Biologische Vielfalt erhalten ­ regionale Biodiversitätsstrategie umsetzen

Vor dem Hintergrund der Neunten Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt, die im Mai dieses Jahres in Bonn stattfand, gewinnt das Thema Biodiversität an öffentlicher Aufmerksamkeit.

Die Erhaltung der biologischen Vielfalt auf der Erde stellt nicht nur aus Gründen der Daseinsvorsorge eine wichtige Aufgabe dar. Auch der Respekt vor der Schöpfung gebietet einen verantwortlichen Umgang mit der Natur und der ihr innewohnenden Vielfalt an Arten und Lebensgemeinschaften.

Biologische Vielfalt oder Biodiversität umfasst zum ersten im Kern die Vielfalt an Arten von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen. Sie umfasst zum zweiten aber auch die Arten- und Biotopausstattung von historisch gewachsenen und genutzten Kulturlandschaften und zum dritten die genetische Vielfalt von aus Züchtung hervorgegangenen Sorten und Rassen der Tiere und Pflanzen, die vom Menschen genutzt werden.

Während die Entstehung neuer Tier- und Pflanzenarten zwischen 100 000 und einer Million Jahre dauert, ist die Arten- und Biotopausstattung der mitteleuropäischen Kulturlandschaft einer ständigen Dynamik unterworfen. Im 18., 19. und bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war es die nicht nachhaltige Übernutzung der Landschaft, die zu einer großen Artenvielfalt und Landschaftsbildern führte, die in weiten Teilen des Naturschutzes heute als Leitbilder gesehen werden. Dabei wurde vielfach das Schutzaugenmerk auf Arten gelenkt, die aus globaler Perspektive überhaupt nicht gefährdet waren bzw. für die keine regionale Verantwortung im Hinblick auf den Erhalt der Art bestand.

Eine verantwortungsvolle regionale Politik zum Erhalt der biologischen Vielfalt auf der Erde muss sich daher in erster Linie an der Frage orientieren, für welche Arten die jeweilige Region Verantwortung trägt. Der Landtag begrüßt, dass die Landesregierung dieser Aufgabe mit der Vorlage des „Konzepts zur Erhaltung der regionalen Biodiversität" frühzeitig nachgekommen ist. Der Landtag begrüßt weiterhin, dass die Landesregierung im Rahmen der föderalen Zusammenarbeit immer wieder mit Nachdruck auf die Bedeutung der Wälder, insbesondere auf die Verantwortung des Saarlandes und Deutschlands für die subatlantischen Buchenwälder, hingewiesen hat.

Für den Erhalt der biologischen Vielfalt ist die Kenntnis des Formenreichtums des Lebendigen eine unverzichtbare Basis. Nur ein Bruchteil der auf unserem Globus vorhandenen biologischen Vielfalt ist bekannt und erforscht. Auch die komplexen Zusammenhänge in Ökosystemen werden bislang nur unzureichend verstanden. Der Landtag des Saarlandes begrüßt es daher ausdrücklich, dass die Landesregierung mit dem Zentrum für Biodokumentation eine Institution für die Erforschung regionaler Biodiversität geschaffen hat und weiter das Projekt zum Aufbau einer Kryodatenbank zur Sicherung der genetischen Information bedrohter Arten unterstützt.

Er begrüßt es weiterhin, dass die Landesregierung mit der Einrichtung eines Ökologischen Schullandheimes und einer an den Kriterien der Nachhaltigkeit orientierten Umweltbildung eine gute Grundlage geschaffen hat, um die Bedeutung der biologischen Vielfalt auch Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu vermitteln. Mit der Saarländischen Naturwacht wurde eine vorbildliche Einrichtung geschaffen, um auch der breiten Bevölkerung die Schönheit und Vielfalt saarländischer Landschaften und der Naturschutzgebiete vor Augen zu führen.

Daneben nimmt der Landtag zur Kenntnis, dass sich der Biodiversitätsverlust in verschiedenen Regionen der Erde unterschiedlich stark vollzieht. Die sog. Hotspots der Biodiversität, beispielsweise in den Tropen, sind in weit größerem Ausmaß betroffen als die gemäßigten Breiten Mitteleuropas.

Der Landtag begrüßt, dass der Umweltminister des Saarlandes als Mitglied der deutschen Delegation im Ministersegment der UN-Vertragsstaatenkonferenz teilgenommen und sich schon im Vorfeld in die Diskussion eingebracht hat. Dadurch hat die Landesregierung ihren Ansatz unterstrichen, eine globale Strategie zum Schutz der biologischen Vielfalt als gemeinsames Naturerbe der Menschheit mitentwickeln und umsetzen zu wollen.

Der Landtag des Saarlandes fordert die Landesregierung auf

1. das Zentrum für Biodokumentation im Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz als zentrale Institution biologischer Feldforschung in enger Kooperation mit anderen naturforschenden Institutionen zu erhalten und weiterzuentwickeln;

2. ihre Naturschutzpolitik an dem Kriterium der regionalen Verantwortlichkeit auszurichten und ihre vielfältigen Bemühungen um den Erhalt historisch gewachsener Kulturlandschaft fortzuführen;

3. den Schutz der subatlantischen Buchenwälder als zentralen Beitrag des Saarlandes zu einer globalen Biodiversitätsstrategie fortzusetzen;

4. die zahlreichen Naturschutz-Großvorhaben des Landes (Saar-Bliesgau/Auf der Lohe, Urwald vor den Toren der Stadt, Wolferskopf, Moselaue, Täler der Ill u. a.) fortzuentwickeln;

5. das Projekt Biosphärenregion Bliesgau als beispielhaftes Vorhaben einer naturund umweltverträglichen Regionalentwicklung weiter voranzutreiben;

6. den ehrenamtlichen Naturschutz weiter intensiv zu unterstützen;

7. im Rahmen abgestimmter Strategien die Erhaltung der globalen Biodiversität in den besonders betroffenen Regionen zu unterstützen.