Projekt Terra Libra

Sitz TNI International hat seinen Sitz in Amsterdam; eine weitere Niederlassung (teilweise noch im Bau) befindet sich auf Ibiza.

Frank Natale und TNI ziehen sich aus Berlin zurück ­ sein zweites „letztes The One Experience" fand im Herbst 1997 statt.

Vier seiner Schüler führen sein Programm unter dem Namen „Projekt Terra Libra" im Bezirk Prenzlauer Berg weiter. Viele der TNI-Veranstaltungen fanden in einem Zentrum im Bezirk Schöneberg statt, das vielen Gruppen und Einzelanbietern der Psychound Esoterikszene Raum bietet.

Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis (VPM)

Gründung:

Der VPM sieht sich in der Tradition der psychologischen Praxis und der Ethik des 1982 verstorbenen Psychologen Friedrich Liebling. Friedrich Liebling war Autodidakt und kein wissenschaftlich ausgebildeter Psychologe. Nach eigenen Angaben war er Schüler des Individualpsychologen Alfred Adler.

Liebling betonte die pädagogischen Elemente im therapeutischen Prozeß („therapeutische Beziehung") und entwickelte eine utopistische Vision vom „neuen Menschen" durch „psychologische Menschenkenntnis". Dieser Ansatz wurde von den Anhängern als „Zürcher Schule" bezeichnet. Die 1974 gegründete „Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle" wurde durch die in Fachkreisen umstrittene „Großgruppentherapie" bekannt.

Nach dem Tode Friedrich Lieblings im Jahr 1982 wurde die „Psychologische Lehr- und Beratungsstelle" in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die langjährige Mitarbeiterin Lieblings, Frau Dr. Buchholz-Kaiser, übernahm die Leitung der Gruppe.

Frau Dr. Buchholz-Kaiser besitzt keine klinisch-therapeutische Qualifikation, konnte sich aber intern auf eine zwanzigjährige Ausbildung bei Friedrich Liebling berufen. Die Mehrheit der Anhänger stellte sich hinter Frau Dr. Buchholz-Kaiser und damit hinter Auffassungen, die eher das utopische Konzept Lieblings vom „neuen Menschen" zum Inhalt hatten und nicht die fachlichwissenschaftliche Weiterentwicklung, die zwangsläufig eine Öffnung des Vereins zur Folge gehabt hätte.

1986 wurde der VPM offiziell als Verein in Zürich gegründet.

Ferner entstanden Gruppen in Berlin, Köln und Hannover, die insbesondere im Schul- und Hochschulbereich aktiv wurden.

Unter der Leitung von Frau Buchholz-Kaiser entwickelten sich Methodik und Programmatik des VPM. Programmatik Zürcher Schule Friedrich Liebling wird von seinen Anhängern und Schülern als charismatische Persönlichkeit mit Sendungsbewußtsein beschrieben. „... Die seelische Not ist riesengroß. In allen Lebensbereichen sind wir überfordert. Was wir über die Welt und den Menschen erfahren haben, ist geprägt von Unwissenheit und Unaufgeklärtheit. Unsere Eltern waren trotz grösster Bemühungen nicht in der Lage, uns eine realistische Einführung ins Leben zu geben. (...)

Nachdem wir diese Erziehung durchlaufen haben, sind wir Karikaturen dessen, was wir sein könnten. (...) Es ist Friedrich Lieblings grosses Verdienst, dass es hier Jugendliche gibt, die sich ihrer Verantwortung als Wegweiser einer humaneren Zukunft bewusst sind. Die unermessliche psychische Not des Menschen hat Friedrich Liebling bewogen, eine Beratungsstelle einzurichten, an der Jugendlichen geholfen wird. (...) Er hat neue Wege beschritten: Er hat uns die Psychologie gelehrt."

Bereits zu Zeiten Friedrich Lieblings habe es nach Angaben ehemaliger Anhänger eine Diskrepanz zwischen innerer und äußerer Sicht und Darstellung gegeben. Intern sei starke Kritik an Religion, Kapitalismus, Sexismus, Rassismus und Nationalismus geübt worden. Die Außendarstellung, insbesondere in Bezug auf „progressiv-anarchistische" Theorien sei moderater gewesen.

Diese frühe „Zweiteilung" begünstigte möglicherweise die durch den VPM später vollzogene inhaltlich-ideologische Wende.

Programmatische Wende

Der Inhalt der Utopie veränderte sich nach dem Tode Friedrich Lieblings deutlich. Die ehemalige Religionskritik wurde (oberflächlich betrachtet) fallengelassen; eine konservative politische Auffassung ersetzte die vormals eher links-anarchistische Vision.

Mögliche Auslöser und Gründe für diesen Kurswechsel sind in weiterführender Literatur ausführlich beschrieben. (siehe Abschnitt 10.3.2) Der VPM-kundige Kritiker Hansjörg Hemminger sieht in dieser Wende eine Schwächung: „Inhaltlich hat der VPM durch seinen Kurswechsel an Substanz verloren. Das neue, konservative Wertesystem wurde nie so konsistent begründet und vertreten wie die alten Ideale. Dadurch rückten Feindbilder in den Vordergrund. Der VPM ist viel mehr gegen als für etwas, vergleicht man ihn mit der Zürcher Schule. Die Gruppe richtet ihre Aufmerksamkeit viel stärker auf die Feinde der Menschlichkeit außen, als auf die eigene, humane Botschaft."

Anspruch:

Der VPM will durch die Vermittlung von „psychologischer Menschenkenntnis" seelisches Leid verhindern: „... Der nächsten Generation soll möglichst viel an seelischem Leid erspart bleiben, das bisher durch mangelhafte Schulung und Aufklärung von Eltern und Erziehern unbewusst entstanden ist. Die meisten Eltern legen ihre volle Fürsorglichkeit und ihr Gewissen in die Erziehung der nächsten Generation. Wenn sich ohne ihr Wissen und Wollen trotzdem Fehlentwicklungen ergeben, trifft weder ihre noch die Generation ihrer Kinder eine Schuld: sie alle brauchen Hilfe und Unterstützung."

Der „Unwissenheit auf dem Gebiet der Erziehung" entspricht danach „die seelische Not des heutigen Menschen". Folgerichtig bietet der VPM bzw. die GFPM eine Vielzahl von Gemeinschaftsaktivitäten, Schulungen, Ferienprogramme, Sommer- und Wintergespräche, Seminare, Tagungen, Fortbildungen, Supervision etc. an. Der VPM will durch fortwährende Schulungen der Eltern, Erzieher, Lehrer, Psychologen das unterstellte „Nichtwissen" korrigieren. Die Gemeinschaft VPM kann dadurch zum alleinigen Maßstab und alltäglichen Orientierungspunkt werden.

Die VPM-Sicht psychologischer Befunde wird mit Naturgesetzen verglichen und gibt damit vor, es sei nur eine einzige Antwort als richtig möglich: „Die Richtigkeit psychologischer Befunde läßt ebensowenig Vieldeutigkeiten zu wie die Richtigkeit des Fallgesetzes.

Es gibt keine Toleranz zu sagen, der Stein könne unter den gegebenen Naturbedingungen auch einmal nach oben fallen. Das empirische Erfassen und Beschreiben der Realität, beispielsweise der Natur der Menschen, ist eine sachliche Feststellung und liegt somit auf einer anderen Ebene als die Frage der Toleranz. Dagegen muss Toleranz gelten gegenüber der Meinung eines andern Menschen, gegenüber seiner Weltanschauung." Starke Gewichtung des Gemeinschaftsgefühls Individuelle Belange und Auffassungen des einzelnen treten in den Hintergrund. Die „richtige Haltung" und das Gemeinschaftsgefühl werden entscheidende Kriterien: „Das Wohl der Gemeinschaft ist das Auswahlkriterium, nach dem die kulturellen Schöpfungen in erhaltens- und vergessenswerte ausgeschieden werden. Auf diesen Zusammenhang weist Adler hin, wenn er vom Wohl der Allgemeinheit als einer absoluten Wahrheit spricht, auf welche die menschliche Evolution hinzielt. Die Situation des Menschen war somit von jeher eine Gemeinschaftssituation." Bewertung durch ehemalige Anhänger Ehemalige Mitglieder der Vereine berichten, dass Abweichungen von der „richtigen Haltung" nicht zugelassen würden, eine autoritäre Struktur herrsche und ein Freund-Feind-Denken das Verhalten bestimme; abweichende Meinungen seien nicht möglich.

Aus dem Kreis der ehemaligen Liebling-Anhänger wird der VPM wie folgt kritisiert: „- Abhängigmachende Grossgruppenbewegung mit einer Zentrierung auf eine Führerfigur;

- theoretischer Dogmatismus, das undurchsichtige Konzept der Einzeltherapie und die manipulative „Nacherziehung" als therapeutische Methode;

- Heilsversprechungen, die unter der Bezeichnung „Psychotherapie" und unter Abschirmung gegen eine demokratische, bzw. wissenschaftliche Auseinandersetzung sektenähnliche Strukturen schaffen." Bewertung durch anerkannte psychologische Fachverbände

Die theoretischen Grundlagen und die in Anspruch genommene Wissenschaftlichkeit des VPM wurden ­ entgegen dem vielfältigen Bemühen des Vereins um eine andere Außendarstellung ­ gerade von Fachverbänden wie dem Berufsverband deutscher Psychologen kritisch bewertet: „Der BDP hält an seiner Einschätzung fest, dass es sich beim VPM um einen Psychokult handelt, der durch seinen Namen bei Behörden, in Fachkreisen und der allgemeinen Öffentlichkeit den Eindruck einer psychologisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft zu erwecken sucht und sich zudem nach außen den Anschein einer caritativen Organisation gibt, die Menschen in persönlichen Schwierigkeiten oder bei persönlichen Nöten mit psychologischem Rat und mit psychotherapeutischer Behandlung Hilfe leistet. Diese sogenannte psychotherapeutische Betätigung des VPM entbehrt jedoch nach Auffassung des BDP jedweder fachlichen Grundlage."

Die „Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie e. V. (DGIP)", die sich wissenschaftlich anerkannt auf das Werk von Adler stützt, bezog zur Berufung des VPM auf Alfred Adler kritisch Stellung: „Der Bundesvorstand der DGIP distanziert sich von den Aktivitäten und psychologischen Auffassungen des VPM. Dieser beruft sich zwar in seiner Theoriebildung ebenso wie die DGIP auf die Individualpsychologie Alfred Adlers. Der sektenhafte Anspruch des VPM und seiner Organisationen auf eine Art Definitionsmonopol steht aber im krassen Widerspruch zur wissenschaftlichen Orientierung der Individualpsychologie." Umgang mit Kritik und Kritikern

Insbesondere der Umgang mit Andersdenkenden des VPM hat immer wieder zu Kritik geführt.

So bezeichnet der VPM Kritik an seinen Inhalten und Methoden häufig als politisch motiviert (z. B. Aktion von Linksextremisten und Drogenbefürwortern). Kritiker werden auch mit Mitteln des „Psychoterrors" angegriffen und diffamiert. Eine Vielzahl von Gerichtsverfahren gegen Kritiker (ehemalige Mitglieder, Studenten, Pressevertreter, kirchliche und staatliche Vertreter und Institutionen) wurde angestrengt. Das Verwaltungsgericht Berlin führte dazu aus: „Die Erforderlichkeit vertraulich bleibender Beratungsgespräche aus Fürsorgegesichtspunkten folgt aus dem ­ auch im vorliegenden Verfahren durch die Vielzahl eingereichter Entscheidungen bestätigten ­ Verhalten der Antragsteller, durch extensive Führung von Ehrenschutzprozessen Kritik an ihren Methoden und Aktivitäten zu verfolgen; dies lässt die Besorgnis des Antragsgegners berechtigt erscheinen, dass bei Offenlegung seiner Informationspersonen diese mit Rechtsstreitigkeiten überzogen werden. Der Kammer erscheint der Schluß nicht abwegig, dass die „VPM"-Gruppen mit ihrer Bereitschaft, ihnen kritische Äußerungen einzuklagen, letztlich bestrebt sind, Kritiker und Abweichler aus den eigenen Reihen „mundtot" zu machen."

Bündnispartner:

Der Suche des VPM nach Bündnispartnern im struktur- und wertkonservativen Umfeld blieb vermutlich nicht zuletzt auch aus diesen Gründen eher geringer Erfolg beschieden. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich ebenso kritisch zu den VPM-Praktiken wie evangelische Sekten- und Weltanschauungsbeauftragte und andere kirchliche Institutionen, staatliche Stellen und Fachverbände. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Publikationen, die sich mit dem VPM differenziert und kritisch auseinandersetzen und tiefreichende Einblicke auch in das Binnenklima des VPM gewähren. rechtliche Auseinandersetzung mit der Bundesregierung

Bereits gegen den Entwurf einer Informationsbroschüre der Bundesregierung begehrte der VPM den Erlaß einer einstweiligen Anordnung. Das OVG Münster wies den Antrag des VPM u. a. wie folgt ab: „Vor dem Hintergrund der gesamten vorstehenden Ausführungen erweist sich auch die zusammenfassende Einschätzung in der geplanten Broschüre..., „für den einzelnen besteh(e) die Gefahr, daß eine tiefe Abhängigkeit zu der Gruppe entsteht, der individuelle Lebenslauf den Gruppennormen und dem Gemeinschaftsgefühl angepaßt wird und so eine zunehmende Entfremdung zum bisherigen sozialen und persönlichen Umfeld entsteht", bei summarischer Prüfung als sachliches Werturteil, das auf einem vertretbar gewürdigten Tatsachenkern beruht. Das oben näher beschriebene Konzept des VPM einer Steigerung des Gemeinschaftsgefühls, der Absolutheitsund Heilsanspruch sowie die subtilen Macht- und Kontrollmechanismen lassen die Warnung der Antragsgegnerin (Bundesregierung, Anm. d. Verf.), es bestehe die „Gefahr" der Gruppenanpassung und Abhängigkeit sowie der Entfremdung, als nicht unsachlich erscheinen.

Eine solche Gefährdung kommt nicht nur für Mitglieder des VPM, sondern für alle in Betracht, die an den Aktivitäten des VPM und seiner Mitglieder teilnehmen. Hierzu zählen nicht nur (junge) Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche, die ebenfalls eine Zielgruppe des VPM sind."

Sitz:

Der Sitz des VPM befindet sich in Zürich.

Der Berliner Verein GFPM hat seinen Sitz im Bezirk Schöneberg.

Okkultismus / Satanismus:

Der Teufel steckt im Detail:

Unter der Bezeichnung „Okkultismus" werden vielfältige Phänomenbereiche gefaßt, die im weitesten Sinne geheim, mit gängigem Wissenschaftsverständnis nicht (oder noch nicht) Greifoder belegbar sind. Im umgangssprachlichen Gebrauch findet sich auch die synonyme Verwendung der Begriffe Esoterik oder New Age für Okkultes. Sowohl Esoterik als auch New Age haben einen weltanschaulichen und spirituellen Anspruch (das Streben nach Vergeistigung und Innerlichkeit; die Suche nach einem neuen Weltbild, das der Ganzheit des Menschen und der Welt angemessen ist), die Überschneidung mit Okkultem bezieht sich jedoch vor allem auf den praktisch ausgerichteten Anteil.

Okkulte Vorstellungen und Praktiken sind z. B. Pendeln, Gläserrücken, Kartenlegen, Tischerücken, Astrologie, Hellsehen oder Telepathie (Fernwahrnehmung), Mediumismus (Glaube an eine Beziehung mit einer angenommenen Geisterwelt), Geistheilung, Ufologie ­ um nur die gängigsten zu nennen.

Auch beim „Satanismus" geht es um Verborgenes, Geheimes, verbunden mit besonderen Ritualen, insbesondere den „schwarzen Messen".

Der Glaube an Okkultes, insbesondere der Glaube an existente Dämonen, lässt sich auch in einigen christlich-fundamentalistisch orientierten Gemeinden finden. Um diesen Bereich soll es im folgenden jedoch nicht gehen.

Okkultismus:

Das Interesse am „Okkulten" ist nicht ausschließlich ein jugendspezifisches Thema. Das Interesse als auch das konkrete Befassen mit okkulten Praktiken geht durch die ganze Gesellschaft und findet seine Entsprechung in einem breiten Angebot magisch orientierter Taschenbücher und Fernsehprogramme, in gut besuchten Esoterik-Messen. Dennoch ist gerade der jugendliche Sinnsucher besonders prädestiniert, sich von der magischen Anziehungskraft scheinbar unerklärlicher Phänomene ­ im wahrsten Sinne des Wortes ­ bezaubern zu lassen.

Soziologischen Studien zufolge nimmt die Verbreitung okkulter Vorstellungen in der Bevölkerung insgesamt zu. „So alt wie die religionssoziologische Forschung ist das Erstaunen darüber, daß etwa ein Drittel der Bevölkerung weder von der naturwissenschaftlichen, noch von der religiösen Aufklärung durch die Kirchen erreicht wird... Astrologie, Animismus (es wird von einer Beseeltheit der Tiere, Pflanzen und Gegenstände ausgegangen, Anm. d. V), Okkultismus, Seelenwanderungstheorien, Magie und Hexenglauben sind Gegenthemen zu einem aufgeklärten naturwissenschaftlichen Weltbild. In den alternativen Erklärungsangeboten wird nicht nur das Geheimnis der Existenz verständlich gemacht, sondern es geschieht eine massive Ursachenzuordnung. Die Ursache für die als miserabel empfundenen Aspekte der eigenen Existenz wird der Konstellation der Sterne zugeschrieben, dem Status in einem Wiedergeburtszyklus, der Magie und Hexerei oder einer seelischen Mitgift, für die man nichts kann... Das Gemeinsame dieser Erklärungen ist, dass die Verantwortung für die eigene Situation nach außen geschoben wird. Das ist entlastend, aber der Einschlag des Wahnhaften verstellt den Blick auf die soziale Realität, führt zur Unterschätzung der persönlichen, der eigenen Ressourcen und so mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Fehleinschätzungen, die wiederum die Situation verschlechtern und auf gleiche Weise erklärungsbedürftig machen."

Quantitative Erhebungen:

In vier quantitativen Erhebungen zur tatsächlichen Verbreitung okkulter Praktiken unter Schülern und Erwachsenen (in Berlin zwischen 1989 und 1991 erhoben) stellten Professor Hartmut Zinser (FU Berlin) und Wolfgang Hahn (Berliner Institut für Lehrerfort- und weiterbildung) fest, „daß über 3/4 der befragten Schüler im groben über „okkulte" Praktiken informiert sind, ca. die Hälfte der Schüler ein Interesse an Information über „Okkultismus" äußern, daß für ca. 1/4 „okkulte" Praktiken passiv oder aktiv zum Alltag gehören und dass knapp 5 % der Schüler aktiv oder passiv an extremen okkulten Praktiken bereits teilgenommen haben." Von den befragten Erwachsenen, Schüler des Zweiten Bildungsweges und Fachhochschulstudenten, hat bereits die Hälfte zumindest eine okkulte Praktik einmal ausgeübt, zum Befragungszeitpunkt war auch etwa 1/4 noch aktiv. Die am häufigsten ausgeübten Praktiken waren „Pendeln", „Kartenlegen" und „Gläserrücken". Gerhard Schmidtchen kam zu ähnlichen Ergebnissen: „Unter den 1986 und 1994 befragten Jugendlichen im Westen glaubt jeder fünfte an die schicksalsbestimmende Macht der Sterne und ihrer Konstellationen... Jugendliche im Osten glauben indessen nur zu elf Prozent an die astrologisch behaupteten Zusammenhänge, und die Ablehnung dieser Lehre fällt dezidierter aus als im Westen."

Weitere Fragestellungen bezogen sich auf den Glauben an Wiedergeburt, Geistheilung u. ä.. Bei der Zusammenfassung aller Testantworten, „in denen sich die Sicherheit eines rationalen Weltbildes spiegelt bzw. die Hinwendung zu einem magisch-animistischen, ... zeigt sich, dass 37 Prozent der Jugendlichen im Westen sehr ausgeprägt zu einem magisch-animistischen Weltbild tendieren, aber nur 22 Prozent im Osten... Bildung ist keine Garantie für die Entstehung einer naturwissenschaftlich-ontologischen Weltsicht, weder im Osten noch im Westen... Man darf annehmen, dass das Perpetuum mobile weiter herumspukt trotz des Zweiten Satzes der Wärmelehre."

Als Motive für die Beschäftigung und das Interesse an Okkultem wurde in der Zinser-Untersuchung an erster Stelle „Neugier" genannt, dann „Interesse am Außergewöhnlichen" sowie „Unterhaltung". Der Grund „Orientierungs- und Entscheidungshilfe" folgte erst mit einigem Abstand. Der letztgenannte Grund wurde jedoch von bis zu 36 % derjenigen, die aktiv eine okkulte Praxis ausüben und sich nicht nur passiv damit beschäftigen, genannt.

Zudem wurde er von den Erwachsenen fast doppelt so häufig angeführt wie von den Jugendlichen. Professor Zinser stellte dazu fest, dass die genannten Gründe auf das verweisen, was die Jugendlichen und Erwachsenen durch die okkulten Praktiken zu finden hoffen. Die Faszination des Unerklärlichen, Mystischen ist eine mögliche Gegenreaktion auf die „Entzauberung der Welt".

Den in den Untersuchungen konstatierten Informationsbedarf finden wir bestätigt. Dieser ist sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen insbesondere in ihrer Rolle als Eltern oder Pädagogen zu finden.

Problematik:

Eine grundsätzliche Problematik ist bei der Beschäftigung mit Okkultem dann gegeben, wenn Entscheidungsfindungen tatsächlich z. B. an den Ausschlag des Pendels oder die Antwort der Karten delegiert werden, und der Glaube an eine Geisterwelt Ängste auslöst. Neben einem Entlastungseffekt (Entscheidungen müssen nicht mehr eigenverantwortlich getroffen werden, sondern werden an eine „höhere" Macht delegiert) können insbesondere bei labilen Menschen massive ­ngste auftreten, wenn sie die mit Hilfe okkulter Praktiken gefundenen „Lösungen" als unumstößliche Wahrheiten ansehen und sich „Geisterkräften" (hilflos) ausgeliefert fühlen. Auch das Phänomen der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung" kann den Glauben an okkulte Erklärungen verstärken. Hierbei ändert sich das konkrete Verhalten durch den starken Glauben an ein vorgegebenes Deutungsmuster so sehr, daß es dem Muster entspricht.