Analphabetismus im Saarland

Es gibt in Deutschland keine gesetzlich festgeschriebene Definition von Analphabetismus. Die Dunkelziffer der Analphabeten in Deutschland kann nur schwer eingeschätzt werden. Der Bundesverband Alphabetisierung e.V. schätzt die Zahl der Analphabeten in Deutschland auf Grund von Bildungsindikatoren wie Schulabgangsquoten und Bildungsstudien jedoch auf 4 Millionen. Von dieser Zahl ausgehend wird im Saarland von über 51.000 Analphabeten ausgegangen.

Diese Schätzwerte machen deutlich, dass Analphabetismus auch in unserer Gesellschaft ein relevantes Problem ist, von dem sowohl Erwachsene als auch ­ trotz der allgemeinen Schulpflicht ­ Kinder betroffen sind.

Häufig bedeutet Analphabetismus für die Betroffenen auch soziale Isolation und soziale Diskriminierung. Die Erhaltung und Verbesserung von Alphabetisierung und Elementarbildung ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft.

Ich frage die Regierung des Saarlandes:

1. Auf welche Definition von Analphabetismus stützt sich die Landesregierung bei den folgenden Ausführungen?

2. Wie beurteilt die Landesregierung die Situation und die Entwicklung von Analphabetisierung im Saarland insgesamt und im Vergleich zu der Situation und Entwicklung in den anderen Bundesländern?

3. Inwieweit hat die Landesregierung Konzepte entwickelt, um dem vorhandenen Analphabetismus im Saarland entgegenzutreten bzw. schon frühzeitig präventiv einzuwirken?

4. Ist die Landesregierung Kooperationen eingegangen, um der Problematik Analphabetisierung entgegenzuwirken und wenn ja, welche; wenn nein, warum nicht?

5. Wie viele Service-Einrichtungen, also Einrichtungen, die Serviceleistungen wie Beratung von Institutionen, Fortbildung, Konzeptionen und Publikationen anbieten, gibt es im Saarland und hält die Landesregierung diese Anzahl für ausreichend?

6. Wie viele Beratungsstellen gibt es im Saarland für Analphabeten und welche sind diese?

7. Von wie vielen saarländischen Weiterbildungsanbietern werden Alphabetisierungskurse angeboten und hält die Landesregierung diese Anzahl für ausreichend?

8. Wie viele Betroffene haben sich in den letzten zehn Jahren bei diesen Weiterbildungseinrichtungen angemeldet (bitte aufgeschlüsselt nach Jahr, Alter, Geschlecht und Nationalität)?

9. In welchen Sprachen wurden diese Alphabetisierungskurse in den letzten zehn Jahren angeboten (bitte Angabe der Kursanzahl pro Sprache pro Jahr)?

Inwieweit gibt es in diesen Einrichtungen Bildungsangebote, die über die Alphabetisierung hinausgehen?

11. Wie wird die individuelle Förderung von Kindern sichergestellt?

12. Finden im Saarland neben der Schuleingangsdiagnostik Untersuchungen im Kindergarten bzw. in der Grundschule auf Sprachstörungen oder Kommunikationsschwächen statt, wenn ja, wie regelmäßig, wenn nein, warum nicht?

13. Wie hat sich der Anteil sprachentwicklungsgestörter Kinder in den letzten zehn Jahren entwickelt und wie beurteilt die Landesregierung diese Entwicklung im Vergleich zu den anderen Bundesländern?

14. Gibt es für die betroffenen Kinder ein spezielles Förderungs- und/oder Betreuungsangebot?

15. Inwieweit werden Lehrerinnen und Lehrer besonders darin geschult, Kinder mit Lese- bzw. Schreibproblemen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu fördern?