 2005 mit 4 552 Fällen immerhin 824 Delikte weniger. 2006 sank ihre Zahl um weitere 615 auf 3 937 Fälle. Damit ist die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle im Zeitraum von 2004 bis 2006 um 1 439 Fälle bzw. 26,8 % gesunken. In 1 653 Fällen (42,0 % gegenüber 41,5 % 2005) endete der Wohnungseinbruch im Versuchsstadium.

2005 konnte die im Jahr 2004 auf 22,3 % verbesserte Aufklärungsquote auf 23,8 % gesteigert werden. 2006 hat die Polizei 22,1 % der angezeigten Wohnungseinbruchsdiebstähle aufgeklärt.

Auch die Zahl der Tageswohnungseinbrüche ist in den Jahren 2005 und 2006 gesunken. Mit 1 646 Fällen hat die Polizei 2005 279

Delikte weniger bearbeitet als 2004. 2006 sank ihre Zahl um weitere 224 auf 1 422 Fälle. Damit hat die Zahl der Tageswohnungseinbrüche im Vergleich der Jahre 2004 und 2006 um 503 Fälle abgenommen. Das entspricht einem Rückgang um 26,1 %.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche unterliegt von Jahr zu Jahr allerdings starken Schwankungen. Sie wird in besonderem Maße auch von den Aktivitäten reisender Tätergruppen beeinflusst. Suchen reisende Tätergruppen in einem Jahr Rheinland-Pfalz besonders stark heim, steigt die Anzahl der registrierten Straftaten, meiden sie Rheinland-Pfalz, gehen die Zahlen zurück. Im Berichtszeitraum bildete die Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen auch weiterhin einen Schwerpunkt polizeilichen Handelns.

Landesweite Schwerpunktmaßnahmen wie der Einsatz von Ermittlungsgruppen und Präventivstreifen oder die Intensivierung der Opferbetreuung und der Öffentlichkeitsarbeit sowie die Unterstützung der Bevölkerung trugen wesentlich zur Verunsicherung der Täter bei und führten zu zahlreichen Festnahmen.

Bemerkenswert ist, dass in den letzten Jahren der Anteil der versuchten Einbruchdiebstähle, also solcher Taten, bei denen die Täter erst gar nicht in ein Haus oder in eine Wohnung gelangten oder nichts entwendeten, von rund 34 Prozent im Jahr 2000 auf 42 Prozent im Jahr 2006 angestiegen ist.

Aufklärungskampagnen der Polizei und zahlreiche Sicherheitsberatungen haben offenbar dazu beigetragen, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Wohnungen besser gegen Einbrecher schützen. Mittlerweile müssen die Täter schon in mehr als vier von zehn Fällen aufgeben, ohne ihr Ziel zu erreichen, weil die Häuser besser gegen Einbrüche geschützt sind. Hinzu kommen aufmerksame Nachbarn, die bei verdächtigen Beobachtungen die Polizei alarmieren und so Einbrüche verhindern helfen.

Vermögens- und Fälschungsdelikte:

Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten, die für den Anstieg der Straftaten in den Jahren 2003 und 2004 insgesamt ausschlaggebend waren, erfolgten 2005 vorübergehend leichte Rückgänge. Mit 60 791 Fällen wurden 2 571 Delikte weniger angezeigt als 2004.

2006 setzte sich der Anstieg allerdings wieder deutlich fort. Bei einer Zunahme um 3 030 Fälle erreichten die Vermögens- und Fälschungsdelikte mit insgesamt 63 821 Fällen ihre bisher höchste Fallzahl.

Dies ist auch weiterhin im Wesentlichen auf Fälle des Waren- und Warenkreditbetruges4) zurückzuführen, deren Zahl im Zeitraum von 2002 bis 2006 immerhin um 11 530 Fälle bzw. 131,4 % auf 20 305 Delikte angewachsen ist. Dabei spielt das Internet eine immer größere Rolle. Gerade bei Geschäften im Internet sollte die Seriosität der Geschäftspartner geprüft und Geldzahlungen erst geleistet werden, wenn die Ware angekommen und überprüft ist. Seriöse Anbieter haben damit kein Problem.

Von Bedeutung ist darüber hinaus, dass die Polizei vermehrt Anzeigen wegen Warenkreditbetruges registriert, weil die Käuferinnen und Käufer wegen Zahlungsunfähigkeit nicht in der Lage sind, die gelieferten Waren zu bezahlen oder von vornherein nicht zahlen wollten.

Zwei komplexe Ermittlungsverfahren mit insgesamt 3 382 Einzeldelikten trugen 2005 daneben entscheidend zu einem Anwachsen der Fälle des Leistungsbetruges um 3 519 auf 6 720 Straftaten bei. 2006 sank die Fallzahl um 1 404 auf 5 316 Delikte. Dabei flossen mehrere Sammelverfahren mit ein.

Auch die Fälle des Leistungskreditbetruges wiesen in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Anstieg auf. 2005 wurden mit 2 421

Delikten 167 Fälle mehr angezeigt als im Jahr 2004. 2006 erfolgte eine beträchtliche Steigerung um 483 auf 2 904 Fälle (+ 20,0 %). Vielfach wurden Bestellungen oder Leistungen nicht beglichen. Nach Einschätzung der Polizeidienststellen förderte die ungünstige wirtschaftliche Lage vieler Privathaushalte im Berichtszeitraum diese Entwicklung.

Die Fälle des Computerbetruges, die in den vorangegangenen Jahren rückläufige Tendenzen aufwiesen, stiegen nach einer noch mäßigen Zunahme 2005 (+ 52 auf 148 Fälle) im Jahr 2006 um 225 auf 373 Fälle an (+ 152,0 %). Bei diesen Delikten handelte es sich um betrügerische Geldtransaktionen durch „Password-Phishing" und die unbefugte Erlangung von Internet-Zugangsdaten einhergehend mit Geld- oder Warentransaktionen.

Die Fälle des Abrechnungsbetruges im Gesundheitswesen haben nach einem starken Anstieg 2004(+2 808 auf insgesamt 5 566 Fälle) im Jahr 2005 zunächst deutlich abgenommen (­ 2 142 auf 3 424 Delikte). 2006 wuchs ihre Zahl wieder um 1 164 auf 4 588.

Die Fälle des Erschleichens von Leistungen, die 2004 um 1 632 Fälle auf 5 485 Fälle zugenommen hatten, gingen 2005 um 880 auf 4 605 Delikte zurück. 2006 wurden mit 5 032 Delikten wieder 427 Fälle mehr angezeigt. Hier wirkt sich der Umfang der Kontrollen der Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs und der Bundespolizei (Bahnpolizei) aus.

Erfreulich ist die Entwicklung der Fälle betrügerischer Verwendung unbarer Zahlungsmittel, z. B. gestohlener Kredit- und Debitkarten (EC-Karten), die bisher eine weitere Ursache des Anstiegs der Vermögens- und Fälschungsdelikte bildeten. Ihre Zahl ist 2005 gegenüber 2004, dem Jahr mit dem bisher höchsten Fallaufkommen, von 6 628 Delikten um 1 491 und 2006 um weitere 1 127 Fälle zurückgegangen. So wurden 2006 mit 4 010 Delikten immerhin 2 618 Fälle weniger angezeigt als noch 2004. Das entspricht einem Rückgang um 39,5 %.

4) Beim Warenbetrug verspricht der Täter, Ware zu liefern, was er jedoch nicht oder in minderer Qualität tut. Beim Warenkreditbetrug erlangt der Täter auf betrügerische Weise Waren ohne Gegenleistung oder auf Grund einer Anzahlung.