Besondere Bedeutung kommt dabei den Landesfachverbänden zu

Für das tägliche Training der perspektivreichsten Talente, Nachwuchs- und Bundeskaderathletinnen und -athleten auf hohem Niveau sind funktionelle Sportstätten, sehr gut ausgebildete Trainerinnen und Trainer, die Vereinbarkeit von Schule, Studium, Berufsausbildung und Leistungssport sowie eine umfassende medizinische und pädagogische Betreuung notwendig.

Förder- und Entwicklungsstufen von der Talentsichtung über den Nachwuchsleistungssport bis zum Hochleistungssport sind aufeinander abgestimmt und werden durch Zielvereinbarungen effizient in die Tat umgesetzt.

Besondere Bedeutung kommt dabei den Landesfachverbänden zu. Sie definieren in Abstimmung mit ihren Spitzenfachverbänden Ziele und entwickeln die dafür notwendigen Strategien.

3. Was tut die Landesregierung zur qualitativen und quantitativen Verbesserung der Talentsuche/Talentförderung in Rheinland-Pfalz?

Das 1994 ins Leben gerufene Kooperationsmodell „Sport in Schule und Verein" hat sich bewährt. Es hat sich in den letzten Jahren als wichtiger Baustein im Rahmen des außerunterrichtlichen Schulsports erwiesen, wobei festzustellen war, dass das auch für die Talentsichtung und Talentförderung gedachte Modell sich zwischenzeitlich mehr in Richtung des Breitensports entwickelt hat.

Das Kooperationsmodell wird selbstverständlich für eine breitensportlich orientierte Zusammenarbeit offengehalten, gleichzeitig werden aber auch Schulen und Vereine aktiv bei der Intensivierung von Talentsichtung und Talentförderung sowie bei leistungsorientierten Sportangeboten unterstützt.

Der Bundeswettbewerb der Schulen „Jugend trainiert für Olympia" hat dabei als leistungssportlich orientierter Wettkampf eine ganz besondere Bedeutung, weil sich hieran in Rheinland-Pfalz jährlich ca. 28 000 Schülerinnen und Schüler in über 2 500 Mannschaften auf Landesebene beteiligen.

Erfolgreiche Schulen in Kooperationen mit leistungssportlichem Schwerpunkt hatten schon in der Vergangenheit in Einzelfällen Gelegenheit, sich besonders zu profilieren und zu qualifizieren.

Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre haben sich Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur und der Landessportbund entschlossen, diese Basis zu verbreitern und rheinland-pfälzischen Schulen die Möglichkeit zu eröffnen, „Partnerschule des Sports" zu werden.

Voraussetzung dafür ist eine abgestimmte Zusammenarbeit zwischen der einzelnen Schule und leistungssportlich orientierten Vereinen und Fachverbänden, die in einer Kooperationsvereinbarung beschrieben werden. Ziel der gemeinsamen Anstrengungen ist es, gute schulische Leistungen und sportliche Erfolge talentierter und interessierter Kinder und Jugendlicher zu ermöglichen, zu fördern und damit einen konstruktiven Beitrag in der Talentsuche und Talentförderung zu leisten.

Voraussetzungen für das Prädikat „Partnerschule des Sports" sind über Jahre bestehende Kooperationsvereinbarungen „Sport in Schule und Verein" sowie leistungsorientierte Ausprägung zumindest einer bestehenden Kooperationsvereinbarung in einer oder mehreren olympischen Sportarten oder Disziplinen zwischen Schule, Vereinen und Verbänden.

Zielsetzung ist:

­ Vermittlung von sportartspezifischen Grundlagen, die in Verantwortung des Vereins/der Vereine und des Verbandes/der Verbände im Sinne der Talentsichtung erfolgen.

­ Teilnahme an „Jugend trainiert für Olympia" mit dem Ziel Bundesfinale.

­ Integration der Talente über die durch die Kooperation vorgesehene Übungszeit hinaus in das regelmäßige leistungsorientierte Training der Vereine.

­ Berücksichtigung sportlicher Verpflichtungen bei der Terminierung von Klassenarbeiten und Hausaufgabenüberprüfungen.

Ergänzt werden die „Partnerschule des Sport" durch die „Sportbetonte Schule" und durch Schulen, denen das DOSB-Prädikat „Eliteschule des Sports" oder das DFB-Prädikat „Eliteschule des Fußballs" verliehen wurden.

Die Anerkennung als „Sportbetonte Schule" setzt voraus, dass ein eigenständiger Sportzug für die Klassenstufen 5 bis 10 eingerichtet ist und im Kooperationsverbund ein Angebot für Ausbildungs- und Betreuungsleistungen für Perspektiv- und Bundeskader besteht, um die individuelle ganzheitliche Entwicklung sowohl bei den schulischen Anforderungen als auch den leistungssportlichen Belastungen optimal zu unterstützen (duale Karriere).

Die Voraussetzungen zur Anerkennung als „Sportbetonte Schule" sind, dass es sich um eine „Partnerschule des Sports" mit langjährigen Kooperationsvereinbarungen leistungsorientierter Ausprägung in olympischen Sportarten und Disziplinen handelt, die positive Ergebnisse bei der Umsetzung beschriebener Schwerpunkte zeigt. Ferner muss eine Kooperation mit einem oder mehreren leistungsstarken Vereinen am Standort bestehen, die in regelmäßige Kadermaßnahmen des Verbandes eingebunden ist.

Eine ganztägige Betreuung von Perspektiv- und Bundeskaderathletinnen und -athleten in ihrer individuellen schulischen wie leistungssportlichen Entwicklung sowie in ihrer dualen Karriere muss gewährleistet sein. Darüber hinaus sind die erforderlichen Koordinations- und Abstimmungsaufgaben im Verbundsystem Schule ­ Verein ­ Landessportbund und Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur sicherzustellen.

Die Talentsuche und Talentförderung im Verbund Schulen/Vereine/Fachverbände, basierend auf differenzierten Qualitätsmerkmalen, werden unterstützt durch Sportinternate in Koblenz, Trier, Schifferstadt, Kaiserslautern und Bad Neuenahr.

Zwei sportbetonte Schulen, das Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern sowie das Gymnasium auf der Karthause in Koblenz, sind vom Deutschen Olympischen Sportbund anerkannte Eliteschulen des Sports.

Darüber hinaus hat der Deutsche Fußball-Bund die Realschule/das Gymnasium auf dem Calvarienberg in Bad Neuenahr sowie einen Schulverbund in Kaiserslautern (bestehend aus Heinrich-Heine-Gymnasium, der Kurpfalz Realschule sowie der Integrierten Ge46 samtschule „Bertha von Suttner") als „Eliteschulen des Fußballs" anerkannt. Diese Schulen erhalten eine finanzielle Unterstützung durch den Deutschen Fußball-Bund.

Seit September 2009 besteht die Möglichkeit für Grundschulen, die eine Kooperation mit einem Sportverein haben und zugleich eine besondere Betonung von Bewegung, Sport und Spiel im Schulalltag nachweisen, sich um die Auszeichnung als „Partnerschule mit dem Schwerpunkt Bewegung, Spiel und Sport" zu bewerben. Der Landessportbund und das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur entscheiden gemeinsam über die Anerkennung.

Mit dieser Maßnahme wird der Gedanke der Talentfindung und -förderung bereits früh in diejenigen Schulen getragen, die einen Schwerpunkt im Bereich Sport entwickeln.

4. Wie werden duale Karrieren im Spitzensport in Rheinland-Pfalz gefördert:

a) Förderung von Leistungssportlern im öffentlichen Dienst?

b) Förderung und Anerkennung der Leistung von Spitzensportlern im Bereich Hochschule?

a) Seit dem Jahr 2007 bietet die Landesregierung Sportlerinnen und Sportlern rheinland-pfälzischer Sportvereine, die einem vom Deutschen Olympischen Sportbund anerkannten und geförderten Kader (D/C, B oder A) angehören, die Möglichkeit einer qualifizierten Berufsausbildung in der Polizei. In enger Zusammenarbeit mit dem Landessportbund werden jährlich bis zu vier Athletinnen und Athleten für eine Fachhochschulausbildung ausgewählt.

Den Sportlerinnen und Sportlern soll hierdurch ermöglicht werden, Trainingseinheiten und Wettkämpfe besser mit einer Berufsausbildung in Übereinstimmung bringen zu können. So wird ihnen nach Beendigung ihrer Karriere als Leistungssportler/-in eine berufliche Perspektive im gehobenen Polizeidienst eröffnet.

Als Angehörige der Polizei leisten die Spitzensportlerinnen und -sportler in nationalen und internationalen Kämpfen einen wesentlichen Beitrag für das Ansehen des Landes Rheinland-Pfalz und der Polizei in der Öffentlichkeit. Zudem fördern sie als Vorbilder den Sport innerhalb der Polizei. Durch die gemeinsame Sportfördergruppe mit dem Land Hessen werden die dort gesammelten Erfahrungen genutzt und Synergieeffekte erzielt.

Die Ausbildung erfolgt in fachtheoretischen Teilen sowie in einem Praktikum an der Verwaltungsfachhochschule Wiesbaden ­ Fachbereich Polizei ­ und im hessischen Bereitschaftspolizeipräsidium.

Die im Einzeldienst erforderlichen Praktika finden in Rheinland-Pfalz statt. Das Studium verlängert sich durch die Berücksichtigung der Trainings- und Wettkampfzeiten von drei auf 4 1/2 Jahre.

b) Die Landesregierung strebt an, den Hochschulen durch eine Änderung der Studienplatzvergabeverordnung auf der Grundlage des Zustimmungsgesetzes zum Staatsvertrag über die Errichtung einer gemeinsamen Einrichtung für Hochschulzulassung die Möglichkeit zu eröffnen, herausragende außerschulische Leistungen, wie sie beispielsweise im Spitzensport nachgewiesen werden, in die Qualifikationsbeurteilung bei der Vergabe von Studienplätzen einbeziehen zu können.

Die Universität Mainz ist bestrebt, im Rahmen der geltenden Prüfungsordnungen für Spitzensportlerinnen und -sportler eine Flexibilisierung des Studiums zu ermöglichen. Sie befindet sich seit geraumer Zeit im Gespräch mit Verbandsvertreterinnen und -vertretern des Spitzensports über die Möglichkeit, für besonders qualifizierte Sportlerinnen und Sportler einen außerordentlichen Weg zu dem von ihnen gewünschten Studium an einer rheinland-pfälzischen Hochschule zu eröffnen.

Da die Universität Mainz wie alle anderen Hochschulen an die zulassungsrechtlichen Vorgaben für die Vergabe von Studienplätzen gebunden ist, soll aufgrund der vorgenannten Flexibilisierung im Landesrecht die Möglichkeit eröffnet werden, Leistungen im Spitzensport im Auswahlverfahren der Hochschulen berücksichtigen zu können.

Die TU Kaiserslautern ist anerkannte Partnerhochschule des Spitzensports (Lizensierung durch den Allgemeinen Deutschen Hochschulsport-Verband zusammen mit dem DOSB und der Stiftung Deutsche Sporthilfe). Ziel ist es, das Studium mit Training und Wettkampf bestmöglich in Einklang zu bringen und Beeinträchtigungen weder im Studium noch im Sport zuzulassen.

Den besonderen Leistungen und Belastungen der Spitzensportler wird Rechnung getragen, indem u. a. Studienabläufe flexibilisiert und individualisiert werden, Studien-Verpflichtungen in Absprache mit den Dozenten mit Wettkampf- und Trainingsverpflichtungen koordiniert werden und ein zentraler Ansprechpartner zur Verfügung steht und individuelle Studienberatung angeboten wird.

Die Universität Trier ist bestrebt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu beizutragen, Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern zugleich eine sportliche Karriere und eine akademische Ausbildung zu ermöglichen und organisatorische Probleme im Studium aufgrund des sportlichen Engagements so weit wie möglich auszugleichen. Zu diesem Zweck hat sie Ende März dieses Jahres eine Kooperationsvereinbarung mit dem Landessportbund geschlossen.

In der Vereinbarung verpflichtet sie sich, z. B. bei der Vergabe von Studienplätzen mit hochschulinterner Zulassungsbeschränkung zu Gunsten von Mitgliedern der A-, B- oder C-Kader bestimmte Nachteilsausgleichsregelungen anzuwenden. Mit der vorgenannten Flexibilisierung des Zulassungsrechts auf Landesebene könnte die Universität die Leistungen im Spitzensport im Auswahlverfahren als Bonusregelung berücksichtigen. Während des Studiums stellt die Universität persönliche Mentoren bereit, die die Athletinnen und Athleten durch eine individuelle Studienberatung begleiten und in Konfliktfällen unterstützen. Soweit dies rechtlich, insbesondere prüfungsrechtlich zulässig ist, hilft sie auch bei der Studien- und Prüfungsorganisation, etwa durch die Möglichkeit, in Absprache mit dem jeweiligen Veranstaltungsleiter Fehlzeiten nachzuarbeiten.

Der Landessportbund empfiehlt die Universität Trier aufgrund der Kooperationsvereinbarung als „Partnerhochschule des rheinland-pfälzischen Spitzensports".

Die anderen Hochschulen des Landes verfügen nicht über offizielle Instrumente zur Förderung und Anerkennung der Leistungen von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern, berücksichtigen aber gleichwohl im Einzelfall deren Interessen durch individuelle Betreuung und flexible Regelungen in Studienabläufen und beim Ablegen der Prüfungen.

5. Wie werden die potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer für Welt- und Europameisterschaften und für die Olympischen Spiele seitens der Landesregierung unterstützt?

Potenzielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Welt- und Europameisterschaften und an Olympischen Spielen können seitens der Landesregierung wie folgt unterstützt werden:

­ aus Zuwendungen der Landes an den Landessportbund, die explizit dafür vorgesehen sind,

­ aus Mitteln der Stiftung Sporthilfe Rheinland-Pfalz/Saarland (das Land stiftet jährlich 51 100 zu),

­ aus Sonderzuwendungen des Spitzensportförderprojektes „Team Rheinland-Pfalz".

Neben den eben genannten finanziellen Zuwendungen werden die Athletinnen und Athleten in erster Linie durch den Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland bei ihrer sportlichen Karriere begleitet. Dies gilt sowohl für die regelmäßige medizinische Untersuchung und Betreuung sowie bei der Planung der beruflichen Karriere durch eine begleitende Laufbahnberatung. Neben dem Bund und dem Saarland stellt auch Rheinland-Pfalz für diese wichtige Servicefunktion des Olympiastützpunktes jährlich Landesmittel zur Verfügung.

6. Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz haben in welchen Sportarten in den letzten zehn Jahren an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften teilgenommen?

Nach Auskunft des Landessportbundes haben folgende Athletinnen und Athleten an den Olympischen Spielen teilgenommen:

Sydney 2000 Athen 2004 Peking 2008

Fechten Dennis Bauer Peter Joppich Peter Joppich Wiradech Kothny Alexandra Bujdoso Fußball Isabell Bachor Ursula Holl Sandra Minnert Celia Okoyino da Mbabi Martina Müller Gewichtheben Ronny Weller Ronny Weller Artyom Shaloyan Hockey Christian Mayerhöfer Clemens Arnold Kanu-Slalom Michael Senft Thomas Schmidt Andre Ehrenberg Christian Bahmann Thomas Schmidt Michael Senft Leichtathletik Marion Wagner Carolin Hingst Nastja Reiberger Florian Schwarthoff Sabrina Mockenhaupt Raphael Holzdeppe Nicole Humbert-Rieger Marion Wagner Carolin Hingst Florenze Ekpo-Umo Marion Wagner Heike Drechsler Radsport Jan van Eijden Verena Joos RSG Annika Seibel Ringen Alexander Leipold Anita Schätzle Davyd Bichinashvilli Vasilij Zeiher Davyd Bichinashvilli Alexandra Engelhardt Jürgen Scheibe Anita Schätzle Adam Juretzko Arawat Sabejew Rudern Bernhard Rühling Ingo Euler Sebastian Schmidt Stefan Roehnert Richard Schmidt Jost Schömann-Fink Schießen Alexandra Schneider Torsten Krebs Schwimmen Angela Maurer