Sanierungsgebiet Oberschöneweide

Das Sanierungsgebiet Oberschöneweide wird seit November 1997 durch die ARGE Sanierungsbeauftragte Oberschöneweide GbR, eine Arbeitsgemeinschaft der Berliner Landesentwicklungsgesellschaft mbH (BLEG) und der STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH betreut. Die ARGE Sanierungsbeauftragte ist gemeinsam mit der Sanierungsverwaltungsstelle des Bezirkes Köpenick für die Umsetzung der Sanierungsziele verantwortlich.

Übergeordnetes Ziel ist die Entwicklung und Erneuerung des Stadtteils in seiner Gesamtheit. Priorität hat vor allem die Beseitigung der Funktionsschwächen und baulichen Missstände sowie die Wiederherstellung und Rückgewinnung der Spree als Erlebnisraum des Stadtteils.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss eine stärkere Einbindung des Sanierungskonzeptes in ein Ortsteilentwicklungskonzept, für die Bereiche Gemeinbedarf, Verkehr, Gewerbe, Wohnen und Erholen, stattfinden. Die Transformation des Industriestandorts und die Sanierung des Wohnquartiers erfordern, dass beide Bereiche als städtebauliche und funktionale Einheit gesehen werden.

Mittelfristig ist auch Niederschöneweide Spreeübergreifend in eine Gesamtperspektive einzubeziehen.

Nur durch zeitgleichen offensiven Abbau der strukturellen Nachteile, sowie der Beseitigung der Barrieren durch die Bandstrukturen (Spree, Industriegürtel, Wohngebiet) zu Gunsten von Querbezügen zwischen dem Freiraum Spree und dem Wohnquartier, kann Oberschöneweide wieder eine neue Lebensqualität und Identität erhalten und als Wohn-, Arbeits-, Kultur-, Erholungs- und Einkaufsstandort gestärkt werden.

Der besondere Entwicklungsbedarf führte dazu, dass mit dem Senatsbeschluss Nr. 2077/1999 zusätzlich ein Quartiersmanagementgebiet - Oberschöneweide beschlossen wurde, welches das Sanierungsgebiet überlagert und in strategisch wichtigen Bereichen ergänzt.

Außerdem bescheinigen Untersuchungen, die im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vorgenommen wurden, Oberschöneweide gute Chancen für die Entwicklung zu einem Wissenschaftsstandort.

Durch die fortschreitende Sanierung sowie die Investitionsbereitschaft privater Eigentümer und Investoren in den letzten Jahren konnte im Wohn- und Gewerbebereich der vorhandene Leerstand spürbar gemindert werden. Insgesamt ist festzustellen, dass durch die Aktivierung der vielfältigen Entwicklungspotentiale eine Verbesserung der Lebens-, Wohn- und Arbeitsverhältnisse erreicht werden konnte.

Neues Zentrum:

Die langgestreckte Bandstruktur von Oberschöneweide beginnend mit dem Industriegürtel entlang der Spree erschwert die Bildung eines Zentrums. Die Wohnquartiere an der Wilhelminenhofstraße, das eigentliche Sanierungsgebiet, sind weitgehend vom Ufer abgeriegelt. Nur an der Reinbeck- und Laufener Straße reicht das Wohnen fast bis ans Wasser.

Das Neuordnungskonzept für das Sanierungsgebiet Oberschöneweide sieht vor, zwischen der Reinbeck- und der Laufener Straße das "Spreeforum" als neues Zentrum von Oberschöneweide mit Magnetwirkung zu schaffen.

In Übereinstimmung mit den festgesetzten Sanierungszielen soll hier den Bedürfnissen der Anwohner und ihrer Gäste nach ansprechendem Wohnraum, Dienstleistungen, Einzelhandel und kulturellen Angeboten besser Rechnung getragen werden. Um die Magnetwirkung eines neuen Zentrums zu erreichen, sieht die Planung die Schaffung eines forumartigen Stadtplatzes mit Spreeterrassen und Ufergrünzug vor. Der 1945 zerstörte "Kaisersteg" soll wieder errichtet werden und vom Stadtplatz aus Ober- und Niederschöneweide verbinden. Mit dem Abriss des achtgeschossigen Rohbaus am Ufer wird die Reinbeckhalle freigestellt und Raum für Stadtplatz und Grünanlage geschaffen.

Die Entwicklung des Spreeforums zwischen Wilhelminenhofstraße und der Spree wird in mehreren Bauabschnitten erfolgen. Die Errichtung des "Kranbahnparkes" einschließlich einer Spreeterrasse ist Hauptbestandteil des ersten Abschnittes. Im September 2000 werden die Baumaßnahmen beginnen.

Eine schrittweise Entwicklung des Bereiches Spreeforum/Stadtplatz ist an der Notwendigkeit orientiert, funktionelle Zusammenhänge verschiedener Bereiche möglichst zu wahren, behutsam die Interessen von Grundstückseigentümern, künftigen Investoren und Betroffenen abzuwägen, für die betroffenen Flächen Nutzungsarten und eine Bodenordnung darzustellen, die künftige Konfliktsituationen minimiert und möglichst ausschließt.

Das Schrittmaß in diese Richtung hängt derzeit entscheidend von den Verhandlungen ab, die zwischen der TLG und dem Land Berlin sowie mit anderen Grundstückseigentümern zur Vermarktung und Nutzung betroffener Flächen geführt werden. Ein Bebauungsplanverfahren für den o.g. Bereich soll noch in diesem Jahr mit einem Aufstellungsbeschluss eingeleitet werden.

Verkehr:

Trotz der Nähe des Bahnhofs Schöneweide ist die Verkehrsanbindung von Oberschöneweide, insbesondere an das überörtliche Straßennetz, unzureichend. Die Hauptstraßen nehmen sowohl örtlichen Zielverkehr als auch große Teile des Durchgangsverkehrs auf. Ein wichtiger Bestandteil des neuen Verkehrskonzeptes ist die bereits veränderte Verkehrsführung der Siemensstraße.

Der geplante Bau der Süd-Ost-Verbindung (SOV) westlich von Oberschöneweide soll als Hauptverkehrsstraße den überörtlichen Durchgangsverkehr fernhalten und auch das Gewerbegebiet Tabbert-/ Nalepastraße besser erschließen.

Die Trasse ist Bestandteil des geltenden Flächennutzungsplanes, ein Aufstellungsbeschluss für den ursprünglich erforderlichen Bebauungsplan ist 1998 gefasst worden. Nach dem neuen Berliner Straßengesetz ist aber eine Planfeststellung notwendig.

Die SOV ist wesentlicher Bestandteil einer besseren zukünftigen Erreichbarkeit des Ortsteils.

Der Umbau der Wilhelminenhofstraße als wichtigste Verkehrsstraße in Oberschöneweide wurde 1996 mit GA-Mitteln bewilligt und September 1997 begonnen. Die Baumaßnahme wurde Ende 1999 abgeschlossen.

Die Gesamtkosten, inklusive Telekom, BEWAG, GASAG, BVG, beliefen sich auf ca. 39 Mio. DM. Die Straßensanierung allein kostete ca. 7,6 Mio. DM. Die Fahrbahn, Gleisanlagen der Straßenbahn, Gehwege und ein Park-/Baumstreifen wurden neu errichtet. Die Fläche der Industriebahn wurde für Parkplätze und einen Radweg genutzt.

Der Einmündungsbereich Rathenaustraße wurde als Platz neugestaltet. Im gesamten Wohngebiet werden die Fahrbahnen und Gehwege instandgesetzt. Weitere Stellplätze werden durch Neugestaltung des Straßenprofils geschaffen.

Die Anbindung des Stadtteils Oberschöneweide an den öffentlichen Nahverkehr ist mit drei Straßenbahnlinien gesichert und wird in Teilbereichen noch verbessert.

Gewerbe:

Die gewerbliche Entwicklung findet in Oberschöneweide überwiegend im Industrie- und Gewerbegürtel unmittelbar angrenzend an das Sanierungsgebiet statt.

Im Block 58, der als Teil des ehemaligen Untersuchungsgebiets nicht förmlich festgelegt wurde, hat die BLEG das Technologieund Gründerzentrum Spreeknie (TGS) als Gewerbeneubau errichtet (Fertigstellung 2. Bauabschnitt Frühjahr 2000). Das TGS ist mit umfangreichen Dienst- und Beratungsleistungen für die Vielzahl kleiner Forschungsbüros und hochspezialisierter Kleinunternehmen, die sich nach der "Wende" aus den Großbetrieben "ausgegründet" hatten, wie auch für andere technologieorientierte Existenzgründer ein Sprungbrett.

Auf dem Gelände des ehemaligen Kabelwerkes Oberspree (KWO) hat die BLEG zwei denkmalgeschützte Fabrikgebäude und das Torhaus an der Wilhelminenhofstr. 76/77 unter Wahrung der architektonischen Substanz zu einem modernen Handwerkerund Gewerbezentrum Wilhelminenhof mit einer Gesamtnutzfläche von ca. 37.000 m² umgebaut.

Das sogenannte A2- Gebäude mit einer Nutzfläche von ca. 11.000 m² und das A4- Gebäude mit einer Nutzfläche von ca. 26.000 m² sind multifunktional gestaltet. Das A2- Gebäude weist einen besonders hohen und innovativen Ausstattungsstandard auf (u.a. größte dachintegrierte Solaranlage Berlins).

Die Flächen werden zu einer Miete von 12,60 DM/m² bzw. 16,50 DM/m² (netto kalt) für Handwerksbetriebe bzw. für Dienstleistungu. Büronutzung angeboten. Die Nachfrage nach Flächen hat sich im zweiten Quartal 2000, nach Beendigung der Bauarbeiten in der Wilhelminenhofstraße und der Fertigstellung des A2- Gebäudes, maßgeblich verbessert.

Südöstlich der Wilhelminenhofstraße (Spreeknie) hat die BLEG ein 100.000 m² großes Areal saniert. Viele nicht denkmalgeschützte Industriehallen mussten abgerissen werden, das Ufer wurde begrünt. Das Areal wurde in 2000 bis 2500 m² große Parzellen aufgeteilt. Diese stehen zum Verkauf. Für vier der Baufelder gibt es Interessenten aus den Bereichen Verkehrstechnik, Dienstleistung, IT, für die Spreehalle Werkstätten und Ateliernutzung. Alternativ wird die Umnutzung einer Teilfläche als Zentralcampus für die FHTW (Fachhochschule für Technik und Wirtschaft) diskutiert. Eine politische Entscheidung des Senats steht noch aus.

1997 erwarb Herr Peter Barg das ehemalige Transformatorenwerk AEG-TRO in der Wilhelminenhofstraße 83-85 und begann mit dem Aufbau des "Kultur- und Technologiezentrum Rathenau".

Auf dem Gelände soll eine lebendige Mischung aus Gewerbebetrieben, Dienstleistern, Galerien, Events in den großen Hallen und Ateliers Kunstschaffender entstehen. 80 neue Nutzer können heute verbucht werden, u.a. Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, ein Supermarkt und Künstlerateliers.

Die Karl- Hofer- Gesellschaft baute mit 50% Sanierungsfördermitteln und 50% Lottomitteln eine leerstehende Fabriketage an der Spree aus. 14 Arbeitsateliers wurden 1997 fertiggestellt.

Weiterhin wurden 4 Ateliers ausgebaut und vom Atelierbeauftragten an Berliner Künstler vermietet. Über den Ausbau von weiteren 26 Ateliers auf dem gleichen Gelände werden von dem Atelierbeauftragten des Senats bereits Verhandlungen geführt.

Andere wichtige Gewerbetreibende in Oberschöneweide sind die BAE Berliner Batteriefabrik GmbH mit 280 Mitarbeitern in der Wilhelminenhofstraße 89 sowie die Samsung Elektronische Bauelemente GmbH mit ca. 1140 Mitarbeitern in der Ostendstraße 1-14. Das Unternehmen BAE stellt Industriebatterien her und hat einen Exportanteil von fast 40% mit jährlichen Wachstumsraten von 30%. Ende 1997 hatte das Unternehmen für 20 Mio. DM Investitionen realisiert.

Modernisierung/Instandsetzung

Bis 1999 wurden im Sanierungsgebiet rund 1700 Wohnungen modernisiert und instandgesetzt.

Von 1997-99 konnten bei umfangreicher Förderung für 455 WE Förderverträge geschlossen werden. Bis zum 31.12.1999 wurden davon 229 Wohnungen fertiggestellt und bei 226 Wohnungen hatten die Baumaßnahmen begonnen, waren aber noch nicht abgeschlossen. Weiterhin wurden 359 freifinanzierte Wohnungen bis zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt.

Neubau:

Von 1997 ­ 1999 wurden außerdem 190 Neubau - WE fertiggestellt Fortschreibung der Sanierungsziele

Im Rahmen eines Workshops mit allen betroffenen Fachabteilungen wurden die Bedarfe der bezirklichen Standortplanungen fortgeschrieben. Für das Sanierungsgebiet hat sich ein Verzicht auf den Kitastandort Plönzeile 29/31 ergeben. Wegen des hohen Defizits an öffentlichen Spielflächen, werden zwei Spielplätze in der Deulstraße 19 und 20 und in der Plönzeile 15 realisiert.

Seit 1993 gibt es eine gewählte Betroffenenvertretung in Oberschöneweide, mit deren Sprechern seit 1994 regelmäßige Sitzungen des Sanierungsbeirats im Vor-Ort-Büro stattfinden. Als Informationsmedium dienen außerdem die in unregelmäßigen Abständen erscheinende Sanierungszeitung "Stadtseiten". Über erste Realisierungsschritte und den Stand der Sanierung informierten im Juli 1995 eine "1. Zwischenbilanz-Ausstellung" und im April 1999 die Ausstellung "Frühling in Oberschöneweide". Zum Ausstellungsbeginn lag auch die Sanierungsbroschüre für das Sanierungsgebiet Oberschöneweide vor. Gut zwei Drittel dieser Maßnahmen sind unter Einsatz öffentlicher Fördermittel der Programme "Soziale Stadterneuerung", "Städtebaulicher Denkmalschutz", "Stadtweite Maßnahmen" und "Bauliche Selbsthilfe" realisiert worden.

Mit Aufnahme der Victoriastadt in das Programm "städtebaulicher Denkmalschutz" im Jahr 1998 ist dieses seitdem das hauptsächlich in Anspruch genommene Förderprogramm. So konnten 1999 - nach ersten Anlaufschwierigkeiten im ersten Programmjahr immerhin für 9 Gebäude Förderverträge abgeschlossen werden, darunter auch für eines der ältesten Gebäude im Gebiet, die Pfarrstr 91.

Die Altbauten der nördlichen Pfarrstraße sind nun bis auf die Pfarrstraße 104 vollständig erneuert bzw. stehen kurz vor der Fertigstellung. Auch für die Pfarrstr. 104, das letzte in Lichtenberg besetzte Haus, das 1998 beräumt wurde, konnte 1999 noch ein Fördervertrag über die umfassende Modernisierung und Instandsetzung im Programm "städtebaulicher Denkmalschutz" abgeschlossen werden.

Nach wie vor schleppend erweist sich allerdings die Modernisierung und Instandsetzung der Gebäude an der südlichen Türrschmidtstraße, die mit ihrer Lage am Bahndamm zur Südseite und an einer stark befahrenen Straße zur Nordseite trotz der Förderangebote bislang wenig privates Investitionsinteresse geweckt haben.

Auch die Modernisierung und Instandsetzung der sechs "Betonhäuser" im Gebiet, die zum größten Teil unter Denkmalschutz stehen und deren baulicher Zustand bedenklich ist, verbleibt als wichtige Aufgabe nach dem Berichtszeitraum.

Neubauten, Neubaupotentiale:

Im Sanierungsgebiet wurden seit 1990 insgesamt 323 Wohnungen und ca. 5.500 qm Gewerbefläche neu gebaut. Der größte Teil der kriegsbedingten Baulücken in der Türrschmidtstraße und der Nöldnerstraße ist nun geschlossen. Auch die für das Stadtbild bedeutsame Bebauung der Eckbaulücke Pfarrstr.115/Kaskelstr. und der Pfarrstraße 89 wurde zum Ende des Berichtszeitraumes noch fertiggestellt.

Bedingt durch den Wegfall der Neubauförderung, der geringeren steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten und der gesunkenen Mieterwartungen ist unklar, ob das verbleibende Neubaupotenzial von ca. 300 Wohnungen in nächster Zeit realisiert wird.

Erneuerung der Öffentlichen Infrastrukturen

Nachdem in den ersten Jahren nach förmlicher Festlegung bis auf die Gehwegerneuerung im Archibaldweg und in der Kaskelstraße zwischen Pfarrstraße und Schreiberhauer Straße kaum Maßnahmen im öffentlichen Raum bzw. der sozialen Infrastruktur realisiert wurden, zeichnet sich seit 1998 eine positivere Entwicklung ab.

Aus dem Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" wurde 1998 der Umbau des Einzeldenkmals Pfarrstr. 91 zu einer Kita mit 60 Plätzen bewilligt. Träger der Maßnahme ist der Verein sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg e.V., mit dem Umbau wurde noch 1999 begonnen.

Für den Neubau einer Kita mit 60 Plätzen in der Hauffstraße 21, zu dem sich ein Investor im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages verpflichtet hat, wurde das Grundstück von der LBBGEG erworben und 1998 die untentgeltliche Übertragung in das Fachvermögen des Bezirks Lichtenberg eingeleitet.