Kontrolle von Altlasten zum Schutz des Grundwassers

Ich frage den Senat:

1. Werden die Sickerwässer und Deponiegase der stillgelegten Mülldeponien regelmäßig überwacht und wenn nein, warum nicht?

2. Wenn ja,

a) in welchen Abständen und

b) welche qualitativen und quantitativen Ergebnisse liegen aus diesen Untersuchungen vor?

3. Wie wird die mögliche Verunreinigung des Grundwassers verhindert?

4. Welche speziellen Erkenntnisse liegen über die folgenden Standorte vor:

a) Ehemalige VEB Berlin-Chemie in Adlershof und

b) stillgelegte Deponien, z. B. Arkenberge, Stefner Berg (inkl. der wilden Deponien), Köpchensee (Pankow)?

5. Wird das Gundwasser in den genannten Bereichen regelmäßig untersucht und wenn ja, welche Daten wurden hier ermittelt?

Im Namen des Senats von Berlin beantworten wir Ihre Kleine Anfrage wie folgt:

Zu 1.: Ja, die Grundwassersituation und somit auch das Sickerwasser werden durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie an künftig 378 Alt-Deponien und Altablagerungen regelmäßig im Rahmen eines Deponieüberwachungsprogrammes beobachtet.

Eine regelmäßige Überwachung der Deponiegase, soweit keine Gasfassungsanlagen betrieben werden, findet nicht statt. Nach den derzeitigen Erkenntnissen besteht aus der Sicht des Umweltschutzes hier kein spezifisches Gefahrenpotential, das eine regelmäßige Überwachung begründen würde.

Zu 2. und 3.: Auf Grund der während einer Pilotphase (1993­1995) gewonnenen Ergebnisse wird derzeit ein dem Gefahrenpotential des jeweiligen Standortes angepaßter Probenentnahmezyklus sowie ein entsprechendes Analytikprogramm erarbeitet. Standorte mit einem sehr hohen Gefahrenpotential und Vorwarnbrunnen für Wasserwerke werden halbjährlich bzw. jährlich, Standorte mit mittlerem oder geringem Gefährdungspotential im Abstand von 2 bis 5 Jahren beprobt.

1995 wurden an 87 Standorten 503 Grundwasserbeobachtungsrohre beprobt. Hiernach wurden insgesamt 635 Grundwasserproben auf deponietypische Schadstoffe analysiert. Nach ersten Erkenntnissen waren hierbei die Stoffe Ammonium, Kupfer, Nitrit, Phosphat, Sulfat und Zink besonders auffällig. In dieser Stoffgruppe waren auch die höchsten Werte zu verzeichnen, insbesondere bei Ammonium, für das stellenweise hohe Konzentrationen vorlagen, wie z. B. bei den Standorten Egelpfuhl (3,1­164 mg/l) und Egelpfuhlwiesen (132­234 mg/l).

Bei den toxisch anorganischen Stoffen waren deutlich geringere Auffälligkeiten zu verzeichnen. Dies betraf Arsen, Nickel, Blei, Quecksilber und Cyanide. Die Überschreitungen der Eingreifwerte nach der Berliner Liste waren geringfügig, wie z. B. am Standort Fritz-Wildung-Straße bei Cyaniden mit 0,14 bis 0,22 mg/l.

Bei den toxisch organischen Stoffen kam es bei chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW), polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und aromatischen Kohlenwasserstoffen (Benzol, Toluol, Xylol) zu Auffälligkeiten. Diese Auffälligkeiten waren aber eng begrenzt und (wie im Beispiel einer Grube in Kladow) möglicherweise auch auf andere Ursachen als durch die Ablagerung selbst zurückzuführen.

Eine Benennung aller Standorte mit abweichenden Ergebnissen wäre mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden und würde den Rahmen der Kleinen Anfrage übersteigen.

Neben der reinen Auswertung von Überschreitungen und deren Beobachtung wird die Konzentrationsentwicklung einzelner Schadstoffe registriert und überwacht. Sanierungsmaßnahmen (z. B. durch Grundwasserreinigung) kommen dann in Betracht, wenn von diesen Standorten akute Gefährdungen für Trinkwassergewinnungsanlagen ausgehen.

Zu 4.: Auf dem Gelände des Grundstückes der Berlin Chemie kam es durch die Lagerung von Produktionsrückständen zu Boden- und Grundwasserverunreinigungen, vor allem durch Lösungsmittel (z. B. leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe), Chlorbenzole und Pflanzenschutzmittel. Dieser Bereich wird derzeit im Rahmen „vorgezogener Maßnahmen zur Gefahrenabwehr" in Abstimmung mit der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) durch Bodenaushub saniert. Zur Reinigung des Grundwassers werden im Belastungszentrum drei Abwehrbrunnen betrieben. Das hier geförderte Grundwasser wird nach Behandlung in Reinigungsanlagen in die Regenwasserkanalisation abgeleitet.

An der Hausmülldeponie Arkenberge und der Deponie Am Stener Berg wurden Grundwasserbeobachtungsrohre errichtet.

Bislang wurde hier erst ein Beprobungszyklus durchgeführt, wobei keine Grundwasserbelastungen durch deponietypische Schadstoffe festgestellt wurden. Die in Betrieb befindliche Bauschuttdeponie Arkenberge wird durch den Betreiber in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie überwacht. Das Meßnetz hat erst vor kurzem den Betrieb aufgenommen, so dass noch keine Analyseergebnisse vorliegen.

Die Deponie Köppchensee ist in den Bauplanungsunterlagen des Deponieüberwachungsprogrammes enthalten. Die Durchführung der Baumaßnahmen erfolgt entsprechend dem Prioritätsprinzip und des Investitionsablaufes voraussichtlich im Jahre 1998.

Zu 5.: Die Hausmülldeponie Arkenberge, Am Stener Berg und (künftig) Köppchensee werden jährlich überwacht. Die Überwachung der Bauschuttdeponie Arkenberge erfolgt halbjährlich.