Schwangerschaftsabbruch

Die meisten der 12.486 Frauen, die sich 2001 zum Schwangerschaftsabbruch entschlossen, waren zum Zeitpunkt des Eingriffs 20 bis unter 25 Jahre alt, auch bezogen auf 10.000 der gleichaltrigen Bevölkerungsgruppe waren es die 20- bis 24-jährigen Frauen, die sich am häufigsten für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden.

In Berlin werden über 90 % aller Schwangerschaftsabbrüche in Vollnarkose durchgeführt, obwohl seit November 1999 als Alternative zum chirurgischen Schwangerschaftsabbruch der medikamentöse Abbruch mit Mifegyne möglich ist. Trotz zwischenzeitlich (2001) höherer Bewertung bzw. ärztlicher Vergütung werden nur ca. 4,6 % aller Schwangerschaftsabbrüche mit dem Medikament Mifegyne durchgeführt. Gründe für die bisher geringe Inanspruchnahme liegen u. a. darin, dass ein Abbruch mit Mifegyne nur bis zur 7.

Schwangerschaftswoche und bei bestimmten gesundheitlichen Risiken nicht durchgeführt werden kann.

Ein häufig genannter Grund für den Schwangerschaftsabbruch ist die unklare Perspektive, insbesondere in finanzieller Hinsicht. Nach dem Gesetz zur Hilfe für Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen in besonderen Fällen (Artikel 5 des Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetzes vom 21.08.1995) haben Frauen bei fehlendem oder geringem Einkommen und unter Berücksichtigung besonderer Kriterien Anspruch auf kostenfreie Durchführung des Schwangerschaftsabbruchs. In Berlin sind ca. 80 % der Frauen, die sich zu einem Schwangerschaftsabbruch entschließen, nach diesem Gesetz anspruchsberechtigt.

Angebote in Berlin ....für (werdende) Mütter nichtdeutscher Herkunft

Nach wie vor hindern verschiedene Zugangsbarrieren einen Teil der ausländischen Frauen daran, die Beratungs- und Betreuungsangebote der sogenannten Regeldienste wahrzunehmen; hierzu gehört die Sprachbarriere. Hemmungen und Ängste können problemverschärfend hinzukommen. Nicht in allen Bezirken stehen Sprachmittlerinnen und Sprachmittler umfassend zur Verfügung; die darüber hinaus angestrebte interkulturelle Öffnung der sogenannten Regeldienste ist erst „auf dem Weg" (siehe dazu ausführlich Kapitel 7)

Vor diesem Hintergrund sind die Projekte und Vereine, die sich speziell an ausländische Frauen wenden und in gesundheitlichen Fragen aktive Hilfe bieten, eine wichtige Ergänzung der staatlichen Angebote. In diesem Zusammenhang sind auch die Angebote der Geburtshäuser zu nennen. Um ethnische Minderheiten gezielt ansprechen zu können, wurden in interkulturellen Einrichtungen geburtsvorbereitende Kurse und Informationsgespräche über Betreuungsangebote in der Schwangerschaft und nach der Geburt durchgeführt.

Mit Unterstützung einer großen Berliner Krankenkasse wurde vom Verein Geburtshaus für eine selbstbestimmte Geburt ­ Beratung und Koordination e. V. ein deutsch-türkischer Informationsflyer über Geburtshäuser erstellt. Im Rahmen des Kreuzberger „Interkulturellen Gesundheitsnetzwerks" (zu dieser bezirklichen Initiative der interkulturellen Öffnung der sozialen Dienste s. ausführlicher Kapitel 7) wurde eine Schwangerenberatung für Türkinnen initiiert.

....der Bezirke 1999 suchten 44.688 und im Jahr 2000 43.484 Frauen, Männer und Paare erstmalig die Beratungsstellen der Sozialmedizinischen Dienste auf.

Im Folgenden sind einige Rückmeldungen aus den Bezirken wiedergegeben.

Bezirk Marzahn-Hellersdorf:

Im Sozialmedizinischen Dienst des Gesundheitsamtes Marzahn-Hellersdorf wurden seit 1995 die Beratungsangebote erweitert und verstärkt. Das Konzept der Beratung umfasst die Themen: Beratung über Methoden der Empfängnisregelung oder Geburtenkontrolle, Schwangerschaftskonfliktberatung, Sexualberatung, Partnerberatung, Schwangerenberatung und Sexualpädagogik (Sexualerziehung).

Gesundheitsberichterstattung Berlin, Basisbericht 2001, S. 77

Die Gruppe schwangerer Frauen unter 20 Jahren stellt ein besonderes Problem dar. Ein Teil dieser jungen Frauen entscheidet sich für das Kind. Diese Frauen werden vor und nach der Geburt intensiv sozial betreut.

Bei Bedarf werden Kontakte zum Sozialamt, zur Stiftung "Hilfe für die Familie", Jugendamt und anderen Einrichtungen hergestellt. Da bei Einigen die Krankenversicherung unklar ist bzw. sie nicht krankenversichert sind, werden sie vom Bezirk im gleichen Umfang wie in einer gynäkologischen Praxis ärztlich betreut.

In dieser Altersgruppe (Frauen unter 20 Jahren) besteht ein erhöhtes Risiko von Schwangerschaftskomplikationen, daher ist eine vertrauensvolle Beziehung sehr wichtig.

Der andere Teil der jungen Frauen entscheidet sich gegen das Kind; als Gründe werden dafür häufig genannt: berufliche Situation, finanzielle Aspekte, familiäre und partnerschaftliche Gründe und die Selbsteinschätzung, der Mutterrolle noch nicht gewachsen zu sein. Auch diese jungen Frauen brauchen Unterstützung und Hilfe.

Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf:

Das Beratungs- und Betreuungsangebot sowie die notwendige medizinische Betreuung ist seit 1995 unverändert. Dies betrifft auch den Bereich der Schwangerenberatung. Die Zahl der ärztlichen Untersuchungen von Schwangeren ist in den letzten Jahren gestiegen. Medizinisch betreut werden nichtversicherte Frauen teils mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus oder Frauen, die sich aufgrund erheblicher psychischer und/oder sozialer Schwierigkeiten bisher einer gesundheitlichen Versorgung entzogen hatten.

Das psychosoziale Betreuungsangebot für junge schwangere Frauen unter 20 Jahren besteht nach wie vor im Sozialmedizinischen Dienst.

Die Zahl der betreuten, sehr jungen, teils auch minderjährigen Schwangeren ist in den letzten beiden Jahren leicht gestiegen. Der Betreuungsumfang der sehr jungen schwangeren Frauen ist in den meisten Fällen erheblich. Die finanzielle Situation muss geklärt, die geeignete Wohnform muss besprochen werden. Es geht darum, die junge Frau oder auch das Paar beim Hineinwachsen in eine neue Lebenssituation zu stützen.

Im Rahmen der Schwangerenberatung besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Entbindungsstation im DRK-Klinikum Westend. So wird z. B. der Kontakt zu den dort tätigen Hebammen hergestellt, um eine übergangslose und umfassende Betreuung der schwangeren Frauen zu gewährleisten. Aus psychosozialen und medizinischen Gründen ist dies bei den ganz jungen Frauen besonders wichtig.

Ein generelles Problem ist zu benennen: Die psychosoziale Beratung wird jedoch leider nicht in dem Umfang von den jugendlichen Schwangeren in Anspruch genommen, wie aus der Sicht der Betreuenden es wünschenswert wäre. Nach Auffassung des Bezirks wird immer noch zu wenig, nicht nur bei den sehr jungen Schwangeren, in den Arztpraxen auf das Betreuungsangebot der Sozialmedizinischen Dienste hingewiesen.

Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist das seit 1999 existierende zusätzliche Beratungs- und Betreuungsangebot für werdende Eltern aus sozial benachteiligten Milieus. Eine Erweiterung des Angebotes wird angestrebt. Insbesondere durch die Einbeziehung der niedergelassenen Frauenärztinnen/Frauenärzte im Bezirk sollen zukünftig sehr junge Schwangere sowie Schwangere aus sozialen Randgruppen stärker als bisher erreicht werden.

Bezirk Lichtenberg: 1995 wurden die Sozialmedizinischen Dienste regionalisiert und der Sozialmedizinische Dienst Lichtenberg hat sich damals intensiv mit den sich aus dem neu formulierten Schwangerschaftskonfliktgesetz ergebenden Aufgaben auseinandergesetzt.

Die psychosoziale Betreuung junger schwangerer Frauen erfolgt durch Sozialarbeiterinnen und eine Psychologin. Dabei ist die Zusammenarbeit mit den Leistungsträgern (zum Teil ist die Finanzierung schwierig) und Mutter-Kind-Einrichtungen erforderlich. Ein niederschwelliges Angebot mit unkompliziertem Zugang ermöglicht kurzfristige psychologische Beratung zu allen Themen der Aufgabengebiete.

Bezirk Reinickendorf/Vivantes Humboldt-Klinikum (vormals Krankenhaus Reinickendorf) Zwischen dem Bezirk und dem Vivantes Humboldt-Klinikum besteht eine Verwaltungsvereinbarung, die unter anderem beinhaltet, dass eine Sozialarbeiterin in den Schwangerensprechstunden des Krankenhauses anwesend ist und zu sozialen, finanziellen und familienrechtlichen Fragen Auskunft gibt. Im Bedarfsfall wer35 den die Frauen im Sozialmedizinischen Dienst weiter betreut. Nicht krankenversicherte Schwangere erhalten in Kooperation mit dem Krankenhaus alle Vorsorguntersuchungen, Beratungen und notwendigen Betreuungsangebote, wie sie auch für Versicherte vorgesehen sind.

Für junge schwangere Frauen unter 20 Jahren wird im Vivantes Humboldt Klinikum eine besonders intensive und von erfahrenen Hebammen geführte Schwangerenberatung angeboten, die begleitet ist von einer ärztlichen Untersuchung. Als Ergebnis der Untersuchung werden Empfehlungen an die niedergelassenen betreuenden Frauenärztinnen und Fachärzte/Fachärztinnen ausgesprochen und eventuell auch Kontrolluntersuchungen durchgeführt, wenn diese von den Niedergelassenen nicht erbracht werden können (z. B. spezielle Ultraschalluntersuchungen, Doppler-Untersuchungen, Abklärung eines eventuellen Schwangerschaftsdiabetes, Infektionsdiagnostik usw.).

Der Vertrag über die Zusammenarbeit des Bezirksamtes Reinickendorf mit dem Vivantes HumboldtKlinikum ist zum 31.Dezember 2002 gekündigt worden, da der Bezirk den Sozialmedizinischen Dienst des Bezirksamtes neu ordnen möchte.

3. Situation von Frauen nach der reproduktiven Phase, Alter Wechseljahre

Die Wechseljahre sind ein natürlicher Prozess im Leben von Frauen, der mit körperlichen und seelischen Veränderungen einhergeht. Die hormonelle Umstellung ­ eine geringere altersgemäße Östrogenproduktion, Progesteron wird nicht mehr produziert ­ geschieht ungefähr ab Mitte vierzig. Sie ist mit Mitte bis Ende 50 abgeschlossen und kann vorübergehend mit Beschwerden verbunden sein. Ob und wie stark Frauen von Beschwerden betroffen sind, ist individuell sehr unterschiedlich.

In Berlin leben rund 225.000 Frauen im Alter von über 45 bis unter 55 Jahren.

Als wesentliche Unterstützung bei der Bewältigung der Wechseljahre wird von vielen Frauen die ärztliche Betreuung gesehen. Die Wünsche und Erwartungen an Ärzte/Ärztinnen bestehen in einer ganzheitlichen Sichtweise einerseits und der Beseitigung bestimmter durch die Wechseljahre verursachter Beschwerden andererseits. Die hormonelle Substitutionsbehandlung galt in der Ärzteschaft lange als Mittel der Wahl zur Beseitigung auch nur geringfügiger Wechseljahresbeschwerden, und die empfohlene langjährige Anwendung wurde auf die Annahme gestützt, damit auch anderen gesundheitlichen Risiken wie Herz-KreislaufKrankheiten und Osteoporose entgegen zu wirken.

Inzwischen wird nicht nur von Frauenprojekten auf die unangemessen häufige Hormonbehandlung in dieser Lebensphase hingewiesen, bei der beispielweise die Nebenwirkungen und mangelnde Evidenz präventiver Effekte weitgehend außer acht bleiben. Beispielhaft wird die Studie des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin und des Wissenschaftlichen Instituts der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) unter Leitung von Prof. Dr. Greiser angeführt, nach der sich die Menge der verordneten östrogenhaltigen Präparate für Frauen ab 40 Jahren in Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren mehr als verzehnfacht hat.

Zwischenzeitlich hat der Abbruch der in den USA durchgeführten World Health Iniative - Studie zur Hormonersatztherapie mit Östrogen-Gestagen-Kombipräparaten (USA), die eine Senkung der HerzKreislauf- und Brustkrebserkrankungen in bzw. nach den Wechseljahren bewirken sollten, aufgrund der eingetretenen gegenteiligen Wirkungen auch in der Bundesrepublik zu einer kritischeren Sicht auf bisher weit verbreitete Praktiken der Medikation bei Frauen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf- und Brustkrebserkrankungen in bzw. nach den Wechseljahren geführt.

Angesichts der gesundheitlichen Risiken einer mehrjährigen Hormonersatztherapie ist eine sachgerechte Aufklärung und Entscheidungsbeteiligung der Patientinnen durch Ärztinnen und Ärzte im Sinne des informed consent unbedingt anzustreben.

Es ist vor allem dem Engagement von Projekten und Initiativen zuzurechnen, hierzu Informationen und Beratungen anzubieten. Das Feministische Frauen Gesundheits Zentrum Berlin e. V. (FFGZ) ist seit langer Zeit darauf ausgerichtet, Frauen Information und Orientierung in dieser Lebensphase zu geben.