Steuer

In den Vertragsbedingungen fanden die verschiedenen Unternehmen der baulog folgende Berücksichtigung: „Aufgabe der baulog ist es, die Versorgung der Baustellen mit Baumaterial, die Entsorgung der Baustellen und den Transport der Materialien zu und von den Baustellen der Baustelle Potsdamer Platz sicherzustellen. Vorrangiges Ziel ist dabei, die logistischen Abläufe derart zu organisieren und zu koordinieren, dass eine Rationalisierung der Durchführung der Bauvorhaben und der Baulogistik herbeigeführt werden kann und dass die Belastung der Umwelt und des öffentlichen Straßenverkehrs infolge der Durchführung der Bauvorhaben möglichst niedrig gehalten werden."

Lösungsansatz: Zentrale Steuerung

Im Mittelpunkt des Lösungsansatzes steht die konsequente Verlagerung der Transporte auf die Schiene und auf den Wasserweg. Durch die Entlastung des Straßenverkehrs soll mit diesem Konzept eine genaue zeitliche Terminierung der einzelnen Lieferungen (Just-in-Time) realisiert und Synergieeffekte durch den gemeinsamen Transport für viele Bauunternehmen ausgenutzt werden.

Ermöglicht wird dies durch eine zentrale Organisation und Koordination sämtlicher Transporte von und zu den Baustellen durch die baulog bzw. von der baulog beauftragter Unternehmen (z. B. Rhenus AG und Alba Recycling GmbH).

Komplexes Ziel ist ein reibungsloser Ablauf des Großprojektes durch die Gewährleistung von Versorgungssicherheit und die Umsetzung einer wirtschaftlichen und stadtverträglichen Ver- und Entsorgung der Baustellen.

Zusätzliche Belastungen des städtischen Straßenverkehrsnetzes sollen minimiert, Schadstoff- und Lärmemission gering gehalten werden, indem die Systeme Baustelle und Verkehr voneinander entkoppelt werden.

Eine besonders günstige Voraussetzung für das Baulogistik-Konzept bot die inselartige Erschließung des Potsdamer Platzes mit Schiff und Bahn. In unmittelbarer Nähe zum Potsdamer Platz befinden sich zwei seit dem Zweiten Weltkrieg verwaisten Güterbahnhöfe. Auf dem ehemaligen Anhalter und Potsdamer Güterbahnhof wurde das Logistikzentrum Süd (inlog) errichtet. Alle Lieferanten müssen sich dieser Transportmittel bedienen. Nur in Ausnahmefällen oder bei nicht bahntransporttauglichen Stückgütern kann ein Transport per Lkw genehmigt werden.

Besondere Logistikbedingungen (1995). 57 Interessant ist diesbezüglich ein Vergleich dieses zentralen Steuerungsansatzes mit dem eher dezentralen Ansatz der Baulogistik im nördlichen zentralen Bereich (Spreebogen), bei dem auf die Wirkung des Preismechanismus gesetzt wird. Durch ein dreistufiges Gebührensystem muss für eine Belieferung im direkten Lkw-Verkehr ein Entgelt von 495 DM pro Lkw entrichtet werden, im Nahverkehr innerhalb des Autobahnrings 200 DM pro Lkw und bei Anlieferung über die Schiene oder über den Wasserweg nur 50 DM pro Lkw. Im nördlichen zentralen Bereich wurde der rechtzeitige Zeitpunkt für eine zentral gesteuerte Baustellenlogistik verpasst. Als Argument gegen eine Übertragung des baulog-Konzepts auf die nördlichen Baustellen wurden die vermeintlich hohen Kosten angeführt, die dann auch tatsächlich immer höher wurden, je länger die Entscheidung herausgezögert wurde.

Die Verbindung zwischen dem Logistikzentrum und dem Potsdamer Platz besteht aus einer eigens zu diesem Zweck errichteten internen Transportstraße, die 2,5 km lang ist und mit einer Brücke über den Landwehrkanal führt.

Alle im Logistikzentrum Süd per Bahn und Schiff angelangten Baumaterialien werden dort auf Lkw umgeladen, die über die interne Transportstraße die einzelnen Baustellen am Potsdamer Platz beliefern. Somit sind fast sämtliche anfallende Fahrten mit dem Lkw Fahrten zwischen bzw. innerhalb des Logistikzentrums und den Baustellen.

Da die Lagerhaltung auf dem internen Umschlagplatz im Logistikzentrum nur begrenzt möglich ist, wurden vor den Toren Berlins bei Velten und Großbeeren sogenannte exlog-Umschlagplätze mit Doppelfunktion eingerichtet. Erstens dienen sie als Puffer, zweitens, und dies ist ihre eigentliche Funktion, müssen spätestens hier alle Lieferanten ihre Güter mit Zielort Großbaustelle Potsdamer Platz für das letzte Stück des Weges bis zur Endstation Logistikzentrum Süd auf die Bahn verladen haben. Die beiden Umschlagplätze bieten Puffermöglichkeiten an, so dass Ladungen hier noch gesammelt werden können, bevor ein gebündelter Transport zur Einbaustelle per Bahn erfolgt. Die Einrichtung dieser Material-Pools macht es möglich, auf „Schnellschüsse" zu reagieren und eilige Bestellungen ohne Lkw-Einsatz abzuwickeln.

Die Managementaufgaben der baulog, die Einfluss auf Art und Umfang von Stoffströmen haben, beziehen sich auf fünf Stoff- bzw. Materialgruppen: Es wurden jeweils eigene Steuerungssysteme entwickelt für den Erdaushub (Abtransport und Wiederverwertung), den Beton (Transport der Zuschlagstoffe und Herstellung), die Stückgüter (Transport z. B. von Kranteilen, Fassadenteilen, Fenster usw.), die Abfallentsorgung (Abtransport und Wiederverwertung) und für das Grundwasser (Regulierung des Grundwasserspiegels durch Entgegennahme und Wiederversickerung). Erdaushubentsorgung

Die 6 Mio. t Erdaushub, die am Potsdamer Platz anfielen, wurden ausschließlich über Bahn und Schiff abtransportiert. Von den einzelnen Baustellen wurde der Aushub von den jeweiligen Aushubunternehmen über die interne Transportstraße zum Erdumschlagplatz im Logistikzentrum gebracht, wo das Material nach Bodenklassen getrennt, sortiert und nach seiner Herkunft erfasst wurde. Von dort aus wurde der Erdaushub zum größten Teil per Radlader auf Züge verladen, zum kleineren Teil per Förderband zum Landwehrkanal und von dort auf Schiffe. So weit wie möglich wurde das abtransportierte Material wiederverwendet, z. B. zum Dammbau oder zur Wiederauffüllung von Tagebaugruben.

Vgl. Eichler (1994) 628 ff.

Betonversorgung

Der gesamte für die Baustellen am Potsdamer Platz benötigte Beton (das sind rund 1,7 Mio. m3 bis zum Jahr 2002) wird im Logistikzentrum von der eigens hierfür gegründeten Betonversorgung Potsdamer Platz GbR (BPP) hergestellt.

Die Investoren und damit auch ihre ausführenden Baufirmen haben sich vertraglich zur ausschließlichen Verwendung des im Logistikzentrum hergestellten Betons verpflichtet. Sand und Kies zur Betonherstellung gelangen per Bahn direkt aus den Kieswerken der Bilfinger&Berger-Baustoffe zum Mischwerk im Logistikzentrum. Der Zement wird mit Silo-Waggons ebenfalls auf dem Schienenweg transportiert. Dazu sind bis zu sechs Züge pro Tag für Kies und Sand und zwei Züge für Zement erforderlich. Diese Züge ersetzen rund 50

Lkw-Fahrten pro Tag, im Jahr werden ca. 15 000 Lkw-Fahrten eingespart. Über die interne Transportstraße wird der Beton in Fahrmischern zu den Baustellen gebracht.

Stückgutlogistik

Die Rhenus AG stimmt alle Materialanlieferungen mit den jeweiligen Empfängern ab, indem für die einzelnen Sendungen koordinierte Zeitfenster vorgegeben werden. Der Materialbedarf muss in der Regel 24 Stunden vor dem Bedarfszeitpunkt abgerufen werden. Die gesammelten Informationen über Materialbedarf, Empfänger und Zeitfenster werden von der Rhenus AG an die Lieferanten weitergeleitet. Durch die Steuerung der Lieferungen über Zeitfenster ist es möglich, beide Schichten auch als Anlieferungszeiten zu nutzen.

Alle bahntransporttauglichen Stückgüter werden zum Stückgutumschlagplatz auf dem Logistikzentrum per Bahn geliefert, auf Lkw umgeschlagen und über die interne Transportstraße zu den Baustellen transportiert. Der öffentliche Verkehr wird dabei nicht berührt. Planungen gehen von einem Volumen von rund 2 Mio. t Stückgütern bis zum Jahr 2002 aus. Pro Tag können vier Züge von der Deutschen Bahn AG zur Verfügung gestellt und gegebenenfalls durch Sonderzüge ergänzt werden. Mit der Durchführung der gesamten Stückgutlogistik ist die Rhenus AG, Dortmund, von der baulog beauftragt worden. Durch die eingesetzte Satellitenortung ist es möglich, die Position der Fahrzeuge auf fünf Meter genau zu bestimmen. Das System ermöglicht es darüber hinaus die Ein- und Ausfahrt auf das Gelände zu registrieren, Standzeiten und Verweildauer zu erfassen, Fahrtrouten zu empfehlen und Wartezonen zuzuweisen.

Kleinmengen als Sammelgut oder Bahnstückgut dürfen von Rhenus in Zusammenarbeit mit Schenker Eurocargo abgeholt oder angenommen, kommissioniert und zusammengefasst per Lkw von außen auf die Baustellen gefahren werden.