Kleingruppenkarte und 24-Stunden-Karte im Berliner ÖPNV

Folgendes beschlossen: „Der Senat wird aufgefordert, sich in den entsprechenden Gremien der BVG und des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) für den Erhalt der Kleingruppenkarte und die Umwandlung der Tageskarte in eine 24-Stunden-Karte einzusetzen."

Hierzu wird berichtet:

Der Senat hat sich erfolgreich bei den Berliner Verkehrsunternehmen BVG, S-Bahn Berlin GmbH und DB Regio sowie beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) dafür eingesetzt, dass in die Tarifmaßnahmen für den Berliner ÖPNV zum 1. August 2001 mehrere innovative Elemente aufgenommen wurden:

- stark reduzierte Schülerkarte für 45,- DM/Monat für den Tarifbereich Berlin AB,

- neue Einführung einer noch günstigeren Geschwisterkarte für 30,- DM/Monat für den Tarifbereich Berlin AB,

- neue Einführung der personengebundenen BerlinCard für 69,- DM pro Jahr, die zur Nutzung des Ermäßigungstarifs für ein ganzes Jahr im Tarifbereich Berlin AB berechtigt,

- neue Einführung der Freizeit-Karte für 45,- DM pro Monat, die werktags ab 18.30 Uhr sowie an Wochenenden ganztags ohne weitere Zahlungen und zu den übrigen Zeiten mit dem Ermäßigungstarif im Tarifbereich Berlin ABC gilt.

Die Tarifmaßnahmen dürfen insgesamt zu keinen Mindereinnahmen führen, damit die Wirtschaftlichkeit der Verkehrsunternehmen nicht gefährdet wird. Aus diesem Grunde mussten für Zeitkarten und Einzelfahrscheine Fahrpreiserhöhungen vorgenommen werden. Zudem wird auf Verlangen der Verkehrsunternehmen die Kleingruppenkarte für den Tarifbereich Berlin ABC nicht mehr angeboten werden.

Nach Auskunft der Verkehrsunternehmen wurde die Kleingruppenkarte insbesondere von Touristen in Anspruch genommen. Von einer Ausweitung der Gültigkeitsdauer der Tageskarte auf 24 Stunden würden ebenfalls im Wesentlichen Touristen profitieren. Bei diesen ist jedoch eine größere Zahlungsbereitschaft festgestellt worden. Aus diesem Grunde lehnen die Verkehrsunternehmen mehrheitlich zur Erhöhung der Einnahmen die Weiterführung der Kleingruppenkarten ab und die Tageskarten werden preislich entsprechend angepasst.

Diese Maßnahmen betreffen im Wesentlichen nur Besucher der Stadt. Für Berlinerinnen und Berliner hingegen steht mit dem neuen erweiterten Fahrausweis-Sortiment eine breite Palette preislich attraktiver Tarife zur Verfügung. Dies trifft wie bisher mit dem Zeitkartenangebot für die Stammkunden zu. Mit den neuen Tarifangeboten BerlinCard und Freizeitkarte gilt dies dann auch für Berliner Gelegenheitsfahrer, da die genannten neuen attraktiven Tarife speziell auf dieses Kundenpotenzial abgestimmt sind.

Mit dem Fortfall der Kleingruppenkarte sind für bestimmte Fälle Nachteile verbunden. Aus diesem Grunde hat sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bei den Verkehrsunternehmen BVG, S-Bahn Berlin GmbH und DB Regio Berlin/Brandenburg sowie im Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) für den Erhalt der Kleingruppenkarte eingesetzt. Leider fand dieses Anliegen bisher keine Mehrheit.

Es ist jedoch festzustellen, dass mit den genannten neuen Tarifangeboten teilweise eine Kompensation für den Fortfall der Kleingruppenkarte gegeben ist. Als bisherige Nutzer für die Kleingruppenkarte werden Gelegenheitsfahrer (Familien mit Kindern sowie Gruppen von Berliner Erwachsenen und Schülern) genannt. Für diese Gruppen bestehen ab 1. August 2001 folgende nachfragegerechten neuen Tarifangebote:

- Familien werden für die Kinder die preislich äußerst günstigen Schüler- und Geschwisterkarten und für die Erwachsenen weiterhin die Zeitkarten zur Verfügung stehen.

Dabei ist es das Ziel, dass gerade mit den ab dem 1. August 2001 angebotenen attraktiven Zeitkarten für Kinder eine deutliche Nachfrageerhöhung ausgelöst wird, da diese Zeitkarten für alle Fahrten gelten und nicht nur für den Schulweg.

- Senioren, die keinen Anspruch auf die Seniorenkarte haben und nur gelegentlich unterwegs sind, werden mit der BerlinCard oder der Freizeit-Karte ein günstiges Tarifangebot erhalten. Es kann der Ermäßigungstarif genutzt werden.

Bei der Freizeitkarte ist werktags ab 18.30 Uhr sowie an Wochenenden ganztags sogar keine weitere Zahlung für die Fahrten erforderlich. Diese Angebote gelten natürlich auch für alle übrigen Berliner Erwachsenen, für die sich eine Zeitkarte nicht lohnt.

- Für Schülergruppen werden günstige Gruppentageskarten für 4,- DM (Tarifbereich Berlin AB) und 5,90 DM (Tarifbereich Berlin ABC) angeboten werden.

Der Senat unterstützt aus den genannten Gründen die beschlossenen Tarifmaßnahmen, die am 1. August 2001 in Kraft treten werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass dieses „Tarifpaket" wegen des Kreises der Betroffenen (Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger) natürlich auch Kompromisselemente enthält.

Der Senat kann sich den Argumenten der Verkehrsunternehmen nicht verschließen, dass mit der zeitlichen Ausweitung der Tageskarte auf 24 Stunden Mindereinnahmen verbunden wären, da im Wesentlichen Touristen hiervon einen Nutzen hätten.

Diese Verbesserung wäre daher nur durch eine weitere preisliche Erhöhung der Tageskarte möglich. Dies ist jedoch keine annehmbare Alternative, da insbesondere Berliner Nutzer hierdurch Nachteile hätten. Es ist davon auszugehen, dass diese die Tageskarten vorwiegend nur an einem Kalendertag nutzen und damit mit einer weiteren Preiserhöhung zur Erweiterung der zeitlichen Gültigkeit keinen Zusatznutzen hätten.

Der Verzicht auf die Kleingruppenkarte erfolgte auf Grund der Vorgaben der Verkehrsunternehmen. Inzwischen hat sich jedoch die S-Bahn Berlin GmbH für den Erhalt der Kleingruppenkarte eingesetzt. Sollten sich die anderen Verkehrsunternehmen nachträglich diesem Votum anschließen, so würde dies vom Senat begrüßt werden, sofern an den übrigen Tarifmaßnahmen keine Änderungen vorgenommen werden.

Wir bitten den Beschluss damit als erledigt anzusehen.