Durch das Regionalkaufhaus Nürnberg sollen regionale Wirtschaftskreisläufe gefördert werden

Altlastensanierung, (5) Abluft- und Abwasserreinigung, (6) Regenerative Energien und (7) Energieeinsparung und Recycling.

Nürnberg: Regionalkaufhaus und Regional-Agentur Weite Teile der Wirtschaft sind in Nürnberg als Akteure in den 1995 begonnenen Agenda-Prozess eingebunden, da dieser auf bereits gut funktionierenden Strukturen der Zusammenarbeit von Wirtschaft und anderen Akteuren in der Region aufbauen konnte. Schon 1993 haben die benachbarten Städte Nürnberg, Erlangen und Fürth auf Initiative der jeweiligen städtischen Wirtschaftsreferate ein Wirtschaftsforum gegründet, das mit Repräsentanten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Bereichen der Kommunalverwaltung Leitprojekte für eine positive Entwicklung der Region erarbeitet. Aus einem Arbeitskreis des Forums hat sich dabei im AgendaProzess der Runde Tisch „Wirtschaft und Umwelt" entwickelt. Er setzt sich dafür ein, die Anzahl von Arbeitsplätzen im Umweltbereich zu erhöhen, neue umweltverträgliche Verfahren zu fördern und insgesamt auf ein positives umweltbezogenes Standortklima hinzuwirken.

Ein Drittel der ca. 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Runden Tisches, dessen Fachkoordination ein Vertreter der IHK Mittelfranken innehat, kommen aus Unternehmen. Der Runde Tisch hat zwei Projekte intiiert, die für Berlin von besonderem Interesse sein könnten: das Regionalkaufhaus Nürnberg ­ es wird bis Ende 1999 bezugsfertig sein54

­ und die Regional-Agentur.

Durch das Regionalkaufhaus Nürnberg sollen regionale Wirtschaftskreisläufe gefördert werden. In einem Radius von 100 Kilometern (Stichwort „Region 100") soll der wesentliche Teil der Wertschöpfung erfolgen, d.h. der überwiegende Teil der angebotenen Produkte und Dienstleistungen soll möglichst innerhalb der 100-KilometerRegion um Nürnberg hergestellt worden sein. Der größte Teil der Lebensmittel und Dienstleistungen wird aber mit Sicherheit aus dem engeren Umfeld Nürnbergs stammen. Allerdings ist das geplante Kaufhaus kein ökologisches Nischenprojekt, denn der Schwerpunkt liegt auf der Regionalvermarktung: Neben Lebensmitteln werden Konfektionsartikel, Möbel, Bücher, Haushaltswaren, Zeitschriften, Elektroartikel, Bedarf für Heimwerker, Korbwaren, Pflanzen etc. angeboten, die durchaus aus konventioneller Herstellung stammen können. Darüber hinaus sollen auch Dienstleistungen angeboten werden wie ein Vermittlungsservice (handwerkliche Dienstleistungen, regionale Tourismusangebote, regionale Kulturveranstaltungen), ein Vor-Ort-Service (Reparaturzentrale, Spielecke, Gastronomie, Ausstellungen) und ein Infoservice (Verbraucherservice, Mobilitätsservice). Unterstützer dieses Projekts sind die Fachhochschule Nürnberg, eine Vertreterin des Bayerischen Bauernverbands, das Nord-Süd-Forum Nürnberg, Naturkost direkt, der Fränkische Albverein u.a. vgl. CAF/Agenda -Transfer (1998c) 3.

Das Regionalkaufhaus kann man bereits im Internet unter folgender Adresse „besuchen": www.regionalkaufhaus.de.

Vgl. www.regionalkaufhaus.de.

Anfang 1998 gründeten auf Initiative des Nürnberger Umweltamtes die Landkreise und Städte der Region zusammen mit Initiativen aus dem Bereich Naturschutz, der IHK, der Handwerkskammer und Verbänden eine Regional-Agentur, die von der Konzeption ähnlich angelegt ist wie das Regionalkaufhaus.

Bürgerinnen und Bürger, die ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung von einem regionalen Betrieb suchen, erhalten von der Agentur die entsprechenden Informationen. Die Agentur dient damit als Vermittlerin zwischen Anbieter und Konsument.

Ziel ist es, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher 25% ihres Konsums aus der Region decken. Dies würde durch die erhebliche Verkürzung der Transportwege sowohl die CO2-Emissionen verringern als auch die Wertschöpfung innerhalb der Region deutlich erhöhen. Ferner wird der regionale Umwelt- und Landschaftsschutz dadurch gestärkt, dass sich die von der Agentur vermittelten Anbieter dazu verpflichten müssen, in ihrer Wirtschaftsweise zum Erhalt der Kulturlandschaft beizutragen und den Natur- und Umweltschutz zu berücksichtigen.

Ernährung

Der Bereich Ernährung liegt an der Schnittstelle der Komplexe (Land-)Wirtschaft, Nahrungsmittelproduktion, Haushaltswirtschaft, Lebensstil und Konsumverhalten (siehe Kapitel 9.2, Seite 435). Somit sind, wie es in der Sozialwissenschaft seit geraumer Zeit diskutiert wird,58 in diesem Bereich gesellschaftliche Makrostrukturen und Rahmenbedingungen mit Mikrobereichen, d.h. den lebensweltlichen Wertvorstellungen, Erfahrungen und Alltagshandlungen der Individuen, in besonderer Weise verschränkt. Eine Ernährung ist nachhaltig, wenn sie das Ernährungsbedürfnis heutiger Generationen befriedigt, ohne die Lebensgrundlagen kommender Generationen zu gefährden. Wichtige Ansatzpunkte für die Realisierung einer nachhaltigen Ernährung bietet dabei die Außer-Haus-Verpflegung ­ wie das unten dargestellte Projekt „Zukunftsfähige Kantine" zeigt. Für den Bereich des Verkaufs von Nahrungsmitteln im Einzelhandel kann das Vermarktungskonzept „Brucker Land" als zukunftsfähiges Modell für einen regionalen Wirtschaftskreislauf (für Nahrungsmittel) dienen (siehe Kapitel 7.4.2).

München: Projekt „Zukunftsfähige Kantine"

Im Jahre 1997 begannen zwei Münchner Kantinen im Rahmen der Agenda-Aktivitäten das Projekt „Zukunftsfähige Kantine" als Modell für nachhaltige Außer-HausVerpflegungen. Die besondere Bedeutung dieses Projekts beruht auf dem anhaltenden Trend zur außerhäuslichen Nahrungsaufnahme. Das gilt sowohl für die Individualverpflegung (in Gaststätten jeglicher Art) als auch für das Essen in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung (in Kantinen und Mensen).

Das Projekt verfolgt 56 Vgl. CAF/Agenda-Transfer (1998b) 8ff.

Vgl. CAF/Agenda Transfer (1998c) 3.

Vgl. Berger, Hradil (1990); vgl. Vester, von Oertzen, Geiling u.a. (1993); vgl. Manrique (1998). 59 Vgl. Bischofberger, Karg (1999) 207; vgl. Bischofberger, Karg, Karhausen-Beermann (1998) 127­130; vgl. Beck-Gernsheim (1998). zwei Ziele. Einerseits sollen die Qualität der Speisen erhöht und die bei deren Erstellung anfallenden Umweltbelastungen verringert, andererseits sollen im Sinne der Agenda 21 Diskussionsprozesse über nachhaltige Ernährung in Betrieben der Gemeinschaftsverpflegung ausgelöst werden.

Die Münchner Aktionswerkstatt Gsundheit (MAGs) übernahm die organisatorische Zusammenführung der mannigfaltigen Projektaktivitäten und plante auch die Übertragung der Erfahrungen auf weitere Münchener Kantinen. Das Projekt begann 1997 und gliederte sich in drei Phasen:60

1. „Analyse der Ausgangssituation" (objektive und subjektive Verpflegungsqualität, Umweltqualität der gesamten Stoff- und Energieströme der Kantinen, also aller Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Lebensmittel, Abfälle, Reinigungsmittel);

2. „Entwicklung des nachhaltigen Ernährungsprogramms" (Maßnahmen und Ziele zur Verbesserung der Verpflegungs- und der Umweltqualität in Bezug auf alle Funktionsbereiche und Zielgruppen, also Gäste, Mitarbeiter/-innen und Öffentlichkeit);

3. „Umsetzung und Bewertung des nachhaltigen Ernährungsprogramms" (alternatives Ernährungsprogramm im Rahmen einer Agenda 21-Aktionswoche, d.h. Zubereitung von frischen Lebensmitteln aus der Region, sowie durch Informationen die Unterstützung der Gäste zu erhalten).

Mit Ablauf der zweimonatigen Untersuchung hatte sich die objektive Qualität der Verpflegungsleistung aufgrund eines veränderten Speiseangebots deutlich verbessert. Es standen nun frische Lebensmittel, vegetarische Gerichte, mehr Salat und Gemüse auf der Speisekarte. Im Hinblick auf die subjektive Zielsetzung war es im Vergleich zur Ausgangsanalyse gelungen, die Sensibilität der Essensgäste gegenüber den Kriterien einer nachhaltigen Ernährung zu steigern.

Fürstenfeldbruck: „Brucker Land" „Brucker Land" ist ­ neben anderen Beispielen in Bayern ­ eine erfolgreich praktizierte Initiative eines regionalen Wirtschaftskreislaufs im Landkreis Fürstenfeldbruck. Das zugrunde liegende Prinzip der Vermarktung lautet „aus der Region ­ für die Region". Das Ziel ist hierbei, mit regionalen Wirtschaftskreisläufen „dem Bedürfnis der Bevölkerung nach sicheren und gesunden Lebensmitteln gerecht zu werden und durch kurze Transportwege zur Schonung unserer natürlichen Ressourcen beizutragen."61 Auf den Punkt gebracht wird dieses Ziel durch das Leitmotto „Übers Essen in die Köpfe."62 Die Initiative „Brucker Land" will dadurch den Erhalt der heimischen Landwirtschaft, des mittelständischen Handwerks und der Kulturland60 Vgl. Bischofberger, Karg, Karhausen-Beermann (1998) 127ff; vgl. Bischofberger, Karg (1999) 207ff; vgl. dazu grundsätzlich Beck-Gernsheim (1998). 61 StMLU (1998) BII-1.

Vgl. StMLU (1998) BII-5.