Die Besten zu den Kleinen ­ Qualitätssicherung in saarländischen Kindergärten

„In den vergangenen Jahren (Ende 2003 bis 2006) wurde vom Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft in Zusammenarbeit mit den öffentlichen und freien Trägern ein Bildungsplan für saarländische Kindergärten erarbeitet. Dieser Plan soll dazu führen, dass in Kindergärten und Kindertagesstätten qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung kontinuierlich und nachhaltig vermittelt wird. Dies geht weit über das hinaus, was in einzelnen Vorzeigeprojekten (wie z. B. „Hören-Lauschen-Lernen") erprobt wird.

Obwohl dieser Bildungsplan vor seiner Verabschiedung mit den Kindergartenträgern im Entwurf erprobt, evaluiert und verbessert wurde, lässt die Umsetzung im Kindergarten- und Kindertagesstättenalltag zu wünschen übrig. Zwar liegt die Umsetzung in der Hand der Träger, jedoch gestaltet die Landesregierung die Rahmenbedingungen und damit die Handlungsspielräume der Träger, z. B. bei der Festlegung des MindestPersonalschlüssels oder bei Angeboten der Aus- und Fortbildung für Erzieher und Erzieherinnen etc.

Dabei ist die wichtigste Funktion der Erzieherinnen, ein zugewandtes, präsentes, gut ausgebildetes Vorbild für die Kinder zu sein, so dass die Kinder mit möglichst kontinuierlich anwesenden Bezugspersonen in einem rhythmisierten Kindergarten- oder Kindertagesstättenalltag die „Welt" erforschen können."

Vorbemerkung der Landesregierung:

Das Bildungsprogramm wurde seit Ende 2003 gemeinsam mit dem renommierten INAInstitut der Freien Universität Berlin erarbeitet. Das INA-Institut hatte zuvor bereits federführend bei der nationalen Qualitätsinitiative für Kindertageseinrichtungen mitgewirkt und verschiedene Programmbausteine im Saarland durchgeführt. Außerdem hat das INA-Institut auch die Länder Berlin und Hamburg bei der Bildungsplanarbeit begleitet. Bei der Erarbeitung des saarländischen Bildungsprogramms waren von Anfang an die freien Träger, die kommunalen Träger, die verschiedenen Berufsgruppen und Eltern einbezogen. Im Jahr 2005 wurde ein erster Entwurf allen Gruppierungen zur Verfügung gestellt. Sie hatten die Möglichkeit, ihre Anregungen in das Bildungsprogramm einzubringen. Im Sommer 2006 wurde das Programm schließlich verabschiedet. Noch im gleichen Jahr brachte die Landesregierung eine Weiterbildungsmaßnahme für Mentoren zu diesem Programm auf den Weg. Daran nahmen überwiegend die Fachberater der Wohlfahrtsverbände teil. Diese Maßnahme gewährleistete, dass die Fachberatung das Bildungsprogramm von Anfang an in die Kindergärten hinein tragen konnte. Weiterhin wurde ein Multiplikatorenkurs, an dem ebenfalls Fachberater und erfahrene Leitungskräfte der Kindertageseinrichtungen teilnahmen, auf den Weg gebracht. So wurde sichergestellt, dass die Kindergärten geeignete Fachkräfte zur internen und externen Evaluation im eigenen Umfeld binden können.

Die Landesregierung kann daher die Vorbemerkung der Fragestellerin, dass die Umsetzung des Bildungsprogramms zu wünschen übrig lasse, nicht nachvollziehen.

Welchen Zeitrahmen sieht die Landesregierung vor, bis der Bildungsplan in allen Kindergärten und ­tagesstätten im Saarland regelhaft angewendet werden soll?

Zu Frage 1: Das Bildungsprogramm für saarländische Kindergärten wurde nach einer einjährigen Erprobungsphase im Jahr 2006 in allen saarländischen Kindergärten eingeführt. In der Präambel des Programms haben sich alle Trägervertreter für die saarländischen Kindergärten zur Umsetzung verpflichtet. Das heißt: „Alle Beteiligten verpflichten sich, im Rahmen ihrer jeweiligen Strukturen und Zuständigkeiten, die Inhalte des Bildungsprogramms für saarländische Kindergärten mit Leben zu erfüllen".

Welche Planungen gibt es seitens des Ministeriums für Bildung zur effektiven Unterstützung der Umsetzung des Bildungsplans

a) in finanzieller,

b) in personeller,

c) in organisatorischer und

d) in legislatorischer Hinsicht?

Zu Frage 2 a):

In Kapitel 0629, Titelgruppe 83 sind Mittel unter anderem für Maßnahmen zur Einführung des saarländischen Bildungsprogramms eingestellt worden. Im Jahr 2006 waren es 100.000, im Jahr 2007 ebenfalls 100.000. Im Jahr 2008 Erhöhung des Ansatzes auf 200.000. Seit Ende 2006 bis heute sind von Kindergartenträgern 87

Anträge zur Bezuschussung von Implementierungsseminaren mit 160 Seminartagen eingereicht und mit rund 60.000 bezuschusst worden.

Zu Frage 2 b):

Im Jahr 2006 wurden Multiplikatoren und in 2007 wurden Fachkräfte für interne und externe Evaluation ausgebildet. In beiden Kursen wurden jeweils 20 Personen erreicht.

An den Seminartagen der Implementierungsseminare nehmen durchschnittlich 20

Personen teil, so dass von speziellen Fortbildungsveranstaltungen zum Bildungsprogramm rund 3.200 Fachkräfte erreicht wurden.

Zu Frage 2 c):

Zum Bildungsprogramm wurden ergänzende Handreichungen, Materialien für interne Evaluation und das Portfolio als Entwicklungstagebuch herausgegeben.

Zu Frage 2 d):

Im zurzeit in der Beratung befindlichem Saarländischem Kinderbetreuungs- und ­bildungsgesetz (SKBBG) wird Bezug genommen auf das Bildungsprogramm. Es wird von den Trägern erwartet, dass sie das Bildungsprogramm in der täglichen Arbeit umsetzen. Darüber hinaus wird im Zusammenhang mit dem Portfolio ein Maßnahmenkatalog für den Übergang vom Kindergarten zur Grundschule erarbeitet, der sowohl für Kindergärten als auch für die Grundschulen verpflichtend ist. Eine weitere legislatorische Festlegung ist wenig sinnvoll, da die Arbeit nur dann sinnvoll umgesetzt wird, wenn die Träger und die einzelnen Kindertageseinrichtungen das Bildungsprogramm akzeptieren und in ihre pädagogische Konzepte integrieren.

Wie soll mit dem bisher vorgesehen Personalschlüssel von 1 bis 2 Stellen für je 20 bis 25

Kinder eine Umsetzung erreicht werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Bildungsplan den Anspruch erhebt, Kinder oder einzelne Altersgruppen individuell zu beobachten und zu fördern? (Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Personal wegen Urlaubs oder Dienstbefreiungen wegen Fortbildung nicht in der Gruppe verfügbar ist.)

Zu Frage 3: Im Kindergartenbereich sind bei einer sechsstündigen Betreuung zwischen eineinhalb bis zwei Stellen förderfähig. Für die Leitungstätigkeit im Kindergarten und für ganztägige Betreuung wird zusätzliches Personal bereitgestellt. Es liegt also im Ermessen der Kindergärten die Gruppen mit der Mindest- oder Maximalpersonalisierung auszustatten. Auf jeden Fall geht man davon aus, dass 25 % der Arbeitszeit der Erzieherinnen nicht am Kind unmittelbar ausgeübt werden. Diese Zeit steht zur Verfügung für Vor- und Nachbereitung, Elterngespräche, Teamgespräche usw. Außerdem ist in der Kalkulation immer die Urlaubs- und Fortbildungszeit mit eingeplant.