Berlin neue Hauptstadt des vereinten Deutschlands ist wieder zu einem Künstlermagneten geworden

Traditionelle Techniken in Malerei und Skulptur, Bekanntes, Naives und Fremdartiges stehen neben komplexeren künstlerischen Verfahren, wie z. B. räumliche Installationen.

Berlin, neue Hauptstadt des vereinten Deutschlands, ist wieder zu einem Künstlermagneten geworden. Damit ändert sich die Förderintention der Sozialen Künstlerförderung tendenziell zu einer „Nachwuchsförderung" mit künstlerisch hohem Anspruch.

Mit der Einstellung der unmittelbaren Künstlerförderung im Jahr 2004 ist die insgesamt sehr heterogen strukturierte Sammlung aus über 50 Jahren ausschließlich staatlich geförderter Kunst abgeschlossen und als musealer Bestand zu werten. Damit ist die Sammlung Ausdruck eines konkreten historischen Vorgangs, der als Ganzes erhalten werden sollte.

Bei der Sammlung handelt es sich nicht immer um die künstlerischen Höhepunkte der letzten 50 Jahre Berliner Kunstgeschichte, sondern um ein überaus detail- und facettenreiches Abbild des Ergebnisses ebendieser staatlichen Förderung, das durchaus eine traute Nachbarschaft von „guten" und „weniger guten" Werken impliziert, aber auch verträgt. Neben ihrer Eigenschaft, als kulturhistorische Dokumente Auskunft zu geben über die Themen, Strukturen, Hintergründe und sozialen Bedingungen künstlerischer Produktion dieser Zeit, gehen viele Werke doch über die bloße Zeitzeugenschaft hinaus und beweisen eigene Signifikanz.

Die Sammlung in ihrer Geschlossenheit repräsentiert somit einen signifikanten Querschnitt durch die künstlerische Leistung von den 50er Jahren bis heute und nicht aus der Sicht der am Markt orientierten Kunstbewertung sondern aus explizit kulturhistorischer Sicht, die an dem Material der Sammlung soziale, ökonomische, historische sowie ästhetische Fragestellungen mit den gesellschaftlichen Hinter- und Beweggründen exemplarisch zu verknüpfen vermag, um Aussagen z. B. über das kulturelle Selbstverständnis dieses Zeitraumes herauszuarbeiten.

In Würdigung der dargestellten Geschichte der Sammlung, ihres Inhalts und der in ihr vertretenen Künstler besteht kein Zweifel über ihren kulturhistorischen Wert.

Landesamt für Gesundheit und Soziales Abteilung VI Referat VI B

- Soziale Künstlerförderung Auszug aus : „Konzept zur Verwertung der Artothek der Sozialen Künstlerförderung", Version 1 ­ Stand Mai 2004, Vorlage an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses

2. Die Sammlung der Sozialen Künstlerförderung 1950 wurde auf Anregung des damaligen Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter und dem Senator für Wirtschaft Paul Hertz als Sofortmaßnahme zur Ankurbelung der Wirtschaft ein Notstandsprogramm für Angestellte aufgelegt.

Am 8. Dezember 1950 wurde als Teil des Notstandsprogramms der „Künstlernoteinsatz" ­ später „Künstlerhilfe" - gegründet.

Ziel war es, trotz der prekären Arbeitsmarktlage im Nachkriegsberlin Kunstschaffenden die Möglichkeit zu bieten in ihrem künstlerischen Beruf weiter zu arbeiten, sich fortzuentwickeln und in Übung zu bleiben, damit sie bald von der finanziellen Hilfe des Staates unabhängig werden.

Selbst heute international bekannte Künstler wie Markus Lüpertz, Georg Baselitz, Wolf Vostell, Elvira Bach, C.M. Schleime oder Rainer Arnulf, haben damals die Förderung durch das Land Berlin in Anspruch genommen.

Die Förderprogramme wurden von Anfang an jeweils durch eine Fachjury bzw. einen Beirat kompetent begleitet.

Bis in die 80er Jahre wurden den Künstler/innen spezielle stadthistorische Aufträge erteilt, die sich auf die Darstellung des Wiederaufbaus von Berlin, auf Berliner Wahrzeichen, Kirchen oder Stadtlandschaften bezogen.

Zunächst unterstand die Künstlerhilfe dem Senator für Wirtschaft, später wurde sie dem Senator für Gesundheit, Soziales und Familie unterstellt. Mitte der 70er Jahre nannte sie sich „Soziale Künstlerförderung".

Mit Gründung des Landesamtes für Zentrale Soziale Aufgaben (LASoz) 1985 wechselte die Zuständigkeit in diese nachgeordnete Behörde. Die Jury "Bildende Kunst" war jedoch weiter bei der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten angesiedelt, dort wurden auch die Werkverträge abgesprochen und geschlossen. Im Depot der Sozialen Künstlerförderung (Triftstraße) wurden die Kunstwerke angenommen und registriert.

1988 wurden die - sozialen und künstlerischen - Förderkriterien neu formuliert und konkret festgelegt.

Ab 1990 kam die Jury und das gesamte Werkvertragsprogramm in die Verantwortung des LAGeSo.

Bestand der Sammlung

Am 31. März 1983 ersuchte der Rechnungsprüfungsausschuss des Abgeordnetenhauses den Senat von Berlin "die im Rahmen der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen von bildenden Künstlern hergestellten und die zur Förderung von Künstlern erworbenen Werke vollständig und ordnungsgemäß zu erfassen."

Zum Stichtag 15.07.1984 wurde daraufhin (in der ersten Bestandsaufnahme seit Beginn der Künstlerförderung) festgestellt, dass viele der in den letzen 34 Jahren für die Künstlerförderung erschaffenen Werke „verschollen" waren. 16.090 Werke, oder 58% des ursprünglichen Bestandes von 27.731 Werken wurden, daraufhin abgeschrieben. 2

Abgeordnetenhaus von Berlin, 9. Wahlperiode, Drucksache 9/1118

Siehe Abschlussbericht über die körperliche Bestandserfassung von Kunstwerken (Stichtag 31.07.1984)

Zum 40jährigen Bestehen 1990 veranstaltete der Bereich Bildende Kunst zwei große Ausstellungen unter dem Motto „Von der Künstlerhilfe zur Sozialen Künstlerförderung" und machte so erstmals eine Auswahl der vielzähligen Exponate einem breiten Publikum (aus beiden Stadthälften) zugänglich. 3

Die Soziale Künstlerförderung befand sich in einem Umbruch. Nach der Vereinigung der beiden Stadthälften Berlins wurde am 11. September 1990 das „Sonderprogramm für Künstler in wirtschaftlicher Not" für ehemals Ostberliner Künstler/innen beschlossen und die Soziale Künstlerförderung mit der Durchführung beauftragt.

Gleichzeitig wurde die Soziale Künstlerförderung immer mehr zu einer „Nachwuchsförderung" mit künstlerisch hohem Anspruch. Regelmäßige künstlerisch hochwertig gestaltete „Werkschauen" ­ durch die die Marktchancen der geförderten Künstler/innen zusätzlich steigen sollten - machten die Neuerwerbungen zunächst jährlich, dann in einem zweijährigen Abstand dem Kunst interessierten Berliner Publikum zugänglich. 4

Bei den Vorbereitungen zu den beiden großen Jubiläumsveranstaltungen stellte man fest, dass viele Exponate, besonders die der nunmehr bekannteren ehemals geförderten Künstler/innen sich nicht im damaligen Depot (Triftstraße) befanden und auch bei den Entleihern „unauffindbar" waren.

Bereits im Herbst 1989 begannen daraufhin die Vorbereitungen zur sogenannten „Bildersuchaktion".

Die systematische Suchaktion begann im Frühjahr 1991.

Im Abschlussbericht der „Suchaktion" zum Stichtag 31.07.1994 wurde festgestellt: „Rein rechnerisch stehen im Vergleich der Bilanzen vom 15.07.1985 und 31.07.1994 dem Zugang von 867 Werken, insbesondere aus den 50er und 60er Jahren, Verluste von insgesamt 2.151 Werken, insbesondere aus den ausgehenden 60er bis zum Anfang der 80er Jahre, gegenüber."

Damit wurde der vorhandene Bestand der Exponate zum Stichtag 31.07.1994 auf 13.953 Exponate festgestellt. 5

Der von diesem Stichtag an weitergeschriebene Bestand beläuft sich zum 31.12.2003 auf 14.

Exponate.

Da die aktuelle laufende Bestandsaufnahme (siehe Nr. 3.1.) noch nicht abgeschlossen ist, können Aussagen zum Bestand der Artothek nur anhand der Informationen des IT-Verwaltungsprogramms (AS) gemacht werden.

Zum Zustand der Exponate können erst nach Abschluss der Inventur verlässliche Angaben gemacht werden.

Siehe Kataloge der Sozialen Künstlerförderung: Werkschauen 1 - 7

Seite 13 des Abschlussberichts zur Suchaktion vom September 1994.