Forschung

(13/244) Landtag des Saarlandes - 13. Wahlperiode - 10 Wie hat sich die Zahl der stationären Therapieangebote für drogenanhängige Menschen in den letzten zehn Jahren entwickelt? Wie hat sich die Zahl der Betroffenen entwickelt, die an einer stationären Therapie bzw. einer Substitution teilgenommen haben?

Zu Frage 8: Entwöhnung:

Im Saarland gibt es eine Klinik, die den Bereich der stationären Entwöhnungsbehandlung für Abhängige von illegalen Rauschmitteln abdeckt: die Fachklinik Schaumberger Hof (rd. 36 Plätze, davon 8 Plätze im Mutter-Kind-Haus).

Die Kurzzeitentwöhnungsbehandlung D2 der Sonnenbergkliniken hatte 12 Plätze. Die Station wurde vor 3 Jahren geschlossen, stattdessen wurde eine sogenannte Orientierungsphase mit 3 Plätzen zur Vorbereitung auf eine stationäre Langzeittherapie eröffnet.

Entgiftung:

Hier stehen in den verschiedenen saarländischen Kreisen die Fachabteilungen für Psychiatrie der Kreiskrankenhäuser zur Verfügung. Eine spezielle Entgiftungsstation für Suchtkranke stellt die Station D1 der SHG-Kliniken dar.

Für Jugendliche stehen die beiden Abteilungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Kleinblittersdorf und Homburg zur Verfügung.

Substitution:

Von 1990 bis 1999 hatte die saarländische Landesregierung ein von ihr finanziertes Methadon-Landesprogramm durchgeführt. Insgesamt waren im Rahmen dieses Programms 263 Süchtige mit Methadon behandelt worden. Ab 2000 wurde die (ambulante) Substitutionsbehandlung mit Methadon durch niedergelassene Ärzte mit suchtspezifischer Zulassung durchgeführt. In 2004 waren insgesamt 993 Konsumenten in einer Substitutionsbehandlung. Tendenziell geht die Bereitschaft zur (stationären) Abstinenztherapie zurück zugunsten einer Inanspruchnahme von Substitutionsbehandlung. Die zahlenmäßige Entwicklung von betroffenen Saarländern, die an einer stationären Behandlung teilgenommen haben, kann aus den Patientenzahlen der saarländischen Behandler nicht geschlossen werden, da Kostenträger (wie die LVA und Krankenkassen z. B.) auch Kliniken außerhalb des Saarlandes belegen.

Selbsthilfe:

Im Bereich der illegalen Rauschmittel hat sich im Saarland bislang keine Selbsthilfegruppe dauerhaft etablieren können. Es kommt jedoch immer wieder zu Gründungen und Neuanfängen nach dem Vorbild der Narcotics Anonymus (NA), dem Pendant zu den Anonymen Alkoholikern.

Drucksache 13/382 (13/244) Landtag des Saarlandes - 13. Wahlperiode - 11 Wie lang ist die durchschnittliche Wartezeit auf einen Therapieplatz im Vergleich zu anderen Bundesländern? Wie hat sich diese Zeit in den letzten zehn Jahren entwickelt? Wie hoch ist die Rückfallquote nach einer Therapie?

Zu Frage 9: a) Von den Kliniken werden keine Wartelisten auf einen Therapieplatz angegeben. Nach unserem Kenntnisstand ist dies auch in den meisten Einrichtungen in anderen Bundesländern so. Im Regelfall stehen daher ausreichend Therapieplätze zur Verfügung, damit eine Therapie im Bedarfsfall unmittelbar begonnen werden kann.

Wartezeiten können allerdings dadurch entstehen, dass vor einer Aufnahme z. B. Kostenregelungen o. Ä. geklärt werden müssen.

b) Rückfallquote

Im Bereich der illegalen Suchtmittel fehlte bislang eine standardisierte katamnestische (bundesweite) Dokumentation. Eine solche befindet sich zur Zeit im Aufbau in der Kooperation des BMGS mit dem Münchener Institut für Therapieforschung (IFT) und der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Suchthilfestatistik der Länder.

Wie viele Menschen im Saarland gelten als medikamentenabhängig? (Aufschlüsseln nach Wirkstoff, sowie Geschlecht und Alter)?

Zu Frage 10: Untersuchungen und Befragungen (z. B. bei Ärzten) gibt es hierzu im Saarland bislang nicht. Auch die Krankenkassen führen keine solchen Statistiken durch.

Auch der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung geht auf das Thema der Medikamentenabhängigkeit nicht ein.

Die jüngste Studie des Instituts für Therapieforschung (IFT) in München für die Hansestadt Hamburg hat einen problematischen Medikamentengebrauch bei knapp 5 % der befragten 18-59-Jährigen ermittelt.

Für das Saarland würde dies bedeuten, dass ca. 30.000 Menschen in einem „problematischen Ausmaß" Medikamente einnehmen würden. Ob die Zahlen einer Großstadt auf den eher ländlichen saarländischen Raum übertragbar sind, ist zu bezweifeln. Auch sind somit die Begriffe „problematischer Konsum" und „Medikamentenabhängigkeit" diagnostisch nicht differenziert.

Aufgrund von Expertenschätzungen (ca. 1,5 ­ 2 Millionen Medikamentenabhängige in Deutschland) geht das saarländische Drogenreferat in seiner in der Broschüre „Fakten, Fundamente, Angebote" von 2002 veröffentlichten Schätzung von 7.500 ­ 8.

Personen aus, die eine Abhängigkeit nach verschriebenen, aber „medizinisch nicht oder nicht in dem Umfang indizierten" Medikamenten entwickelt haben.

13 Repräsentativerhebung zum Gebrauch und Missbrauch psychoaktiver Substanzen bei Erwachsenen in Hamburg; IFT-Berichte Bd. 146, München 2005

Drucksache 13/382 (13/244) Landtag des Saarlandes - 13. Wahlperiode - 12 Welche Maßnahmen wurden von der Landesregierung im Rahmen des nationalen „Aktionsplan Alkohol" getroffen?

Zu Frage 11: Aufgrund der Entwicklung des Suchtmittelkonsums bei Jugendlichen hat das Saarland insbesondere in den letzten 3 Jahren den Schwerpunkt auf die Behandlung der legalen Süchte gelegt.

Im Rahmen des „Europäischen und Nationalen Aktionsplans Alkohol" wurden seit 2002 mehrere Projekte landesweit durchgeführt.

Für den Bereich des Alkoholkonsums bei Erwachsenen und im Alltag fand im Oktober 2002 eine Fachtagung „Alkohol am Arbeitsplatz" statt. In der Folge wurde eine jährliche Informationsveranstaltung zum Thema Betriebliche Suchtprävention mit der IHK, der HWK und dem Arbeitskreis Betriebliche Suchtprävention durchgeführt. Ziel hierbei war (und ist es), die Auswirkungen der Problematik der Alkoholsucht im betrieblichen und familiären Bereich deutlich zu machen und Lösungsstrategien zu erarbeiten.

Für den Bereich des Alkoholkonsums bei Jugendlichen hat der Landesjugendring Saar in Kooperation mit dem Ministerium für Justiz, Gesundheit und Soziales das Projekt „Saftchecker" durchgeführt. Dabei wurde zum Einen überprüft, ob und inwieweit sich Gaststätten im Saarland an das sogenannte „Apfelsaftgesetz" halten, als auch die beteiligten Jugendlichen für das Thema Alternativen zum Alkoholholkonsum in der Freizeit sensibilisiert. Die Ergebnisse des Projektes wurden am 11.04.05 auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt.