Im Durchschnitt vergehen zwischen dem Erstkonsum harter Drogen und der ersten Therapieerfahrung fünf

Etwa 50 % der befragten Abhängigen nennen einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren zwischen dem Erstkonsum harter Drogen und der Inanspruchnahme des Hilfesystems.

Im Durchschnitt vergehen zwischen dem Erstkonsum harter Drogen und der ersten Therapieerfahrung fünf Jahre.

Befragt nach Entzügen und Therapieerfahrung antworten 97 %, daß sie bereits körperliche Entzüge hinter sich haben. Davon hat über die Hälfte bis zu 10 Entzüge, und 23 % haben zwischen 10 und 20 Entzüge durchlebt. % der Befragten haben die Entzugsversuche selbst unternommen, 59 % im Krankenhaus und 44 % haben (unfreiwillig) in den JVA entzogen.

Von allen befragten Personen haben 44 % keine Therapieerfahrung. Die Anzahl unternommener Therapieversuche liegt zwischen einem und bis zu zehn. Ein bis zwei Therapieversuche geben 33 % an, drei und mehr Therapien haben 21 % begonnen.

Unter denen, die noch nie einen Therapieversuch unternommen haben, sind überproportional viele Konsumenten aus der offenen Drogenszene.25)

Gesundheitszustand Drogenabhängiger Intersofia kommt zu einer HIV-Prävalenz von 13 %, die EFBStudie nennt eine Infektionsrate von 24 %. Die Studie des Instituts für Tropenmedizin nennt eine Infektionsrate von durchschnittlich 17,5 % der untersuchten Gruppe. Kleiber/Pant, 1991, ermittelten eine Seroprävalenz von 23 %.26)

Der Durchseuchungsgrad mit Hepatitis C liegt allerdings bei 70 %. Bei der Frage nach Krankheitsbildern der letzten sechs Monate gaben 37,9 % Spritzenabszesse, 36 % Bewußtlosigkeit, 30,9 % Hauterkrankungen an. Hepatitis, Pneumonie, MagenDarmerkrankungen, Fieber sowie neurologische Erkrankungen werden ebenfalls häufig genannt.

Mortalität Drogenabhängiger

Die in Berlin und anderen Bundesländern bis Mitte 1992 gestiegene Zahl der Drogentoten ist gewiß der tragischste (und politisch brisanteste) Aspekt der Drogenproblematik. Wohl gerade deshalb wird diese Zahl in der Öffentlichkeit i. d. R. als Maß für die Bewertung der Wirksamkeit von Drogenpolitik genommen. Ist die Zahl der Drogentoten vergleichsweise niedrig bzw. rückläufig, so wird dies als Ergebnis einer strategisch richtigen Drogenpolitik bewertet. Ist die Anzahl der Drogentoten hingegen hoch bzw. steigend, so wird dies auf eine verfehlte Drogenpolitik zurückgeführt. Diese im Alltagsbewußtsein wie auch in der politischen Argumentation üblicherweise unterstellte Korrespondenz zwischen der Anzahl der Drogentoten und der Qualität der jeweilig praktizierten Drogenpolitik erweist sich bei näherer Betrachtung als äußerst kurzschlüssig und falsch. Denn in Berlin gab es in den letzten Jahren erhebliche Schwankungen bei den jährlichen Zahlen der Drogentoten, obgleich hier schon seit etwa 15 Jahren dieselbe drogenpolitische Strategie verfolgt wird.

Unbeachtet und undifferenziert bleibt bei landläufigen Einschätzungen über „die" Drogentoten,

- welche Todesfälle, nach welchen Kriterien als „Drogentote" zu zählen sind,

- welche Faktoren (pathologisch nachweislich) als Todesursache(n) wirksam wurden.

In Hinblick auf die „Zählung" der Drogentoten gilt es z. B. zu berücksichtigen, dass diese in den verschiedenen westeuropäischen Staaten nicht einheitlich erfolgt und entsprechende Zahlen deshalb keineswegs vergleichbar sind. In der Bundesrepublik Deutschland werden vier Kategorien von Todesfällen als „Drogentote" betrachtet. Das sind

a) Todesfälle in Folge einer letalen Intoxikation durch Drogenkonsum

b) Todesfälle in Folge einer gesundheitsschädigenden Langzeitwirkung von Drogenmißbrauch

c) Todesfälle in Folge von Unfällen, die nachweislich auf die Wirkung von Drogen zurückzuführen sind

d) Suizide, die primär auf Grund der existentiellen Not der Drogensucht vollzogen wurden.

Ein direkter Vergleich der Zahl der Drogentoten in verschiedenen westeuropäischen Ländern ist kaum möglich, da die angewendeten Erfassungskriterien sehr unterschiedlich sind.

Der eigentlich neuralgische Punkt der Problematik „Drogentote" ist indes das bislang noch weitgehend unsichere bzw. in vielen Fällen nur sehr aufwendig erlangbare Wissen über die genauen Ursachen von Drogen-Todesfällen. Die Anzahl der Drogentoten allein, ohne qualitativ differenzierte Erkenntnisse über die genauen Umstände des Todes, sind kein Anhaltspunkt für die kritische Bewertung von Drogenpolitik. Das Bekenntnis, dass man in diesem Problembereich nichts bzw. nur sehr wenig Genaues weiß, wäre deshalb weitaus seriöser, als aus steigenden Zahlen der Drogentoten unvermittelt auf das Versagen von Drogenpolitik zu schließen.

Erste Anhaltspunkte über Vorgeschichte und Umstände von Drogentodesfällen sowie den Gesundheitszustand der Opfer gibt eine Studie, die im Zeitraum Juli 1991 bis September 1992 in den Städten Bremen, Hamburg und Berlin durchgeführt wurde.27) Todesursache war bei 72 % der Verstorbenen die unfallartige, nicht beabsichtigte Überdosierung, Suizid war bei 11 % die todesursächliche Diagnose, in 5 % der Fälle zählten Krankheiten wie Aids und andere Infektionskrankheiten zu den Todesursachen, 2 % verstarben auf Grund eines Unfalls unter Drogeneinfluß.

Die Drogentoten kamen aus allen Altersgruppen (16 bis 50 Jahre), vom Drogentod betroffen waren sowohl „Anfänger" mit kurzen Drogenkarrieren als auch sog. „Altfixer". 19 % sind Frauen, 81 % Männer; im Durchschnitt sind die Frauen mit 27,1 Jahren, die Männer mit 29,6 Jahren verstorben. % befanden sich zum Zeitpunkt ihres Todes in einer Wohnung, 24 % wurden in der Öffentlichkeit gefunden, die übrigen in Hotels oder Institutionen.

Die Wohnsituation vor dem Tod war bei 51 % instabil, 46 % waren privat und 3 % institutionell untergebracht (instabil heißt hier Obdachlosigkeit, Wohnen bei Bekannten, in Pensionen oder Wohnheimen sowie ein ständiger Wechsel zwischen verschiedenen Wohnformen). 80 % hatten eine abgeschlossene Schulausbildung, 60 % einen Hauptschulabschluß; die Hälfte hatte eine abgeschlossene Berufsausbildung. 23 % waren regelmäßig, 58 % unregelmäßig und 19 % nicht berufstätig.

Fast alle waren polytoxikoman, sie konsumierten neben Heroin auch Alkohol, Barbiturate, Cannabis und Kokain.

Der überwiegende Teil der Drogentoten befand sich in einem guten gesundheitlichen Allgemeinzustand, so dass die Abhängigkeit nicht ohne weiteres erkennbar war.

Von den 278 untersuchten Drogentoten in Berlin waren 12,2 % HIV-positiv.

Die Studie kommt u. a. auch zu dem Ergebnis, dass die Höhe der letalen Dosis in bezug auf Toleranz, Begleiterkrankung, Allgemeinzustand, Konsumdauer etc. eine ausgesprochen hohe Varianz aufweist.

Die bei den Toten gefundenen Opiatkonzentrationen waren sehr unterschiedlich und deuten auf große individuelle Unterschiede in der Verträglichkeit hin. Die Studie kommt zu dem Schluß, dass die individuelle Wirkung von Heroin noch zu wenig erforscht ist, als dass eine i. v. Applikation von Heroin unter medizinischer Aufsicht verantwortet werden könnte.

Etwa die Hälfte der untersuchten Fälle hatte Entzugs- oder Therapieerfahrung, die andere Hälfte kaum oder gar keine.

Dem Drogentod vorausgegangen waren unmittelbare Krisensituationen in Form einer Häufung kritischer Lebensereignisse: Strafverfolgung, Arbeitslosigkeit, Wohnungsverlust, Chaotisierung der persönlichen Verhältnisse durch Trennungen, Enttäuschungen, Gewalt in der Drogenszene, Zunahme der individuellen Depressivität, Verzweiflung. Auffällig war zudem, dass ein erheblicher Teil der unbeabsichtigten Überdosierungen nach Haftende oder Auslaufen/Abbruch einer Therapie stattfand.

Eine Verstärkung von Krisenintervention in Form von juristischen, sozialen, psychologischen und medizinischen Hilfen ist hier gleich wichtig. Es hat sich gezeigt, dass einer Rund-um-dieUhr-Anlaufstelle (wie beispielsweise der Drogennotdienst in Berlin) eine wichtige Funktion zukommt.

Besonders dringender Handlungsbedarf besteht bei Drogenabhängigen, die (schon einmal) als Notfall in einer medizinischen Einrichtung aufgenommen und behandelt wurden. Solche Personen stellen erwiesenermaßen eine besondere Risikogruppe für Drogen-Todesfälle dar.28) Bisher wurden diese Notfälle i. d. R. nur reanimiert und dann wieder ihrem eigenen hilflosen Schicksal überlassen. Der Weg vom Notfall zum Todesfall war für viele dieser Drogensüchtigen dann oft nicht weit.

Um möglichst viele Drogenabhängige, die in eine solche existentielle Notsituation geraten sind, vor dem Weg in den Drogentod zu bewahren, sollten den betroffenen Notfallpatienten schon vor Ort, d. h. unmittelbar in den behandelnden medizinischen Einrichtungen ein Erstkontakt angeboten werden. Modelle wie „Therapie sofort" bzw. die im Jahr 1994 begonnene „Drogennotfallprophylaxe" (s. 5.9) sollen hier ansetzen, um diesen besonders gefährdeten Drogenabhängigen in Krisensituationen konkrete Hilfen anzubieten.

Weitere Schlußfolgerungen für eine wirkungsvolle Mortalitätsprävention liegen in der Verbesserung der Einbindung von Abhängigen nach Abstinenzphasen (Entzüge, Therapie, Haftentlassung, Krankheit) ­ die Wiederaufnahme stabilisierender Kontakte wäre dringend zu sichern.

Auch das Wissen um unnötig hohe Risiken beim Injizieren, Kenntnisse der wichtigsten physiologischen und biochemischen Prozesse bei Mißbrauch und der hygienischen Versorgung sowie das Wissen um Maßnahmen der Ersten Hilfe bei Drogennotfällen muß bei Abhängigen und Helfern verbessert werden.29)

Statistische Angaben zu Drogentodesfällen 1996 in Berlin30)

Nach dem sprunghaften Anstieg der Zahl der Drogentoten in der Bundesrepublik war seit Mitte 1992 wieder ein Rückgang zu verzeichnen, der bis 1995 auch in Berlin anhielt. 1996 ist wieder ein starker Anstieg zu verzeichnen.

Insgesamt starben 1996 in Berlin 175 Personen an einer Überdosierung, davon waren 139 Männer und 36 Frauen. Das Durchschnittsalter lag mit 31,1 Jahren ähnlich wie in den Vorjahren.

Die reine Heroinüberdosierung war zwar mit 48 Fällen immer noch die häufigste Todesursache, gefolgt von der Kombination Heroin und Alkohol (30 Fälle). Allerdings zeichnet sich inszwischen eine starke Zunahme bei den Mischintoxikationen ab. Insgesamt lag bei 114 Verstorbenen eine Mischintoxikation vor.

Auch die Zunahme des Kokainmißbrauchs wird bei den Ursachen für Überdosierungen deutlich. Bei 64 Verstorbenen wurde eine Mitbeteiligung von Kokain neben anderen Betäubungsmitteln oder Alkohol festgestellt. Erstmals hatte die Beteiligung von Methadon bei den Todesursachen einen relevanten Anteil: Bei 20 Verstorbenen wurde Methadon nachgewiesen.

4. Statistische Angaben zum Berliner Drogenhilfesystem 1994

Die statistischen Angaben werden jährlich bei den Drogenberatungsstellen und ambulanten sowie stationären Therapieeinrichtungen erhoben. Seit 1994 wird auch in den Bereichen Prävention, niedrigschwellige Einrichtungen und Nachsorge eine klientenbezogene Statistik erhoben, deren Ergebnisse allerdings erst Ende 1996 vorliegen werden.1)

Drogenberatungsstellen

Im Jahre 1994 wurden 13 Beratungsstellen und der Drogennotdienst von insgesamt 6 946 Klienten, darunter von 1 487 Angehörigen aufgesucht. Von der Gesamtzahl der Klienten wurden 3 306 öfter als zweimal beraten.

In ambulanter Betreuung, die sich über mindestens drei Monate erstreckte, waren 917 Klienten. 794 Klienten wurden zur körperlichen Entgiftung vermittelt, 676 in eine ambulante oder stationäre Therapie. 1 009 Drogenabhängige wurden durch die Drogenberatungsstellen in den Haftanstalten beraten und betreut, und die Zahl der substituierten Drogenabhängigen, die sich bei den Beratungsstellen in psychosozialer Betreuung befanden,

1) Die folgenden Angaben basieren auf einer Auswertung der Jahresstatistik, die regelmäßig von der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, Drogenreferat, erhoben wird. erhöhte sich auf 445. In vielen Bereichen ist es in den letzten Jahren zu erheblichen Steigerungen gekommen, d. h. es werden zunehmend mehr Klienten erreicht und in Angebote vermittelt.

Die Gesamtzahl der Beratungsfälle (d. h. mehr als zwei Kontakte) steigerte sich von 2 497 Klienten im Jahr 1990 um 32,4 % im Jahr 1994. Die Anzahl der zum Entzug vermittelten Klienten konnte in diesem Zeitraum um 43,3 % erhöht werden, und um mehr als 45 % erhöhte sich auch die Zahl der in Therapie vermittelten Klienten. Den größten Zuwachs gab es bei der Anzahl der in den Haftanstalten betreuten Drogenabhängigen; sie stieg um 57,4 % an. Im Bereich der ambulanten Betreuungen stieg die Fallzahl um 9,7 %. Altersstruktur

Nach wie vor liegen die größten betreuten Altersgruppen bei den 25- bis unter 30jährigen und bei den 30- bis unter 35jährigen.

Im Bereich der Abhängigen, die älter als 35 Jahre sind, war in den letzten Jahren eine kontinuierliche Steigerung zu verzeichnen, die möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass zunehmend ältere Drogenabhängige mit dem Ziel der Substitution in eine Drogenberatungsstelle gehen. Diese Zahl ist allerdings 1994 wieder rückläufig. Nach wie vor ist der Anteil der betreuten Abhängigen unter 20 Jahren mit 3,7 % sehr gering bzw. im Vergleich zu früheren Jahren leicht rückläufig.

Integrierte Suchtberatungsstellen in Berlin-Mitte und Lichtenberg

Auf Grund der besonderen Konzeption dieser Beratungsstellen und der örtlichen Gegebenheit mit regionalisiertem Versorgungsansatz unterscheidet sich die Klientenstruktur entsprechend von der der Drogenberatungsstellen. In den integrierten Suchtberatungsstellen ist der größte Teil der Klienten alkoholabhängig, daneben werden mittlerweile eine vermehrte Anzahl von Abhängigen illegaler Drogen sowie Menschen mit Eßproblemen oder behandlungsbedürftige Spieler beraten.

Insgesamt suchten ca. 1 320 abhängige Klienten und ca. 260

Angehörige die beiden Beratungsstellen auf. Mehr als zwei Kontakte hatten ca. 1 070 Klienten, und ca. 525 befanden sich in ambulanter Betreuung. Wegen einer bestehenden Alkoholabhängigkeit kamen 46 %, die nächstgrößte Gruppe waren Heroinabhängige (35 %).

Beide Beratungsstellen führen neben der Beratung und Betreuung von Abhängigen auch ambulante Therapie für Alkoholkranke durch, deren Dauer in der Regel bei 18 Monaten liegt.

Eine Reihe von Gruppenangeboten gehören daneben in beiden Einrichtungen zum Angebot.

Therapieeinrichtungen

Insgesamt befanden sich 1994 in drei ambulanten und 15 stationären Therapieeinrichtungen 1286 Klienten/-innen. Davon waren 734 Abhängige in stationären Einrichtungen und 552 in ambulanten. Darüber hinaus waren 811 Drogenabhängige in der Einrichtung Synanon.

Der Frauenanteil lag ähnlich wie in den Vorjahren bei 31 % in stationären und 47,1 % in ambulanten Einrichtungen. Mit Ausweitung der ambulanten Therapieangebote wurde deutlich, daß diese Therapieform offensichtlich gerade für Frauen eine sinnvolle Alternative zu einer langfristigen, stationären Behandlung darstellt. Bei Synanon lag der Frauenanteil deutlich niedriger.

Insgesamt wurden 53 Kinder von drogenabhängigen Müttern oder Vätern in den Einrichtungen mitaufgenommen und betreut.

Ein Großteil der Klienten in therapeutischen Einrichtungen befindet sich dort regelmäßig auf Grund von gerichtlichen Auflagen, die meistens die Strafzurückstellung gemäß 35 ff. BtMG zugunsten einer Therapie betreffen. Im Jahr 1994 waren dies in den stationären Therapieeinrichtungen 42,5 % aller Klienten.

Zählt man die Klienten bei Synanon dazu, so ist dies etwa ein Drittel aller Abhängigen, die sich in einer stationären Therapie befanden. In den ambulanten Einrichtungen lag der Anteil bei 12,5 % und damit deutlich niedriger als in den Vorjahren.

Die Verweilquoten/Abbruchquoten in den Therapieeinrichtungen sahen folgendermaßen aus:

Von den 734 Klienten in stationären Einrichtungen brachen 226

(30,8 %) ihre Therapie vorzeitig ab, 44 (6 %) wurden aus disziplinarischen Gründen vorzeitig entlassen, und 114 (15,5 %) beendeten ihre Therapie regulär. Zum Zeitpunkt der Erhebung (Stichtag 31. Dezember 1994) befanden sich noch 384 Klienten (47,7 %) in der Einrichtung. Mit leichten Differenzen wurden diese Ergebnisse auch in den Vorjahren erzielt.

Die Abbruchquote in den ambulanten Einrichtungen war ähnlich, sank aber im Vergleich zu den Vorjahren. Der Anteil derjenigen, die die Therapie erfolgreich abschlossen, lag bei 27,9 %.

Die Altersstruktur der Klienten in Therapie ist vergleichbar zu derjenigen in den Drogenberatungsstellen. Allerdings stieg auch hier der Anteil der älteren Abhängigen in Therapie im Vergleich zu früheren Jahren an, wohingegen diejenigen, die jünger sind bzw. erst seit kurzer Zeit abhängig, sehr selten die Therapieangebote in Anspruch nehmen.

Etwas mehr als die Hälfte (55 %) aller Klienten in den Beratungsstellen hatten zuvor noch keine Versuche unternommen, eine Abstinenztherapie zu beginnen. Bei den Abhängigen in ambulanten Einrichtungen hatten 48,5 % der Klienten schon Therapieversuche hinter sich, und die Klienten der stationären Einrichtungen waren zu fast 2/3 (61,55 %) schon ein oder mehrere Male in einer Therapie.

Neue Entwicklungen im Bereich des Drogenmißbrauchs

Kokain

Seit einiger Zeit steigen die Zahlen der beschlagnahmten Kokain- und Amphetaminmengen. Anfragen von Hilfesuchenden mit einer Kokain- oder Amphetaminproblematik nehmen zu.

Überdosierungen mit Kokain, aber auch Überdosierungen nach vorangegangenem Mehrfachmißbrauch unter Einbezug von Kokain, haben ebenfalls zugenommen. So wurde bei fast einem Drittel der 142 Drogentoten des Jahres 1993 in Berlin Kokainmißbrauch festgestellt. Für das Jahr 1994 war ein neuer Anstieg zu verzeichnen, der sich bislang fortsetzt. Das positive Image der „Leistungsdroge" Kokain scheint ungebrochen. Es besteht große Unklarheit bei den meisten Konsumenten über das enorme Abhängigkeitspotential dieser Droge.

Die Preise für Kokain sind in den letzten Jahren um ca. 50 % gefallen. Straßenkokain ist heute für etwa 100 DM pro Gramm erhältlich. Die Zahlen der polizeilich erstauffälligen Konsumenten von Kokain stiegen von 1993 (179 Fälle) in 1994 auf (230 Fälle) in Berlin deutlich an und bleiben weiterhin auf diesem hohen Niveau.

Konsumformen

Die vorherrschende Konsumform ist nach wie vor die nasale Applikation. Dies ist jedoch auch abhängig von Konsumsituationen, vom Grad der Abhängigkeit des Konsumenten, von der Einbindung in „seine" (Sub-)Kultur. Der i.v.-Konsum von Kokain kommt vor, ist jedoch eher bei primär Heroinabhängigen vorzufinden und die Ausnahme bei den Klienten, die wegen eines Kokainproblems Kontakt zum Hilfesystem unterhalten. An Bedeutung gewinnt die Form des Free-basing, d. h. Kokain wird erhitzt und inhaliert.

Das Inhalieren von Free-Base ist zu 95 % bei allen Klienten, die Hilfen in Anspruch nehmen, die bevorzugte Konsumform.

Konsumentengruppen

Auf den Kokainmißbrauch verschiedener gesellschaftlich etablierter Kreise (Kunst-, Kultur-, Musikszene) soll hier nicht näher eingegangen werden, obwohl es längst Hinweise darauf gibt, daß eine Behandlungsbedürftigkeit durch zunehmend zwanghaften Mißbrauch auch in diesen schwer erfaßbaren Gruppen besteht.

Von diesen Konsumenten zu unterscheiden ist eine Gruppe von Mißbrauchern, die um spezielle Therapie für ihr Kokainproblem nachfragt. In der Mehrzahl kommen diese Klienten aus normalen, intakten Familien, haben eine gute Schul- und Berufsausbildung. Ihr Problem ist, dass sie die Kontrolle über ihren Konsum verloren haben. Sie sind schwer vom bestehenden Hilfesystem, das auf Opiatabhängige ausgerichtet ist, integrierbar.