Explosionsgefahr durch Methangas

Vorbemerkung des Fragestellers: „Wie der Presse zu entnehmen war, löste ausströmendes Methangas am 24.12.2006 in AltSaarbrücken eine Explosion aus. Das Methan, welches über die Abwasserleitungen in die Wohnungen des betroffenen Wohnhauses gelangte, stammte aus alten Kohleflözen, die unter Alt-Saarbrücken verlaufen."

Vorbemerkung der Landesregierung:

Die von dem Fragesteller aufgegriffene Methangasexplosion in der Malstatter Straße in Alt-Saarbrücken ereignete sich am 25.12.2006. Bei dem Unfall erlitt eine Person schwere Verbrennungen. Das betroffene Gebäude wurde geräumt. Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat in Abstimmung mit den Bergbehörden und der DMT GmbH ein umfangreiches Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, um die Gefährdungssituation in diesem Bereich nachhaltig zu beseitigen.

Wie viele Kohleflöze, aus denen Methangas entströmt, existieren im Saarland derzeit?

Zu Frage 1: Von der Genese her ist Methangas (CH4) an die Entstehung der Steinkohlenlagerstätte gebunden; es bildet sich beim Inkohlungsprozess aus dem im organischen Material enthaltenen Wasserstoff. Methangas kann damit prinzipiell aus allen Kohleflözen ausgasen. Eine in früheren Jahren durchgeführte Flözgleichstellung im Saarkarbon hat rund 795 Kohleflöze bzw. Kohlebänke ermittelt, die von der Anzahl her jedoch regional sehr unterschiedlich vertreten sind. Von der Teufe her reichen die Flöze von der Tagesoberfläche bis in etwa 1.700 m Tiefe.

Unter welchen Orten bzw. Ortsteilen befinden sich diese Kohleflöze?

Zu Frage 2: Von möglichen Methanausgasungen betroffen sind alle Orte, an denen das kohleführende Karbon an der Tagesoberfläche ausstreicht oder zumindest tagesnah ansteht. Dies ist gemäß Geologischer Karte des Saarlandes M 1:100.000 in einem etwa 10 km breiten Streifen der Fall, der sich parallel der „großen Randüberschiebung" einer großtektonischen Linie, die von Saarbrücken im Südwesten nach Neunkirchen im Südosten verläuft - erstreckt. Im Osten reicht dieser Streifen bis zur Landesgrenze, im Westen wird er etwa von der Verbindungslinie Ludweiler-Wallerfangen begrenzt. In diesem Bereich liegen auch alle derzeit bekannten Ausgasungsstellen.

Wie wird der Gefahr weiterer Explosionen durch den unkontrollierten Austritt von Methangas vorgebeugt?

Zu Frage 3: Derzeit sind der Bergbehörde 185 Gasaustrittsstellen im Saarland bekannt. Schwerpunkte liegen im Raum Fürstenhausen, Altenkessel und Neunkirchen. Diese Stellen werden regelmäßig überwacht. Dies geschieht üblicherweise durch Gasmessungen, die innerhalb und außerhalb der betroffenen Gebäude stattfinden. Die Überwachung wird im Bereich aktiver und ehemaliger Abbauflächen von der Deutschen Steinkohle AG, im Bereich der so genannten „unverritzten Lagerstätte" (Bereiche, in denen noch kein Bergbau umgegangen ist) vom Bergamt Saarbrücken durchgeführt. Die Ausgasungsstellen in Alt-Saarbrücken werden von der Landeshauptstadt Saarbrücken seit jeher im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die Gefahrenabwehr nach allgemeinem Polizeirecht überwacht. Die Stadt ist hier außerdem Inhaberin einer bergrechtlichen Bewilligung zur Gewinnung von Methangas. Die Gasgewinnung erfolgt durch die Stadtwerke Saarbrücken AG. Im Saarland betreibt die STEAG Saar Energie AG als Inhaberin verschiedener Bewilligungen zur Gewinnung von Methangas Gasabsaugestationen zur Absaugung des Methangases aus alten Grubenbauen. Durch den Betrieb dieser Anlagen wird ein unkontrolliertes Austreten an der Tagesoberfläche verhindert und eine energetische Verwertung sichergestellt.

In welchem Umfang wird das Methangas aus stillgelegten Kohleflözen energetisch genutzt?

Zu Frage 4: Im Jahr 2006 wurden rund 304 Mio. m Methangas abgesaugt und davon rund 303 Mio. m (= 99,6 %) energetisch verwertet.

Von dem verwerteten Methangas wurden 80 % zur Erzeugung von Strom und Wärme eingesetzt. 19 % gingen in die Stahlindustrie. 1 % wurde in kleineren Heizungsanlagen eingesetzt.

Wie hoch sind die Sicherheitsauflagen der entsprechenden Absaugeanlagen für Methangas?

Zu Frage 5: Die Absaugeanlagen werden auf der Grundlage des Bundesberggesetzes betrieben und müssen den vom Oberbergamt für das Saarland und das Land Rheinland-Pfalz herausgegebenen Richtlinien für die Absaugung von Grubengas und den Richtlinien für die Errichtung und den Betrieb von Anlagen zur Gewinnung von Grubengas entsprechen. Diese setzen die Anwendung des in der gesamten bundesdeutschen Gasindustrie üblichen hohen Standes der Technik voraus.

Wer trägt die Kosten der Absaugung des anfallenden Methangases?

Zu Frage 6: Die gesamten Kosten für die betriebenen Absaugeanlagen sowie für die Fortleitung des Gases bis zur Nutzung tragen die betreffenden Unternehmer.