Die komplexe Geschichte des Kulturforums wird im Anhang in einer tabellarischen Chronologie

Historische Entwicklung

Die wichtigsten Entwicklungsschritte, die das heutige Kulturforum als Teil des „Tiergartenviertels" durchlaufen hat, sind untenstehend zusammengefasst. Hierzu wird in einer Zusammenstellung von Plänen die schrittweise Herauslösung und Umwandlung des Ortes verdeutlicht.

Die komplexe Geschichte des Kulturforums wird im Anhang in einer tabellarischen Chronologie dargestellt.

1790 ­ 1930 - Das „Tiergartenviertel" hatte sich seit 1790 zu einem bevorzugten Wohngebiet Berliner Bürger entwickelt, zunächst als Sommerfrische, ab 1828 als geplanter Wohnort. Zwischen 1833 und 1840 wurde der Große Tiergarten von Peter Joseph Lenne umgestaltet. Die Kanalisierung des Landwehrgrabens von 1845-1850 und der verstärkt einsetzende Straßenbau verwandelten das südlich gelegene Gebiet grundlegend.

Die allmähliche Bebauung führte zu einer kleinteiligen Parzellenteilung. Die bauliche Verdichtung um die Matthäuskirche wurde vorrangig durch 2- bis 4-geschossige Stadt- bzw. Mietsvillen erzielt. Aus dieser Zeit sind noch die Matthäuskirche (1844), die Parey-Villa und das Palais Gontard erhalten. Entlang der Tiergartenstraße dominierte die einzeln stehende Villa, die von großzügigen Park- und Gartenanlagen im Stil des Historismus umgeben war.

Prägte bis zum 1. Weltkrieg die herrschaftliche Wohnnutzung das Tiergartenviertel, so wandelte sich der östliche Teil in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch Neubauten anspruchsvoller Verwaltungsbauten und Botschaften. Bereits um 1888 hatte die chinesische Gesandtschaft ihren Standort an der Von-der-Heydt-Straße. Es folgten bis 1914 Spanien, Italien und Schweden. Im Jahr 1930 waren bereits 30 Botschaften hier ansässig. Auch die Wohnnutzung blieb durch die Lage am Tiergarten und die Nähe zum Stadtzentrum attraktiv.

1933 ­ 1944 - Die von Hitler gegründete und mit umfassender Planungskompetenz ausgestattete Generalbauinspektion unter Leitung von Albert Speer beschloss 1937 die Neugestaltung der Reichshauptstadt mit der Funktionserweiterung des Bereiches westlich der Bendlerstraße für diplomatische Vertretungen. Aus dem Gesandtenviertel wurde das Diplomatenviertel, durch Neubauten verfestigt und erweitert.

Im Bereich des heutigen Kulturforums begannen 1938 u.a. die Abrisse von Botschaften (Italien) und für die geplante Nord-Süd-Achse der Speerschen Reichshauptstadtplanung. Die Achse sollte durch dicht bebaute Stadtviertel in Tiergarten und Schöneberg geschlagen werden und die Verwandlung Berlins in die Welthauptstadt Germania einleiten.

Es wurde mit dem Bau des Hauses des Fremdenverkehrs am Runden Platz begonnen. Doch durch die 1943 einsetzende Bombardierung wurden die Häuser des Tiergartenviertels weitgehend zerstört. Die St. Matthäus Kirche und zahlreiche andere Gebäude waren nur noch als Ruine erhalten. Das begonnene Haus des Fremdenverkehrs stand noch.

Nord-Süd-Achse im Schwarzplan von 1940

1945 ­ 1963 - Nach dem 2. Weltkrieg begann man mit dem Abräumen der Ruinen im Tiergartenviertel. 1956-60 wurde die Matthäuskirche (durch Bestrebungen der Gemeinde zusammen mit der Denkmalpflege) wieder aufgebaut.

1957/58 fand in West-Berlin der Wettbewerb Hauptstadt Berlin statt. In der Auslobung wurde der westliche Teil des Tiergartenviertels weiterhin als Diplomatenviertel, der östliche für kulturelle Einrichtungen vorgesehen. Sämtliche Projekte gingen von einer völligen Neuordnung des Tiergartenviertels ohne Rücksicht auf den vorhandenen Stadtgrundriss und noch vorhandene Gebäude aus.

Die Idee des Architekten Hans Scharoun, ein "geistiges Band der Kultur" von der Museumsinsel in Richtung Westen zu entwickeln, wurde mit dem 2. Preis ausgezeichnet.

Bis heute steht dieser Plan stellvertretend für das Leitbild der "Stadtlandschaft". 1959 fiel die Entscheidung, die von Hans Scharoun am Standort an der Bundesallee/Schaperstr. entworfene Philharmonie auf dem Bereich zwischen Matthäi-KirchStr. und Victoriastr. (auf ehem. ca. 30 Parzellen) zu bauen (ohne Wettbewerb und ohne Konzept). 1962 wurde Mies van der Rohe mit dem Bau der Galerie für das 20.

Jahrhundert in der Nähe zur Philharmonie direkt beauftragt. Dies waren die ersten Bausteine des heutigen Kulturforums.

1964 - 1990 - Das Kulturforum entsteht. Es blieb nach Errichtung der hervorragenden Solitärbauten (Philharmonie, Neue Nationalgalerie, Staatsbibliothek, Museumsbauten etc.) im Sinne des von Scharoun 1964 gewonnenen städtebaulichen Ideenwettbewerbs unvollendet.

In unterschiedlichen Wettbewerbsverfahren wurden anschließend jeweils zeitgerechte städtebauliche Lösungen gesucht, die jedoch teilweise nur unvollständig in den städtebaulichen Kontext integriert bzw. gar nicht realisiert wurden.

Hierzu zählen insbesondere das Kunstgewerbemuseum von Gutbrod 1972 - 1985 (unzureichende funktionale Integration), Piazzetta-Gestaltung 1984 (baukünstlerischer Wettbewerb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und der Senatsbeschluss zum Bau der Kolonnaden von Hans Hollein (1986 nach einem weiteren Wettbewerb). 1991 - 1995 - Der Wettbewerb zum Potsdamer und Leipziger Platz klammert die Weiterentwicklung des Kulturforums ausdrücklich aus, der 1. Preis von Hilmer & Sattler sieht zumindest ein Gelenkbau vor. Mit dem Fall der Mauer und der Realisierung der Bebauung am Potsdamer und Leipziger Platz haben sich die Funktionen und Verknüpfungen des Kulturforums mit dem städtischen Umfeld vollkommen verändert. Der Senat hatte daher mit Senatsbeschluss vom 23. Mai 1995 (Nr. 5902/95) beschlossen, auf einen Bauwettbewerb für das Senatsgästehaus und komplementäre Bauten zu verzichten, um zunächst die Bebauung und tatsächliche Nutzung des Potsdamer Platzes abzuwarten. Erst auf dieser Grundlage sollte ein Gesamtkonzept entwickelt werden.

1996 - 1999 - Erste inhaltlich-städtebauliche Auseinandersetzungen im Rahmen der Arbeit am „Planwerk Innenstadt" führten zur Institutionalisierung der Planungswerkstatt „Kulturforum" mit den Anliegern am Kulturforum und am Potsdamer Platz. Als Ergebnis des Planungsprozesses zum Planwerk Innenstadt steht die Favorisierung eines grünen Freiraums (Senatsbeschluss zum Planwerk Innenstadt vom 19. Mai 1999)und ergänzende Bebauungsvorschläge (Torhaus an der Philharmonie) sind im Zuge des kooperativen Planverfahrens zum Planwerk Innenstadt nicht weiter verfolgt worden.

Auf Basis der in der Werkstatt erarbeiteten Planungsüberlegungen und der Erkenntnisse aus den Entwürfen zum Planwerk Innenstadt wurde Anfang 1998 ein landschaftsplanerischer Wettbewerb mit städtebaulichem Anteil durchgeführt (Valentien + Valentien / Hilmer & Sattler). Das Ergebnis dieses Wettbewerbes ist für den Freiflächenbereich am 10. März 1998 vom Senat bestätigt worden, so dass aus Anlass der Eröffnung der Gemäldegalerie im Sommer 1998 erste Maßnahmen zur Realisierung der Planung durchgeführt werden konnten.

Nach Freimachung der Platzfläche (durch Senatsbeschluss am 20.01.1998) wurde das Wettbewerbsergebnis in Teilbereichen ausgeführt:

- Die Platzfläche wurde teilweise angelegt.

- Nach Abschluss des Umbaus der Potsdamer Straße wurden die Freiflächen vor der Staatsbibliothek entsprechend dem Wettbewerbsergebnis neu geordnet.

- Der Grünstreifen zwischen dem Staatlichen Institut für Musikforschung und der Entlastungsstraße wurde neu gestaltet.

Zur Lösung der anhängigen Grundstücksfrage hat der Senat am 28.04.1998 beschlossen, dass mit dem privaten Eigentümer und der Ev. Kirche seitens der Senatsverwaltung für Finanzen Verhandlungen über Grundstückstausch oder -kauf für die betreffenden Grundstücke (964 qm vom priv. Investor und 655 qm für die Kirche, s. Lageplan) aufzunehmen seien. Diese konnten nicht zum Abschluss gebracht werden, da der private Grundstückseigentümer zur Zeit nicht bereit ist, sein Grundstück an das Land Berlin zu veräußern.

Derzeitiger Zustand (2004)

Die rote Markierung in diesem und den folgenden Plänen umfasst das heutige Kulturforum.