Krankenpflege

Landtag Rheinland-Pfalz ­ 15.Wahlperiode Nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die in Krankenhäusern verstorbenen Patientinnen und Patienten mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz in den Jahren 2000 bis 2004, untergliedert nach Altersgruppen: Quelle: Diagnosestatistik der Krankenhäuser, Statistisches Landesamt.

Dieser Statistik ist zu entnehmen, dass sich die Zahl der Menschen, die in Krankenhäusern sterben, in den letzten Jahren kaum geändert hat.

Die nachfolgende Tabelle enthält die Zahl der verstorbenen Menschen, die in ihrem Sterbeprozess Begleitung von ambulanten Hospizdiensten erhalten haben. Zudem werden Daten über die Sterbeorte dieser Personengruppe aufgelistet.

Quelle: LAG Hospiz.

Diese Daten zeigen, dass sich die Zahl der von ambulanten Hospizen begleiteten Menschen in den letzten acht Jahren knapp verdreifacht hat. Auch wenn die Gesamtzahl der Begleitungen mit 1 460 im Jahr 2005 gemessen an der Gesamtzahl der im Jahr 2005 Verstorbenen nur gut 3,5 Prozent beträgt, so ist doch entscheidend, dass sich der Hospizgedanke in den letzten Jahren in Rheinland Pfalz fast flächendeckend verankert hat. Dies belegen die steigenden Zahlen der Begleitungen.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zahl der in stationären Hospizen in Rheinland-Pfalz verstorbenen Menschen:

Todesort unbekannt in % k. A. k. A. Bei der Interpretation dieser Daten ist zu berücksichtigen, dass es das Ziel der stationären Hospize ist, sterbende Menschen in den letzten Wochen und Tagen ihres Lebens zu begleiten und den Angehörigen durch ihr Angebot eine Entlastung zu bieten.

Die stationären Hospize bereiten sterbende Menschen und ihre Angehörigen auf diese letzten Tage des Lebens vor, sie entlassen Menschen aber auch wieder nach Hause, wenn dies von ihnen und von den Angehörigen gewünscht wird und möglich ist.

Eine Veränderung der Sterbeorte ist im Betrachtungszeitraum aufgrund fehlender statistischer Daten nicht erkennbar, offensichtlich bleibt der Anteil der Menschen, die in Krankenhäusern versterben, stabil. Das heißt, es zeigt sich keine Verschlechterung der Situation in den letzten sechs Jahren. Es ist dennoch wünschenswert, dass die relativ hohe Zahl der im hohen Alter im Krankenhaus sterbenden Personen verändert wird.

3. Liegen hierzu Untersuchungen vor?

Umfragen belegen, dass die meisten Menschen zu Hause sterben möchten. Es gibt bisher allerdings in Deutschland kaum verlässliche Aussagen darüber, wie hoch der Anteil der Menschen ist, die in ihrer gewohnten Umgebung, sei es in der eigenen Wohnung oder in dem eigenen Zimmer einer Einrichtung der Altenhilfe, versterben.

An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurden im Jahr 1997 ­ erstmalig in Deutschland ­ im Rahmen eines Forschungsprojektes unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Randolph Ochsmann für Rheinland-Pfalz die Sterbeorte in sieben ausgewählten Gesundheitsamtsbezirken erhoben. Bezogen auf Daten aus dem Jahr 1995 wurde festgestellt, dass in den ausgewählten Regionen 44,1 Prozent der Menschen im Krankenhaus, 12,8 Prozent im Altenheim, 37,3 Prozent in der eigenen Wohnung, 2,5 Prozent in einer anderen Wohnung und 1,7 Prozent an sonstigen Orten verstorben sind. Bei ebenfalls 1,7 Prozent der Fälle waren keine Angaben zum Sterbeort verfügbar.

Für den palliativmedizinischen Konsiliardienst in Nordrhein-Westfalen hat Dr. Thomas Schindler in einer Studie zum Thema „Palliativmedizin im ambulanten Sektor", die er am 22. Mai 2003 auf dem 106. Deutschen Ärztetag in Köln vorstellte, die Sterbeorte von an Krebs erkrankten und gestorbenen Personen zusammengestellt. Demnach verstarben im Jahr 2000 von insgesamt 210 738

Personen 51 Prozent in einem Krankenhaus, 15 Prozent in einem Pflegeheim, 30 Prozent zuhause und vier Prozent an sonstigen Orten. Die Studie zeigt weiter, dass in ausgewählten Regionen, in denen die ambulante Hospizarbeit, die Palliativpflege und die Palliativmedizin gut entwickelt sind, der Anteil der Menschen, die zu Hause versterben, auf bis zu 78 Prozent steigt. Der Anteil der im Krankenhaus verstorbenen Personen ist gleichzeitig in diesen Regionen auf 18 Prozent zurückgegangen.

Weitere Untersuchungen zu den Sterbeorten sind der Landesregierung nicht bekannt.

4. Gibt es spezielle Angebote für schwerstkranke Kinder im Land?

Ziel der Betreuungsangebote für schwerstkranke Kinder ist es, ihnen zu ermöglichen, dass sie trotz ihrer schweren Erkrankungen ein möglichst normales Leben, integriert in das gesellschaftliche Leben, führen können. Die Betreuungsangebote wollen die Eltern unterstützen, begleiten und entlasten. Alle Betreuungsangebote berücksichtigen die besondere Problematik, wenn das Leben eines dieser Kinder durch die Erkrankung zeitlich begrenzt wird. Somit wird der Hospizgedanke, Sterben als Teil des Lebens zu verstehen, von diesen Betreuungsangeboten aufgegriffen und umgesetzt. Ob und inwieweit es sinnvoll und notwendig ist, neben diesen so genannten Regelangeboten spezifische Angebote für schwerstkranke Kinder vorzuhalten, die aufgrund ihrer Erkrankung bald sterben werden, wird in der Hospizarbeit derzeit intensiv gemeinsam mit den Fachleuten aus den Betreuungs- und Behandlungsangeboten diskutiert.

In Rheinland-Pfalz bestehen 14 Abteilungen für Kinderheilkunde mit einem neonatologischen Schwerpunkt. In diesen Krankenhäusern werden intensivpflichtige Neugeborene einschließlich Ungeborene versorgt.

Kinderneurologische Schwerpunkte bestehen im Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier und im Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

Krebskranke Kinder werden insbesondere im Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität, im Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier und im Städtischen Klinikum Kemperhof in Koblenz betreut.

Schwer herzkranke Kinder werden im Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern und im Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz versorgt. Schwerpunkte der Behandlung von Kindern mit Mukoviszidose bestehen insbesondere in Mainz und Ludwigshafen in den dortigen Abteilungen für Kinderheilkunde.

Ein besonderes Angebot für Kinder ist die Kinderklinik im Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität. Es handelt sich hierbei faktisch um ein Krankenhaus für Kinder mit unterschiedlichen Abteilungen. Schwerstkranke Kinder, deren Behandlung die Kapazität anderer Einrichtungen überschreitet, können deshalb oft an das Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität verwiesen werden, um dort von Fachleuten der verschiedenen Abteilungen der Kinderklinik betreut zu werden.

Die Palliativstation in der Uniklinik Mainz bietet zurzeit ein bis zwei Betten für Kinder an.

Weitere spezielle Angebote für schwerstkranke Kinder werden in folgenden Einrichtungen vorgehalten:

­ Ambulantes Kinderhospiz Löwenzahn Koblenz,

­ Villa Kunterbunt e. V. am Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier,

­ Kinderkompetenzzentrum Trier des überregionalen Vereins Nestwärme e. V.,

­ verschiedene Angebote der häuslichen Kinderkrankenpflege beispielsweise in Kaiserslautern, Koblenz, Mainz, Neuwied, Trier und Worms, teilweise auch überregional tätig.

Ein zweites ambulantes Kinderhospiz für die Region Pfalz ist in Planung.

Daneben gibt es spezielle Einrichtungen für schwerstmehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz, beispielsweise das Haus St. Martin in Ingelheim, die Einrichtung Reha Westpfalz in Landstuhl sowie ­ erstmalig in der Bundesrepublik Deutschland ­ ein integrativer Kindergarten mit medizinisch-pflegerischer Betreuung ab Oktober 2006 in Trier. Auch diese Einrichtungen begleiten schwerstkranke und schwerstbehinderte Kinder auf ihrem letzten Lebensweg.

Schließlich bestehen Selbsthilfegruppen in Rheinland-Pfalz, die sich, oft auf bestimmte Krankheitsbilder spezialisiert, um die Belange schwerstkranker Kinder und deren Angehörige kümmern.

5. Gibt es Kooperationen mit Einrichtungen benachbarter Bundesländer zur Betreuung von schwerstkranken Kindern?

In Rheinland-Pfalz gibt es zur Betreuung von schwerstkranken Kindern Kooperationen mit Einrichtungen anderer Bundesländer in unterschiedlicher Intensität. Einige Dienste pflegen bundesweit Kooperationen. Beispielhaft für länderübergreifende Kooperationsbeziehungen seien genannt:

­ Die Kooperation des Kinderhospizes Löwenzahn in Koblenz mit dem Deutschen Kinderhospizverein.

­ Kooperationen des Hauses St. Martin Ingelheim, des Ambulanten Kinderkrankenpflegedienstes Johanniter-Unfallhilfe Mainz, des Universitätsklinikums (AöR) Mainz, des Kinderneurologischen Zentrums Mainz und Alzey, der Kinderklinik der kreuznacher diakonie und eine Ausbildungskooperation im Rahmen der Kinderkrankenpflegeausbildung mit dem Universitätsklinikum (AöR) Mainz und dem Krankenhaus der kreuznacher diakonie mit dem Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden. Darüber hinaus bestehen Kontakte ambulanter Hospizdienste aus Rheinland-Pfalz zum Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden.

­ Der vom Stiftungsklinikum Mittelrhein angebotene häusliche Kinderkrankenpflegedienst Stiftmobil Zuhaus arbeitet länderübergreifend mit einer Dependance in Hessen zusammen.

Der Bundesverband Häusliche Kinderkrankenpflege in Köln veranstaltet jedes Jahr Bundestagung Häusliche Kinderkrankenpflege und Jahrestagung der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger, an der auch die an der Versorgung schwerstkranker Kinder in Rheinland-Pfalz beteiligten Akteure teilnehmen. Die diesjährige Veranstaltung findet am 15. und 16. September 2006 in der Johannes Gutenberg-Universität Mainz statt.

6. Welche Entwicklungstendenzen gibt es für den Bereich der Kinder?

In Rheinland-Pfalz wird der Hospizgedanke von den Diensten und Einrichtungen, die schwerstkranke und sterbende Kindern behandeln und betreuen, in vielen Fällen schon gelebt. Ziel der Landesregierung ist es, das gegenseitige Lernen von Hospizinitiativen und Einrichtungen für schwerstkranke Kinder zu verstärken, um den Hospizgedanken in diesen Einrichtungen so zu verankern, dass er Teil des Arbeitsalltags wird. Insofern sollen keine speziellen stationären Angebote geschaffen, sondern die vorhandenen Angebote um die hospizliche Arbeit erweitert werden. Gerade auch Kindern muss ein lebenswertes Leben bis zuletzt ermöglicht werden.

II. Hospizarbeit

1. Wie viele Hospizdienste gibt es in Rheinland-Pfalz?

2. Wie viele ambulante Hospize existieren im Land?

3. Wie viele Hospizgruppen gibt es?

An dieser Stelle ist zunächst eine differenzierte Betrachtung der organisatorischen Ausprägungsformen in der ambulanten Hospizarbeit erforderlich. Die Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Rheinland-Pfalz unterscheidet drei verschiedene Organisationsformen in der Hospizarbeit. Diese variieren nach Auftrag, personeller Besetzung, Institutionalisierungsgrad und Professionalität. Nahezu alle der nachfolgend beschriebenen Dienste und Einrichtungen sind in der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz organisiert.

­ Ambulante Hospizgruppe beziehungsweise -initiative:

In einer ambulanten Hospizgruppe beziehungsweise -initiative organisieren sich interessierte Personen, die sich für die Belange Sterbender und deren Angehöriger einsetzt. Oft sind diese Gruppen als eingetragener Verein rechtlich organisiert. Die primäre Aufgabe besteht in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie psychosozialer Begleitung durch geschulte ehrenamtliche Hospizhelferinnen und -helfer. Darüber hinaus bestehen teilweise auch Angebote für die Trauerbegleitung. Der wesentliche Aspekt liegt bei dieser Tätigkeit in der ehrenamtlichen Mitarbeit.