Nationale Aktivisten Prenzlauer Berg

Die Bezeichnung „Nationale Aktivisten Prenzlauer Berg" wurde erstmals Ende Juli über das Internet bekannt. Bisher sind keine eigenständig organisierten Veranstaltungen der NAPB zu verzeichnen. Die NAPB verfügen über eine Homepage, auf der bislang im Wesentlichen über die Teilnahme an Veranstaltungen berichtet wurde. Mehrere Einträge weisen auf die Fremdenfeindlichkeit der Kameradschaftsaktivisten hin. In Berichten über die Verbreitung von Plakaten und Flugblättern wird Rudolf Heß als Opfer dargestellt und der Nationalsozialismus verherrlicht.

Ein auf der Homepage der NAPB eingestelltes Bild eines Demo-Transparents zeigt die Feindschaft der NAPB gegenüber dem demokratischen Verfassungsstaat:

Die „Vereinten Nationalisten Nordost" traten seit Juni in Erscheinung. Sie sind der Versuch, die personellen Verbindungen zwischen der NPD und dem Kameradschaftsnetzwerk zu stärken. Sie machten durch die umfangreiche Verteilung von Aufklebern und Plakaten mit rechtsextremistischen Inhalten im Raum Pankow auf sich aufmerksam. Die Aggressivität und Fremdenfeindlichkeit der VNNO sowie der regionale Bezug wurden durch Parolen wie „Deutsche, kauft bei Deutschen!

Nationale Solidarität gegen Überfremdung!", „Pankow bleibt Aufnahme eines Transparents, das NAPB-Mitglieder am 27.11.2004 während einer Demonstration in Duisburg (NRW) mitführten.

Die neugegründeten Kameradschaften gaben sich z. T. hochtrabende Namen, wodurch eine organisatorische Verfestigung, eine Mitgliederstärke und ein politischer Anspruch vorgetäuscht werden sollten, die zumeist nicht existierten. Erhofft wurde, durch klangvolle Namenszusätze eine größere Reichweite zu erzielen und die eigene Stellung im rechtsextremistischen Lager aufzuwerten.

Aufgrund der geringen Mitgliederzahlen werden jedoch nicht die Personenzusammenschlüsse, sondern die einzelnen Führungsaktivisten zum bestimmenden Faktor der Entwicklung. Von ihrer Einsatzbereitschaft hängt die Aktionsfähigkeit des gesamten Netzwerks ab.

Neben den Neugründungen kam es erneut zu Kooperationsbemühungen, um über die regionalen Bezüge der so genannten „Freien Kräfte" hinaus die Aktionsfähigkeit des Kameradschaftsnetzwerks zu erhöhen. So wurde bereits 2003 unter dem Namen „Nationales und soziales Aktionsbündnis Mitteldeutschland" (NSAM) ein überregionales Forum ins Leben gerufen. Ziel des NSAM ist es, das Vorgehen der neonazistischen unabhängigen Kameradschaften in den ostdeutschen Ländern zu koordinieren und die Schwerpunkte in der politischen Arbeit abzustimmen. Seit etwa Anfang 2004 agitierte das NSAM gegen den vermeintlichen Sozialabbau durch die „Agenda 2010" der Bundesregierung. Das NSAM betrieb dazu eine eigene Kampagnenseite im Internet und führte einige Demonstrationen sowie Infostände durch.

Zur NSAM-Kampagne gehörte auch die Herausgabe von Propagandamaterial. So wurde eine erste Ausgabe des „Berliner Boten ­ Unabhängiges Mitteilungsblatt für Berlin" datiert auf April/Mai 2004 im Internet veröffentlicht und in Berlin verteilt.

Der „Berliner Bote" kann als Schwesterblatt des bereits bekannten „Märkischen Boten"

In Berlin sollte am 9.10.2004 ein Aufzug mit dem Titel „Nein zur Agenda 2010.

Ein neues System bietet neue Möglichkeiten" stattfinden. Die Kundgebung fiel jedoch aus.

Nach eigenen Angaben soll die Auflage des „Berliner Boten" bei 5 000 Exemplaren gelegen haben, von denen allerdings nur ein geringer Teil verteilt worden sein dürfte.

Kooperationsbemühungen zwischen den Kameradschaften Propaganda des MHS sowie des „Inselboten" aus Mecklenburg-Vorpommern angesehen werden. Der „Berliner Bote" beschäftigte sich vor allem mit regionalen Themen. Einzelne Beiträge enthalten eine positive Bewertung des Nationalsozialismus und fremdenfeindliche Agitation. So wird die Diskussion um die Einführung eines neuen Sirenensignals bei der Polizei wie folgt kommentiert: „Vielleicht verstehen die Fremden unsere Polizei einfach nicht und deswegen ist ein überwiegender Teil dieser ausländischen Mitbürger kriminell. (...) Und da bekanntlich alles, was in der Zeit von 1933 bis 1945 gut und richtig war, heute falsch und schlecht ist, hat man sich vielleicht für das neue Signal entschieden?"

Um eine gemeinsame virtuelle Kommunikationsbasis der aktionsorientierten Berliner Rechtsextremisten bemühte sich weiterhin auch das „Aktionsbüro Mitteldeutschland / Nationaler Widerstand Berlin-Brandenburg" (AMD/NWBB). Neu hinzugekommen ist im Mai das Internet-Projekt „Berliner Infoportal", das eine hohe Aktualität und Interaktivität ausweist. Dies wird durch den Charakter einer Informationsplattform erreicht, auf der Szeneangehörige ihre Aktionsberichte platzieren und verbreiten können. Der Bedeutungsgewinn des „Info-Portals" zeigt sich derzeit an der im Vergleich zum AMD/NWBB deutlich höheren Zahl der Zugriffe.

Erlebnisorientierung und verändertes Erscheinungsbild

Die Doppelstrategie der meisten Kameradschaftsführer ­ einerseits mit erlebnisorientierten Aktionsformen und einem veränderten Erscheinungsbild um gesellschaftliche Akzeptanz zu werben, gleichzeitig jedoch mit zunehmender Gewaltbereitschaft die bewusste Konfrontation mit dem politischen Gegner zu suchen - bedeutet einen Spagat, der auch zu Spannungen innerhalb des Kameradschaftsnetzwerks führt.