Wahrnehmungsschulungen

Abteilungsintern wurden projektbezogene Termine mit unterschiedlicher personeller Zusammensetzung und eine Gender-Routine (4W/3M) eingeführt. In den ab-teilungsinternen Besprechungen (Referatsleitungen (1W/4M); Referats-/Gruppenlei-tungen (4W/12M) wurde GM obligatorisch als TOP aufgenommen. Bedarfsorientierte Zusammenkünfte fanden mit dem Fachfrauenbeirat (frauendominiert) und betroffenen Referaten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (männerdominiert) statt.

Die an der Bearbeitung der Projekte beteiligten Auftragnehmer und Auftragnehmerinnen wurden in die interne Diskussion eingebunden, zur Berücksichtigung von Gender-Aspekten verpflichtet und auch mit der Bearbeitung von GM-relevanten Aufgabenstellungen beauftragt.

Für interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fanden Wahrnehmungsschulungen statt.

Bedingt durch das zunehmende Interesse der (Fach-)Öffentlichkeit sah sich die Abteilung mit einer zunehmenden Öffentlichkeitsarbeit konfrontiert, die von engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrgenommen wurde. Zudem wurden zwei größere Veranstaltungen organisiert:

Am 1. Oktober 2003 wurde in Kooperation mit der SRL35 ein Workshop mit durchschnittlich 60 Teilnehmerinnen/Teilnehmern (80% Frauen, 20 % Männer) und am 25. März 2004 eine abteilungsinterne Veranstaltung (9W/12M) im Rahmen der Beauftragung der externen Organisationsberatungsfirma durchgeführt. Mit Unterstützung der externen Beratung fand eine Reflexion der bisherigen Arbeit statt, die zur Konkretisierung der gesetzten Ziele und Verfahrensweise führte. Das Pilotverfahren wurde durch die Hausleitung bis zum 30. Juni 2004 verlängert, um den eingeleiteten Prozess noch im Rahmen der Pilotprojekte zu verstetigen. Die Projektergebnisse wurden aufbereitet und abteilungsintern diskutiert. Für das weitere Verfahren wurden zu diesem Themen (1) Aufstellung von Bebauungsplänen, (2) Wettbewerbsverfahren,

(3) Beirat für Genderbelange und (4) Führung, Zusammenarbeit und Kommunikation Vorschläge für die Einbeziehung in die künftigen Planungsverfahren entwickelt.

Die hochgesteckten Ziele der Pilotabteilung konnten für die angestrebte Verfahrensentwicklung innerhalb der bisherigen Bearbeitungszeit annähernd erreicht werden. So wurden Kriterien entwickelt, in die die Verfahren eingeführt und auf eine geschlechterparitätische Besetzung der Gremien geachtet wurde. Aufgrund der bewussten Auswahl von laufenden Verfahren mit „fremdbestimmter Zeitschiene" hat eine Verstetigung noch nicht stattgefunden.

Die Beteiligten innerhalb der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sind sich jedoch einig, dass neben der erreichten Verfahrensentwicklung auch die Umsetzung der Erkenntnisse in Regelverfahren als lohnenswertes Ziel weiterverfolgt wird. Die Anfragen von Fachämtern mit vergleichbaren Aufgaben bestätigen dies und ermutigen zu diesem Vorgehen.

Einzelne Arbeitsschritte, wie z. B. die Erweiterung der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange (TÖB) um Vertretergruppen von Gender-Belangen, fanden nicht die erhoffte Resonanz und zusätzlich die vehemente Ablehnung der Rechtsaufsicht. Der Zeit- und vor allem Kostenaufwand für das Verfahren ist im Vergleich zum Ergebnis zu gering und enttäuscht zudem die Beteiligten, wenn sichtbar wird, dass die rechtlichen Möglichkeiten keine verbindliche Aufnahme der dargestellten Anregungen zulässt, da diese sich hauptsächlich auf weitere Planungsstufen beziehen. So wurde die Koppelung der Gender-Beteiligung an die rechtlich vorgeschriebene Beteiligung TÖB erneut auf den Prüfstand gestellt und wird unter Verwendung der gewonnenen Erkenntnisse in Zusammenarbeit mit der Rechtsaufsicht zu einem effektiveren Verfahren entwickelt. Andere Arbeitschritte wurden im Umfang unterschätzt. Dies trifft insbesondere für die Prozessintegration (Integration von Gender in Denkstrukturen, Verhaltensmustern und die Wahrnehmung von Arbeitsweisen) zu. Hier konnte lediglich ein kleiner Bereich bearbeitet werden.

SRL= Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landschaftsplanung.

Welche hausinternen Strukturen wurden zur Unterstützung der Erprobung von GM aufgebaut? Inwieweit konnte in den Pilotverwaltungen ein sichtbarer Top-Down-Prozess aufgebaut werden?

Das Projekt wird Top-Down begleitet. Für die strategische Implementierung von Gender Mainstreaming und zur Unterstützung der politischen Leitung ist der Steuerungsdienst verantwortlich. Für die strategische Begleitung wurde das Lenkungsgremium Gender Mainstreaming eingerichtet. In dem Gremium sind die zuständige Staatssekretärin, der Steuerungsdienst, die Leitung der Fachabteilung (ein Mann, eine Frau), die Geschäftsstelle des Frauenbeirates, die Sprecherin des Frauenbeirates, die Geschäftsstelle Gender Mainstreaming, der Personalrat, die Frauenvertretung und die Vertretung der Schwerbehinderten vertreten.

Zur Unterstützung der Steuerung wurde eine dezentrale Projektkoordinatorin benannt (seit Juni 2003). Als beratendes Gremium wurde der Frauenbeirat mit der Begleitung der Einführung von Gender Mainstreaming eingebunden.

Der Abteilungsleiter war Mitglied der Lenkungsgruppe der Senatsverwaltung (frauendominiert). Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Steuerungsdienstes wurde er zum Genderbeauftragten berufen. Ebenso nimmt er die Berufung als Beiratsmitglied (w 6/m3) innerhalb des EXWost-Projektes „Gender Mainstreaming im Städtebau" (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung) wahr.

Zusammenfassung der Ergebnisse: Erfahrungen und Verbesserungs-möglichkeiten

Das vorliegende Ergebnis ist hauptsächlich aufgrund des Engagements der Beteiligten zu Stande gekommen.

Der Top-down-Prozess hat klare Strukturen und Zuständigkeiten aufgezeigt und der Abteilung zu Freiräumen verholfen, in denen die Projekte bearbeitet werden konnten.

Das Interesse für das Thema wurde bei am Verfahren beteiligten genderunerfahrenen Dritten durch entsprechende Darstellungen durch Einzelgespräche oder Einladungen zu Veranstaltungen geweckt.

Die Projektbeteiligten in der Verwaltung haben ihre Aufgabe trotz Arbeitszeitverkürzung und Haushaltssperre erfolgreich bearbeitet.

Die Berliner Haushaltssituation und die während der Projektphase zusätzlich geltende Haushaltssperre führte zu Einschränkungen bei der Bearbeitung der Projekte.

Die Beauftragung von freien Planerinnen/Planern, die üblicherweise an der Bearbeitung der Projekte beteiligt sind, musste auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Die problemlose Integration von Gender Mainstreaming in die Bearbeitung und die intensive Auseinandersetzung mit der Problematik ist dem Interesse der Auftragnehmerinnen/Auftragnehmer am Thema zu verdanken. Nichtsdestotrotz ist für zukünftige Verfahren der höhere finanzielle Aufwand zu kalkulieren.

Die Ermittlung von Daten wurde aufgrund der Haushaltssperre zurückge-stellt und wird nun mit Verspätung in reduzierter Form durchgeführt. Die möglicherweise für das Projekt eintretende Zeitverzögerung kann durch das bearbeitende Büro und eine intensive Betreuung und Koordinierung nur teilweise ausgeglichen werden.

Schulungen und eine durchgehende Evaluationen konnten nur in geringem Maß durchgeführt werden. Es hat sich allerdings gezeigt, dass eine intensive Wahrnehmungsschulung und zeitintensive Fachdiskussion nicht nur als Einführung in die Thematik erforderlich ist, sondern auch zur Intensivierung bereits vorhandener Genderkompetenz gewünscht wird und als notwendig erkannt wurde.

Zur Gewährleistung der angestrebten Veränderung der Regelverfahren ist die Ausweitung des Pilotstatus mit der notwendigen finanziellen Ausstattung erforderlich.

Ohne personelle Verstärkung auf Dauer über die bisherige fachliche Besetzung hinaus, ist eine qualifizierte Arbeit wie in den Pilotprojekten, nicht zu gewährleisten. Mitunter wurden bei genderkompetenten Beteiligten zu hohe Erwartungen an die Umsetzung von Genderaspekten geweckt.

Projektplanung und Projektgestaltung (Welche Rolle nahm die externe Organisationsberatung in Bezug auf Herstellung von Gender-Kompetenz und Prozessbegleitung ein? Konnte das Angebot effektiv genutzt werden?)

Durch die externe Organisationsberatung konnte sowohl die Genderkompetenz als auch die Effektivität des Prozesses gesteigert werden. Die Beauftragung erfolgte zu einem Zeitpunkt, zu dem die Pilotprojekte bereits intensiv bearbeitet wurden und nachdem bereits zwei Externe mit der Einführung der Thematik bzw. der Evaluation tätig waren. Durch die Kompetenz der externen Beratungsfirma zu Themen der Raumplanung und die Möglichkeit, den vorgegebenen Arbeitsplan an die Erfordernisse der Pilotabteilung anzupassen, wurde die in der Abteilung latent vorhandene Beratungsmüdigkeit und -resistenz überwunden und das gemeinsam festgelegte Arbeitsprogramm erfolgreich absolviert. Für die weitere Bearbeitung / zukünftige Projekte ist die Begleitung der Abteilung während des gesamten Projektes wünschenswert.

Senatsverwaltung für Justiz Bezeichnung der Pilotbereiche/Pilotprojekte

1. Jugendarrestanstalt Berlin „Diensteinteilung und Personaleinsatz unter Genderaspekten"

2. Justizvollzugsanstalt Düppel „Umsetzung von Gender Mainstreaming im Personaleinsatz" Anzahl der beteiligten Behörden sowie der beteiligten Personen

In beiden Justizvollzugsanstalten wurden die Projektgruppen hierarchie- und fachdienstübergreifend besetzt, wobei jeweils die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Allgemeinen Vollzugsdienstes (AVD) am stärksten vertreten waren. In der Jugendarrestanstalt Berlin haben sieben Personen regelmäßig in der Projektgruppe Gender Mainstreaming mitgearbeitet. Die Justizvollzugsanstalt Düppel hat ihre Arbeit mit sechs Projektmitgliedern begonnen und nach inhaltlicher Thematik kontinuierlich erweitert. Die zukünftige Projektgruppenarbeit wird mit 8 Personen weitergeführt.

Projektinhalt / Projektziel Jugendarrestanstalt Berlin: „Diensteinteilung und Personaleinsatz unter Genderaspekten" Definition des Oberziels: Die Zufriedenheit des Personaleinsatzes soll bis Ende 2004 für Frauen und Männer aus dem Allgemeinen Vollzugsdienst (AVD) erhöht werden. Geplantes Entwicklungsziel bis Ende März 2004: Vorlage eines Maßnahmenkataloges, der die Umsetzung von Gender Mainstreaming im Personaleinsatz des Allgemeinen Vollzugsdienstes regelt.