Wiederinbetriebnahme der Stammbahn zwischen Zehlendorf und Griebnitzsee

Das Abgeordnetenhaus unterstützt den einstimmig gefaßten Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Zehlendorf und fordert den Senat auf, sich bei der Bundesregierung, der Deutschen Bahn AG und dem Land Brandenburg beim Wiederaufbau der Stammbahn für folgende Maßnahmen zu verwenden:

1. Der Baubeginn soll zunächst zwischen Zehlendorf und Griebnitzsee eingleisig, nicht elektrifiziert und unverzüglich erfolgen.

2. Vor dem Bau soll eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden, sowie die naturschutzrechtliche Eingriffsregelungen zur Anwendung kommen.

3. Die Anforderungen an den Lärmschutz für die an der Stammbahn wohnende Bevölkerung sollen so realisiert werden, als ob es sich bei der Wiederinbetriebnahme um einen Eisenbahnneubau handeln würde.

4. Die Station Europarc soll am Kreuzungspunkt zwischen Stammbahn und Friedhofsbahn realisiert werden.

Begründung:

Am 19. Februar 1997 hat die BVV Zehlendorf einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: „Das Bezirksamt wird gebeten, die Deutsche Bahn AG in ihren gegenwärtigen Überlegungen zu unterstützen, die bestehende Regionalbahnlinie R 21 über Babelsberg hinaus auf der Trasse der Stammbahn zunächst bis Zehlendorf zu verlängern, hierbei die Unterstützung der Gemeinde Kleinmachnow zu suchen und den Senat zu bitten, nach Abstimmung mit dem Land Brandenburg zu gegebener Zeit „Verkehr" auf dieser Strecke bei der Deutschen Bahn AG zu bestellen."

Die Stammbahn zwischen Berlin und Potsdam, die 1838 in Betrieb genommen wurde, war die erste Eisenbahnstrecke in Preußen. Bei der Diskussion über die Wiederherstellung des Schienennetzes spielte die Stammbahn immer, entsprechend ihrer Bedeutung, eine wichtige Rolle. Um eine Einfädelung der Stammbahn in den Nord-Süd-Eisenbahntunnel zu ermöglichen, wird derzeit am Gleisdreieck ein Tunnelstutzen für die problemlose Einfädelung gebaut.

Zukünftig werden die Regionalzüge von Stralsund über Gesundbrunnen bzw. von Hamburg und Hannover über Spandau und Jungfernheide zum Lehrter Bahnhof fahren. Von dort werden sie über die Regionalbahnhöfe Potsdamer Platz, Schöneberg, Steglitz, Zehlendorf und Potsdam nach Magdeburg geführt. Eine Streckenführung über Nikolassee ist perspektivisch keine Alternative, weil die Trasse nur eingleisig ausgelegt und der Bahnhof Wannsee ohnehin heute schon ein Engpaß ist.

Die Trasse der Stammbahn verläuft auf planfestgestelltem Eisenbahngelände. Damit die Bahn dem Image eines umweltschonenden Verkehrssystem gerecht wird, muss die DB AG die Notwendigkeit der Umweltverträglichkeit auch bei der Wiederinbetriebnahme von Eisenbahntrassen berücksichtigen, eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen und die Eingriffsregelung zur Anwendung bringen.

Dasselbe gilt natürlich auch für den Lärmschutz. Daß das möglich ist, hat die DB AG zum Beispiel in Spandau bewiesen, wo sie bei der Wiederinbetriebnahme einer planfestgestellten Eisenbahntrasse Lärmschutzmaßnahmen realisiert hat, obwohl sie rechtlich nicht dazu verpflichtet war.

Als erste Ausbaustufe ist vorgesehen, die Stammbahn zwischen Zehlendorf und Griebnitzsee eingleisig ohne Elektrifizierung mit einem Kostenvolumen von 66 Millionen DM zu bauen.

Bei dieser Planung ist vorgesehen, den früheren S-Bahnhof Düppel/Kleinmachnow wieder aufzubauen und einen neuen Haltepunkt in Dreilinden zu realisieren, um den Europarc an die Stammbahn anzubinden.

Bei der bisherigen Planung wird jedoch nicht davon ausgegangen, dass die sogenannte Friedhofsbahn, die S-Bahn von Wannsee über Dreilinden nach Stahnsdorf, wieder in Betrieb genommen wird. Statt dessen wird ­ ausschließlich im Interesse der Investoren der neue Bahnhof Dreilinden (Europarc) so geplant, dass bei einer späteren Wiederinbetriebnahme ein direktes Umsteigen zur Friedhofsbahn nicht möglich ist. Zukunftsweisende Planung sollte aber ein attraktives Umsteigen zwischen Stammbahn und Friedhofsbahn berücksichtigen.

Der 1991 erfolgte Abriß des provisorischen S-Bahnsteigs in Steglitz erweist sich heute als ein Fehler. Er könnte nämlich für die eingleisige Stammbahn genutzt werden, so dass nicht nur Zehlendorf, sondern auch Steglitz ­ mit Umsteigemöglichkeit zur U 9 ­ im ersten Schritt an die Stammbahn angebunden werden könnte.

Der notwendige Neubau eines Bahnsteigs in Steglitz ist mit Grund dafür, dass die erste Ausbaustufe nur zwischen Zehlendorf und Griebnitzsee realisiert wird, das Streckengleis bis Yorckstraße (Großgörschenstraße) ist ja bereits für Baulogistikzwecke instand gesetzt und in Betrieb!