Haushaltsmanagement als Lerninhalt an Schulen

Die Veränderungen in der Arbeitswelt sowie der Wandel der Lebensbedingungen insgesamt hatten in den letzten Jahrzehnten massive Rückwirkungen auf Familien und Haushaltsführungsprozesse. Dieser Strukturwandel in Familie und Haushalt wie auch die Zunahme der Komplexität der Märkte und öffentlichen Versorgungssysteme sowie ein verändertes Konsumverhalten haben gestiegene Anforderungen an die Haushaltsführung nach sich gezogen.

In Ergänzung zu der elterlichen Erziehung muss sich auch die Schule diesen Herausforderungen stellen. Sowohl die Entwicklung eines Verständnisses von den physischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Voraussetzungen und Einflussfaktoren für das Wirtschaften im privaten Haushalt als auch Themen wie die Daseinsvorsorge, die Gesundheitsförderung und das Verbraucherverhalten müssen in diesem Sinne Schwerpunkt einer schulischen Vermittlung sein. Haushaltsführung, Umgang mit Geld und Konsumgütern und die Fragen der Gesundheit und Hygiene müssen unseren Kindern in diesem Zusammenhang vermittelt werden.

Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Mädchen und Jungen einen enormen Wissensrückstand bezüglich der oben genannten Probleme haben. Sie müssen deshalb Kompetenzen erwerben, die sie für den Alltag stark machen. Die Notwendigkeit hierfür zeigt sich u. a. in der steigenden Zahl von magersüchtigen und adipösen Jugendlichen sowie in einem ausufernden Konsumverhalten, das die Gefahr von Überschuldung birgt.

Vor diesem Hintergrund ist „Haushaltsmanagement" mehr als die Vermittlung eines Ernährungsbewusstseins. Kernziel ist es, Schülerinnen und Schüler umfassend zu einem nachhaltigen, verantwortungsvollen Konsumverhalten anzuleiten, das den gegebenen finanziellen Möglichkeiten entspricht.

Insbesondere müssen vermittelt werden:

­ Grundlagen einer gesundheitsfördernden Ernährung,

­ Kenntnisse über die Produktion von Lebensmitteln, nicht zuletzt aus der Region, und ihre Verarbeitung,

­ Wirtschaften im privaten Haushalt im Spannungsfeld zwischen verfügbaren Mitteln und Konsumansprüchen,

­ nachhaltiges Wirtschaften,

­ Arbeitsteilung im Haushalt,

­ planen, produzieren, verwalten und sich beraten lassen,

­ Kenntnisse über die Funktion des Verbrauchers, der Preisbildung und des Wettbewerbs in der Marktwirtschaft,

­ Bildung eines verantwortungsvollen Konsumverhaltens,

­ Gesundheitsprävention auch im Sinne von Gefahren durch Drogen,

­ Strategien der Daseinsvorsorge, insbesondere Schuldenprävention,

­ ein verantwortungsvoller Umgang mit Informations- und Kommunikationsmitteln.

Der Landtag fordert die Landesregierung auf, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass„Haushaltsmanagement" im oben genannten Sinne an allen Schularten in die Lehrpläne integriert und damit verpflichtend für alle Schülerinnen und Schüler wird. Dabei ist zu prüfen, ob dieses sinnvollerweise im Rahmen eines eigenständigen Faches, ggf. in bestimmten Jahrgangsstufen, oder fächerübergreifend zu verwirklichen ist.

Dazu soll die Landesregierung gewährleisten, dass

1. entsprechende Curricula entwickelt werden, die die oben genannten Inhalte didaktisch sinnvoll für die einzelnen Jahrgangsstufen und Bildungsgänge festlegen. Bestehende schulische Angebote, die diesem Themenkomplex zugehörig sind, werden in den Lerninhalt „Haushaltsmanagement" integriert;

2. derzeitige Lehrkräfte durch ein neu zu schaffendes, umfängliches Fortbildungsangebot entsprechend weitergebildet werden;

3. die Inhalte und die damit verbundene Methodik und Didaktik in der Lehrerausbildung umgesetzt werden;

4. entsprechend qualifizierte Fachkräfte im Unterricht eingesetzt werden;

5. die notwendigen Lernmittel und Räume zur Verfügung gestellt werden;

6. auch außerschulische Lernorte zum Thema „Haushaltsmanagement" in den Schulalltag integriert werden.