Dämonenlehre

Der Gemeindeleiter der „Gemeinde auf dem Weg" vertritt eine umfassende Dämonenlehre.

Der „dämonisch gebundene Mensch" habe Eintrittspforten für Dämonen geöffnet oder auch eine solche Schuld von Vorfahren ererbt. „Wer mit diesen Verfahren in direkte Berührung gekommen ist, öffnet sich für die dahinter stehenden okkulten Mächte. Es kommt zu einem regelrechten Übertritt dieser Kräfte."36) Für „dämonische Gebundenheit" bietet der Verein sogenannten „Befreiungsdienst" ­ Dämonenaustreibung ­ an, denn „die dämonischen Rückstände im Sinne eines veränderten Verhaltens bei jemandem, der auch nur einmalig mit magischen und abergläubischen Dingen zu tun gehabt hatte, sind immer bei diesem erkennbar und erfahren auch keine Alterung, selbst nicht über Jahrzehnte."37) Als dämonisch werden beispielsweise Krankheiten, andere Religionen, charakterliche Eigenarten und Verhaltensweisen bis hin zu Formen der Müsli-Diät interpretiert:

- zu Krankheit: Beispielsweise ist Epilepsie eine Krankheit, die „durch dämonische Kräfte bedingt wird, die wir zu den Todesmächten zählen. Eine Verwandtschaft zum Verhaltenstyp des Jähzorns ist dabei unübersehbar....

Der Epileptiker hat wie alle anderen Gebundenen seine typischen Mittel, mit denen er sein Ich stabilisiert. Seine typischen Haltungen sind die der Klebrigkeit und plumpen Vertraulichkeit. Er hängt sich an Menschen, er saugt sie förmlich aus und belästigt sie ununterbrochen mit seiner sanften und bedrängenden Vertraulichkeit. So gewinnt er Macht über Menschen und holt sich Lust von ihnen."38)

- zu Religionen: „Zu dem Umkreis dämonischer Praktiken gehören alle religiösen Handlungen und Zuwendungen zu den heidnischen Hochreligionen Asiens wie Hinduismus, Buddhismus, Lehre des Konfuzius und Taoismus sowie vielfältige tibetanische Religionsformen und Meditationsweisen. Dazu gehören auch die Religion des Islam sowie alle Primitiv-Religionen und der Schamanismus. Sie alle sind Lehren der Dämonen, und wer ihnen glaubt, wird ihr Opfer (...) gleicher Herkunft sind Bewegungen wie Theosophie, Anthroposophie und „Christliche Wissenschaft" (...) Fast alle Meditationstechniken und Versenkungspraktiken gehören dazu (...) das autogene Training, die zen-buddhistischen Versenkungstechniken, viele Selbsterfahrungsgruppen mit weltanschaulicher Prägung und auch bestimmte Meditationstechniken aus dem katholischen Bereich, sonderlich jesuitische Versenkungspraktiken.„

- zu dämonischen Methoden: „Akupunktur, Akupressur (...) Homöopathie, die Fußsohlenreflexzonenmassage (...) die meisten der Therapieansätze aus dem Bereich der Naturheilkunde sind verdächtig auf einen letztlich dämonischen Hintergrund."40) Vergewaltigung: „Die Neigung, sich mit allen möglichen magischen und okkulten und heidnisch-dämonischen Praktiken, Philosophien und Exerzitien zu verbinden, ist so gut wie immer der Ausdruck von bereits vorher stattgehabter Infizierung durch dämonische Kräfte, die nachher weitere und stärkere Geister nach sich ziehen. Dazu gehört auch die spezifische Leidensgeschichte von Frauen, die überzufällig häufig vergewaltigt oder sexuell belästigt werden. Das ist niemals ein Zufall."41)

- zu Charakter: „Folgende Charakterhaltungen können Ausdruck einer dämonischen Einwirkung sein: Minderwertigkeitsgefühle, der Eindruck abgelehnt zu sein und das zwanghafte Ablehnen anderer, Isoliertheit, Verlassenheit, Unsicherheit, Instabilität, Ungeborgenheit, Mißtrauen, Versagerbewußtsein, Haß, Aggressionsverhalten, Hilflosigkeit, chronische Schwäche, Lebensuntüchtigkeit, sich nichts zutrauen, nicht Liebe annehmen können, nicht Liebe geben können, Gefühllosigkeit, Pedanterie, charakterliche Zwanghaftigkeit, Leistungsverweigerung, Leistungsexzess, Intellektualismus, zwanghaftes Karrierestreben, Bitterkeit, Passivität, Starrheit, abnorme Sanftheit, auffallend soziales Verhalten mit starken Bindungswünschen, Fluchtgedanken, Herrschaftsgelüste, rebellisches Verhalten, querulatorischer Charakter, Tagträumen, sektiererhaftes Eifern, Selbstmitleid, Selbstgerechtigkeit, Moralisieren, Pharisärerhaftigkeit.

Die Liste ist unvollständig, und doch ist sie beeindruckend." Fürwahr. Denn nahezu alles scheint dämonischer Ursache sein zu können. Die Diagnose kann der einzelne Gläubige, so berichteten Betroffene, selbst nicht mehr stellen; die Definitionsautorität für diese Phänomene und damit seine Handlungsautonomie gebe er naheliegend an seine geistlichen Leiter ab und läuft damit Gefahr, eine psychische Abhängigkeit aufzubauen. Wie vollständig geschlossen das System ist, zeigt sich im Akte der „Austreibung der Dämonen". Hier sei es üblich, dass die Dämonen Ablenkungsmanöver in Gang setzten, um sich der Vertreibung zu widersetzen. Zu diesen Dämonenmanövern gehören: „Gedanken des Zweifels: Das hat ja doch alles keinen Sinn. Was soll das überhaupt alles? Wo bin ich hier gelandet?... Gedanken der Lächerlichkeit: Das ist alles unsinnig. Was für ein blöder Spuk. Das ist ja zum Totlachen. (...) Man muss wissen, daß solche Abwehrformen der dämonischen Kräfte regelmäßig vorkommen."

Allein das Auftreten dieser Gedanken also gilt wiederum als ein Beweis für das Vorhandensein der Dämonen, als ihr Werk.

Betroffene berichteten von psychischen Schwierigkeiten durch die Last von Schuldgefühlen, die durch diese Lehre und Praxis bei ihnen ausgelöst worden seien. So sei beispielsweise Krankheit als Folge einer Sünde und damit als Schuld interpretiert worden.

Aber auch bei einem Mißlingen von geistlicher Heilung bzw. „Dämonenbefreiung" durch geistliche Leiter sei dem unverändert Kranken mangelnde Glaubensfestigkeit bzw. erneute Sündhaftigkeit oder weitere Dämonenbesessenheit attestiert worden. Bisweilen habe man sich gefürchtet, so berichten Betroffene, notwendige ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um nicht damit bereits wieder einen Beleg fehlender Heilungsgewißheit zu liefern. körperliche Züchtigung von Kindern Anlaß zu kritischen Fragen gibt auch die in dem Verein u. a. vertretene Ansicht zur körperlichen Züchtigung von Kindern. So ist noch 1997 im Buchladen des Vereins ein Buch des Leiters Dr. Margies aus dem Jahre 1983 käuflich zu erwerben, das propagiert: „... Noch einen praktischen Rat zur Erziehung der Kinder.

Die Bibel empfiehlt, auf die körperliche Züchtigung nicht zu verzichten....

Wenn christliche Eltern ihre Kinder züchtigen, dann dürfen sie es nur tun, wenn sie sie lieben. (...) Die humanste Strafe ist mithin die angemessene körperliche Züchtigung, die seelisch nicht verbiegt und vom sofortigen Erweis der Liebe gefolgt, ja begleitet sein soll. Daß Gottes Wort sagt, dass durch körperliche Zucht dem Kind Weisheit gegeben wird, ist auf dem Hintergrund der Tatsache, dass alle Menschen von Natur aus böse sind, eine ungeheure, kaum verstehbare, aber schöne Aussage."44) Jahre später geht der Gemeindeleiter noch einen Schritt weiter: „Geliebt und gezüchtigt zu sein, das bedeutet, angenommen zu sein. Keine Liebe oder keine Züchtigung zu erfahren, das ist gleichbedeutend mit dem Zustand, ausgestoßen und kein Kind zu sein. Oder anders ausgedrückt: Kind sein bedeutet untertan sein unter die elterliche Erziehung, das heißt geliebt und gezüchtigt sein. Und das wiederum ist identisch mit angenommen sein."45) „geistliche Kampfführung"

Im Umgang mit feindlichen Mächten spricht der Vereinsleiter eine militante Sprache. Hier gehe es um „das Mittel geistlicher Kampfführung, mit dem wir den geistlichen Bombenhagel, der systematisch und ununterbrochen aus der Atmosphäre auf einzelne Personen, Kulturen, Nationen und Gruppen herniedergeht, abfangen, auflösen und unwirksam machen."46) „Der Kampf geht um Gedanken.

Ohne unsere Aufnahme von fremden und lügenhaften Gedanken kann der Feind uns nicht unter seine Kontrolle bringen. (...) Wir bedrängen diese Kräfte selbst (...) und unterbinden ihre Produktion von lügenhaften Gedankengebäuden und einzelnen attackierenden Gedankenanschlägen bzw. vernichten diese auf ihrem Weg zum Menschen."47)

Bereits das Gemeindeblatt des Vereins aus dem Jahre 1989 leitet mit der Frage ein: „Ist der totale geistliche Krieg endgültig ausgebrochen?"48) Ziele des beherzten „geistlichen Kämpfens" seien „die Kontroverse mit einer Landeskirche, Diffamierung durch den Rundfunk, Bedrückung durch den Senat unserer Stadt und private Initiativen von Rechtsanwälten... ; geistliche Kampfführung muß zum Lebensstil einer Gemeinde und des einzelnen Christen werden, wenn wir tatsächlich die Gesellschaft verändern wollen. Wir dürfen hier nicht kleckern, sondern wir müssen klotzen."49)

Um Mißverständnissen vorzubeugen, liefert das Blatt seinen Mitgliedern eine klare Definition: „Geistliche Kriegsführung ist nicht lauteres und drängenderes Gebet. Geistliche Kriegsführung, die Erfolge erreichen will, beruht auf einer Innenvorstellung von dem, was mit dem Feind passiert ist und der totalen Entschlossenheit, den atmosphärischen Befreiungsdienst zu vollziehen."50)

Die Aufforderung zum „geistlichen Kampf" gilt für jedes Vereinsmitglied: „Die einzig richtige Reaktion auf die uns vom Herrn übertragene Autorität besteht darin, sie zu gebrauchen. Gleichsinnig sollte auch unsere Antwort auf das Gebot des Kämpfens sein: Zu Befehl, Herr! Alles andere ist Kriegsdienstverweigerung."51) Schwierigkeit der Unterscheidung Schwer ist es für Gläubige nach eigenen Aussagen, die Meinungen und Handlungsstrategien der Leiter, die als besonders „gesalbt" gelten und hohes Ansehen genießen, kritisch zu hinterfragen oder gar abzulehnen: Diese beriefen sich oft auf einen direkten Kontakt mit Jesus Christus im Gebet, in welchem ihnen diese Inhalte mitgeteilt worden seien. Diese notwendige „Scheidung der Geister" bezeichnen Aussteiger aus der Gemeinde, die Christen bleiben wollen, als einen schmerzhaften und langwierigen Prozeß.

Rechtliche Auseinandersetzung:

Der Verein „Gemeinde auf dem Weg e. V." begehrte gegen seine Beschreibung im Bericht der Senatsverwaltung für Jugend und Familie (Stand Oktober 1994) vor dem Verwaltungsgericht und Oberverwaltungsgericht erfolglos den Erlaß einer einstweiligen Anordnung.

Die Scientology-Zeitschrift „Freiheit" zitiert eine Äußerung des Leiters der „Gemeinde auf dem Weg", Wolfhard Margies, gegenüber einer amerikanischen Zeitschrift: „Jemand, der sich für seinen Glauben einsetzt, wird von der Regierung als verdächtig erachtet. Sie benutzen Methoden, um uns zu ächten, uns zu verbannen, uns auszustoßen, uns zu verleumden."

Die Boston Church of Christ (BCC) wurde 1979 von dem Amerikaner Kip McKean gegründet. McKean gehörte der sogenannten „Shepherding"- bzw. der „Multiplying Ministries-Bewegung" an. Bei dieser Methode bzw. Organisationsform ist jedes Mitglied einer Gruppe (Gemeinde) einem sogenannten „Shepherd" (Hirten) unterstellt, „der für sein geistliches Wachstum verantwortlich sein soll und der letztlich die wichtigsten Lebensentscheidungen für seine Schafe trifft bzw. beeinflußt. Aufbauend auf dem Buch von Robert Coleman The Master Plan of Evangelism, erschienen 1963, sollen Jünger ihr Leben total und jeden Moment Christus widmen". Strukturell basiert das System auf dem Schneeballprinzip: Über sogenannte Jüngerschaftsbeziehungen ist jedem Mitglied ein im Glauben älteres Mitglied zugeordnet. Darüber hinaus ist das jüngere Mitglied seinerseits gehalten, Menschen zu werben und „zum Jünger zu machen", denen er dann als im Glauben Älterer zugeordnet werden kann.

Vor der Gründung der BCC war Kip McKean aktiv in der „Crossroad Church of Christ", einer Gruppe, die im studentisch geprägten Umfeld missionierte. Um Kip McKean entstand die „Crossroadism-Bewegung". Mit diesen trainierten Mitarbeitern trat er zunächst der „Lexington Church of Christ" bei, übernahm später diese Gemeinde und führt sie nun unter der Bezeichnung „Boston Church of Christ" fort.55)

Programmatik:

Der Berliner Verein in dieser Tradition, „Gemeinde Jesu Christi e. V.", wurde 1992 ins Vereinsregister eingetragen. Als Vereinszweck weist die Satzung „die Förderung und Stärkung der Verbreitung religiöser und moralischer Unterweisung zur Unterstützung der öffentlichen Gottesfurcht in jeder legitimen Art und Weise, einschließlich der Inanspruchnahme der Dienste von Männern und Frauen für die Verwirklichung der Priesterschaft Jesu Christi"56) aus. Der Gemeindeleiter beschreibt, wie er die Mitgliedschaft im Verein als Jüngerschaft versteht: „In unserem Bestreben, Jesu Aufruf zu folgen, treffen wir die Entscheidung, als Jünger, d. h. als Nachfolger zu leben. (...) Als Jünger achten wir aufeinander..., d. h. wir helfen einander, geistlich zu denken und geistliche Entscheidungen zu treffen."57) Die Vorstandsmitglieder sind aus der Mitte der Ältesten und Evangelisten der Gemeinde Jesu Christi Berlin zu wählen und bleiben solange im Amt, bis der neugewählte Nachfolger die erforderlichen Qualifikationen für dieses Amt erfüllt.58) Der Verein ist in drei Zweige ­ Familien, Singles, Studenten ­ gegliedert.

Für Singles und Studenten gibt es viele gleichgeschlechtliche Wohngemeinschaften, in deren Leben auch außerhalb der WGs lebende Vereinsmitglieder eingebunden werden.

Bereits vor der Gründung der ersten deutschen GemeindeTochter in München 1988 wird in einem Brief des Dekans Norton des Oklahoma Christian College an die traditionellen Gemeinden Christi Kritik laut. Die Boston Church of Christ „ist autoritativ, gebraucht kultartige Methoden, um das Verhalten ihrer Mitglieder zu kontrollieren, beraubt Menschen ihrer Freiheit in Christus, bewirkt Spaltungen innerhalb bestehender Ortsgemeinden der Gemeinden Christi, lehrt totale Unterwerfung unter seine Führung und stellt zu befolgende Gebote für seine Glieder auf, die nicht in Gottes Wort zu finden sind".

In Zeitungsberichten, Reportagen und Betroffenenberichten wird diese Kritik bestätigt. Ein Aussteiger aus dem Verein formuliert: „Es handelt sich bei der Boston Church um ein streng hierarchisches, autoritäres und radikales System. Die Bibel wird zum Instrument, um den Lebensstil zu rechtfertigen, der von Mitgliedern verlangt wird. (...)

Ein typischer Lebenslauf eines Jüngers der BCC beinhaltet völlige Hingabe verbunden mit der Aufgabe der eigenen Persönlichkeit (,das eigene ICH kreuzigen). Konsequenzen sind zumeist Entfernung von alten Freunden in der Umwelt und der Abbruch von Kontakten zur Familie. Kritikern wird sehr rigoros begegnet."60) Das Gedankengut dieser Gruppierung sei gekennzeichnet von „Radikalität, Autorität, Unterdrückung, Einschränkung der persönlichen Freiheit, Bewußtseinsmanipulation (Eliminieren des kritischen Bewußtseins) und Bewußtseinskontrolle"61).

Werbung:

Die Werbung erfolgt vorwiegend durch Ansprechen von gleichgeschlechtlichen Passanten auf der Straße und an Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel; die Standardversion lautet: „Darf ich Sie/Dich zu einem besonderen/tollen Gottesdienst einladen? Wir sind eine freie christliche Gemeinde...". Dem Passanten wird i. d. R. ein Kärtchen mit Anschrift und Gottesdienstzeit in die Hand gedrückt, nach Möglichkeit die Telefonnummer des Werbers übergeben und die eigene Telefonnummer abgenommen. Der rituelle Austausch der Telefonnummern wird auch beim Gottesdienstbesuch von Neulingen versucht. Danach erfolgen i. d. R. mehrere Anrufe, Einladungen zum Essen und Beziehungsangebote durch den Werber, selbst wenn sich der Umworbene ablehnend verhält.

Zeigt der Umworbene Interesse, wird ein gemeinsames sogenanntes „Studium" installiert, das mindestens einmal wöchentlich neben dem Besuch möglichst vieler Veranstaltungen des Vereins durch den Neuling stattfinden und zu Taufe und Mitgliedschaft im Verein führen soll. Betroffene berichteten, dass ihr „Studium" anhand eines internen, detailliert ausgearbeiteten Leitfadens „Machet zu Jüngern" erfolgte. Dabei wurde umgehend versucht, den Neuling intensiv freundschaftlich einzubinden: „I. Hilfreiche Hinweise A. Bau eine gute Freundschaft auf und hilf der Person, mit der du studierst, mindestens 5 gute Freunde in der Gemeinde zu haben."62) In der Studie erhielt der Werber den Hinweis auf entscheidende Bindungskräfte: „Dies ist eine kritische Phase ­ verbringe viel Freundschaftszeit."63) Absolutheitsanspruch Deutlich wurde der Absolutheitsanspruch der Gruppe formuliert: „Eine religiöse Person ­ vielleicht jemand, der meint, ein Christ zu sein, oder jemand mit stark religiösem Hintergrund (Familie) ­ muß durch diese Studie zu der Erkenntnis kommen, dass ihr Leben NICHT das eines Jüngers ist und sie daher NICHT gerettet ist. Dies ist ein Schlüsselstudium!"64) „Viele der während dieser Studie zu besprechenden Dinge sind sehr herausfordernd und persönlich, und wenn man es richtig angeht, wird der Person klarwerden, dass sie verloren ist."65) Eine zusätzliche Schlüsselstudie „Umkehr" sollte dem sogenannten „religiösen Nichtchristen" eine weitere Perspektive der Tatsache geben, dass er verloren sei. Einbindung Betroffene berichteten von einer umfassenden zeitlichen Einbindung durch Aktivitäten des Vereins, die bereits in dieser Anfangsphase begründet wird: „B. Konsequenz 2: Herr unserer Zeit,

Auch für Beziehungen wurden klare Vorgaben formuliert: Partnerschaft und Ehe: „Wir werden nur Christen heiraten ­ natürlich jemanden, mit dem wir vorher befreundet waren ­ darum nur Partnerschaftsbeziehungen mit Christen! (Ausnahme: Eine bestehende Partnerschaftsbeziehung. Dies ist mit Vorsicht und Weisheit anzugehen.

Trennung ist kein Muß, aber es ist ein Muß, Sünde (soweit vorhanden) aus der Beziehung zu verbannen, diszipliniert zu sein und die Entscheidung zu treffen, die Beziehung sofort zu beenden, wenn ein Partner nicht wirklich Christ werden will oder den anderen am geistlichen Wachstum hindert.)"67) Freundschaft: „Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Deine besten Freunde und Freundschaften sollten mit denjenigen sein, die bereit sind, Jesus zu folgen."68)

Kritik:

Gegen kritische Worte über den Verein von außen wurde der Neuling bereits in dieser Phase gewappnet. Kritik von außen ­ beispielhaft genannt wurden TV, Zeitungsartikel, Sektenberater ­ wurde in „Verfolgung" umgedeutet, die einseitig als Zeichen des rechten Weges, auf dem der Verein sich befinde, interpretiert wurde: „Du wirst verfolgt werden ­ niemand weiß in welchem Ausmaß. Sei bereit für Jesus zu sterben. Wenn du bereit bist, zu sterben, wird dich ein kleiner Zeitungsartikel mit Fehlinformation nicht aufhalten!"69)

Finanzen:

Die finanziellen Verpflichtungen des einzelnen für den Verein in Höhe von 10 % des Einkommens für die wöchentliche Kollekte wurden als ein „guter Anfang" bezeichnet70). Alle drei Vereinszweige haben, so berichteten Betroffene, wöchentliche Kollektenziele, die es zu erreichen gilt. Schwierigkeiten in diesem Zusammenhang sollten u. a. durch einen Workshop „Persönliche Finanzen" im März 1997 ausgeräumt werden: „Du solltest auf jeden Fall teilnehmen, wenn folgendes auf dich zutrifft: (...)

3) Du arbeitest noch daran, wirklich den Zehnten oder mehr zu geben. (...) 5) Du weißt noch nicht, wie du dein Ziel für die Missionskollekte erreichen wirst. (...) 10) Du bist dir nicht sicher, ob du an diesem Workshop teilnehmen solltest." Melden sollten sich nur diejenigen, die nicht an diesem Workshop teilnehmen wollten.71) Tiefe Überzeugungen Betroffene berichteten, dass sich an die Taufe eine weitere „Studie" mit dem „Jüngerschaftspartner" ­ „Tiefe Überzeugungen" ­ über 13 Wochen anschließe, in der für 90 bzw. 91 Tage genau festgelegt ist, was am jeweiligen Tag zu „studieren" sei. Eine Woche lang wird dabei beispielsweise das Thema „Unterordnung" bearbeitet. Unter Unterordnung wird hier u. a. verstanden: „a) Aufgeben der eigenen Interessen, b) Aufgeben der persönlichen Rechte, um anderen besser dienen zu können".72) Die Unterordnung unter Gott finde ihren Ausdruck in der Unterordnung unter die Leiter des Vereins. „Wir haben Leiter in der Gemeinde ­ da sie Christus folgen, ordnen wir uns auch ihnen unter."73) „Kennst du die Namen der Ältesten/Leiter in der Gemeinde, in der du bist? Bist du auf sie zugegangen seitdem du Christ geworden bist? Hast du ihnen gezeigt, dass du dich ihnen von Herzen unterordnen möchtest (...) (Wir sollten uns nie weigern, uns jemandem unterzuordnen, nur, weil wir ein ungutes Gefühl gegenüber der Person haben.)."74)

Sitz:

Der Berliner Verein Gemeinde Jesu Christi e. V. mit ca. 200 Mitgliedern ist als Untermieter in einem Kirchengebäude einer weiteren freien Gemeinde, der Gemeinde Gottes e. V.