Distanzierung von Faschismus und Rassismus

Durch Richtungsstreit und Spaltung, die zur Gründung der GGG führte, und das Verbot einer Doppelmitgliedschaft sank die Mitgliederzahl der ohnehin nicht großen HG 1992 deutlich. Ursprünglich war von der GGG an eine Übernahme der HG als Landesverband der GGG gedacht, gegen den sich jedoch die HG-Mitglieder mehrheitlich aussprachen.

Programmatik:

Die Satzung lehnt eine politische Zielsetzung ab und verlangt vom Mitglied u. a. eine Distanzierung von Faschismus und Rassismus. Inhaltlich möchte die HG ein Angebot für Menschen sein, „die sich zu den heidnischen Naturgöttern und zur germanischwendischen-keltischen Naturreligion bekennen" und reklamiert für sich eine undogmatisch-tolerante Einstellung zu allen Lebensfragen.

Bereits zu Beginn der 90er Jahre kristallisierten sich drei unterschiedliche Strömungen innerhalb der HG heraus: Neben Mitgliedern, die ihren Schwerpunkt in der Arbeit an vor- und frühgeschichtlichen Themen sahen, standen die religiös und die spirituell orientierten Mitglieder. Das Miteinander schien ständiges Problem. In den letzten Jahren sind weitere, eher zeitgeistige Trends integriert worden. So wird neben

- naturheilkundlicher Beratung auch

- psychologische (diverse therapeutische Angebote, Managementtraining, Hypnose, neuro-linguistisches Programmieren) und

- spirituelle Beratung (sprituelle Trendanalyse, Visionssuchen, Handlesen) angeboten.

Neben Vorträgen zu unterschiedlichen Themen (z. B. Mondkräfte, Hexen, Orakel, Schamanismus, Wiedergeburt, „Mein Platz im Leben?", „Als Krieger und Amazonen im Industriezeitalter überleben") werden regelmäßig Vollmondrituale veranstaltet, Jahresfeste gefeiert, Runeneinweihung angeboten.

Die von einem HG-Mitglied gegründete, früher von der HG unabhängige Zeitung „Der Runenstein" wird seit 1996 vom Leiter der HG herausgegeben und innerhalb der HG redaktionell erstellt und verantwortet. Sie erscheint vierteljährlich.

Sitz:

Die HG verfügt lediglich über eine Postfachanschrift. Die spärlich besuchten Vorträge finden im „Zentrum für ganzheitliche Heilkunde" in einer Wohnung im Berliner Bezirk Mitte statt.

Gruppen mit hinduistischem Hintergrund

Weil solche Menschen immer wieder unter den Arten des dämonischen Lebens geboren werden, können sie sich mir niemals nähern.

Allmählich sinken sie in die abscheulichsten Formen des Daseins hinab.

Bhagavad-gita:

Im traditionellen Verständnis missioniert der Hinduismus nicht. Die Mission neo-hinduistischer Gurus im Westen der 60er Jahre war jedoch nicht der erste Hindu-Missions-Transfer gen Westen, wohl aber der bislang wirkungsvollste. Die exportierte Form eines volkstümlichen mittelalterlichen Hinduismus mit seinem „Glauben an Guru-Verehrung, Mantra-Yoga, Kundalini Heidnische Gemeinschaft e. V.: Satzung, § 2, S. 1

Erweckung, tantrische Yoga-Physiologie und an das vielgeschossige Weltbild", die nicht in intellektuell anspruchsvoller hinduistischer Sanskrit-Gelehrsamkeit, sondern vielfach in subjektiver religiöser und mystischer Erfahrung gründet, mag in der anti-intellektuell und anti-rational eingestellten Hippie-Jugend mit ihrer psychedelisch motivierter Bewußtseinserweiterung zugeneigten Lebenshaltung einen fruchtbaren Boden gefunden haben.

Konfliktreich sowohl gruppenintern als auch in bezug auf das gesellschaftliche Umfeld gestaltete sich der Weg der neuen Gruppen vor hinduistischem Hintergrund durch die Jahrzehnte, und manche Gruppe scheint erst in jüngster Zeit nicht allein Kinderschuhen entwachsen, sondern auch die Pubertät hinter sich lassen zu wollen.

Der Versuch der Inkulturation fremder Religion in eine Gesellschaft gänzlich anders geprägter Tradition begegnete Schwierigkeiten, wie sie nicht zuletzt auch aus der christlichen Missionsgeschichte bekannt sind. So mußten in der egalitären westlichen Gesellschaft ungebrochen implantierte autoritäre Guru-JüngerBeziehungen zu individuellem und familiären Sprengstoff werden, so mußte hinduistisches Verschmelzen von Individualität in einer All-Einheit auf Unverständnis und Unbehagen in einer Gesellschaft stoßen, die voranschritt auf dem Wege ausgeprägter Individualisierung und dem einzelnen Selbstverwirklichung gleichsam auferlegte. Zu wenig Augenmerk wurde den Risiken eines mit Ernst beschrittenen spirituellen Weges zuteil: Für psychisch labile Menschen können von Meditations- und Yogatechniken, die auf bewußtseinserweiternde Grenzerfahrung zielen, gesundheitliche Gefährdungen ausgehen.

Nicht zuletzt auf Grund gesellschaftlicher Veränderungen scheint die Attraktivität neo-hinduistischer Gruppen in den 80er und 90er Jahren geschwunden und sich zugunsten esoterischer Angebote und christlich-fundamentalistischer Gruppen verschoben zu haben. Nennenswerten Zugewinn an Anhängern können lediglich solcherart Gruppen verbuchen, die sich zeitgeistigen Trends wie Esoterik, Therapie und Pseudotherapie mit Unterhaltungs- und Erlebnischarakter öffneten oder erfolgreich den alternativen Gesundheitsmarkt besetzten. Gruppen wie Ananda Marga, Sri Chinmoy, Brahma Kumaris verloren in Berlin ihre Bedeutung, während sich die Osho-Bewegung weiterhin eines großen sympathisierenden Umfelds erfreut.

7.3.International Society für Krishna Consciousness" (ISKCON) mit dem Ziel, das „Krishna-Bewußtsein" in der westlichen Welt zu verbreiten. Der erste Krishna-Tempel in Deutschland wurde 1969 eröffnet.

Struktur:

Im Jahre 1970 setzte Swami Prabhupada einen Verwaltungsrat ein, die aus 12 männlichen Mitgliedern bestehende „Governing Body Commission" (GBC) „als „direct representatives to act as the instrument for the execution of the will of His Divine Grace", die noch heute das oberste Leitungsgremium der Bewegung bildet.

Einige dieser Mitglieder gehörten auch zu den elf Personen, die er kurz vor seinem Tode zu „spirituellen Meistern" bestimmte.

Das GBC besteht inzwischen aus ca. 30 Mitgliedern, unter ihnen seit kurzem auch die erste Frau. Mindestens einmal jährlich trifft sich das GBC in Mayapur/Westbengalen.

Neben ideellen Fördermitgliedern der Krishna-Bewegung gibt es Bhaktas („hingegebener Diener"), welche in die Schülernachfolge eingeweiht werden können.

Programmatik:

Die Lehre der ISKCON gründet in den vedischen Schriften, insbesondere der Bhagavad-gita (Sanskrit: „Des Erhabenen Gesang"), für deren traditionstreue („Wie Sie Ist") Exegese Swami Prapupada sorgte.

Für die ISKCON ist Krishna der höchste und persönliche Gott, „Krishna-Bewußtsein" die liebende Beziehung zu Krishna. Das wahre Selbst des Menschen sei seine spirituelle Seele; man glaubt an Reinkarnation und karmische Tun-Ergehens-Zusammenhänge, die über eine Läuterung zur Erlösung aus diesem Kreislauf führen, aber auch an fatalistisches Karma und praktiziert Bhakti-Yoga. Nach einem zyklischen Verständnis der Weltenläufte in einem Wandel von Aufstieg und Niedergang sei vor 5 000 Jahren das Kali-Yuga (das eiserne Zeitalter von Streit und Heuchelei) angebrochen und habe eine Phase des Niedergangs eingeläutet. Ähnlich der apostolischen Sukzession der katholischen Kirche geht die ISKCON von einer bis zu Krishna zurückreichenden ununterbrochenen Schülernachfolge aus. Im Jahre 1486 habe es eine göttliche Reinkarnation („avatara") von Krishna in dem Bengalen Sri Chaitanya gegeben. Dieser begründete die Bewegung für Krishna-Bewußtsein und führte das „chanten" („sankirtan") des Krishna-Namens als Heilsweg für das Kali-Yuga ein.

Noch heute sollte das „Chanten" des bekannten „HareKrishna-Mantras" (siehe Fußnote 129) täglich mindestens 1718 mal erfolgen, um die liebende Beziehung zu Krishna wiederzuerwecken, die durch Sinnesgenuß und Materialismus pervertiert sei.

Den geweihten Anhängern obliegt die Einhaltung von vier Prinzipien: Verzicht auf fleischliche Nahrung, Fisch, Eier, Tee, Kaffee, Alkohol u. ä. Stimulantien, Glücksspiel und außereheliche Sexualität.

Kritik und Reform:

Um den Ruf der ISKCON stand es lange Zeit aus verschiedenen Gründen nicht zum besten. Anläßlich des 25jährigen Bestehens von ISKCON-Deutschland fand eine Konferenz der „Akademie für Vaishnava-Kultur" statt, in deren Verlauf auch selbstkritische Töne zu hören waren: „Zurückblickend müssen wir feststellen, daß wir immer wieder gravierende Fehler im Umgang mit der Öffentlichkeit, mit Familien und Institutionen gemacht haben. (...) Seit den Anfangstagen der ISKCON haben wir einiges dazugelernt, trotzdem liegt noch ein langer Weg vor uns."

Schein und Sein:

Zum einen waren es offensichtliche Diskrepanzen zwischen lichtvoller Selbstdarstellung der Bewegung und düsteren Verfehlungen von bisweilen gar strafrechtlicher Relevanz durch führende Anhänger, die der Bewegung schwer schadeten. Spektakulärster Fall war der des engsten Vertrauten Swami Prabhupadas und von ihm eingesetzten spritituellen Meisters, Kirtanandana, der 1991 in den USA wegen Mordkomplotts, Drogenhandels und anderer Vergehen zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Die Ereignisse um das Zentrum „Schloß Rettershof" (1974) beschäftigten intensiv die Gerichte, und lange Zeit fehlte es an selbstkritischer Reflexion der Geschehnisse. Auch im Flensburger Tempel habe es einen Fall langjährigen sexuellen Mißbrauchs an einem Kind durch einen Tempelbewohner gegeben, der zu einer rechtskräftigen Verurteilung führte. Hier reagierte die Organisation offensichtlich umgehend konstruktiv: Seither gebe es nach eigenen Angaben in jedem Tempel eine Beauftragte für dieses Thema, die sich fachlich qualifiziere und präventiv tätig sei.

Konfliktfeld Familie:

Zum anderen rankte sich ein üppiges Konfliktpotential um die Anwerbung zum Teil noch minderjähriger jugendlicher Anhänger, die unter dem Eindruck der früher massiven Werbung in pubertärem Ganz-oder-Garnicht alle Brücken zu Familie und bisherigen Freunden samt schulischer und beruflicher Perspektive radikal abbrachen, um in den Tempel zu ziehen und „krishnabewußt" zu werden; Jugendliche, die für ihre Eltern verschwunden blieben und Kontakt verweigerten (oder verweigern mußten?) oder von ihren Eltern bettelnd auf der Straße angetroffen wurden.

Auch auf dieses Problem hat die Organisation inzwischen reagiert. „Heute ermuntern wir niemanden mehr dazu, seine Ausbildung vorzeitig abzubrechen (...). Wir raten auch niemandem, seine beruflichen und familiären Pflichten aufzugeben. (...) Minderjährige dürfen sich nur mit der ausdrücklichen schriftlichen Erlaubnis ihrer Eltern einer Tempelgemeinschaft anschließen." Nach eigenen Angaben ermuntere man nicht nur nicht mehr, sondern nehme niemanden mehr in den Tempel auf, der zu diesem Zwecke seine Schul- oder Berufsausbildung abbreche. Vielmehr bestärke man, diese abzuschließen, um sich einerseits in der Ernsthaftigkeit zu prüfen, andererseits um eine Perspektive zu besitzen, falls der Anhänger den Tempel wieder verlassen wolle. Für viele Anhänger bilde das monastische Leben (als „Mönch"/„Nonne") im Tempel zunehmend eine vorübergehende Lebensphase; die überwiegende Zahl der Anhänger gründe Familien. Zur Zeit denke man über eine Kranken- und Sozialversicherung der Tempelbewohner nach. Zur Entschärfung der Auseinandersetzungen mit Angehörigen der oft jungen Anhänger wurden regelmäßige Familientreffen eingeführt, in denen durchaus auch kritisch diskutiert werde.

Spannung zum Grundgesetz Kontrovers diskutiertes Thema durch die Jahre blieb das Menschen- und Gesellschaftsbild der ISKCON-Bewegung. Ausgerechnet das für Deutschland zuständige Führungsmitglied im GBC, Harikesa Swami, gab mit seinem Buch „Varnashrama Manifest der sozialen Vernunft" (1981) Anlaß zu Kritik. Der gedankliche Versuch, das Varnashramasystem in eine moderne Gesellschaft zu implantieren, führte in eine unfehlbare Theokratie, in der staatliche Gewalt allein religiös legitimiert ist, gestützt durch ein undurchlässiges Kastensystem, das bereits im Klassenzimmer trennt, zu Pressezensur und Gewaltanwendung zur Durchsetzung religiöser Prinzipien. Dieses Manifest fand innerhalb der ISKCON neben Akzeptanz auch Widerspruch: Inzwischen veröffentlichte die ISKCON eine Erklärung Harikesa Swamis, in der er das Manifest als seine persönliche Meinung qualifiziert, die nicht den offiziellen Standpunkt der ISKCON wiedergebe.

Doch auch bei Swami Prahupada selbst finden sich Aussagen zu Theokratie, Kastensystem und eigenem Führungsanspruch: „Die Pflicht der Regierung besteht darin, darauf zu achten, dass sie (die Menschen) in die richtige Richtung arbeiten. Die richtige Richtung ist, Gott zu kennen und nach seinen Unterweisungen zu handeln." Auf die Frage nach der Freiheit des einzelnen, einen Beruf zu wählen, antwortet Swami Prabhupada: „Wenn die Regierung nicht vollkommen ist, sollte ihr nicht gestattet sein, den Menschen vorzuschreiben, was sie zu tun haben. Aber wenn die Regierung vollkommen ist, kann sie das tun." Es dürfe nicht jedem freistehen, den Standard von Glück zu erreichen, den er möchte: „Der Standard von Glück sollte den Eigenschaften gemäß vorgeschrieben sein. Die gesamte Gesellschaft muss in vier Gruppen unterteilt werden." Auf die Frage, wie unvollkommene Menschen in der Lage sein sollen, die „vollkommene Regierung" auszuführen, antwortet Swami Prabhupada: „Obwohl ihr unvollkommen sein mögt, werdet ihr vollkommen, wenn ihr meine Anweisungen ausführt. Ihr habt mich als euren Führer angenommen, und ich erkenne Gott als meinen Führer an. Auf diese Weise kann die Gesellschaft in vollkommener Weise regiert werden." Stellung der Frau Intensiv bemühen sich die krishnabewußten Frauen um eine Reform der Stellung der Frau in der Organisation, die sie für eine Verfälschung der Sicht Swami Prabhupadas halten. Seine Aussagen zu Gleichberechtigung sind durchaus widersprüchlich, aber wohl positiver als sie sich schließlich in der Praxis der Organisation manifestierten: „Doch die Bhagavad-gita bestätigt, dass Frauen in der Bewegung für Krishna-Bewußtsein ebenso kompetent sind wie die Männer. (...) Es kommt nicht darauf an, was die Herkunft eines Menschen ist. Auf der materiellen Ebene mögen Frauen vielleicht weniger intelligent sein, doch spirituell gesehen ist jeder eine reine Seele." Frauen in der Organisation verweisen nicht ohne Stolz auf den von ihnen gegründeten Frauenrat in Deutschland, der sich intensiv darum bemüht habe, die angestrebte Gleichberechtigung aus den Schriften Swami Prabhupadas herzuleiten. So sei in Deutschland ­ mit Billigung durch Harikesa Swami natürlich ­ viel erreicht worden: Frauen dürfen jetzt u. a. auch vorsingen und Vorlesungen und Seminare halten. Die strenge nachrangige Sitzordnung im Tempel ist in Berlin von einer Nebenordnung in zwei Blöcken abgelöst worden.

In der Organisation wächst das Bewußtsein, dass die Frage der Stellung der Frau maßgeblich die Attraktivität der Krishna-Bewegung für immerhin 50 % der Bevölkerung und damit auch das Wachstum der Bewegung beeinflußt: „Gender has been a slowly simmering issue, one which many ISKCON leaders have been extremely unwilling to acknowledge. Many women refuse to join an organisation which is fundamentally patriarchal. Although an increasing number of the GBC are sympathetic in regard to gender issues, the majority of members continue to resist change. Even the formation of a Womens Ministry by the North American GBC and temple presidents was criticised by many. How this important issue is handled will undoubtely affect ISKCONs future development and growth."

Die ISKCON muss in ihrer offensichtlichen Bemühung ernstgenommen werden, pubertäre Selbstausgrenzung aus der Gesellschaft hinter sich zu lassen und schlichte Feindbilder abzulegen.

Ein innerer Reformprozeß ist im Gange, dem nicht durch eine undifferenzierte Ausgrenzung der Bewegung durch die Gesellschaft Kraft entzogen werden sollte. Das bedeutet nicht, fehlende Schnittmengen mit einem humanistischen Menschen- und demokratischen Gesellschaftsbild zu verschweigen, erfordert allerdings einen dialogischen Umgang.

Sitz:

Ein Einfamilienhaus in Berlin-Schöneweide, in dem derzeit acht Frauen und zwei Männer monastisch leben, bildet das Berliner Zentrum; man sucht inzwischen nach größerem Raum. Die Krishna-Bewegung zählt nach eigenen Angaben in Berlin ca. 70

Anhänger, davon ca. 40 Eingeweihte; deutschlandweit gibt es elf Zentren und ca. 25 kleine „Namahatta-Zentren" mit ca. 400 Eingeweihten und einem Umfeld von ca. 5 000 der Bewegung Zugetanen.

OSHO-Bewegung (Bhagwan):

Ein Rolls Royce ist für spirituelles Wachstum das Beste.

Gründung:

Im Jahre 1974 gründete der Inder Rajneesh Chandra Mohan (1931 bis 1990) mit dem Ashram in Poona (Indien) die Neo-Sannyas-Bewegung, auch bekannt als Bhagwan- oder Osho-Bewegung.

Nach eigenen Angaben fand er bereits 1953 zur Erleuchtung. Er sammelte Schüler um sich, zog schließlich 1974 nach Poona.

Damals bestand ein großer Teil seiner Anhänger aus jungen Intellektuellen aus dem Westen. Auf der Flucht vor Gegnern und indischen Steuerbehörden ging Bhagwan 1981 nach Oregon (USA), um mit seinen Anhängern Rajneeshpuram, die Stadt der neuen Menschen zu errichten, die allerdings zunehmend totalitäre Züge annahm. Die Oregon-Phase war geprägt von immensen Konflikten im Binnenklima: „I gave you a taste of fascism" habe Bhagwan in einem Vortrag beiläufig gesagt. Nach der Ausweisung Bhagwans durch amerikanische Behörden und rechtskräftigen Verurteilungen wurde das für die Bewegung sehr dunkle Kapitel „Oregon" geschlossen: 1985/86 erfolgte die Rückkehr nach Poona.

Das erste deutsche Zentrum wurde 1975 der „Purvodaya Rajneesh-Sannyas Ashram", ein Hof bei München, jedoch später aufgegeben. Weitere Zentren entstanden.

Sowohl die charismatische Persönlichkeit des Führers als auch seine Fähigkeit, unterschiedliche religiöse und philosophische Traditionen und alternative Therapieansätze zu verbinden und in sein System zu integrieren, führten zu einer hohen Anziehungskraft der Bewegung für „Zivilisationsgeschädigte" aus westlichen Ländern, die sich diffus auf der Suche nach alternativem Leben begeben hatten. Die Attraktivität der Bewegung erfuhr durch Veränderungen des gesellschaftlichen Nährbodens und Oshos Tod im Jahre 1990 nur mäßige Einbuße, inhaltlich allerdings eine erneute Atomisierung. Sie verdankt beides ihrer Integrationskraft gegenüber mannigfaltigen zeitgeistigen Strömungen.

Programmatik:

Die Osho-Bewegung versteht sich ­ bis auf die kurze Phase in Oregon, in der man eine Religion begründen wollte ­ als eine spirituelle Bewegung.

Eine konsistente Programmatik lässt sich inhaltlich kaum beschreiben. Systematisch scheint lediglich das Unsystematische und Widersprüchliche in Bhagwans Äußerungen zu sein. Darin mögen sowohl Spielfreude als auch ein New-Age-Verständnis von der Einheit der Gegensätze in ihrem Bedingungsgefüge zum Ausdruck kommen. Bhagwan hielt über viele Jahre hinweg tägliche Reden, die veröffentlicht wurden; entscheidende Themen waren Liebe, Sexualität, Meditation.