Arbeitslosigkeit

Der Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit in Berlin und in den neuen Ländern nach 2002 ist kein Anzeichen verbesserter Arbeitsmarktbedingungen, sondern der Maßnahmen der Bundesregierung im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit sowie der vollständigeren statistischen Erfassung der Zahl der geringfügig Beschäftigten.

Der Arbeitsplatzbesatz bzw. die Arbeitsplatzdichte ­ Erwerbstätige je 100 Einwohner ­ liegt in Berlin zwar etwas höher als in den neuen Ländern und auch teilweise den westdeutschen Flächenländern, aber deutlich unter dem Vergleichswert des Landes Hamburg.

Während in Hamburg auf 100 Einwohner 60 Erwerbstätige kommen, sind es in Berlin lediglich 45. Selbst im strukturschwachen Stadtstaat Bremen liegt der Arbeitsplatzbesatz mit 59 Erwerbstätigen je 100 Einwohner deutlich über dem des Landes Berlin.

Im Vergleich Berlins mit den neuen Ländern zeigt sich ein ähnlicher Verlauf der Erwerbstätigkeit; im Jahr 2004 lag sie knapp 5 % unter dem Vergleichswert des Jahres 1995

(Abb. II.9, S. 19). ohne Bauwirtschaft nahm die Erwerbstätigkeit in den neuen Ländern gegenüber 1995 um über 2 % zu, während sie in Berlin um knapp 1 % sank.

Im Einzelländervergleich zeigt sich außerdem, dass außer Berlin kein anderes deutsches Bundesland in dem Zeitraum zwischen 1995 und 2004 ein reales Sinken des BIP hat hinnehmen müssen. Die Erwerbstätigkeit hingegen ging nicht nur in Berlin, sondern auch in allen neuen Ländern zurück, in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sogar noch deutlicher als in Berlin. Die alten Länder hingegen verzeichneten im betrachteten Zeitraum durchweg einen Beschäftigungszuwachs. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass mit Ausnahme des Landes Brandenburg alle ostdeutschen Flächenländer einen deutlichen Bevölkerungsrückgang (Veränderung 2004 gegenüber 1995 etwa -4 %) zu verzeichnen hatten, während in Berlin der Bevölkerungsrückgang vergleichsweise moderat war

Die reale Wertschöpfung im Land Berlin lag im Jahr 2004 unter Einbeziehung der Bauwirtschaft mit einem Index von 94,6 um mehr als 5 % unter dem Wert des Jahres 1995

Abbildung II.10: Entwicklung der Bruttowertschöpfung (Preisbasis 1995, unbereinigt; II.10); ohne Bauwirtschaft lag sie um etwa 1 % unter dem Niveau des Jahres 1995. Im Vergleich hierzu ist in diesem Zeitraum die reale Bruttowertschöpfung in den neuen Ländern unter Einbezug der Bauwirtschaft um rund 15 %, ohne Bauwirtschaft sogar um rund 29 % gestiegen. In Hamburg lag der Produktionszuwachs in diesem Zeitraum bei etwa 20 %. Den Effekt des Auslaufens des Fördergebietsgesetzes in den neuen Ländern und Berlin verdeutlicht eindrucksvoll der nahezu identische Kurvenverlauf der Bruttowertschöpfung im Baugewerbe im betrachteten Zeitraum.

Die rückläufige Wirtschaftsentwicklung in Berlin hat dazu geführt, dass die gesamtwirtschaftlichen Einkommenskonvergenzprozesse weitgehend stagnierten. So betrugen die Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer in Berlin im Jahr 1995 annähernd 102 % des Vergleichswertes in den FFW, gegenüber Hamburg 89 %. Bis zum Jahr 2004 veränderte sich diese Relation ­ von zwischenzeitlichen Änderungen abgesehen ­ kaum (102 % gegenüber den FFW bzw. gegenüber Hamburg 89 %).

Noch ungünstiger verlief die Entwicklung der Produktivität und der Pro-Kopf-Einkommen (Abb. II.11). Das reale Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem betrug in Berlin im Jahr Abbildung II. Im Jahr 1995 hingegen hatte Berlin noch gut 100 % der FFW und annähernd 78 % von Hamburg erreicht. Auch die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner war in Berlin rückläufig: 1995 erreichte Berlin 108 % der FFW, im Jahr 2004 nur noch 96 %. Bezogen auf Hamburg ging das Verhältnis von 60 % (1995) auf knapp 50 % (2004) zurück.

II.3 Zusammenfassende Bewertung

Die Bevölkerungsverluste der Nachwendezeit, die in erheblichem Umfang auf Suburbanisierungsprozesse mit dem engeren Verflechtungsraum auf dem Gebiet des Landes Brandenburg zurückzuführen waren, sind zwischenzeitlich weitgehend zum Stillstand gekommen. Auch für die nächsten Jahre gehen die Bevölkerungsprognosen davon aus, dass Berlin (bescheidene) Bevölkerungsgewinne verbuchen kann.

Die wirtschaftliche Entwicklung ist ­ längerfristig betrachtet ­ außerordentlich unbefriedigend. Seit 1995 ist die reale Wirtschaftsleistung um 8,5 % zurückgegangen. Als einziges Bundesland verzeichnete Berlin im Zeitraum von 1995 bis 2004 einen realen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität. Auch die Produktivität und vor allem das Pro-KopfEinkommen sind in der Mehrzahl der zurückliegenden Jahre gesunken. Die Arbeitslosigkeit ist seit 1995 deutlich gestiegen, die Erwerbstätigkeit entsprechend zurückgegangen.

Erst mit dem Jahre 2005 zeichnet sich wieder eine freundlichere Entwicklung ab.