Auswanderung über Bremen und Bremerhaven

Das Thema Auswanderung über Bremen und Bremerhaven sollte zur Expo 2000 als besonderes Schwerpunktthema des Bundeslandes Bremen präsentiert werden.

Wir fragen den Senat:

1. Welche Projekte zum obigen Thema werden zur Expo 2000 im Lande Bremen präsentiert?

2. Welche Vorarbeiten wurden durch den Senat, den Magistrat, Institutionen und Vereinen geleistet, um das Auswanderer-Thema in größerer Form in Bremerhaven zu präsentieren?

3. Wie viel öffentliche Mittel (aufgeteilt nach Landes- und Kommunalmittel sowie Privatengagement) wurden für die bisherigen Aufwendungen zur Verfügung gestellt?

4. Welche weiteren Projekte und Maßnahmen sind in Vorbereitung, um das Thema Auswanderung besonders in Bremerhaven dauerhaft zu präsentieren?

5. Welche Behörden, Institutionen und Vereine bereiten dieses vor?

6. Mit welchem Mitteleinsatz (öffentliche und private) ist noch zu rechnen?

Die o. a. Anfrage beantwortet der Senat wie folgt:

Zu Frage 1.: Welche Projekte zum obigen Thema werden zur Expo 2000 im Lande Bremen präsentiert?

In Bremerhaven wird das Weltweite Expo Projekt (WWP) Abenteuer Spurensuche - Zentrum für Familiengeschichte und kulturelle Tradition: erstes Modul der Erlebniswelt Auswanderung mit Deutscher Auswanderer Datenbank am Historischen Museum Bremerhaven im Kajengebäude (alter Hafenschuppen) 33 (Alter Hafen) auf ca. 600 qm Fläche und im Historischen Museum Bremerhaven (Sammlung von ca. 3,5 Mio. Auswandererdaten) ab 2. Juni 2000 der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Zur Umsetzung des Bremerhavener Weltweiten Expo-Projektes Abenteuer Spurensuche wurde die Projektgesellschaft. Die Erlebniswelt Auswanderung Projektgesellschaft Ende Dezember 1999 gegründet. Als Projektsteuerer wurde die Firma Maierform Maritime Technology eingesetzt. Gründungsgesellschafter sind Herr Dr. Ditzen-Blanke und Herr Prof. Dr.-Ing. Thomas Rogge.

Die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) hat sich nach Beschluss des Magistrats mit 24,9 % an der Gesellschaft beteiligt.

Begleitend zu dem Weltweiten Expo-Projekt Abenteuer Spurensuche werden folgende Veranstaltungen, die Bezug zu diesem Thema aufweisen, in Bremerhaven durchgeführt werden: Kunst an der Kante. Abschied, eine Skulpturenausstellung mit Multivision, Bildhauer-Symposium und Kinderwerkstatt auf der Geestekaje und im Historischen Museum Bremerhaven. (30. Juni - 3. September 2000) Auswanderer-Kongress im Weser-Forum. Diese Veranstaltung wird von der bedeutenden amerikanischen Auswanderer-Organisation Society for German American Studies (SGAS) ausgerichtet, die damit erstmals außerhalb der USA tagt. Unterstützt wird das Projekt auf Bremerhavener Seite vom Förderverein Deutsches Auswanderer-Museum Bremerhaven. (11. - 17. Juni 2000) Internationale Tagung der Association of European Migration Institution (AMI) im Deutschen Schiffahrtsmuseum, die ebenfalls vom Förderverein Deutsches Auswanderer-Museum durchgeführt wird. (2. - 6. Oktober 2000)

Zu Frage 2.: Welche Vorarbeiten wurden durch den Senat, den Magistrat, Institutionen und Vereinen geleistet, um das Auswanderer-Thema in größerer Form in Bremerhaven zu präsentieren?

Das Thema Auswanderung ist in ganz besonderer Weise mit der Geschichte Bremerhavens verknüpft. Mehr als 7 Millionen der 12 Millionen Einwanderer in die USA verließen Europa über Bremerhaven. Kein anderer Ort ist damit in seiner Existenz und Entwicklung von der Auswanderung so geprägt worden, wie die Stadt Bremerhaven sowie damit die stadtbremischen Häfen, welche ihre Funktion historisch und baulich der Auswanderung verdanken. Insbesondere der heutige Columbusbahnhof ist ein landesgeschichtliches Denkmal von besonderem Rang für die Geschichte der Auswanderung.

Insofern gibt es bereits seit fast 20 Jahren mehrere unterschiedlich akzentuierte Initiativen, die sich mit einer adäquaten Umsetzung des Themas Auswanderung in Bremerhaven beschäftigen. In einem langwierigen und nicht einfachen Prozess wurde, unter qualifizierter Beteiligung des Kulturdezernates des Magistrats Bremerhaven, eine klare Linie zur Realisierung dieses Projektes gefunden, die auf breite Zustimmung stößt. Ergebnis dieser Bemühungen ist u. a. die Präsentation des WWP Abenteuer Spurensuche in Kooperation mit der Deutsche Auswanderer Datenbank (DAD). Kern der weiteren Umsetzungsplanung ist ein Konzept, das vom Initiativkreis Erlebniswelt Auswanderung Bremerhaven, einem Zusammenschluss von 18 Unternehmen aus Bremerhaven, 1998 gebildet wurde (seit Dez. 1998 als e. V.). Der Initiativkreis verfolgt das Thema Erlebniswelt Auswanderung tourismusorientiert im Zusammenwirken mit der Ocean Park-Planung mit dem Ziel, das Projekt in Bremerhaven zu realisieren. Dabei soll das Thema Auswanderung in seiner historisch geographisch einzigartigen Qualität genutzt und mit der künftigen Orientierung auf den Dienstleistungssektor Tourismus verbunden werden.

Zur weiteren Planung wurde vom Initiativkreis die Projektgemeinschaft Erlebniswelt Auswanderung gebildet. Sie besteht aus dem Vorstand des Initiativkreises, dem Mitgliedsunternehmen Maierform und der Unternehmensgruppe Rogge, dem Architektenbüro Bangert & Partner, der Beratungsfirma Wenzel & Partner, dem Reiseunternehmen Routes to the Roots und der Hanseatischen Veranstaltungs (HVG).

Zu Frage 3.: Wie viel öffentliche Mittel (aufgeteilt nach Landes- und Kommunalmittel sowie Privatengagement) wurden für die bisherigen Aufwendungen zur Verfügung gestellt?

Die HVG hat für die Projektgemeinschaft Erlebniswelt Auswanderung im Januar 1999 einen Antrag auf Mitfinanzierung einer insgesamt 470.000 DM teuren Machbarkeitsstudie (Erstellung eines entscheidungsreifen Konzeptes) beim Senator für Wirtschaft und Häfen gestellt. Unter der Voraussetzung, dass eine auf die Ocean Park-Planung abgestimmte Konzeption entwickelt wird, wurde der HVG eine Anteilsfinanzierung in Höhe von 68,09 % = 320.000 DM bewilligt (bei Beteiligung des Initiativkreises Auswanderung in Höhe von 100.000 DM und der HVG in Höhe von 50.000 DM).

Zur Umsetzung des Expo-Projektes Abenteuer Spurensuche und der damit in Zusammenhang stehenden Aufwendungen für die Erstellung der DAD wurden dem Magistrat zur Bewilligung an die Projektgesellschaft 2,5 Mio. DM aus den projektneutralen Mitteln des ISP-Schwerpunktprojektes Ocean Park zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus erfolgt die Förderung der Tagungen/Kongresse sowie der Veranstaltung Kunst an der Kante und die Realisierung der notwendigen Marketing-/ Werbe-/Ausschilderungsmaßnahmen etc. in Höhe von rund 300.000 DM für das Projekt aus dem der BIS zur Bewirtschaftung übertragenen Finanzvolumen für EXPO-Projekte in Bremerhaven (1,25 Mio. DM) bzw. aus dem Veranstaltungsfonds Bremerhaven.

Der Magistrat Bremerhaven hat aus eigenen Mitteln den Aufbau der DAD mit 200.000 DM unterstützt, der Eigenanteil der Hochschule Bremerhaven belief sich auf 80.000 DM.

Eine quantifizierte Aussage über das Privatengagement für alle sich mit dem Thema Auswanderung beschäftigenden Veranstaltungen/ Projekte etc. ist nicht umfassend darstellbar. Das Thema Auswanderung wird aber von diversen Institutionen und Vereinen gepflegt und durch Eigenleistungen in vielfältiger Form umgesetzt.

Auch die Präsentation des WWP Abenteuer Spurensuche und die Erstellung der Deutschen Auswanderer Datenbank wird durch verschiedene Sponsoraktionen unterstützt.

Zu Frage 4.: Welche weiteren Projekte und Maßnahmen sind in Vorbereitung, um das Thema Auswanderung besonders in Bremerhaven dauerhaft zu präsentieren?

Das vom Initiativkreis Erlebniswelt Auswanderung Bremerhaven in Auftrag gegebene und mit finanzieller Unterstützung des Landes Bremen erstellte Konzept Erlebniswelt Auswanderung, Planphase 1, Bericht der Planungsgruppe liegt vor.

Es enthält Lösungsvorschlage zur baulichen und technischen Umsetzung eines solchen Projektes in Bremerhaven sowie Aussagen insbesondere bezogen auf die Möglichkeiten einer Einbindung in die vorhandene kulturelle und wissenschaftliche Infrastruktur, auf die touristischen Attraktivität und auf die Wirtschaftlichkeit.

Es wurde zwischenzeitlich in einer Broschüre zusammengefasst und weltweit in deutscher und englischer Sprache präsentiert. Derzeit wird mit potenziellen Betreibern einer Erlebniswelt Auswanderung verhandelt, um einen wirtschaftlichen Betrieb einer solchen Einrichtung sicherzustellen. Weitere Projekte und Maßnahmen werden kontinuierlich in einem Arbeitskreis Bremische Migrationsgeschichte vorgestellt und behandelt. Das Historische Museum Bremerhaven bereitet eine dauerhafte Präsentation und einen weiteren Ausbau der Deutschen Auswanderer Datenbank vor.

Zu Frage 5.: Welche Behörden, Institutionen und Vereine bereiten dieses vor?

Auf der Grundlage der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie und unter Einbeziehung der Erfahrungen der Präsentation des 1. Moduls als Weltweites Expo-Projekt werden der Senator für Inneres, Kultur und Sport, der Senator für Wirtschaft und Häfen, der Magistrat Bremerhaven, die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung sowie die betroffenen Institutionen, Initiativen und Vereine die vorgelegten Umsetzungsempfehlungen den relevanten Gremien vorlegen. Dort sind die konkreten Umsetzungsmöglichkeiten des Projektes in den nächsten Monaten zu diskutieren, zu prüfen und ggf. zu modifizieren und zu entwickeln mit dem Ziel, eine langfristig tragfähige und nachhaltige Realisierung dieses für Bremerhaven und das Land Bremen kulturhistorisch und touristisch so bedeutenden Themas zu erreichen. Vorgabe dafür sind die Beschlüsse der Wirtschaftsförderungsausschüsse aus November 1998 und Februar 1999, wonach die grundsätzliche Bereitschaft des Landes besteht, sich an den Investitionskosten zu beteiligen, sofern sich Bremerhaven ebenfalls finanziell engagiert und Folgekosten für das Land nicht zu erwarten sind.

Zu Frage 6.: Mit welchem Mitteleinsatz (öffentliche und private) ist noch zu rechnen?

Der für die Realisierung der Erlebniswelt Auswanderung und des Ausbaus der Deutschen Auswanderer-Datenbank in Bremerhaven aufzuwendender Mitteleinsatz (öffentlich und privat) ist abhängig von der Entscheidung, welche Form der Umsetzung des Themas in Bremerhaven verwirklicht werden soll.