Pflegeversicherung

Die Frühberentung setzt die Berufs- und Erwerbsunfähigkeit voraus.

Berufsunfähig sind laut SGB Versicherte, deren Erwerbsfähigkeit wegen Krankheit oder Behinderung auf weniger als die Hälfte derjenigen von körperlich, geistig und seelisch gesunden Versicherten mit ähnlicher Ausbildung und gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten gesunken ist.

Erwerbsunfähig sind Versicherte, die wegen Krankheit oder Behinderung auf nicht absehbare Zeit außerstande sind, eine Erwerbstätigkeit in gewisser Regelmäßigkeit auszuüben oder Arbeitsentgelt oder Arbeitseinkommen zu erzielen, das ein Siebentel der monatlichen Bezugsgröße übersteigt; erwerbsunfähig sind auch Versicherte, die wegen Art oder Schwere der Behinderung nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können.

Neben epidemiologischen Faktoren wirken sich auch demographische Einflüsse auf die Entwicklung der Frühberentungszugänge aus.

Ende 2000 waren bei der gesetzlichen Rentenversicherung 92.676 Personen (43.769 Männer und 48.907 Frauen) aus Berlin als frühberentet registriert. Etwa 80.000 von ihnen waren im Alter von 35 bis 59 Jahren. Das trifft sowohl auf alle Altersgruppen als auch auf 35- bis 59-jährige Versicherte zu (vgl. Tabelle A 3.79 a). Insgesamt wurden im Jahr 2000 9.670 Berliner (5.190 Männer und 4.

Frauen) frühberentet.

In den letzten Jahren hatten Männer gegenüber Frauen höher liegende Zugangsraten (im Durchschnitt gesehen etwa um 5 %). Wie spätere Ausführungen zeigen, traf das aber nur auf Berlin insgesamt und Berlin-Ost zu, nicht aber auf Berlin-West.

Abbildung 3. Die Rate lag auch in den letzten Jahren bei den Männern noch rund ein Drittel und bei den Frauen sogar 45 % unter dem Niveau der Frührentner aus Berlin-West.

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind zwischen -West und -Ost gravierend und spiegeln zum Teil die arbeitsmarktpolitische Situation in Berlin wider. Während die Frühberentungsrate der Männer aus den westlichen Bezirken Berlins im Beobachtungszeitraum unter der der Frauen aus Berlin-West lag, hatten Männer aus Berlin-Ost (bis auf 1994) im Vergleich zu den Frauen eine erheblich höher liegende Frühberentungsrate.

Abbildung 3.78: Frührentenzugänge (Alter 35 - 59 Jahre) der gesetzlichen Rentenversicherung aus Berlin 1994 - 2000 nach Geschlecht und Wohnort

- je 100.000 der aktiv Versicherten (Datenquelle: VDR / Berechnung und Darstellung: SenGesSozV - II A -)

Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Frührentner an. Sie erreicht bei beiden Geschlechtern ihren Gipfel bei den 55- bis 59-Jährigen.

Abbildung 3.79: Frührentenzugänge der gesetzlichen Rentenversicherung aus Berlin 2000 nach Altersgruppen, Geschlecht und Wohnort

- je 100.000 der aktiv Versicherten in der jeweiligen Altersgruppe (Datenquelle: VDR / Berechnung und Darstellung: SenGesSozV - II A -) Psychiatrische Krankheiten sind bei Berlinerinnen und Berlinern der häufigste Grund einer Frühberentung Chronische Krankheiten führen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) am häufigsten zu Frühberentungen. Während in der Bundesrepublik Deutschland auch in den letzten Jahren chronische degenerative Krankheiten der Hauptgrund von Frühberentungen waren, führen in Berlin psychiatrische Krankheiten das Frühberentungsspektrum an.

Im Jahr 2000 wurden 1.433 Berliner und 1.

Berlinerinnen wegen derartiger Krankheiten frühberentet. 1.256 (88 %) der frühberenteten Männer und 1.751 (94 %) Frauen waren im Alter von 35 bis 59 Jahren.

Insgesamt gesehen gehen mehr als jede vierte Frühberentung bei den Männern und mehr als 42 % bei den Frauen zu Lasten von psychiatrischen Krankheiten. Der zweithäufigste Frühberentungsgrund bei Berlinern und Berlinerinnen sind Krankheiten des Muskel- und Skelettsystems.000 aktiv Versicherte (Datenquelle: VDR / Berechnung und Darstellung: SenGesSozV - II A -) Abbildung 3.81: Frühberentungen als Folge von ausgewählten Behandlungsdiagnosen (Alter 35 - 59 Jahre) in Berlin 2000 nach Geschlecht je 100.000 aktiv Versicherte (Datenquelle: VDR / Berechnung und Darstellung: SenGesSozV - II A -)

Wie aus Abbildung 3.81 zu entnehmen, sind nach Einzelberentungsursachen Persönlichkeitsstörungen sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen der mit Abstand häufigste Frühberentungsgrund. Jede fünfte Frühberentung bei den Frauen und immerhin jede zehnte bei den Männern geht zu Lasten derartiger Störungen (z. B. Depressionen). Rang zwei nehmen bei den Frauen affektive Störungen (z. B. Überlastungssyndrom) und bei den Männern Rückenleiden ein.

Pflegebedürftige Personen

In Deutschland leben über zwei Millionen pflegebedürftige Menschen 1999 wurde in der Bundesrepublik Deutschland die Pflegestatistik eingeführt. Bei dieser Statistik handelt es sich um eine Stichtagserhebung (turnusmäßig alle zwei Jahre zum 15. bzw. 31. Dezember des Jahres). Erstmals stehen nunmehr in Deutschland Daten zur Prävalenz pflegebedürftiger Personen zur Verfügung.

Im Dezember 1999 gab es in Deutschland 2.016.091 Menschen, die im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) als pflegebedürftig galten.

Etwa 69 % der Betroffenen waren weiblichen Geschlechts. Die Inzidenz der Pflegebedürftigkeit steigt ab dem 70. Lebensjahr stark an. Insgesamt sind etwa 80 % der pflegebedürftigen Menschen älter als 65 Jahre. In Deutschland ist derzeit nahezu jeder vierte über 75-jährige Mensch pflegebedürftig.

Die niedrigste Wahrscheinlichkeit, im Alter pflegebedürftig zu werden, wurde 1999 in Baden-Württemberg, Bremen und Rheinland-Pfalz beobachtet, während sie in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen am höchsten war.