Mehr innovative Unternehmensgründungen für das Saarland

Aufgrund der industriellen Entwicklung gibt es im Saarland weniger Selbständige als in anderen Bundesländern. Damit das Saarland den Weg des Strukturwandels weiter erfolgreich gestalten kann, braucht es mehr junge Unternehmen und Existenzgründer/innen, die mit neuen Ideen neue Arbeitsplätze schaffen. Mehr Selbständigkeit ist daher weiterhin eine Aufgabe an die Landespolitik, aber auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe.

In den vergangenen Jahren wurden ­ ausgehend von der Gründungsinitiative Saar ­ vielfältige Initiativen gestartet, um die Zahl der Selbständigen zu erhöhen. Neuen Unternehmen steht eine Vielzahl von Förderprogrammen des Bundes und der Länder zur Verfügung. Dadurch konnte die Selbständigenquote zwar erhöht werden, allerdings wurde der Bundesschnitt noch nicht erreicht. Seit 1999 ist die Zahl der Neugründungen im Saarland sogar rückläufig.

Im Jahr 2000 lag der Saldo der Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen mit 867 deutlich unter den Vergleichszahlen der Vorjahre. Bei der Gewerbeanmeldestatistik liegt das Saarland am Ende der alten und auf dem vorletzten Platz aller Bundesländer.

In den Existenzgründungsförderprogrammen ist sowohl bei der Anzahl als auch beim Bewilligungsvolumen im Jahr 2000 der stärkste Rückgang im Vergleich zu den anderen Bundesländern zu verzeichnen. Gleichzeitig ist im Saarland die Zahl der Unternehmensinsolvenzen mit 36,8 % am stärksten angestiegen.

Deshalb müssen die Anstrengungen zur Steigerung der Selbständigkeit erhöht werden.

Das Saarland braucht mehr tragfähige innovative Existenzgründungen im Technologieund Dienstleistungsbereich. Insbesondere im Handwerk, aber auch in anderen Wirtschaftsbereichen muss in den nächsten Jahren in Tausenden von Betrieben die Unternehmensnachfolge gesichert werden.

Der Landtag fordert deshalb die Landesregierung auf,

· das Thema Selbständigkeit und Soziale Marktwirtschaft sowohl in den Lehrplänen und bei der Berufswahlvorbereitung der allgemeinbildenden Schulen als auch in der dualen Berufsausbildung zu verankern und das Projekt "Junior" an jeder weiterführenden saarländischen Schule zu starten,

· die Gründungsförderung an den Hochschulen zu verstärken, um die Anzahl von innovativen und technologieorientierten Gründungen zu steigern; dazu sind mehr als bisher die einzelnen Studiengänge auf kaufmännische Kenntnisse und Marketing-Know-how auszurichten,

· an einer der saarländischen Hochschulen - wie bereits an 28 bundesdeutschen Hochschulstandorten geschehen - einen Gründerlehrstuhl für angehende Unternehmer/innen einzurichten,

· den Zugang zu Wagniskapital zu verbessern und die bestehenden Angebote der Wagniskapitalgesellschaft Saar (SWG), privater Venture-Capital-Gesellschaften und der Business Angels besser zu vernetzen und besonders im Bereich der Frühphasenfinanzierung zu optimieren,

· die einzelbetriebliche Förderung für technologieorientierte Gründungen im Bereich Biotechnologie zu erhöhen, da sie mit einem Höchstbetrag von 60.000 Euro bei weitem nicht ausreichend ist, um die gewünschten nachhaltigen Akzente im Saarland für diese zukunftsweisende Technologie zu setzen,

· jungen innovativen Unternehmer/innen bei der Inanspruchnahme von Förderprogrammen der EU und des Bundes zu unterstützen, ihnen bei Informationsrecherchen zu helfen und sie bei der Antragstellung und ­abwicklung zu begleiten,

· in besonderer Weise Frauen, die in der Wirtschaft noch stark unterrepräsentiert sind, bei der Existenzgründung zu fördern,

· Existenzgründern/-gründerinnen und jungen Unternehmen, die in den ersten Jahren in eine Krise geraten, mit einem gezielten Beratungsangebot und mit verbesserten Finanzierungsinstrumenten zu helfen,

· zur Verhinderung einer Wachstumsbremse in Zusammenarbeit mit der HWK und IHK Maßnahmen zu ergreifen, um den Generationswechsel in mittelständischen Betrieben zu sichern und dem aktuellen Nachwuchsproblem des saarländischen Handwerks mit einer Imagekampagne an den Schulen und bei der Berufswahlvorbereitung entgegenzuwirken.

Existenzgründung muss im Saarland stärker eine attraktive Alternative zur abhängigen Beschäftigung werden. Wenn sich das Saarland als Gründerland profiliert, führt dies auch zu einem Imagegewinn des Wirtschaftsstandortes. Die saarländische Gründerinitiative muss daher zu einer gesamtgesellschaftlichen Kampagne weiterentwickelt werden. Alle öffentlichen Einrichtungen im Saarland sind aufgerufen, sich zukünftig noch mehr als bisher als Dienstleister für Gründer/innen zu verstehen und die bürokratischen Hemmnisse weiter abzubauen.