Psychische und physische Gesundheit von Lehrkräften

Vorbemerkung der Fragestellerin: „Verschiedene nationale wie internationale Studien belegen für 10 bis 35 Prozent der Lehrkräfte massive Befindlichkeitsstörungen im Sinne einer Burnout-Symptomatik. Psychische Erkrankungen bilden bei dieser Berufsgruppe am häufigsten den Hintergrund für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben.

Die im Jahre 2007 der KMK vorgestellte sog. Potsdamer Studie zur Lehrergesundheit von Prof. Schaarschmidt weist nach, dass seit dem Jahr 2000 Lehrkräfte verstärkt der Risikogruppe B (hohes Maß an Erschöpfung, hohes Gesundheitsrisiko) zuzuordnen und demzufolge dringend der Unterstützung bedürfen. Speziell die Studie von Scharnhorst (2004) zu arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern weist zwei gesundheitlich gefährdete Risikogruppen nach. Die eine lässt sich durch hohe Verausgabungsbereitschaft und Selbstüberforderung bei geringer Distanzierungsfähigkeit zu beruflichen Problemen charakterisieren (Muster A), die andere durch Unzufriedenheit und Resignationstendenzen im Sinne von Burnout (Muster B). Ausgegeben: 18.03.2009 (09.02.2009) 1 So berechnete Weber u. a. (2004) in Bayern in einer Totalerhebung der Dienstunfähigkeitsuntersuchungen von Beamten in Bayern in den Jahren 1996-1999 ein Morbiditätsspektrum dienstunfähiger Lehrkräfte (n=5.548). Demnach wurden 52 % nach F-ICD (Psyche/Verhalten) frühpensioniert, davon 36 % wegen reaktiver/rezidivierender Depression (F32/33)

Drucksache 13/2333 (13/2281) Landtag des Saarlandes - 13. Wahlperiode Ca. 60 % der Lehrerschaft gehören diesen Mustern zu ungefähr gleichen Teilen an. Das ist mehr als bei anderen Berufen wie bei Ärzten und Polizisten. Nur 17 % der Lehrkräfte gehören dem Muster G an: sie können berufliches Engagement und die Regeneration gesundheitsdienlich ausbalancieren. Sie ziehen Grenzen, setzen sich realistische Ziele und gehen mit ihren Kräften ausgewogen um."

Vorbemerkung der Landesregierung: Lehrergesundheit umfasst laut einschlägiger Definitionen das gesamte Spektrum des Lehrerberufs, d.h. sowohl die Arbeitsorganisation als auch die konkrete Ausübung aller geforderten Tätigkeiten. Gesundheit wird dabei im Sinne der Weltgesundheitsorganisation ganzheitlich und als lebenslange Entwicklungsaufgabe verstanden.

Lehrergesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für guten Unterricht und Schulqualität, denn nur physisch und psychisch gesunde Lehrkräfte können auf Dauer ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag erfolgreich wahrnehmen und Schule weiterentwickeln. Insofern ist das Thema „Lehrergesundheit" in engem Kontext zu Schulentwicklung und Qualitätsmanagement zu sehen.

Zum Erhalt und der Förderung von Gesundheit, Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit von Lehrkräften - auch im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes ­ wurden bereits langfristig angelegte präventiv wirksame Maßnahmen eingeleitet.

Wie bewertet die Landesregierung die Ergebnisse der Studien zur Lehrergesundheit?

Zu Frage 1: Die von K. U. Schaarschmidt & A. W. Fischer beschriebenen Unterstützungsangebote („Zwei psychologische Unterstützungsangebote für die Erhaltung und Stärkung der Lehrergesundheit") stützen sich auf die Ergebnisse der Potsdamer Lehrerstudie (Schaarschmidt, U., Kieschke, U.) und geben folgende Empfehlungen:

1. Lehrerinnen und Lehrern erhalten Möglichkeiten, in gesundheitsförderlicher Weise auf sich selbst und ihre Arbeitsbedingungen Einfluss zu nehmen.

2. Möglichkeiten zur Verbesserung der Eignung des Lehrernachwuchses werden aufgezeigt, denn gute berufliche Eignung ist eine erste Voraussetzung dafür, dass die Anforderungen des schulischen Alltags nicht zum Gesundheitsrisiko werden.

Die „Landauer Empfehlungen zur Lehrergesundheit" (2004) beschreiben sieben Arbeitsfelder zur Verbesserung der Lehrergesundheit. Diese betreffen im Wesentlichen „Lehrergesundheit als zentrales Gut", „Prävention durch Verknüpfung von Qualitätsmanagement und Lehrergesundheit", Lehrerbildung und Personalentwicklung", „Lehrerbild in der Öffentlichkeit", „Unterstützungssysteme", „Behandlung und Rehabilitation" sowie „Kooperation".

- 2 Drucksache 13/2333 (13/2281) Landtag des Saarlandes - 13. Wahlperiode. Die im Saarland etablierten Ansätze zur Förderung der Lehrergesundheit berücksichtigen die unterschiedlichen Handlungsfelder. Sie umfassen beispielsweise

- Lehrerfortbildung und ­beratung,

- Zusammenarbeit mit den Unfallversicherungsträgern wie Unfallkasse Saarland und mit dem BAD (Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH) in den Bereichen Prävention und Beratung,

- Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung im Saarland (LAGS),

- Schul- und Qualitätsentwicklung, Verbesserung der Qualität von Unterricht; Einführung „entlastender" Unterrichtsmethoden,

- Verbesserung der Rahmenbedingungen durch Verbesserung des Unterrichts

- Berufsorientierung.

Inwieweit werden im Saarland Diagnosesysteme im Lehrerbereich angewandt, um diese Risikogruppen frühzeitig zu erkennen? Stehen Unterstützungssysteme (wie Coaching, Supervision) zur Verfügung, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen?

Zu Frage 2: Im Hinblick auf die Erkennung von Risikogruppen im Lehrerbereich wird auf die Antwort zu Frage 4 verwiesen.

Coaching und Supervision stehen jeder Lehrkraft zur Verfügung, wenn diese solch ein Angebot wünscht. Sowohl durch den Schulpsychologischen Dienst als auch durch Veranstaltungen der Lehrer- und Lehrerinnenfortbildung (z. B. des Landesinstituts für Pädagogik und Medien) ist diese Möglichkeit gegeben. Darüber hinaus hat jede Lehrkraft die Möglichkeit, Wünsche und Anregungen für Pädagogische Tage, z. B. zum Thema „Lehrergesundheit", ihrer Schule einzureichen. Die Schulleitung kann das Kollegium dadurch entsprechend unterstützen.

Bei der Einschätzung der Ergebnisse schulischer Arbeit werden im Rahmen der Qualitätssicherung neben den Fachleistungen der Schülerinnen und Schüler auch das Methodenwissen und die personalen und sozialen Kompetenzen berücksichtigt. Zu den evaluierten Ergebnissen schulischer Arbeit gehört auch Schulzufriedenheit aller am Schulleben Beteiligten. Dabei ist es unter anderem von großer Bedeutung, dass die Schule funktionierende Kommunikationsstrukturen schafft, innerhalb derer Probleme in angemessener Form und angstfrei erörtert werden können.

Im Übrigen wird auf die Antworten zu den Fragen 7 und 12 verwiesen.

Fließen die Erkenntnisse der Studie über diese Risikogruppen auch schon in die Lehrerausbildung/Referendarzeit ein? Gibt es hier ausreichende Unerstützungssysteme (u. a. durch Coaching) gerade für Junglehrer?

Zu Frage 3: Auf die Antworten zu den Fragen 2 und 5 wird verwiesen.