Hinausreichende Jugendarbeit und aufsuchende Jugendsozialarbeit
Die Angebote der aufsuchenden Jugendsozialarbeit und der hinausreichenden Jugendarbeit wurden - wie auch im letzten Jugendfreizeitstättenbericht gefordert flexibler gestaltet und vor allem in sozialen Brennpunkten bereit gestellt. Der Aspekt der Regionalisierung und sozialräumlichen Orientierung gilt für alle Angebote als neuer Standard. Die Arbeit konzentriert sich dabei weiterhin auf solche Jugendliche, die andere Angebote nicht nutzen, und auf sozialraum- und bezirksübergreifend agierende Jugendszenen, die sich im öffentlichen Raum aufhalten. Ein großer Teil dieser Jugendlichen braucht besondere Unterstützung. Mit diesen mobilen Angeboten wird die sozialraumorientierte Jugendarbeit effektiv ergänzt.
Die jeweilige Schwerpunktsetzung von Angeboten sowie die Orientierung auf besondere Zielgruppen erfolgt aufgrund regional geltend gemachter Bedarfe, die in einem Aushandlungsprozess der beteiligten Bezirke festgelegt werden. Grundlage des Einsatzes bilden Zielvereinbarungen und/oder Leistungsverträge mit den bezirklichen Jugendämtern, die die Projektarbeit inzwischen mit einer Kofinanzierung für den regional wirkenden Anteil finanziell unterstützen. Die Basisfinanzierung der organisierenden Träger (für den administrativen Aufwand und zur Sicherung der inhaltlichen Konsistenz) erfolgt durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport.
Um weitergehende Erkenntnisse über das Tätigkeits- und Wirkungsspektrum sowie über die fachlichen Grundlagen dieser mobilen Arbeit zu bekommen, ist eine externe Evaluation für das Arbeitsfeld der „Hinausreichenden und Aufsuchenden Jugendund Jugendsozialarbeit" in Vorbereitung, die zur Weiterentwicklung des Handlungsfeldes beitragen soll.
Im Handlungsfeld sind mit bezirksübergreifendem Ansatz zwei Schwerpunktträger tätig:
Das Projekt „Hinausreichende Jugendarbeit" (Outreach) ist im Grenzbereich zwischen Jugendarbeit, Straßensozialarbeit und Gemeinwesenarbeit angesiedelt.
Zur Zeit arbeiten die Teams an 19 verschiedenen Standorten und haben insgesamt 13 Jugendräume gemeinsam mit den Jugendlichen geschaffen. Zielgruppe sind überwiegend männliche Jugendliche (zur Zeit 70%) im Alter von 14-21 Jahren.
Während es in den Westbezirken zu 90% Jugendliche mit Migrationserfahrungen sind, überwiegt der Anteil mit deutscher Herkunft im Ostteil der Stadt mit 60%. Die Teams in Moabit, Neukölln, Marzahn, Pankow und Lankwitz haben geschlechtsspezifische Angebote entwickelt, um besonders Mädchen aus den muslimischen Familien den Zugang zu entsprechenden Angeboten in einem „geschützten" Raum zu ermöglichen. In den Bezirken Spandau, CharlottenburgWilmersdorf und Lichtenberg sind derzeit keine Teams im Einsatz.
Mit der „Aufsuchenden Jugendsozialarbeit" (Gangway) steht ein Projekt zur Verfügung, das junge Menschen in ihren subkulturellen Milieus anspricht, ihnen konkrete Hilfestellungen anbietet und sozialer Ausgrenzung entgegenwirkt.
Durch „Outreach" ist ein Projekt des Verbandes für sozialkulturelle Arbeit e.V.
Träger des Gangway-Projektes ist Gangway e.V.
Gangway werden in 9 Bezirken jungen Menschen im Alter von 14-20 Jahren - ca. 60% sind Mitglieder von Jugendgruppierungen - Hilfen zur sozialen Integration angeboten. Die Arbeit wird von 14 Teams geleistet, die zahlreiche regionale Arbeitsschwerpunkte haben und zurzeit über 80 Jugendlichengruppen betreuen.
Betreut werden ca. je zur Hälfte Jugendliche deutscher und nichtdeutscher Herkunft.
Es sind zu 80% männliche Jugendliche mit einer problematischen Sozialisation.
Die mobile Jugendarbeit im Kiez bietet die Chance der sozialen Integration von Jugendlichen und Jugendgruppierungen, die in öffentlichen Räumen durch abweichendes und gefährdendes Verhalten auffallen. Sie ist daher weiterhin unverzichtbar.
Mobile Teams zur Prävention in der Kinder- und Jugendhilfe der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport
Die Mobilen Teams der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport führen seit über 25 Jahren in enger Kooperation mit bezirklichen Jugendämtern und freien Trägern der Kinder- und Jugendarbeit Projekte zur Qualifizierung der bezirklichen Mitarbeiter/-innen und zur Weiterentwicklung der präventiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen durch.
In den vergangenen Jahren wurden aufgrund veränderter Bedarfslagen die Schwerpunkte der Arbeit der Mobilen Teams neu festgelegt. Die Arbeit findet derzeit nur noch in vier Bezirken (Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf) statt und zielt in erster Linie auf praxisbegleitende Qualifizierung und Beratung von Multiplikatoren/innen. Thematische Schwerpunkte, zu denen im Laufe der Jahre zahlreiche Arbeitsmaterialien entwickelt wurden, sind u.a. die Prävention des Rauchens, die berufliche Orientierung und gesundheitliche Bildung. Konzeptionell wurde der präventive Ansatz der Mobilen Teams über Themen der Suchtprävention hinaus im Sinne eines allgemein-präventiven ressourcenorientierten Ansatzes der Förderung von Lebenskompetenz erweitert. Die Durchführung von Einzelprojekten der praktischen Kinder- und Jugendarbeit ist keine Aufgabe der Senatsverwaltung. Die 25jährige modellhafte Arbeit ist an ihrem Ende angekommen.
Die operative Arbeit der Mobilen Teams wird zum Ende des Jahres 2005 eingestellt.
Die Durchführung von Projekten der bezirklichen Jugendarbeit mit fachlicher Beratung kann unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht aufrecht erhalten werden. Die inhaltlichen Aufgaben werden künftig durch die bezirklichen Jugendämter alleine oder durch freie Träger wahrgenommen. Die Sozialpädagogische Fortbildungsstätte Jagdschloss Glienicke wird die Erfahrung der Mobilen Teams in ihr Fortbildungsangebot aufnehmen.
Zum Handlungsfeld gehören zurzeit noch weitere landesgeförderte Projekte, bei denen wegen ihres ausschließlich regionalen Wirkungskreises die Abgabe der Förderzuständigkeit an die Bezirke ab 2008 in Aussicht genommen ist. Das sind drei Projekte aus dem Förderprogramm „Fortführung AgAG" in Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Gleiches gilt für das Verbundprojekt von sechs Einrichtungen des
Im Rahmen des Bundesförderprogramms für die neuen Bundesländer „Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt" (AgAG) wurden von 1992 bis 1994 über das Bundesjugendministerium 4 Projekte in Neubaugroßsiedlungen der Bezirke Marzahn, Lichtenberg, Hellersdorf und Hohenschönhausen gefördert. Die Fortführung der Projekte wurde über Kofinanzierungen gesichert - 1995/96 anteilig durch Bund und Land Berlin und seit 1997 anteilig durch Land Berlin und die Bezirke
Jugendamtes der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz in den Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Pankow.
Kooperation mit Schulen
Seit mehreren Jahren gibt es bereits Kooperationen von Jugendfreizeitstätten und Schulen, unter anderem bei der Veranstaltung von Projekttagen und Projektwochen.
Thematische Inhalte sind u.a.: Berufliche Perspektiven junger Menschen, Fragen zu Partnerschaft und Sexualität, zu Gefahren des Drogen- und Alkoholmissbrauchs, zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Schüler/innen finden hierbei Gelegenheit, sich in anderen Kontexten und Rollen auszuprobieren als im Schulalltag. Auch Lehrer/innen lernen bislang unbekannte Seiten und Kompetenzen ihrer Schüler/innen kennen.
Schülerclubs:
Die Schülerclubs wurden Anfang der neunziger Jahre als Teil des Programms „Jugend mit Zukunft" in Kooperation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) eingerichtet. Derzeit arbeiten an 822 Berliner Schulen 111 Schülerclubs, davon werden 35 Schülerclubs durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport gefördert. Die übrigen haben für sich andere Finanzierungsquellen (z.B. durch Fördervereine an Schulen und bezirkliche Jugendämter) erschlossen.
Ziel der Schülerclubs ist die Förderung von Selbstorganisation, Partizipation, respektvollen sozialen Beziehungen und friedlicher Konfliktlösung unter Einbeziehung sozialer, integrativer und interkultureller Lernmethoden.
Das Kooperationsmodell Schülerclub wurde hinsichtlich der Wirksamkeit für eine neue Lernkultur überprüft. Das Modell hat sich bewährt. Zur Weiterentwicklung der Arbeit der Schülerclubs wurde 2004 ein Qualifizierungsprozess eingeleitet. Dieser ermöglicht es, Projekte zu entwickeln, die den verschiedenen Situationen der beteiligten Schulen und deren Profilentwicklung (Schulprogramme) besser gerecht werden. Damit sollen beispielhafte Projekte (best-practice-Projekte) entstehen, die von anderen Schulen übernommen werden.
Die Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Freien Trägern und Schulen in Schülerclubs sind überwiegend positiv. Die Einrichtungen bestätigen, dass sie von der Kooperation profitieren. Dies zeigt sich in der großen Nachfrage, der sozialen Zusammensetzung der Besucher/innen und den positiven Rückmeldungen seitens der Schüler/innen und Lehrer/innen. Sie berichteten, dass es besonders förderlich ist, wenn sich Angebote auf Schnittstellen von Schule und Jugendarbeit beziehen, so dass Lerninhalte sich ergänzen. Besonders hervorgehoben wurden das soziale Lernen, Angebote zur Persönlichkeitsbildung der Kinder und Jugendlichen und der Bereich der arbeitsweltbezogenen und beruflichen Bildung. (Schülerfirmen)
Da Schülerclubs ausschließlich einen bezirklichen Wirkungskreis haben, sind die bezirklichen Jugendämter zuständig. Soweit dies noch nicht der Fall ist, ist für die bisher über die DKJS geförderten Schülerclubs im Rahmen der Entwicklung der sozialräumlich orientierten Jugendhilfeplanung bis Ende 2007 die Abgabe an die Bezirke vorgesehen.