Vor der Verladung auf die Bahn werden die Stoffe hier zum Abtransport vorbereitet d. h. verdichtet

Baustellenabfallentsorgung

Bis zum Jahr 2002 müssen rund 200 000 t Baustellenabfälle über das Logistikzentrum abgefahren werden. Die Abfälle werden auf den Baustellen getrennt gesammelt. Die jeweiligen Container werden per Lkw über die interne Transportstraße zum Umschlagplatz auf dem Anhalter Güterbahnhof transportiert.

Vor der Verladung auf die Bahn werden die Stoffe hier zum Abtransport vorbereitet, d. h. verdichtet bzw. zu Ballen gepresst. Sämtliche Abfälle können auf diese Weise mit maximal einem einzigen Zug pro Tag in Richtung Aufbereitungsanlage und Deponie abtransportiert werden. Die Abfallentsorgung wird unter der Gesamtregie der baulog federführend von der Alba Recycling GmbH koordiniert.

Grundwassermanagement

Neben der Anwendung grundwasserschonender Bauweisen bei den Baugruben darf im Bereich betroffener Grünanlagen der Grundwasserspiegel insgesamt nur in einem Bereich von etwa 1 m schwanken. Zur Kontrolle der Grundwasserstände wurde auf einer Fläche von ca. 4 km2 ein umfangreiches Netz von über 90 Messstellen errichtet. Außerdem muss ein Teil des noch in die Baugruben gelangenden Restgrundwassers über Versickerungsbrunnen dem Grundwasserhaushalt wieder zugeführt werden können. Wird die geforderte Grundwasserspiegelhöhe eingehalten, so darf Restgrundwasser in den Landwehrkanal abgeschlagen werden. Trotz grundwasserschonender Bauweisen wird mit einer Grundwassermenge von 14 Mio. m3 über die gesamte Bauzeit gerechnet, die in den Landwehrkanal eingeleitet wird.

Lösungsfindung: Umsetzung und relevante Akteure

Die ersten Ideen hinsichtlich eines Baulogistik-Konzepts für die gesamte Großbaustelle Potsdamer Platz ging von der Deutschen Bahn AG (DB AG) aus. Zum einen gab es von Seiten der DB AG ein eigenes Interesse an einem schnellen und reibungslosen Ablauf der Bauvorhaben für die eigenen Investitionen. Zum anderen sah die DB AG die Chance, selbst große Aufträge für den Gütertransport zu erhalten. Sie sah auch die Möglichkeit, mit einem solchen Auftrag ihre Image zu verbessern, indem sie beweisen kann, dass sie in der Lage ist, Großbaustellen termintreu zu ver- und entsorgen. Eine wichtige Rolle spielte dabei Herr Remmert von der DB AG, der später auch als geistiger Vater der baulog bezeichnet wurde, und „der in Berlin zu Beginn der 90er Jahre eine hervorragende Pionierarbeit geleistet hat."

Sehr früh konnte die DB AG auch den Berliner Senat als Verbündeten gewinnen, dem vor allem an der Stadt- bzw. Verkehrsverträglichkeit der Baustellenlogistik gelegen war. Nachdem in einer von der DB AG 1990 in Auftrag gegebe59 Sinnecker (1998) 5. nen Studie die gravierenden Probleme einer konventionellen Baustellenverund -entsorgung (überwiegend mit Lkw-Transporten) aufgezeigt wurden, sah das Land Berlin verstärkten Handlungsbedarf.

Es wurde eine Machbarkeitsstudie für eine zentrale Logistikkonzeption in Auftrag gegeben, die unter der Federführung der schweizerischen Ingenieurfirma Emch & Berger erstellt und 1992 präsentiert wurde. Da die Firma Emch & Berger dadurch bereits mit der detaillierten Problemlage vertraut war, spekulierte sie auf einen Auftrag zur Durchführung des Konzepts und hatte somit ein eigenes Interesse daran, die Realisierung des Konzepts zu ermöglichen. Herr Dr. Hufschmied von der Firma Emch & Berger erwies sich dabei als besonders wichtiger Akteur beim Vorantreiben eines innovativen Konzeptes für die Logistik am Potsdamer Platz.

Bevor aber die Durchführung der logistischen Koordination ausgeschrieben werden konnte, war es erforderlich, die Investoren bzw. die Bauherren von der Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit des Konzepts zu überzeugen. Da sich die drei Investoren (Daimler-Benz, ABB und Sony) als direkte Konkurrenten betrachteten und Zweifel an der wirtschaftlichen Rentabilität des Konzepts hatten, erwies es sich als sehr schwierig, diese Unternehmen für eine kooperative Baustellenlogistik zu gewinnen. Als erstes konnten in zähen Verhandlungen die Vertreter von Daimler-Benz/debis vom Nutzen des Konzepts überzeugt werden. Das entscheidende Argument stellte letztlich betriebswirtschaftliche Aspekte in den Mittelpunkt: Durch die gemeinsame Organisation der Baustellenlogistik schien eine enorme Bauzeitverkürzung möglich. Trotz anfänglich großer Schwierigkeiten konnten schließlich auch ABB/Roland Ernst und Sony für die Kooperation gewonnen werden. Im August 1993 gründeten die fünf öffentlichen und privaten Investoren gemeinsam die baulog GmbH. Der Verwaltungsrat der baulog, dessen Mitglieder sich aus der Führungsebene der beteiligten Unternehmen und Behörden rekrutierten, tagte zu Beginn alle zwei Monate und tritt mittlerweile zweimal im Jahr zusammen.

Das technische Management der baulog wurde EU-weit ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam Emch & Berger. Die baulog selbst beschäftigt lediglich vier Mitarbeiter (darunter der geschäftsführende Direktor). Der Großteil des Personals wird von Emch & Berger gestellt. Als geschäftsführender Direktor wurde Herr Dr. Maier eingesetzt, der vorher bei der Philipp Holzmann AG tätig war und von dessen persönlichen Fähigkeiten für die Realisierung des baulog-Konzepts man überzeugt war.

Nachdem die Entscheidung zu Gunsten einer gemeinsamen zentralen Baustellenlogistik getroffen war, erwiesen sich die ursprünglich skeptischen Bauherren als die für den Erfolg des Konzepts entscheidenden Akteure. Die schnelle und effektive Umsetzung des Konzeptes wurde in erster Linie von den privaten Investoren vorangetrieben, auf Grund ihrer wesentlich kürzeren und reaktionsfähigeren Entscheidungsinstanzen als derjenigen von Behörden oder der Deutschen Bahn AG.

Initiiert vom Berliner Senat wurde für die Rahmenkoordination Leipziger/Potsdamer Platz (RKP) ein Lenkungsausschuss gebildet, der sich alle zwei Wochen traf. Der Lenkungsausschuss setzte sich aus den Vertretern der Projektleitungen aller Bauvorhaben zusammen. Dabei ging es hauptsächlich um die zeitliche und räumliche Abstimmung der Einzelbaumaßnahmen mit den öffentlichen Erschließungsvorhaben für Ver- und Entsorgungseinrichtungen, aber auch für Straßen und Freiflächen sowie die Steuerung der Leitungsbaumaßnahmen, insbesondere die Verlegung von Trinkwasserleitungen, der Bau eines Mischwasserkanals, die Einrichtung von Verkehrsprovisorien usw.

Für die einzelnen Teilbereiche der Baustellenver- und -entsorgung suchte die baulog durch EU-weite Ausschreibungen Unternehmen, welche die logistische Abwicklung des jeweiligen Teilbereichs unter der Gesamtkoordination der baulog übernehmen sollten. Folgende Unternehmen bekamen den Zuschlag: Erdumschlag Arge Bodenlogistik Beton Betonversorgung Potsdamer Platz Stückgut Rhenus AG Baustellenabfälle Arge Alba Recycling / Rhenus AG Grundwassermanagement IMS/GCI Grundwasserverbringung Arge Grundwasserverbringung

Als spezifische Voraussetzungen in Berlin, welche die Entstehung der Baulogistik Potsdamer Platz begünstigten, lassen sich mehrere Gegebenheiten identifizieren: Nach der „Wende" war besonders in Berlin das Wirtschaftsklima sehr offen für Innovationen und Kooperationen. Außerdem bestand sowohl für die Investoren als auch für die Logistikunternehmen ein großer Anreiz, sich in der neuen Hauptstadt mit einer innovativen und spektakulären Art der Baustellenlogistik zu profilieren. Wichtig für die Umsetzung war auch, dass bereits ein Problembewusstsein in Berlin bestand, das durch Studien über die potenziellen negativen Folgen einer konventionellen Logistik am Potsdamer Platz noch verstärkt wurde. Eine nicht zu unterschätzende Rolle für die besonders günstigen Ausgangsbedingungen in Berlin spielten auch die individuellen Akteurskonstellationen, bei der vor allem die Herren Remmert (DB AG), Dr. Hufschmied (Emch & Berger) und Dr. Maier (baulog, vormals bei der Philipp Holzmann AG) zu nennen sind.

Steuerungsinstrumente, Institutionen und Machtpotenzial der Akteure

Die baulog wurde von ihren Gesellschaftern bei der Institutionalisierung mit sehr umfangreichen Machtbefugnissen ausgestattet. Die einzelnen beteiligten Unternehmen müssen sich bei ihrer individuellen Materialdisposition streng an die Spielregeln bzw. die übergeordnete Gesamtplanung der baulog halten.

Den einzelnen Baufirmen wird aber nicht vorgeschrieben.