Verkehrsmessstationen Messstationen in Wohngebieten und am Stadtrand Rot Grenzwert überschritten Fett Grenzwert Toleranzmarge

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Wesentlich ungünstiger ist die Situation in Bezug auf den 24h-Grenzwert, der nur 35 Tage mit mehr als 50 µg/m³ PM10 gestattet. Die Abb. II.2. Auch die Summe aus Grenzwert und der in 2002 gültigen Toleranzmarge von zusammen 65 µg/m³ wurde an mehr als 35 Tagen übertroffen. Selbst in Wohngebieten der Innenstadt lag die Belastung über dem Grenzwert und an den Stadtrandstationen nur knapp darunter.

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Ein Jahr später stieg die Belastung -- trotz im Wesentlichen gleich gebliebener Feinstaubemissionen in Berlin -- nochmals deutlich an. Die mittlere Jahresbelastung von PM10, die in 2002 und den beiden Vorjahren überall im Stadtgebiet, wenn auch knapp unter dem Grenzwert von 40 µg/m³ blieb, lag in 2003 an allen Verkehrsstationen mit 41 bis 47 µg/m³ deutlich darüber. Der 24 hGrenzwert wurde im Jahr 2003 sogar am nordöstlichen Stadtrand überschritten. An den Verkehrsmessstellen kamen zwischen 80 und 117 Überschreitungen zustande. Der Maximalwert, gemessen an der Station Lerschpfad, direkt am Rande der Stadtautobahn, war aber durch die Staubemission der nahegelegenen Baustelle auf der Spandauer Damm Brücke beeinflusst, die von Mai 2003 bis Juni 2004 betrieben wurde. Ohne die Aktivitäten der Baustelle wäre der Jahresmittelwert 2003 vermutlich um 4 µg/m³ niedriger ausgefallen, was zu etwa 16 Überschreitungstagen weniger geführt hätte. In 2004 dürfte ihr Einfluss aufgrund der kürzeren Periode mit knapp 3 µg/m³ oder etwa 11 Überschreitungstagen etwas geringer gewesen sein.

Signifikant niedriger war die Feinstaubbelastung im Jahr 2004. Die erlaubten 35 Tage über 50

µg/m³ wurden an der Messstelle Stadtautobahn erst Ende Oktober und an der Messstation Schildhornstraße Anfang Dezember erreicht. Die Zahl der Überschreitungen war bis Jahresende mit 37 -62 Tagen an den verkehrsnahen Messstellen nur halb so hoch wie in 2003. Die in 2004 neu eingerichtete Verkehrsmessstelle am Hardenbergplatz vor dem Bahnhof Zoologischer Garten zeigte nur 23 Überschreitungstage.

Die im gesamten Stadtgebiet höhere PM10-Belastung in 2003, die auch in Brandenburg und in weiteren Bundesländern, insbesondere im Osten Deutschlands, registriert wurde, hatte überwiegend wetterbedingte Ursachen.

Auswertungen des Landesumweltamtes Brandenburg [II.22] und des Umweltbundesamtes [II.23] haben ergeben, dass im Jahr 2003 eine Häufung von Wetterlagen mit geringem vertikalen Luftaustausch, östlicher Windströmung und Trockenheit auftrat, die die Akkumulation und die weiträumige Verfrachtung der Feinstäube begünstigte. Wie Abb. II.2.6 zeigt, kamen in Berlin im Jahr 2003

(rote Linie) Situationen mit südöstlicher Windströmung häufiger vor als im Jahr 2004, das durch vermehrte Perioden mit West- und Südwestwinden geprägt war. Westliche Winde sind häufig mit feuchten und niederschlagsträchtigen Wetterlagen verbunden, bei denen der Feinstaub aus der Atmosphäre entfernt wird und die in den Berliner Raum geführte Vorbelastung meist gering ist.

Umgekehrt werden bei östlichen Windrichtungen kontinental geprägte Luftmassen herantransportiert, die wegen geringerer Feuchtigkeit und Regen auch höhere Feinstaubkonzentrationen mitbringen. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit für Temperaturinversionen (vgl. Abb. II.1.2), die den Austausch der in Bodennähe emittierten Schadstoffe nach oben hin erschweren. II.2.7 verdeutlicht, dass in den Jahren 2002 und 2003 vorwiegend bei Ost- bis Südostwind Stundenwerte der Feinstaubkonzentration über 50 µg/m³ auftraten, die zu den erlaubten 35 Überschreitungstagen beitrugen. Die für die Jahre 2002-2004 gezeigten Streudiagramme geben die PM10-Messungen an der im Südosten Berlins gelegenen BLUME-Station Müggelsee wieder. Da A-46 © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung -- Luftreinhalte- /Aktionsplan Berlin 2005 - 2010 -- Juli 2005 diese Messstelle bei Südostwind nicht von Berlin beeinflusst ist und eine ähnliche Schadstoffverteilung auch an anderen Stadtrandstationen auftritt, können als Ursache für die Häufung hoher Werte bei dieser Windrichtung nur weiter entfernte Quellen außerhalb des Großraums in Frage kommen.

Tatsächlich existieren in den östlich und südöstlich gelegenen Nachbarstaaten noch stark emittierende Quellen für PM10 und weitere Schadstoffe, aus denen sich Feinstaub durch luftchemische Prozesse bildet und über weite Strecken bis in den Berliner Raum transportiert wird. Auf die Problematik des Ferntransports von PM10 wird in Kapitel II.3 noch ausführlicher eingegangen.

Das Streudiagramm für 2004 zeigt im Vergleich zu den Vorjahren, dass in diesem Jahr die Häufung hoher Werte bei Südostwind weniger deutlich ausgeprägt war. Weil diese Windrichtungen auch sehr viel seltener auftraten (vgl. Abb. II.2.6), war die in den Großraum Berlin einströmende Luft in 2004 deutlich weniger vorbelastet als in den Vorjahren.

Der Umstand, dass in diesem Jahr der Grenzwert an den meisten Stationen eingehalten wurde, hat also vorwiegend meteorologische Ursachen. Dies gilt auch für die zahlreichen Überschreitungstage in den Jahren 2002 und 2003.

µ II.2.7 Verteilung der PM10 -- Stundenwerte über 50 µg/m³ an der BLUME Station Müggelsee in Abhängigkeit von der Windrichtung