Darüber hinaus weisen die Studentenschaften der HU TFH und FHTW Forderungen aus Bürgschaften nicht in der Vermögensrechnung nach

Studentenschaft der HU von 55 000 DM betreffen mit 43 000 DM Zahlungen aus den Jahren 1995 bis 1997. Zum Teil befinden sich die Studierenden, für die Bürgschaften übernommen wurden, wieder in ihren Heimatländern. Die Studentenschaft der TU weist allein in 90 Fällen aus, dass die Schuldner unbekannt verzogen seien. Damit ist ein Drittel der bestehenden Forderungen (108 000 DM) nicht mehr einbringbar. Die Studentenschaft der FU erfasst außerdem die Rückzahlungen nicht mit der entsprechenden Sorgfalt.

Darüber hinaus weisen die Studentenschaften der HU, TFH und FHTW Forderungen aus Bürgschaften nicht in der Vermögensrechnung nach. Aufgrund der Missstände sind erhebliche Verluste an studentischen Mitteln entstanden; weitere sind zu erwarten. Die Hochschulleiter haben die Haftungsfrage zu prüfen.

Für die Finanzierung von größeren Projekten, Veranstaltungen oder Reisen werden von der Studentenschaft der FU Vorschusszahlungen im Einzelfall bis zu 15 000 DM gewährt.

Dabei unterscheidet sie zwischen Vorschüssen auf Rückzahlung und Vorschüssen auf Abrechnung. Vorschüsse auf Rückzahlung werden beispielsweise für Veranstaltungen oder Druckkosten gewährt. Sie sind aus den Erlösen der Veranstaltungen, z. B. Eintrittsgeldern bzw. aus den Erlösen verkaufter Druckerzeugnisse zurückzuzahlen. Vorschüsse auf Abrechnung werden in Höhe der voraussichtlich anfallenden und von der Studentenschaft zu übernehmenden Kosten gewährt.

Die Verwendung der betreffenden Gelder ist durch entsprechende Quittungen und Rechnungen zu belegen. Die Studentenschaft der FU weist zum Ende des Haushaltsjahres 1998/1999 nicht abgerechnete Vorschusszahlungen von 242 994,80 DM aus. In 180 Fällen bestehen bereits seit Jahren Außenstände, weil der AStA die Abrechnung nur gelegentlich kontrolliert. Im Jahr 2000 waren in 73 Fällen Vorschusszahlungen aus 1995/1996 über 108 034,66 DM noch nicht abgerechnet. Damit dürfte ein Großteil dieses Betrages uneinbringlich sein und daher zu weiteren erheblichen finanziellen Verlusten für die Studentenschaft der FU führen.

Diese wird somit ­ unter Kontrolle der rechtsaufsichtsführenden Stellen ­ zu prüfen haben, inwieweit Schadenersatzansprüche gegenüber den Verantwortlichen durchzusetzen sind.

Die Studentenschaften der FU und der TU betreiben eigene Druckereien. Die Ausgaben für ständig Beschäftigte sowie für Sach- und Investitionskosten betragen jährlich insgesamt bis zu 400 000 DM. Beide Druckereien sind ohne vorherige Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen eingerichtet worden. Obwohl der Rechnungshof diesen Sachverhalt bereits vor Jahren beanstandet hatte, hat die Studentenschaft der TU Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bislang nicht durchgeführt.

Die Druckerei der Studentenschaft der FU weist ihre Leistungen nicht nach. Aufgrund fehlender Auftragsbücher kann die Auslastung nicht beurteilt werden. Ausgehend von den kalkulierten Preisen sind von der Druckerei der TU 1998/1999 Leistungen im Wert von 120 000 DM erbracht worden. Davon betrifft nicht einmal die Hälfte die unmittelbaren Angelegenheiten der Studentenschaft. Aus studentischen Mitteln wird der Druck von Broschüren, Plakaten und Flugblättern für politische Aktivitäten Dritter finanziert. Ein Bezug zu den Aufgaben der Studentenschaft ist nicht nachgewiesen. Im Übrigen haben die Studentenschaften der FU und der TU 1998/1999 Aufträge von 90 000 DM, die von ihren Druckereien wegen fehlender Ausstattung nicht erledigt werden können, an kommerzielle Unternehmen vergeben. Der Rechnungshof bezweifelt zumindest aus wirtschaftlichen Gründen die Notwendigkeit, eigene Druckereien vorzuhalten. Die von den Studentenschaften u. a. aufgeführten Gründe, dass die Druckerzeugnisse überwiegend nur kleine Auflagen, aber einen großen Umfang hätten, die Druckerei auch häufig beratend tätig werde und die Studentenschaft mit einer eigenen Druckerei flexibler sei, um Studierende auch kurzfristig informieren zu können, sind nicht stichhaltig. Aufgrund der Marktlage werden Druckerzeugnisse unterschiedlicher Art auch von privaten Unternehmen in kurzer Zeit angeboten.

Aufträge, die von den Druckereien der Studentenschaften nicht erledigt werden können, werden ohnehin an kommerzielle Anbieter vergeben. Die Allgemeinen Studentenausschüsse der FU und TU haben daher unverzüglich Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen durchzuführen. Der Rechnungshof geht davon aus, dass die Druckereien nur weitergeführt werden, wenn dies wirtschaftlicher ist als die Beauftragung privater Unternehmen.

504Darüber hinaus hat der Rechnungshof eine Vielzahl weiterer Mängel bei der Haushalts- und Wirtschaftsführung festgestellt. So war beispielsweise zu beanstanden, dass

- die Studentenschaften (mit Ausnahme der der HdK) Mietverträge für Kopiergeräte schließen, die nicht ihren Anforderungen entsprechen,

- Einnahmen der Studentenschaft der TFH über längere Zeit auf einem gesondert eingerichteten Girokonto verwahrt werden, obwohl diese Mittel unverzüglich dem studentischen Haushalt zuzuführen sind,

- die Studentenschaften bei Beschaffungen Leistungen überwiegend ohne vorherige Ausschreibungen vergeben und Preisvergleiche nicht aktenkundig machen,

- bewegliche Sachen, die nicht Vermögen sind, von den Studentenschaften der HU, TFH und FHTW nicht oder nicht ordnungsgemäß als Eigentum erfasst und gekennzeichnet werden sowie die FU und HU es versäumt haben, in regelmäßigen Abständen Bestandskontrollen durchzuführen,

- für das AStA-eigene Kraftfahrzeug der FU ein Fahrtenbuch nicht geführt und die Nutzung nicht kontrolliert wird, sodass weder die Notwendigkeit noch ein zweckentsprechender Einsatz nachgewiesen ist,

- Mitglieder des Studentenparlaments der HdK Sitzungsgelder ohne Rechtsgrundlage erhalten,

- die Finanzreferenten der HU in den Jahren 1998 und 1999 um 8 500 DM überhöhte, von den Satzungsregelungen abweichende Aufwandsentschädigungen erhalten haben.

Die Studentenschaft hat die Belange der Studierenden in Hochschule und Gesellschaft wahrzunehmen und die Verwirklichung der Ziele und Aufgaben der Hochschulen zu fördern. In diesem Sinne nimmt sie im Namen ihrer Mitglieder ein politisches Mandat wahr (§ 18 Abs. 2 BerlHG). An den Hochschulen entscheiden die Allgemeinen Studentenausschüsse insbesondere über die Förderung von einzelnen Maßnahmen, Aktionen, Projekten und die Finanzierung von Druckerzeugnissen und Reisen auf Antrag. Beispielsweise haben die Studentenschaften der TU und HU Informationsschriften finanziert, die sich gegen den Weltwirtschaftsgipfel und den EU-Gipfel richten. Außerdem haben sie Aktionen gegen das Gelöbnis von Bundeswehrrekruten finanziell unterstützt. Ferner wurde mit von den Studentenschaften finanzierten Plakaten und Flugblättern zu Aktionen gegen die Bundestagswahl („Absicherung der demokratischen Barbarei?") und gegen die Innenstadtpolitik des Senats aufgerufen.

Des Weiteren hat die Studentenschaft der TU Kosten für so genannte Informationsreisen übernommen, die eine Verbindung zu studentischen oder hochschulpolitischen Themen nicht erkennen lassen. Der Rechnungshof hat daher beanstandet, dass die Studentenschaften Mittel für derartige Zwecke bereitgestellt haben. Er hat darauf verwiesen, dass der Gesetzgeber beim politischen Mandat in § 18 Abs. 2 BerlHG den Studentenschaften Grenzen gesetzt hat. Nach ständiger Rechtsprechung hierzu sind die Grenzen dort überschritten, wo ein sachlicher Bezug zur Hochschulpolitik weder erkennbar noch beabsichtigt ist. Im Übrigen hat das Verwaltungsgericht Berlin den Studentenschaften der FU und HU untersagt, nicht spezifisch und unmittelbar hochschulpolitische Äußerungen abzugeben sowie derartige Tätigkeiten Dritter zu unterstützen. Wegen Zuwiderhandlungen sind im Zeitraum 1998 bis 2000 Ordnungsgelder von insgesamt 15 000 DM bzw. 5 000 DM verhängt worden, die teilweise noch nicht rechtskräftig sind. Die Studentenschaft der TU vertritt weiterhin die Auffassung, dass die Aktivitäten im Rahmen ihrer Aufgaben unterstützungsfähig seien. Der Aufgabenkatalog der Studentenschaft würde durch die in § 4 BerlHG vorgegebenen Aufgaben der Hochschule präzisiert. Außerdem habe die Studentenschaft die allgemeinen Ziele des Studiums zu unterstützen. Dazu gehöre auch ein politischer Bildungsauftrag. Die Studentenschaften dürfen jedoch auch bei der Erfüllung dieses Auftrages nur Ausgaben für Maßnahmen zulassen, die sich in den Rahmen der von der Rechtsprechung gezogenen Grenzen einordnen lassen.

Der Rechnungshof hat aufgrund der Prüfungsfeststellungen bei den Studentenschaften (vgl. T 498, 499, 505) den Hochschulleitungen und der Senatsverwaltung vorgehalten, dass sie ihre Rechtsaufsicht nach § 18 Abs. 4 BerlHG nur unzureichend wahrgenommen haben. Beispielsweise hätten sie wegen der ausstehenden Prüfungen der Haushaltsrechnungen, der nicht beantragten Genehmigungen der Entlastungen der Allgemeinen Studentenausschüsse und der zweckfremd eingesetzten Mittel gegenüber den Studentenschaften tätig werden müssen. Die Senatsverwaltung hat hierzu ausgeführt, dass die doppelte Rechtsaufsicht der Hochschulleitung und der Senatsverwaltung so zu handhaben sei, dass die primäre Verantwortung aufgrund der Orts- und Sachnähe bei den Hochschulleitungen liege. So seien alle Hochschulleiter darauf hingewiesen worden, dass sie für die Einhaltung der den Studentenschaften bei der Mittelverwendung durch das Gesetz vorgegebenen Grenzen zu sorgen und bei Rechtsverletzungen im Wege der Rechtsaufsicht vorzugehen hätten.

Darüber hinaus seien die Präsidenten der Universitäten Anfang 2000 aufgefordert worden darzulegen, durch welche Rechtsaufsichtsmaßnahmen die Beachtung des den Studentenschaften bei der Mittelverwendung vorgegebenen gesetzlichen Rahmens sichergestellt werden soll. Hierzu hätten die Präsidenten auf Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung dieser Aufgaben und auf Mängel bei den gesetzlichen Aufsichtsmitteln hingewiesen. Auch wenn die primäre Verantwortung für die Studentenschaft beim Hochschulleiter liegt, kann sich die Senatsverwaltung ihren Verpflichtungen nicht entziehen.

Dies gilt insbesondere dann, wenn die Hochschulleitungen

­ wie hier ­ weitgehend untätig geblieben sind.

Der Rechnungshof hat gefordert, dass die Studentenschaften

- der FU, HU, TFH und FHTW umgehend Prüfungen der Haushaltsrechnungen bis 1999/2000 veranlassen und zu gegebener Zeit über die Entlastung ihrer Mitglieder abstimmen lassen,

- die Genehmigungen für die Entlastung der Mitglieder der Allgemeinen Studentenausschüsse regelmäßig beantragen,

- Übersichten über Bürgschaftsverpflichtungen und die Inanspruchnahme für Bürgschaften führen sowie Darlehensforderungen aus Bürgschaften als Vermögen in den jährlichen Haushaltsrechnungen nachweisen,

- übergegangene Darlehensforderungen konsequent und zeitnah verfolgen,

- der FU und TU Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für die Druckereien durchführen und diese nur weiterführen, wenn sie wirtschaftlicher als eine Auftragsvergabe an Dritte sind,

- die im Einzelnen beanstandeten Mängel beseitigen und künftig eine sparsame sowie ordnungsgemäße Haushaltsführung gewährleisten sowie

- die Beiträge der Studierenden nur für gesetzlich zulässige Aufgaben unter Beachtung der Rechtsprechung einsetzen.

Ferner hat der Rechnungshof die Studentenschaft der FU aufgefordert, umgehend die Abrechnung aller offenen Vorschüsse zu veranlassen und zu kontrollieren sowie künftig Fristen für die Abrechnung vorzugeben; Vorschusszahlungen sollen auf ein unbedingt notwendiges Maß reduziert werden.

Die Studentenschaften haben in ihren Stellungnahmen zugesagt, die Mängel in der Haushalts- und Wirtschaftsführung zu beseitigen und künftig die gesetzlichen Bestimmungen zu beachten. Insbesondere wollen sie Maßnahmen einleiten, die einen schnelleren Abbau der Forderungen aus Bürgschaften gewährleisten. Darüber hinaus will der AStA der FU die offenen Vorschüsse zeitnah abwickeln und das Vergabeverfahrenrestriktiver gestalten. Zu den Druckereien haben beide Studentenschaften erneut auf die besonderen Aufgaben dieser Einrichtungen hingewiesen. Sie sind der Auffassung, dass kommerzielle Unternehmen ihren Ansprüchen nicht genügen würden. Außerdem bezweifeln sie, dass die Leistungen preiswerter angeboten werden. Sie wollen in den nächsten Monaten Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen durchführen.

Für die ausstehenden Prüfungen der Haushaltsrechnungen hat der AStA der FU noch im Jahr 2000 Aufträge erteilt. Der AStA der FHTW hält es für unwirtschaftlich, Prüfungen für die Jahre 1995 bis 1997 nachzuholen. Auch der AStA der TFH will die ausstehenden Prüfungen aus Kostengründen nicht veranlassen. Wegen der gesetzlichen Vorgaben ist ein Verzicht jedoch nicht zulässig (§ 20 Abs. 3 BerlHG). Die Prüfungen dienen dazu, die erforderliche Transparenz sicherzustellen. Zur Frage der von den Aufgaben der Studentenschaft abweichenden Mittelverwendung hält der AStA der TU an seiner Auffassung fest, dass ein weiter Interpretationsspielraum bestehe und die finanzierten Maßnahmen zum politischen Bildungsauftrag gehörten. Der AStA der FU hingegen erkennt die Notwendigkeit des Hochschulbezugs in der politischen Betätigung der Studentenschaft an und will einige bereits geleistete Ausgaben überprüfen. Im Übrigen haben die Allgemeinen Studentenausschüsse der FU und FHTW zu einigen Beanstandungen ausdrücklich auf das Selbstverwaltungsrecht der Studentenschaft hingewiesen. Dem hat der Rechnungshof entgegengehalten, dass das Selbstverwaltungsrecht durch Gesetz und Rechtsvorschriften begrenzt ist. So sind die Beiträge nach den Grundsätzen einer sparsamen Haushaltswirtschaft einzusetzen (§ 20 Abs. 1 Satz 2 BerlHG).

Er hat daher bei seiner Prüfung der Haushalts- und Wirtschaftsführung zu beanstanden, wenn Entscheidungen des AStA zu unwirtschaftlichem Handeln führen.

Der Rechnungshof geht davon aus, dass aufgrund der Zusagen der Studentenschaften die Haushaltsrechnungen künftig regelmäßig geprüft und die Mängel in der Haushalts- und Wirtschaftsführung beseitigt werden. Dazu rechnet er auch die zügige Geltendmachung der Darlehensforderungen und die Abrechnung der Vorschusszahlungen. Ferner erwartet der Rechnungshof, dass die Leiter der Hochschulen insbesondere die Allgemeinen Studentenausschüsse der TU und HU bei der Finanzierung von Aktionen und Druckerzeugnissen verstärkt beaufsichtigen und die Senatsverwaltung kontrolliert, ob die Hochschulleitungen ihre Aufsichtspflichten gegenüber den Studentenschaften wahrnehmen. Der Schriftwechsel ist noch nicht abgeschlossen.