Die Revitalisierung von Industrieflächen ­ Ein erfolgreicher Beitrag zum Strukturwandel im Aufsteigerland Saarland

Die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Förderung der Entwicklungspotentiale von Unternehmen erfordern eine gute Infrastruktur. Ein gutes regionales und lokales Flächenangebot - quantitativ und qualitativ - bietet hierfür eine wesentliche Voraussetzung. Zusammen mit neu erschlossenen Industrie- und Gewerbeflächen bilden die revitalisierten Flächen einen wesentlichen Standortfaktor im Saarland.

Die Revitalisierung von Industriebrachen sowie die Konversion von ehemaligen Militärstandorten leistet damit einen herausragenden Beitrag zum Strukturwandel: Verbrauchte Flächen werden einer neuen Nutzung zugeführt. Über die unmittelbare ökonomische Funktion der Flächenaufbereitung hinaus hat ein nachhaltiges Flächenmanagement auch eine erhebliche städtebauliche und ökologische Komponente für die Umgestaltung der betroffenen Stadt- und Landschaftsteile. Die Revitalisierung saniert kontaminierte Flächen, beseitigt Umweltlasten oder verhindert durch geeignete Sicherungsmaßnahmen deren Ausbreitung in das Grundwasser oder in die Luft. Darüber hinaus wird der Landschaftsverbrauch durch den Grundsatz „Revitalisierung vor Neuerschließung" gemindert.

Die Revitalisierung von Industriebrachen ist bereits seit Jahren ein zentrales Element saarländischer Flächen- und Ansiedlungspolitik. Als Beispiele für ein gelungenes Industrieflächenrecycling sind insbesondere die Saarterrassen und der IT-Park sowie die inzwischen komplett umstrukturierten ehemaligen Militärstandorte Wendelinuspark in St. Wendel und der Saarpfalz Park Bexbach zu nennen. Insgesamt wurden seit dem Jahr 2000 bis heute rund 417 ha Altflächen mit einem Fördermitteleinsatz in Höhe von rund 79,5 Mio. EUR wieder einer neuen Nutzung zugeführt. Im gleichen Zeitraum wurden zusätzlich rund 360 ha Gewerbeflächen neu erschlossen, für die insgesamt rund 55 Mio. EUR Fördermittel bewilligt wurden.

Auch die Gesellschaft Industriekultur Saar (IKS) GmbH hat in den vergangenen Jahren in der Revitalisierung Erfolge erzielt und dabei die Ziele verfolgt, durch den Aufbau von wirtschaftlichen, touristischen und kulturellen Nutzungen an den Zukunftsstandorten eine Brücke in die Zukunft zu schlagen und gleichzeitig die industrielle Kultur zu bewahren.

Insbesondere der Zukunftsstandort Göttelborn ist beispielhaft für eine zügige Nachfolgenutzung verbrauchter Industrieflächen und Gebäude. Hier hat es nicht ­ wie in der Vergangenheit üblich ­ Jahrzehnte gedauert, bis eine Entlassung aus der Bergaufsicht erfolgte. In diesem Fall hat die Gemeinde Quierschied im Zusammenwirken mit der IKS und dem Stadtverband Saarbrücken mit der zügigen Erstellung eines Bebauungsplanes die Nachfolgenutzung eingeleitet.

Außerdem wird die geplante private Investition von fast 14 Mio. EUR, um einen Themenpark zur Evolution auf dem ehemaligen Grubengelände Reden zu errichten, begrüßt. Mit diesem touristischen Projekt am Zukunftsstandort sind positive Perspektiven für die Gemeinde Schiffweiler und den Landkreis Neunkirchen verbunden. Weiterhin ist der Ausbau der touristischen Infrastruktur durch die IKS an diesem Standort vorgesehen.

Seit vielen Jahren unterstützt die Landesregierung darüber hinaus die Gesellschaft „Weltkulturerbe Völklinger Hütte ­ Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur" in ihren Bemühungen, die erfolgreich begonnene Sanierung weiterzuführen und die touristische Attraktivität kontinuierlich zu steigern. Möglich wurde diese Entwicklung, da das Saarland zusammen mit der WVH seit der Gründung der Trägergesellschaft im Jahre 1999 besonders erfolgreich sowohl in der Einwerbung als auch in der zielgerechten Nutzung von Fördermitteln ist. Insgesamt sind in der Förderperiode 2000 ­ 2006 Fördermittel von über 41 Mio. EUR in die Bauprogramme des Weltkulturerbes Völklinger Hütte geflossen.

Die Besucherzahlen des Weltkulturerbes Völklinger Hütte konnten seit Gründung der Trägerschaft 1999 kontinuierlich gesteigert werden. Im Jahre 2000 wurden noch 107.161 Besucher gezählt, im Jahr 2005 waren es 196.122 Besucher. Bis heute haben damit über 1,2 Mio. Besucher das Weltkulturerbe Völklinger Hütte besucht.

Die Beispiele belegen, dass die Wiederbelebung von Industrieflächen im Saarland einen erfolgreichen Beitrag zum Strukturwandel im Land leistet. Darüber hinaus vermittelt diese Revitalisierung eine Aufbruchstimmung. Sie zeigt, dass an den alten Standorten eine neue Zukunft beginnt und neue Perspektiven für wirtschaftliche sowie kulturelle Entwicklungen und somit für neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Allerdings stellt die Revitalisierung von Industriebrachen einen langfristigen Prozess dar. Die Wiederherrichtung von so genannten Altflächen umfasst oftmals komplexe Handlungsfelder und ist daher meist sehr zeit- und kostenintensiv. Im Rahmen der Umstrukturierung gibt es in der Regel viele Restriktionen. Sie liegen im Bergrecht, im Planungsrecht, im Baurecht, im Umweltrecht und nicht zuletzt in einer tragfähigen Konzeption.

Der Landtag des Saarlandes fordert vor diesem Hintergrund die Landesregierung auf:

- die Revitalisierung von Industrieflächen weiter als wichtigen Beitrag zum Strukturwandel zu begreifen und die erfolgreiche Politik in diesem Bereich weiter fortzusetzen;

- weiterhin für ein wettbewerbsfähiges Angebot an Industriegebietsflächen zu sorgen;

- die Arbeit der IKS-Industriekultur Saar GmbH und damit sowohl die Schaffung zukunftsfähiger Strukturen als auch die Bewahrung industrieller Kultur weiter zu unterstützen;

- sich weiterhin für die Fortführung der bisherigen Unterstützung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte als herausragendes Beispiel der Industriekultur im Saarland einzusetzen.