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Bericht: Reinickendorf Ergebnisse der Evaluation der Schulstationen in der Reginhard - und Schäfersee-Grundschule 0. Einleitung

Die Arbeitsgruppe „Selbstevaluation der Reinickendorfer Schulstationen" führte in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich Empirische Erziehungswissenschaft der Freien Universität eine Evaluation der beiden Reinickendorfer Schulstationen durch. Die Daten zur Evaluation der Schulstationen in der Schäfersee- und der ReginhardGrundschule in Reinickendorf wurden im September 2003 erhoben. Es wurden jeweils Schüler, Lehrer, Eltern und Kooperationspartner schriftlich befragt. Durch die frühzeitige Festlegung auf den Umfang der Fragebögen und die knappen finanziellen Ressourcen konnten Dimensionen erfasst werden, die im wesentlichen nur den Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz der Schulstationen erfassen.

1. Schülerbefragung

Es wurden nur die Schüler der 2.-6. Klasse befragt, weil diese Gruppen, im Gegensatz zu den Erstklässlern, über ausreichende Kenntnisse über den Alltag in den Schulen verfügten. Insgesamt nahmen 744 Schüler an der Befragung teil. Die Schulen erreichen mit ihren Angeboten einen hohen Anteil an Schülern. Insgesamt haben nur 13,0 % der Schüler die Schulstation noch nicht besucht.

Die Werte zeigen eine tendenziell hohe Zustimmung für die Schulstationen. Es kann eine mit den Jahrgangsstufen kritischere Einstellung der Schüler mit den Schulstationen konstatiert werden.

Der wurde Frage nachgegangen, wie sich die Anzahl der Kinder, die angaben, noch nie in der Schulstation gewesen zu sein, auf die Klassenstufen verteilt. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Schulstationen in hohem Maße präsent im Bewusstsein der Schüler sind. Zudem ist der hohe Erreichungsrad bei den älteren Jahrgängen bemerkenswert, denen vermutlich die auffälligeren Schüler angehören. Die Bewertung fiel günstiger aus, wenn die Schulstation oft besucht wurde.

Eine zusätzliche Information für die Evaluation kann durch die Frage nach der Häufigkeit des Besuchs in der Schulstation gewonnen werden. Die Schüler hatten die Möglichkeit, „oft" oder „manchmal" anzugeben. Die Varianzanalyse ergab, dass das Antwortverhalten zu dieser Frage das zu den Indizes „schulische Unterstützung" und „allgemeine Hilfe" signifikant beeinflusst. Bei beiden Indizes fiel die Bewertung günstiger aus, wenn die Schulstation oft besucht wurde. Zusammen mit den überhaupt niedrigen Mittelwerten spricht dies für die Arbeit der beiden Schulstationen.

Die Klassenatmosphäre hat sich laut Schülerangaben sehr günstig entwickelt. Dies entspricht auch der Tendenz der insgesamt positiven Schüleraussagen. Werden die Aussagen zur Klassenatmosphäre differenziert nach Jahrgangsstufen betrachtet, verfestigt sich die zuvor geäußerte Annahme, dass mit zunehmendem Alter eine kritischere Haltung zu positiven Effekten der Schulstationen entsteht.

Die Schüler wurden zudem gebeten, Angaben über das zu machen, was sie sich für die Schulstationen noch wünschen würden und was ihnen dort am besten gefällt. Die Fragen wurden offen formuliert. Die Aussagen ließen sich kategorisieren und quantifizieren, und werden im Folgenden getrennt für beide Schulstationen dargestellt.

Demnach wünschten sich die Reginhard-Grundschüler am meisten (knapp 50 Schüler), dass die Ausstattung (z.B. mehr Personal, längere Öffnungszeiten, insgesamt größere Einrichtung) verbessert wird. Rund 30 Schüler wünschen sich mehr Spiele. Die Schäfersee-Grundschüler wünschten sich (ca. 60 Schüler) mehr Computer bzw. Computerspiele oder Fernseher, knapp gefolgt (rund 50 Schüler) von dem Wunsch nach mehr Spielen.

Bei der Frage nach dem, was ihnen am besten gefiele, gaben die Reginhard-Grundschüler am meisten (45

Schüler) Spiele an; am zweithäufigsten (39 Schüler) nannten sie Hilfe bei den Hausaufgaben und beim Lernen.

Die Schäfersee-Grundschüler fanden besonders die Möglichkeit zu spielen gut (etwa 70 Schüler), gefolgt (ca. 25

Schüler) von der Zufriedenheit mit der Ausstattung, und hier besonders mit der Möglichkeit, schon vor Schulbeginn die Schulstation aufsuchen zu können.

2. Lehrerbefragung

An der Befragung nahmen insgesamt 60 Lehrkräfte teil.

Auch die Lehrer glauben, dass die Schulstation positiv vor allem auf die Unterstützung bei schulischen Belangen wirkt, zudem ergeben sich positive Werte für die Bewertung von allgemeiner Hilfe.

91,7 % der befragten Lehrer berichteten von positiven Erfahrungen, die ihre Schüler mit der Schulstation gemacht haben. 85,0 % sind der Meinung, dass die sozialpädagogische Unterstützung im Schulalltag sehr gut sei. 58,3 % halten die Schulstation gar für unverzichtbar. Gar 98,3 % halten die Kooperation mit der Schulstation erfolgreich im Interesse der SchülerInnen.

3. Befragung der Kooperationspartner

Die Befragung der Kooperationspartner stellt den Versuch dar, die externe Sicht auf die Schulstationen zu überprüfen. An der Befragung nahmen insgesamt 127 Kooperationspartner teil. Es stellt sich zunächst die Frage, woher Informationen über die Schulstation bezogen werden. Fallbezogene Kontakte und Kontakte über Gremien/AGs wurden bei dieser Befragtengruppe erwartungsgemäß häufig genannt. Im Hinblick auf einen nicht geringen Wert an Antwortverweigerung kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Existenz der Schulstationen als selbstverständlich erlebt wird und sich die Frage, wie Informationen bezogen wurden, für einige Kooperationspartner nicht mehr stellt. Die Kooperationspartner wünschen sich zudem mehr Kontakte zu den Schulstationen. 60,6 % der Befragten meldeten hierbei einen Bedarf an.

92,1 % der Befragten halten die Schulstationen für eine wichtige Ergänzung des Schulalltags. Dass Schule und Jugendhilfe über die Schulstationen kooperieren, halten 22,0 % der Befragten für sehr gut.

Je häufiger Kontakt zur Schulstation bestand, desto besser wurde die Beurteilung. Besonders interessant ist die Tatsache, dass Kooperationspartner, die nie Kontakt zur Schulstation haben, die Schulstation dennoch positiv bewerten. Dies bildet den allgemeinen Diskurs der Umwelt über die Schulstation ab.

4. Elternbefragung

An der Elternbefragung nahmen 495 Eltern teil. Bei der Frage nach dem Bezug der Information über die Schulstationen zeigen die Werte einen höheren Ausschlag bei Elternabend und Antwortverweigerungen an. Die häufige Nennung des Elternabends deutet auf eine gute Informationspolitik der Schulstationen hin, die nicht nur auf die Schüler, sondern auch auf die Einbindung der Eltern konzentriert ist. Die hohe Zahl an Antwortverweigerungen bietet Grund zur Annahme, dass die Schulstationen als selbstverständlicher Bestandteil des Schulalltags erlebt werden.

Eine konkrete Antwort auf die Frage, ob außerhalb der Unterrichtszeit Lernhilfe von der Schulstation in Anspruch genommen wurde: 10,5 % (52 Nennungen) der Eltern gaben diese Möglichkeit an. Dies ist insofern überraschend, als die bisherigen Daten zu schulischer Unterstützung eine deutlichere Ausprägung hätten erwarten lassen.

Interessant im Kontext von Elternbefragungen ist immer auch die Beteiligung von Eltern. Bei der Frage, ob die Eltern an Angeboten der Schulstation teilgenommen haben, verneinte ein großer Teil der Eltern diese Möglichkeit (80,4 %). Vor dem Hintergrund eines kleinen Personalbestands in den Schulstationen kann dieser Wert positiv bewertet werden.

Wie sich das Engagement auf die Beurteilung der Schulstation auswirken kann: die Beanspruchung von Einzelgesprächen, die Teilnahme an Elterngruppen oder -cafes bzw. -abenden wirkt sich bei beiden Schulstationen deutlich und signifikant aus. Durch die Einbindung der Eltern können klimatische Aspekte begünstigt werden, was letztlich dem gesamten Projekt Schulstation zugute kommen kann.

Ähnlich den zuvor dargestellten Ergebnissen hält auch ein großer Anteil der Eltern die Schulstationen mit 81,6 % für mindestens eine wichtige Ergänzung im Schulalltag. 71,5 % der Eltern halten die sozialpädagogische Unterstützung des Schulalltags für sehr gut.

Die Frage, ob sich der Besuch der Schulstation auf die Kinder in Form einer höheren Gelassenheit niederschlägt, hing signifikant von der Besuchshäufigkeit ab. Wiederholt findet sich das Muster, dass mit der Häufigkeit die Zufriedenheit wächst.

Die insgesamt positive Bewertung wird an dieser Stelle noch einmal unterstrichen. Eltern, deren Kinder häufiger die Schulstation besuchen, meinen eine größere Gelassenheit ihrer Kinder im Schulalltag zu verspüren. Das ist ein Kernanliegen des Konzeptes von Schulstationen.

5. Fazit

Die Evaluation der beiden Schulstationen markiert in erster Linie Ansatzpunkte für weitere Untersuchungen, in denen auch qualitative Methoden angewandt werden sollten. Insgesamt zeigt die Auswertung der Fragebögen eine hohe Zustimmung für beide Schulstationen. Die Unterstützung der Eltern ist ein wichtiger Aspekt für die Arbeit der Schulstationen. Insgesamt können ca. 20 % der Eltern mit spezifischen Angeboten erreicht werden.

Das ist angesichts knapper personeller Ausstattung in den Schulstationen eine bemerkenswerte Quote. Mit der Untersuchung konnten weniger Daten über die Wirkung der Schulstationen, als vielmehr ein Akzeptanz- und Stimmungseindruck gewonnen werden. Anschließende Untersuchungen müssten auch auf der Wirkungsebene ansetzen. Hinsichtlich der Datenlage bleiben verschiedene Fragen offen, so z.B., ob nicht grundsätzlich sozialpädagogische Arbeit von den Befragten als positiv bewertet wird, weil sie immer auch mit Zuwendung, Aufmerksamkeit oder Unterstützung verbunden ist. Auch kann hinter der hohen Zustimmung eine Strategie vermutet werden, die den Erhalt der Schulstationen beabsichtigt. Das konnte aber durch die Auswertung nicht festgestellt werden.

Im Folgenden werden einige Anregungen für eine Fortentwicklung der Evaluation genannt:

· Die Kooperation zwischen Lehrkräften und Mitarbeitern der Schulstationen müsste näher untersucht werden.

· Auch wäre zu überlegen, Migrationsaspekte zu berücksichtigen. In dieser Hinsicht gab es keine Differenzierungen.

· Die engagierten Eltern könnten eingehender über ihre Motivation zur Kooperation und ihren Erfahrungen mit den Schulstationen befragt werden.

· Bei der Befragung der Kooperationspartner ließen sich verschiedene Gruppen von Partnern unterscheiden, um differenziertere Einschätzungen zu erlangen.

· Es wäre zu überprüfen, ob nicht die Schüler zielgruppenorientierter befragt werden könnten. Dadurch ließe sich feststellen, ob das Angebot der Schulstationen die Adressaten erreicht.

· Die Lehrkräfte müssten gefragt werden, welche Erwartungen sie an sozialpädagogisches Handeln im Kontext von Schule haben. In diesem Sinne wäre auch nach dem konkreten Nutzen der Angebote von Schulstation für den Schulalltag zu fragen.