Die Biologische Bundesanstalt (BBA) am Standort Berlin-Dahlem sichern

Der Senat wird aufgefordert, sich für einen Verbleib der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft an ihrem bisherigen Standort in Berlin-Dahlem und für eine Aufhebung der umzugsbedingten Haushalts- und Beförderungssperre einzusetzen.

Begründung:

Die Biologische Bundesanstalt (BBA) ist eine selbständige Bundesoberbehörde mit Sitz in Berlin und Braunschweig; sie ist dem Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft zugeordnet. Der Berliner Bereich der BBA soll nach einem 10 Jahre alten Beschluss nach Brandenburg verlegt werden.

Die ursprünglichen Prämissen für eine Verlegung liegen jedoch sämtlichst nicht mehr vor; sie würde ohne jeden Nutzen 60 Mio. Euro kosten und darüber hinaus aus wissenschaftlicher Sicht unabsehbaren Schaden anrichten.

Die BBA hat folgende Aufgaben:

· Etwa 150 Mitarbeiter befassen sich mit der Analyse und dem Nachweis von Pflanzen- und Vorratsschutzmitteln,

· agrarrelevante Schadstoffe, wie Schwermetalle und Mykotoxine, werden laufend geprüft und Minimierungsstrategien weiterentwickelt,

· es werden natürliche Biozide mit dem Ziel der Einschränkung chemischer Pflanzenschutzmittel erforscht, verbraucherfreundliche und umweltschonende Verfahren entwickelt,

· Nutzen und Wirkung alternativer Methoden auf Schadorganismen werden untersucht.

Alle Arbeiten dienen der Entwicklung umweltschonender Maßnahmen, der Minimierung von Schadstoffen bzw. der Feststellung gesundheitsgefährdender Belastungen. So war die BBA z. B. bei der Aufklärung des Nitrofenskandals führend beteiligt.

Für ihre Arbeit steht der BBA ein landwirtschaftliches Versuchsfeld von 10 ha, Labore und Gewächshäuser etc. zur Verfügung. Die Wissenschaftler der BBA genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Sämtliche Pflanzenschutzmittel müssen von der BBA geprüft- und bewertet werden. Zur Versorgung der Wissenschaftler des Hauses besitzt der Standort in Berlin-Dahlem elektronischen Zugang zu allen wichtigen, weltweit angebotenen Datenbanken und hält die umfangreichste Präsenzbibliothek für die Phytomedizin in Deutschland.

Eine Verlegung der BBA ist unter keinem denkbaren Gesichtspunkt sinnvoll:

1. Die Kosten einer geplanten Verlegung, verbunden mit einem Neubau, belaufen sich auf mindestens 60 Millionen Euro (Stand 1997).

Das Berliner Gebäude wurde Ende der 80-er Jahre für ca. 20 Millionen Euro auf den neuesten technischen Stand gebracht. Eine Verlegung nach Potsdam um nur wenige Kilometer (im Gespräch ist der Standort Wilhelmshorst bei Michendorf), aber unter gewaltigen Kosten, ist angesichts der allgemeinen Haushaltslage und einer für 2009 geplanten Fusion von Berlin und Brandenburg unsinnig und deshalb gegenüber dem Steuerzahler nicht mehr zu vertreten. Der Standort Wilhelmshorst, ein etwa 10 km von Potsdam in waldiger Umgebung an der B2 gelegenes Gelände, bedürfte erst der vollständigen Erschließung und verkehrstechnischen Anbindung.

2. Die bei der Beschlussfassung zu Grunde gelegten Prognosen haben sich nicht bewahrheitet: der Speckgürtel hat keine Entwicklungsdefizite, die auf Kosten Berlins ausgeglichen werden müssten.

Zudem ist es Brandenburg seit 1992 bis zum heutigen Tage nicht gelungen, ein Gelände anzubieten, dass der BBA befriedigende Arbeitsbedingungen böte.

3. Um 1900 wurde der Südwesten Berlins als Wissenschaftsstandort konzipiert. Die Idee Friedrich Althoffs, ein „deutsches Oxford" zu schaffen, umfasste die heutigen Max-Planck-Institute, die deutsche Forschungsgemeinschaft, Universitäten, aber auch verschiedene Bundesbehörden wie die Bundesanstalt für Materialprüfung, das Bundesgesundheitsamt und die Biologische Bundesanstalt. Heute sind im Dahlemer Dreieck alle Universitäten und andere wissenschaftliche Einrichtungen in fußläufiger Nähe zur BBA vertreten. Dazu gehören

· Die agrarwissenschaftlichen Fachbereiche der Humboldt-Universität an der Lentzeallee,

· das Botanische Museum und der Botanische Garten an der Königin-Luise-Straße,

· der Fachbereich Biologie und Mikrobiologie der Freien Universität, ebenfalls an der KöniginLuise-Straße bzw. der Grunewaldstraße,

· das Institut für Lebensmitteltechnologie der TU gegenüber der BBA in der Königin-Luise-Straße und das Institut für Ökologie der TU in der Rotenburgstraße in Steglitz,

· die Fachhochschule für Gartenbau gegenüber der BBA an der Königin-Luise-Straße,

4. Durch die Verlegung der BBA würde ein funktionierender Forschungsverbund auseinandergerissen.

Die Professoren der BBA sind an den Berliner Universitäten habilitiert. Die anderen Einrichtungen im Umfeld der BBA sind auf deren wissenschaftliche Bibliothek angewiesen. Zwischen den genannten Einrichtungen besteht ein reger wissenschaftlicher Austausch, von dem alle in hohem Maß profitieren.

Der vor 10 Jahren geplante Umzug hat jedoch eine Haushalts- und Beförderungssperre nach sich gezogen. Dadurch wird es der BBA immer schwerer, ihre Aufgaben zu erfüllen, was in Zukunft Auswirkungen auf den Schutz der Bevölkerung vor Gesundheitsgefahren haben würde.

Andernorts werden mit großem finanziellen Aufwand wissenschaftliche Schwerpunkte, sog. „Cluster" gebildet, insbesondere im Bereich der Life-Science. In Dahlem ist ein solcher Schwerpunkt in Jahrzehnten gewachsen. Es wäre ohne jeden Sinn und Nutzen, ihn auseinander zu reißen.