Dank der von Anbeginn an detaillierten Datenerhebungen im Betrieb der NBA kann eine ganze Reihe von Aussagen getroffen werden vgl

Fazit und Ausblick

Zwei Tatsachen sollen hier vorangestellt werden:

· Die Einwohnerzahl Bremens ist nach jahrelangem Abwärtstrend gestiegen ­ und steigt: Bevölkerung der Stadt Bremen Quelle: Statistisches Landesamt Bremen (Stand Oktober 2003, Zahlen bis 30. 4. 2003)

· Die Freie und Hansestadt Hamburg hat im Oktober 2003 beschlossen, ebenfalls eine Neubürgeragentur mit dem Namen Welcome Center im Rahmen ihrer Kampagne Metropole Hamburg ­ Wachsende Stadt zu gründen ­ mit eindeutig am Bremer Modell orientierten Strukturen.

Auch die deutlich strukturstärkere große Schwesterstadt hat also erkannt, dass eine aktive Einwohnerwerbung einerseits und eine Willkommensstrategie andererseits ­ bei allen systembedingt offenen Fragen der Erfolgsmessung ­ zwei Säulen einer Zukunftsorientierung bedeuten, die sich auf ehemals stabile Gewissheiten immer weniger verlassen kann. Der Hamburger Senat hat beschlossen: ... ein Welcome-Center Hamburg als Servicestelle für potenzielle Neubürgerinnen und Neubürger und Fachkräfte und ihre Familien aus dem In- und Ausland einzurichten (aus dem Bericht an die Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg/ Drs. 17/3456, S. 3).

Wie sich aus Umfragen und Analysen übereinstimmend ergibt, ist das Motiv Arbeitsplatz ­ noch weit vor Familie ­ in bestimmendem Maße prägend für Wohnortentscheidungen (vgl. z. B. Tabelle 3.3.2.3 im Tätigkeitsbericht). Für die Schaffung von Arbeitsplätzen ist die NBA weder gedacht noch geeignet. Wenn jedoch, z. B. von Menschen aus dem westdeutschen Raum, eine Arbeitsplatzentscheidung für die Region Bremen gefallen ist ­ oder möglicherweise ansteht ­, dann ist es die Aufgabe der NBA, möglichst die Neuen zu kontakten und so zu betreuen, dass sie in Bremen und nicht ins Umland ziehen ­ auch und gerade, wenn z. B. nach der Probezeit auf einer neuen Stelle die Familie nachzieht und man eine dauerhafte familiengeeignete Bleibe sucht.

Dank der von Anbeginn an detaillierten Datenerhebungen im Betrieb der NBA kann eine ganze Reihe von Aussagen getroffen werden (vgl. dazu auch Kap. 3.3.

­ Zahlen im Tätigkeitsbericht), die die Tätigkeit der NBA deutlich positiv beleuchten.

Für eine erste Zwischenbewertung sind quantitative und qualitative Aspekte gleichermaßen von Bedeutung - nach zehn Monaten Geschäftstätigkeit inklusive Gründung, Aufbau und Personalakquisition und -schulung dieser bundesweit ersten und

­ vor Hamburg: noch ­ einmaligen Einrichtung in einem völlig neuen Markt.

Neben dem vom Senat beschlossenen Feinkonzept als Umsetzungsrichtlinie und Orientierung stellt der Tätigkeitsbericht des Projektmanagements (Büro Bernd Linke) eine zentrale Grundlage für Berichterstattung und Bewertung dar. Daneben fließen maßgeblich die Erkenntnisse und Bewertungen der operativen Steuerungsgruppe, die Diskussionen im ressortübergreifenden Arbeitskreis sowie im externen Projektbeirat ein.

Gesamtbetrachtung

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich nach der im Feinkonzept gewählten Methode im Vergleich zur Soll-Zielgröße Neubürger von 652 eine Ist-Zielgröße von 369 ergibt, das entspricht ca. 57 % Zielerreichung im ersten Rumpfgeschäftsjahr und bedeutet gleichzeitig, dass der break even point von 300

Neubürgern bereits überschritten wurde.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Aktivitäten der NBA erst im Frühjahr 2003 richtig anlaufen konnten und es zunächst einmal erforderlich war, diese neue und bisher einmalige Einrichtung bekannt zu machen, kann dieses Ergebnis als voller Erfolg gewertet werden.

Des Weiteren gibt dieses Ergebnis allen Anlass zu der Annahme, das es möglich ist, die im Feinkonzept errechneten Zielzahlen zu erreichen.

Der abgeschlossene Aufbau der Organisation im personellen und organisatorischen Bereich ermöglicht es, noch intensivere Aktionen im Bereich der Direktakquisition (Ziel 1) zu unternehmen. Der durch die kommunikativen Maßnahmen erzielte Bekanntheitsgrad bei Bremer Bürgerinnen und Bürgern und bei den Bewohnern des niedersächsischen Umlands wird durch eine kontinuierliche Medienarbeit ausgebaut und damit die anderen Akquisitionsbemühungen nachhaltig unterstützen.

Der hohe Grad der Zustimmung der Bremer Bürgerinnen und Bürgern zu der Einrichtung NBA (laut Umfrage BITF, vgl. Tätigkeitsbericht 3.5) zeigt, das der Bremer Senat ein Instrument geschaffen hat, das als Sympathieträger für Bremen fungiert und die Serviceorientierung und Dienstleistungsbereitschaft der Stadt deutlich macht.

Zusätzlich zu den von Anfang an aufgebauten und kontinuierlich durchgeführten Messungen und Auswertungen werden die NBA und die mit der Beauftragung befassten Ressorts weitere Befragungen und Messungen im Sinne eines noch feineren Controllings durchführen und, soweit erforderlich, hierzu auch weitere externe Kompetenz hinzuziehen, mit dem Ziel einwerben, die Wirksamkeit des verstärkenden Standortmarketings zu untersuchen.

Finanzielle Auswirkungen

Der vorgelegte Controllingbericht ist ein Zwischenbericht etwa zur Halbzeit der Pilotphase. Für die geplante Laufzeit des Pilotprojekts bis zum 31. Dezember 2004 sind vom Senat (am 9. Juli 2002) sowie vom Haushalts- und Finanzausschuss (am

16. August 2002) Beschlüsse gefasst worden.

In seiner Sitzung am 4. November 2003 hat der Senat im Zusammenhang mit den Beschlussvorschlägen für die Erbringung von Kürzungen im konsumtiven Bereich im Produktplan 68 ­ Bau (Beschlussvorschläge der Staatsräte) zur Neubürgeragentur beschlossen: Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr sowie der Senator für Inneres und Sport werden gebeten, den im Pilotzeitraum 2002 bis 2004 der Neubürgeragentur erstmals zum 31. Dezember 2003 zu erstattenden Controllingbericht zeitgerecht vorzulegen. Auf dieser Basis ist vom Senat zu entscheiden, ob und wie die zur Fortführung in 2004 erforderlichen 1 Mio. ­ wie in den Jahren 2002 und 2003 ­ aus dem Fonds für betriebswirtschaftlich rentable Maßnahmen bei Refinanzierung über Steuermehreinnahmen/LFA zur Verfügung gestellt werden.

Aufgrund der im Jahre 2002 erteilten Verpflichtungsermächtigung in Höhe von insgesamt 2,0 Mio. für die Jahre 2003 und 2004 ist die Fortführung der Neubürgeragentur als Pilotprojekt bis einschließlich 2004 haushaltsrechtlich abgesichert. Es wird angestrebt, die Finanzierung des letzten Pilotprojekt-Jahres (1. Januar bis 31. Dezember 2004) analog zur Finanzierung in 2002 und 2003 aus dem Fonds für betriebswirtschaftlich rentable Maßnahmen (vorbehaltlich dessen Einrichtung im Haushaltsjahr 2004) sicherzustellen (vgl. [H] ­ Beschlussvorschlag).

Eine Refinanzierung soll, wie in den Vorjahren, im Rahmen der Mehreinnahmen durch die Einwohnerwertung im LFA dargestellt werden. Auf der Grundlage des Feinkonzeptes wurde in der Senatsvorlage zum 9. Juli 2002 bereits errechnet, dass unter Betrachtung der ermittelten Kosten für die NBA und der zusätzlichen Einnahmen des Landes Bremen nach dem Länderfinanzausgleich eine Wirtschaftlichkeit der NBA bereits ab ca. 300 Neubürgern gegeben ist.

Gender Mainstreaming

Es ist aus Untersuchungen ­ z. B. des Landes Sachsen-Anhalt ­ bekannt, dass ein unterschiedliches Wohnort-Wanderungsverhalten von Männern und Frauen, Singles, Alleinerziehenden etc. festzustellen ist, wobei gerade junge, relativ gut ausgebildete Frauen, viele von ihnen mit Kindern, auf ein eher städtisches Umfeld mit kurzen Wegen, flexiblen Kinderbetreuungs- und Schulwahl-Möglichkeiten, Teilzeit-Arbeitsplätzen etc. Wert legen und daher eine interessante Zielgruppe für die Zuwanderung in eine Großstadt wie Bremen darstellen. Von Anfang an wurde daher von den NBA-Mitarbeitenden darauf geachtet, Datenerhebungen und Statistiken, z. B. über Beratungsgespräche, Informationsbedarfe, Motive eines Wohnortwechsels etc., wo immer möglich, im Sinne einer differenzierten Kunden/-innenorientierung auch geschlechtsspezifisch zu erfassen. Dies wird seit dem Sommer 2003 zusätzlich auch auf einfache Materialversendungen etc. ausgedehnt. Für eine qualitative und quantitative Auswertung bieten die ersten Monate Geschäftstätigkeit noch nicht genügend empirische Basis; diesen Fragen soll im Laufe des Jahres 2004 nachgegangen und die entsprechenden Daten evaluiert und in Hinblick auf besondere Initiativen der NBA überprüft werden.

Die Bremer Zentralstelle zur Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) ist über den ressortinternen Arbeitskreis sowie über den Projektbeirat in den Projektverlauf kontinuierlich eingebunden, hat das Gender-Anliegen (der Berücksichtigung möglicher Auswirkungen von Projektentscheidungen auf Männer und Frauen, Mädchen und Jungen) aber vor allem auch initiativ selbst immer wieder eingebracht. Ihre Forderungen, Anregungen und Kooperationsangebote in Bezug auf Informationsmaterial, Internetverlinkung, z. B. mit Gesche online, spezifische Informationen (z. B. Existenzgründerinnen-Hilfen), ihre kritische wie konstruktive Begleitung des NBA-Alltagsgeschäfts inklusive der Marketingkampagnen sowie die Anregung von zusätzlichen Evaluationskriterien sind ein wichtiger Bestandteil für den gesamten bisherigen und künftigen Projektverlauf.

Beteiligung

Gemäß den Beschlüssen von Senat und Bremischer Bürgerschaft ist die Tätigkeit der Neubürgeragentur sowohl von dem dafür eingerichteten behördeninternen, ressortübergreifenden Arbeitskreis als auch von einem Beirat mit Mitgliedern aus Verbänden, Kammern, gesellschaftlichen Einrichtungen und anderen Dach-Organisationen intensiv begleitet worden.

Dabei ist dem Wunsch der Bremischen Bürgerschaft, auch die Handelskammer intensiv einzubeziehen, ebenso Rechnung getragen worden wie der Forderung im operativen Geschäft Kooperationen zu planen und durchzuführen (PPP). Für die Zusammensetzung des Beirats wurden zudem alle Dachorganisationen und Verbände, die eine fachliche Nähe zum Tätigkeitsbereich der NBA haben, zur Begleitung und Kooperation eingeladen. Das große und wachsende Interesse zeigt sich nicht nur in der jetzigen Zusammensetzung des Beirats ­ wobei hinter den Dachorganisationen ja zahlreiche Einzeleinrichtungen stehen ­, sondern auch in der großen und immer noch wachsenden Bereitschaft der Firmen und Verbände, sich materiell (z. B. für das Begrüßungspaket) und in aktiven Kooperationen, etwa mit ihren Personalabteilungen, das Projekt NBA zu unterstützen.

Beteiligte beim ressortübergreifenden Arbeitskreis NBA der Ressorts:

· Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr (Federführung),

· Der Senator für Inneres und Sport (Federführung),