U8-Untersuchung als Frühwarnsystem!

Der Senat soll sicherstellen, dass Kindern im Rahmen der U7- und U8-Untersuchung anhand von standardisierten Sprachtests gezielt auf mangelndes Sprechvermögen oder Sprachstörungen untersucht werden.

Werden im Rahmen der U7- oder U8-Untersuchung sprachliche Defizite bei untersuchten Kindern festgestellt, ist seitens der untersuchenden Ärztin oder des Arztes auf Fördermaßnahmen durch vorschulische Bildungseinrichtungen hinzuweisen bzw. sind die Erziehungsberechtigten über die Konsequenzen einer ausbleibenden Förderung zu informieren.

Um den Erziehungsberechtigten kompetenten Rat vermitteln und Empfehlungen aussprechen zu können, sind die jeweiligen Ärzte mit den hierfür notwendigen Materialien und Unterlagen, insbesondere über Kitas, die gezielte Sprachförderung betreiben, zu versorgen.

Begründung:

Die in Berlin durchgeführten Sprachstandserhebungen zeigen deutlich, dass der Grad und die Zahl der Entwicklungsstörungen im Bereich der Sprachkompetenz, insbesondere in den innerstädtischen Bezirken, besorgniserregend sind.

Es gilt Sprachdefizite möglichst frühzeitig aufdecken, um kompensatorische Maßnahmen einleiten zu können. Wenn die Defizite bekannt sind, lassen sie sich gezielt durch Förderangebote im Rahmen der vorschulischen Bildung beheben. Leider werden die Problemlagen viel zu spät aufgedeckt.

Abgeordnetenhaus Berlin ­ 15. Wahlperiode Drucksache 15/ 3935

Daher bedarf es berlinweiter Sprachtests für Kinder im Vorschulalter. Diese könnten sinnvoll im Rahmen der U/bzw. U8- Untersuchungen durchgeführt werden. Ziel der Untersuchungen muss es sein, dass bestehende Defizite möglichst früh erkannt und behoben werden. Eine Sprachförderung kann dann bereits im Vorschulalter einsetzen.

Hierbei kommt den Kindertagesstätten eine besondere Rolle zu. Neben den regulären Betreuungsleistungen muss die Sprachkompetenz, vor allem der sprachschwächeren Kinder gestärkt werden. Durch derart abgestimmte Maßnahmen können die gravierenden Probleme bis zur Einschulung behoben werden.

Eine verpflichtende Reihenuntersuchung mit anschließender Kita-Pflicht lässt sich im Unterschied zum vorgestellten Modell kaum verwirklichen. Sie ist aber auch nicht notwendig. Denn der überwiegende Teil der Kinder aus stark belasteten Milieus (z.B. Migrationshintergrund, bildungsfern, sozial schwach) nimmt an den Vorsorgeuntersuchungen teil. Auch ein Kita-Besuch dieser Kinder ist eher die Regel als die Ausnahme. Problematisch bleibt jedoch die gezielte Sprachförderung der Kinder innerhalb der Tageseinrichtung. Diese unterbleibt meist aufgrund des fehlenden Informationsflusses zwischen Arzt und Kita. Die Diagnose des Arztes wird leider nicht weitergeleitet.