Die vordringliche wasserwirtschaftliche Aufgabe an der WiesLauter ist die Wiederherstellung der Durchgängigkeit

Bericht über den Stand und die mögliche Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Rheinland-Pfalz Berichtszeitraum: Januar 2008 ­ Dezember 2009

Seite 119 wurde die Niederung zwischen Wissembourg und Lauterbourg nach Brüssel gemeldet („La Lauter entre Wissembourg et Lauterbourg").

Aufgrund der noch weit gehend vorhandenen Naturnähe des Gewässers und der Tatsache, dass sich weite Teile des Gewässervorlands in öffentlichem Eigentum befinden sowie der geänderten Vorstellungen im Wasserrecht seit der Novellierung des Landeswassergesetzes 1990 wird die (Wies-)Lauter schon seit vielen Jahren im klassischen Sinn nicht mehr „unterhalten". Auf die Räumung des Abflussprofils, die Sicherung und den Verbau von Uferabbrüchen und Auskolkungen sowie die Entfernung absturzgefährdeter Bäume wird somit so weit wie möglich verzichtet. Totholz, Fallholz und Treibholz, von Natur aus wichtige Komponenten des Gewässerhaushalts, verbleiben im Gewässer. So kann sich das Gewässer weiter seinem Charakter gemäß entwickeln.

Die vordringliche wasserwirtschaftliche Aufgabe an der (Wies-)Lauter ist die Wiederherstellung der Durchgängigkeit. Die (Wies-)Lauter ist daher auch Schwerpunktgewässer, um die Umweltziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen.

Schon seit längerem gibt es das Bestreben, die (Wies-)Lauter auf der gesamten Länge wieder durchgängig zu machen. Neben der Verbandsgemeinde Hagenbach ist auch die Verbandsgemeinde Dahner Felsenland bestrebt, entsprechende Maßnahmen durchzuführen. Auch die französischen Kommunen und die französische Wasserwirtschaftsverwaltung verfolgen dieses Ziel.

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Maßnahmen und Umsetzung

Die Längsdurchgängigkeit vom Rhein flussaufwärts wird derzeit noch durch mehrere Querbauwerke behindert. Die wichtigsten sind dabei im Unterlauf der (Wies-)Lauter das Wehr an der Mühle in Scheibenhard (Frankreich) und die Bienwaldmühle.

Wehr Bienwaldmühle

Die Querbauwerke an den Mühlen in Berg und Lauterbourg wurden mit Unterstützung aus dem INTERREG-Programm durchgängig gestaltet.

Einen erheblichen Beitrag zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit hat die Verbandsgemeinde Hagenbach geleistet, indem sie die Maßnahmenträgerschaft für Projekte zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde übernommen hat (Berg, Scheibenhardt (Deutschland) und Bienwaldmühle).

Bereits im Jahr 2002 wurde die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Mühle Berizzi in Berg durchgängig gestaltet, unmittelbar neben dem Mühlkanal wurde ein Rauhgerinne-Beckenpass errichtet.

Das zweite flussaufwärts folgende und durchgängig gestaltete Querbauwerk stellt die Mühle in Lauterbourg (Frankreich) dar. 2004 wurde hier eine Fischaufstiegsanlage (FAA) in Form eines sogenannten Schlitzpasses (Vertical - Slot) errichtet.

Fischpass bei der Mühle Berizzi

Für die Standorte Scheibenhardt (Deutschland) und Bienwaldmühle beauftragte die Verbandsgemeinde Hagenbach bereits 2004 die Erstellung einer Machbarkeitsstudie.

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Für die Bienwaldmühle wurde nun eine Ausführungsvariante (Schlitzpass) gefunden, die sowohl die Anforderungen an die Funktionsfähigkeit einer Fischaufstiegsanlage erfüllt, als auch den Vorstellungen des Eigentümers hinsichtlich Wassermenge, Gestaltung und Grundstücksverhältnissen entspricht. Die Genehmigungsplanung ist abgeschlossen, die wasserrechtliche Genehmigung wurde am 30. März 2009 erteilt. Zwischenzeitlich laufen die Vorbereitungen für die Ausführungsplanung, so dass am 30. August 2010 mit den Bauarbeiten begonnen werden kann.

Im Bereich der Wehranlage in Scheibenhardt wird ebenfalls eine Fischaufstiegsanlage in Form eines Schlitzpasses errichtet. Der Vorteil dieser Variante ist der geringe Platzbedarf, so dass sie auf deutschem Gelände und ohne Eingriffe in die nach französischem Wasserrecht möglicherweise noch vorhandenen Staurechte umgesetzt werden kann.

Schlitzpass (Vertical-Slot)

Das Genehmigungsverfahren für den Standort in Scheibenhardt (Deutschland) soll 2010 abgeschlossen werden, sodass die Maßnahme im Herbst 2011 realisiert werden kann.

Nach erfolgreicher Durchführung dieser Projekte (ca. 2011) ist die (Wies-)Lauter vom Rhein bis in die Gemarkung Schweighofen (Landesgrenze) auf einer Länge von ca. 27 km wieder uneingeschränkt für Fische und sonstige aquatische Lebewesen durchwanderbar.

Dies ist ein wichtiger Meilenstein zur Erreichung des Ziels der Wiederherstellung der Längsdurchgängigkeit der (Wies-)Lauter. Wünschenswert wäre, wenn in einem nächsten Schritt die Querbauwerke auf französischem Staatsgebiet von Altenstadt bis St. Germanshof umgestaltet würden, so dass auf deutschem Gebiet ein letzter Standort (Mühle am St. Germanshof, dort gibt es bereits eine alte Fischaufstiegsanlage, die möglicherweise durch geringfügige Veränderungen uneingeschränkt passierbar für Langdistanzwanderfische zu gestalten wäre) verbleiben würde. Mit der Realisierung dieser Maßnahme wäre der Aufstieg vom Rhein bis nach Bobenthal möglich. In den Waldbereichen unterhalb von Bobenthal werden mögliche Laichplätze von Langdistanzwanderfischen wie z. B. dem Lachs vermutet.