Kreuzberger Tauschring Bestehende Erwerbsarbeit soll durch Tauschringe nicht ersetzt werden

Lebenssituation von sozial benachteiligten Gruppen unter der Voraussetzung verbessern können, dass die Projekte bei diesen Zielgruppen Akzeptanz finden.

Zu nennen sind u.a.:

1/4 Tauschringe

Hier können Mitglieder Produkte und Dienstleistungen tauschen. Statt Geld wird eine eigene Währung verwendet. 1997 gab es in Deutschland insgesamt ca. 150 solcher Tauschringe, einige davon auch in Berlin. Der bekannteste ist der 1995 gegründete „Kreuzberger Tauschring". Bestehende Erwerbsarbeit soll durch Tauschringe nicht ersetzt werden. Als wichtigstes Ziel wird die Erfahrung und Erhaltung beruflicher und sozialer Kompetenzen genannt. In diesem Sinne beteiligt sich der Kreuzberger Tauschring auch an der Erarbeitung einer Lokalen Agenda 21 in Kreuzberg.

1/4 Alternative Kreditbeziehungen

Als Teil eines internationalen Projekts haben sich in Deutschland kirchliche Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen in einer EDCS (Ecumenical Development Cooperative Society) ­ einer ökomenischen Entwicklungsenossenschaft ­ zusammengeschlossen. Der EDCS Berlin kam 1996 auf über 3 Mio. DM Anlagekapital. Die EDCS legt die Gelder unter ethischen Gesichtspunkten an und schüttet eine kleine Rendite aus. „Im Unterschied zu ausschließlich profitorientierten Geldanlagen sollen in erster Linie soziale und ökologische Gewinne erzielt werden, von denen die Gemeinschaft profitiert."

1/4 Fundraisung und Finanzierung von nachhaltigen (Frauen)projekten / Geldbeschaffung für nichtkommerzielle Projekte (Goldrausch Berlin) Ziel ist der Aufbau eines feministischen Geldkreislaufs. Ausgangsfinanzierung sind Mitgliedsbeiträge und Spenden. Unterstützt werden Projekte, die die Grundsätze und Ziele der autonomen Frauenbewegung vertreten. Auch werden Kredite an Kleinstunternehmerinnen vergeben. Pro Jahr werden ca. 80.000 DM vergeben.

1/4 Unterstützung von Nichtsesshaften, Obdachlosen und Langzeitarbeitslosen Sog. Aufbaugilden helfen Nichtsesshaften, Obdachlosen und Langzeitarbeitslosen durch Beratung, Wohnungsbeschaffung, Ernährung und die Ermöglichung von Arbeit, v.a. im handwerklichen und gärtnerischen Bereich.

Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Arbeits- und Wohnumfeldes in Berlin Folgende zielgruppenspezifische und lokalen Projekte können initiert bzw. ausgebaut werden:

1/4 Regionale Nutzungsdurchmischung von Wohnen, Gewerbe und Arbeiten,

1/4 Kinderbetreuungsangebote,

1/4 Betriebskindertagesstätten,

1/4 Einkaufshilfen für ältere und kranke Menschen,

1/4 Hilfsdienste von Senioren für junge Menschen und

1/4 Etablierung bezirklicher Präventions- und Gesundheitsförderungsprogramme.

Soziale Differenzierung in den Stadtteilen

Ausgangssituation und Problemlage

Dass auch in Berlin entsprechend der Entwicklung in anderen deutschen und europäischen Städten soziale Polarisierungen möglich sind, ist dem Gutachten „Soziale Stadtentwicklung" zufolge auf das Zusammenspiel von vier Parametern der Stadtentwicklung zurückzuführen, die sich seit 1990 grundlegend verändert haben:78

1/4 die Veränderung der räumlichen Bedingungen für die Standortentscheidungen von Privathaushalten, von öffentlichen Einrichtungen und privaten Unternehmen (Umzüge) innerhalb der Stadt und ins Umland, Neubewertung von Standorten,

1/4 Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt (Deindustrialisierung, Tertiärisierung, hohe Arbeitslosigkeit, stärkere Spreizung der Einkommensverteilung),

1/4 Strukturwandel in der Wohnungsversorgung (Abnahme des staatlichen Einflusses, stärkere Bedeutung des Marktes),

1/4 demographischer Wandel (wachsender Anteil von Bevölkerung mit ausländischem Pass).

Die seit Anfang der neunziger Jahre laufende sozialräumliche Ausdifferenzierung Berlins trifft auf bereits etablierte, mehr oder weniger starke sozialräumliche Differenzierungen nach Stadtbezirken. Die Bezirke Berlins sind als charakteristische Quartiere mit spezifischen Bewohner- und Nutzergruppen zu unterscheiden, die sich wiederum nach ihren sozialen Voraussetzungen gegeneinander abgrenzen lassen. Die in den Quartieren dominierenden sozialen Voraussetzungen bestimmen schließlich die jeweiligen von der Restrukturierung Gesamt-Berlins induzierten Chancen und Risiken der Bewohner. Es ist davon auszugehen, dass die Ausdifferenzierung der Arbeits- und Einkommensverhältnisse mit einer Ausdifferenzierung von Wohn- und Nutzungsquartieren korrespondiert.

In den besonders problembehafteten Quartieren in der westlichen Stadthälfte spielen verschiedene Probleme eine Rolle: Arbeitslosigkeit, hohe Fluktuation, Abwanderung von Familien und Bezieher/innen mittlerer bzw. höherer Einkommen. Die Folge ist eine Konzentration und zunehmende Isolation ärmerer Bevölkerungsgruppen, insbesondere nicht-deutscher Herkunft. Diese Entwicklungen sind vor allem anzutreffen:

­ Erstens in den innerstädtischen Altbaugebieten im Westteil Berlins mit einer zunehmenden Konzentration von Bewohnern, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen und von staatlichen Transferleistungen abhängig sind.

­ Zweitens in den Gebieten im Westteil Berlins, in denen sozialer Wohnungsbau konzentriert ist.

Im Ostteil Berlins sind der Studie zufolge keine Problemballungen vorhanden, wie dies im Westteil der Stadt der Fall ist. Allerdings wird vor der Gefahr gewarnt, dass sich auch hier besonders problembehaftete Quartiere herausbilden könnten. Im Gutachten „Soziale Stadtentwicklung" werden die betreffenden östlichen Quartiere deshalb als „Verdachtsgebiete" bezeichnet. Dies betrifft zwei Stadtgebiete:

­ Erstens die innerstädtischen Altbaugebiete im Ostteil Berlins, für die entweder die Gefahr der Verdrängung der bisherigen Bewohner im Zuge von Sanierung und Modernisierung besteht ­ oder aber im Gegenteil der weitere Verfall der Bausubstanz mit nachfolgenden selektiven Abwanderungen und der Gefahr der „Verslumung".

­ Zweitens die Großsiedlungen am Stadtrand im Ostteil Berlins (Plattenbaugebiete).

Der Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit zeigt sich gerade in den Problemregionen. In Berlin ist dies im bezirklichen Vergleich offenkundig. Der im „Sozialstrukturatlas Berlin" vorgenommene Bezirksvergleich weist um den Bezirk Mitte einen Innenstadtring aus, der durch eine schwierige soziale Lage gekennzeichnet ist, die auch mit schlechten Gesundheitsmerkmalen einhergeht. Angeführt von Kreuzberg gehören Wedding, Tiergarten und im Osten Friedrichshain und Prenzlauer Berg dazu. In den westlichen Innenstadtbezirken werden dann auch bei kleinräumiger Betrachtung entsprechende Problemquartiere ausgemacht. Dem stehen Außenbezirke mit hohem Sozialstatus gegenüber, angeführt von Zehlendorf, Steglitz und Wilmersdorf, die auch günstige Gesundheitsdaten ausweisen. So ist die Lebenserwartung in Zehlendorf (Männer und Frauen zusammen betrachtet) um 5 Jahre höher als in Kreuzberg.

So führt Kreuzberg die Statistik in der vorzeitigen Sterblichkeit (Gestorbene im Alter von 0­64 Jahre) an, während Zehlendorf hier das Schlusslicht bildet.