Tarifsystem vereinfachen und um attraktive Angebote ergänzen
Folgendes beschlossen: „Der Senat wird aufgefordert, gegenüber dem Verkehrsverbund und den beteiligten Verkehrsunternehmen darauf hinzuwirken, das Tarifsystem des ÖPNV mit dem Ziel der Gewinnung neuer Kunden zu vereinfachen und weiterzuentwickeln. Zielgruppenorientierte Tarifangebote müssen vor allem die Zahl der Stammkunden erhöhen und sozial Schwächere genauso erreichen wie Schülerinnen und Schüler, Studierende oder Familien mit Kindern. Eine günstige Umweltkarte, ein Semesterticket, Kombitickets, Mehrfahrtenkarten, Job- und Sozialtickets sind hierfür geeignete Instrumente.
Für das Semesterticket wird ein Einführungspreis in der Größenordnung von 215 DM pro Semester für das Verbundgebiet angestrebt, dabei darf es für die Verkehrsunternehmen nicht zu dauerhaften Einnahmeausfällen und für die öffentliche Hand zu keinen zusätzlichen finanziellen Belastungen kommen. Für das Arbeitslosenticket ist ein Preis von 40 DM anzustreben. Modelle zur finanziellen Beteiligung der Arbeitsämter sind mit einzubeziehen. Darüber hinaus sollen Erwerbslose Einzelfahrscheine zum Ermäßigungstarif nutzen können.
Dem Abgeordnetenhaus ist in einem Zwischenbericht bis zum 31. Oktober 2000 und in einem Schlussbericht bis zum 31. Dezember 2001 zu berichten."
Hierzu wird berichtet:
Der Senat hat am 20. Dezember 2000 einen Zwischenbericht vorgelegt. Die hierin enthaltenen Forderungen zur Weiterentwicklung des Tarifs für den ÖPNV wurden an die betroffenen Verkehrsunternehmen und die Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH (VBB) mit der Bitte übermittelt, diese umzusetzen.
Die Tarifmaßnahmen müssen mit den Verkehrsunternehmen und dem Land Brandenburg abgestimmt werden. Dies erfolgt federführend durch den VBB. Der Senat hat den Prozess der erforderlichen Abstimmungen aktiv begleitet. Dabei wurden die erforderlichen Begründungen und Argumente zur Weiterentwicklung des Tarifs und zur Präzisierung der erforderlichen Maßnahmen eingebracht. Der Senat hat sich zudem zum Thema gutachterlich beraten lassen.
Für die Tarifmaßnahmen zum 1. August 2001 hat der Senat folgende Verbesserungen und Erweiterungen des Tarifs erreicht, womit folgende Ziele verfolgt werden: Tarifmaßnahmen zum 1. August 2001
Ziele und Mittel Gewinnung neuer Kunden durch: Erhöhung Anzahl der Stammkunden durch zielgruppenorientierter Tarifangebote für: Verwirklichte Tarif- Tarif- sozial Schülerinnen, Familien Tarifmaßnahme vereinfachung weiter- Schwächere Schüler mit Kindern entwicklung und Studierende
1. verbessertes Schülerticket, neue Geschwisterkarte
2. neues Berlin-Ticket
3. Freizeitkarte
4. Fortführung Berlin-Ticket A, Januar 2002: 23,00 3) pro Monat gesenkt. Ab dem zweiten Kind einer Familie, das eine Berliner Schule besucht, ist die Geschwisterkarte mit einem zusätzlichen Familienrabatt erhältlich. Sie kostet nur 30,00 DM (seit 1. Januar 2002 15,00 3).
Das Schülerticket und die Geschwisterkarte gelten für alle Fahrten in Berlin, also nicht nur für die Wege von und zur Schule.
Für die Mitnahme eines Fahrrades ist kein zusätzlicher Fahrausweis erforderlich.
Mit dem Schülerticket und der Geschwisterkarte werden Familien finanziell deutlich entlastet: Bei einem Kind werden im Vergleich zum alten Tarif pro Monat 15,00 DM gespart, bei zwei Kindern sind es bereits 45,00 DM. Diese Zeitkarten sind auch als Abonnement erhältlich, wodurch ein weiterer Rabatt gewährt wird: Für 12 Monate muss dann nur der Preis von 10 Monaten gezahlt werden.
Durch die Preissenkung ist die Anzahl verkaufter Zeitkarten für Schülerinnen und Schüler deutlich angestiegen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nennen für die ersten beiden Monate seit deren Einführung einen Zuwachs von 15 %. Bei der S-Bahn Berlin GmbH ist der Verkauf dieser Zeitkarten in den Monaten September und Oktober 2001 im Vergleich zum Vorjahr um 30 % gestiegen.
Für Schülerinnen und Schüler mit einer Zeitkarte entfällt der Erweb von Einzelfahrscheinen, womit eine Tarifvereinfachung verbunden ist. Aus diesem Grunde ist zu erwarten, dass mehr Fahrten mit dem ÖPNV auch im Familienverband erfolgen werden.
2. Neues Berlin-Ticket
Mit dem neu eingeführten Berlin-Ticket kann für 69,00 DM (seit 1. Januar 2002: 35,00 3) ein ganzes Jahr der Ermäßigungstarif in Berlin genutzt werden. Das Berlin-Ticket stellt eine einfache und verständliche Tariferweiterung dar.
Hierdurch wird die Zahl der Stammkunden auch bei den Fahrgästen erhöht, die nur gelegentlich den Berliner ÖPNV nutzen.
Das Berlin-Ticket stellt damit auch ein attraktives Angebot für Seniorinnen und Senioren dar, für die sich eine Zeitkarte nicht lohnt oder die keinen Anspruch auf die Seniorenkarte haben, an deren Erwerb bestimmte Bedingungen geknüpft sind.
Bis Ende Oktober 2001 haben BVG und S-Bahn Berlin GmbH zusammen 21 199 Berlin-Tickets verkauft. Diese Nachfrage entspricht noch nicht den Erwartungen. Wie bei jedem neu eingeführten Produkt wird der Bekanntheitsgrad auch beim BerlinTicket noch steigen. Auf Grund der Konzeption des Angebotes (einfach, attraktiv, abgestellt für viele Zielgruppen) ist eine Steigerung der Nachfrage jedoch in jedem Fall noch zu erwarten.
Abschließende Aussagen sind daher erst später möglich.
3. Freizeitkarte
Die ebenfalls innovative Freizeit-Karte kostet pro Monat 45,00 DM (seit 1. Januar 2002: 23,00 3). Sie gilt werktags ab 18. Uhr sowie an Wochenenden ganztags ohne weitere Zahlungen.
Zu den anderen Zeiten sind wie bei dem Berlin-Ticket nur ermäßigte Fahrscheine erforderlich. Dieses Ticket gilt in Berlin und im Umland, also im Tarifgebiet Berlin ABC.
Diese Tarifweiterentwicklung ist eine Vereinfachung, da zu den genannten Zeiten keine Einzelfahrscheine erworben werden müssen. Die Freizeitkarte ist insbesondere auch für Seniorinnen und Senioren interessant. Normale Zeitkarten sind erst ab einer Mindestanzahl von Fahrten im Monat das günstigste Tarifangebot. Dies trifft im Wesentlichen auf Berufstätige zu und entspricht damit nicht in jedem Fall dem Nachfragebedürfnis von Seniorinnen und Senioren. Diese legen oft weniger Wege im Monat zurück. Die Freizeitkarte stellt dann eine Alternative mit preislichen Vorteilen dar. Damit hat die Freizeitkarte auch eine soziale Komponente.
Die Freizeitkarte ist wie das Berlin-Ticket ein Angebot für Gelegenheitsfahrer. Damit wird auch diese Kundengruppe stärker an den ÖPNV gebunden, der dadurch zusätzliche Stammkunden gewinnt.
Im Monatsdurchschnitt wurden bis Oktober 2001 3 000 Freizeitkarten genutzt. BVG und S-Bahn sehen mit dieser noch geringen Nachfrage ihre Erwartungen nicht erfüllt. Auch bei diesem Angebot muss die Nachfrageentwicklung aus dem gleichen Grund wie beim Berlin-Ticket noch abgewartet werden.
4. Fortführung Berlin-Ticket A
Der Senat hat sich bei den Verkehrsunternehmen BVG und S-Bahn Berlin GmbH erfolgreich dafür eingesetzt, dass zum 1. August 2000 das Berlin-Ticket A für Empfänger von Arbeitslosenhilfe eingeführt wird. Es kostet 45,00 DM (seit 1. Januar 2002: 23,00 3) und berechtigt zu Fahrten in den Verkehrsmitteln der BVG und in der S-Bahn im Berliner Stadtgebiet. Die Fahrradmitnahme ist im Preis enthalten. Der Senat hat bei den Verkehrsunternehmen erreichen können, dass dieses befristete Angebot um ein weiteres Jahr bis zum 31. Juli 2002 verlängert wird.
Dieses Zeitkartenangebot mit seiner sozialen Komponente dient der Erhöhung der Stammkunden für die Zielgruppe der Empfänger von Arbeitslosenhilfe.
Derzeit erfolgt zusammen mit den Verkehrsunternehmen und dem VBB eine Auswertung der Ergebnisse des einjährigen Versuchangebotes. Das Berlin-Ticket A erfolgt ohne zusätzliche Ausgleichszahlungen. Die Nachfrage bei den Nutzungsberechtigten ist nach Aussagen der Verkehrsunternehmen jedoch noch zu gering. Daher werden zurzeit Verbesserungen zur Information und zu den Nutzungsbedingungen des Berlin-Tickets A geprüft, damit der Absatz zur Verbesserung des Ertrages für die Verkehrsunternehmen erhöht werden kann. Zudem werden die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten einer Ausweitung des Nutzerkreises auf deren Realisierbarkeit untersucht.
5. Gleitende Monatskarte Monatskarten für jedermann und für Auszubildende sowie Schülertickets, Geschwister- und Seniorenkarten werden seit dem 1. August 2001 auch mit Gültigkeit von jedem Tag an ausgestellt. Damit kann der Fahrgast die Gültigkeit seiner Zeitkarte besser seinem tatsächlichen Nachfragewunsch anpassen. Zudem werden damit die Warteschlangen an den Verkaufsschaltern zum Monatswechsel abgebaut.
6. Erweiterte Regelung für Premium-Zeitkarten (Kindermitnahme) Premium-Zeitkarten ermöglichen die Mitnahme von einem Erwachsenen und bis zu drei Kindern zu nachfrageschwächeren Zeiten (montags bis freitags nach 20 Uhr, am Wochenende und feiertags ganztags) sowie eines Fahrrades. Diese Zeitkarten haben eine zusätzliche familienfreundliche Komponente erhalten. Statt einem Fahrrad darf ein Kind zu jeder Zeit mitgenommen werden, also auch während der genannten Sperrzeiten.
7. Semesterticket Semestertickets können sehr günstig kalkuliert werden, da sie von allen Studierenden einer Hochschule oder Universität im Rahmen der Solidarfinanzierung erworben werden. Hierfür ist ein positives Ergebnis einer Urabstimmung der Studierendenschaft erforderlich. Dies erfolgte nunmehr an der Technischen Universität Berlin, sodass dieses attraktive Angebot auch hier eingeführt werden kann.
8. Jobticket
Mit Job- oder Firmentickets werden neue Stammkunden gewonnen, indem den Beschäftigten einer Institution oder Firma von den Verkehrsunternehmen rabattierte Zeitkarten angeboten werden. Der Preisnachlass beträgt bis zu 15 %, wodurch mehr Kunden gewonnen und damit die Erlöse für die Verkehrsunternehmen erhöht werden.
Zusammenfassung:
Mit den neuen innovativen Zeitkarten und der Verbesserung bestehender Zeitkartenangebote ist der Tarif zum 1. August 2001 deutlich weiterentwickelt worden. Dadurch werden neue Kunden gewonnen und der ÖPNV wird gestärkt.
Die genannten Tarifangebote mit ihrer Gültigkeit von einem Monat bzw. einem Jahr haben den besonderen Effekt der Kundenbindung, wodurch die Anzahl der Stammkunden erhöht wird.
Hierzu tragen insbesondere auch die Zeitkarten bei, die auf Zielgruppen orientiert sind.
Für folgende Zielgruppen wurden neue bzw. verbesserte Zeitkarten eingeführt: sozial Schwächere, Schülerinnen und Schüler, Studierende und Familien mit Kindern. Dabei haben das BerlinTicket und die Freizeitkarte als Angebote für jedermann eine zusätzliche soziale Komponente, da sie auch für Zielgruppen attraktiv sind, deren Mobilitätsverhalten sich im Vergleich zu anderen Fahrgästen unterscheidet. Dies sind z. B. Senioren und Seniorinnen.
Durch die Einführung der innovativen Tarifangebote zum 1. August 2001 sind Elemente einer neuen Tarifpolitik wirksam geworden. Mit der hieraus resultierenden Nachfragesteigerung wird der Berliner ÖPNV insgesamt zusätzlich gestärkt werden.
Der Senat wird diesen Erfolg versprechenden Weg weitergehen.
Hierzu gehören z. B. auch Überlegungen zur Einführung von „Power Pricing". Hierbei soll der Tarif von Zeitkarten in Abhängigkeit von Nachfragesteigerungen gesenkt werden.
Zum 1. August 2002 werden die Verkehrsunternehmen die Kleingruppenkarte für das Tarifgebiet Berlin ABC wieder einführen. Damit folgen die Verkehrsunternehmen dem vielfachen Wunsch der Fahrgäste nach diesem attraktiven Tarifangebot.
Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung
a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben: Keine.
b) Personalwirtschaftliche Auswirkungen: Keine.
Ich bitte, den Beschluss damit als erledigt anzusehen.