Die Entwicklung des geplanten Einkaufschips mit der Telefonnummer der BIGHOTLINE ist abgeschlossen

Anti-Gewaltbereich

Eine Steigerung des Bekanntheitsgrades der BIG-HOTLINE gelang u. a. mit der im Jahr 2003 in den Wartehäuschen der BVG geklebten Plakaten. Daneben gab es durch die finanzielle Unterstützung eines Sponsors eine dreimonatige Präsentation im Berliner Fenster der BVG.

Der HOTLINE­ Flyer konnte ebenfalls durch Sponsorenmittel in sechs verschiedenen Sprachen veröffentlicht werden. Von November 2004 bis Januar 2005 lief die Öffentlichkeitskampagne der BIG-HOTLINE unter dem Motto „Sehen Sie fern ­ aber nicht weg". Sechs bekannte „Tatort"-Kommissare wandten sich auf Großplakaten im gesamten Stadtgebiet gegen häusliche Gewalt. Die Kampagne wurde aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie finanziert.

Die Entwicklung des geplanten Einkaufschips mit der Telefonnummer der BIG-HOTLINE ist abgeschlossen. Die öffentliche Vorstellung des Chips erfolgte in Verbindung mit der überbezirklichen Aktion zur Verteilung der Bäckertüten „Gewalt kommt bei uns nicht in die Tüte" am 25.11.2004. Auch der Einkaufschip wurde durch den Einsatz von Sponsorenmitteln ermöglicht.

Im November 2005 wurde diese Berlinweite Aktion erneut durchgeführt. Es konnten neue Sponsoren gewonnen und ca. 500.000 Bäckertüten, Stoffbeutel und Einkaufschips verteilt werden (s. Pkt.5.).

Im Rahmen eines praxisorientierten Fachtages, die das Bündnis Berliner Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen (BFF) in Kooperation mit der Interventionszentrale und mit Förderung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen durchgeführt hat, erfolgte eine erste Bilanzierung der Umsetzung des GewSchG. Ein weiterer Fachtag zum Thema „Kinder und häusliche Gewalt" fand im März 2006 statt.

Auf die Durchführung der Fachtagung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen zur Arbeit von Interventionszentralen in Europa im Kontext des Aufbaus der Berliner Interventionszentrale im Jahr 2003 wurde bereits hingewiesen. Die Dokumentation der Tagung in englischer und deutscher Sprache liegt vor.

Zur Intensivierung der Diskussion zu Standards von Täterarbeit in Berlin veranstaltete die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen gemeinsam mit dem Feministischen Institut der Heinrich-Böll-Stiftung am 14. Juni 2005 das Fachgespräch „Täterarbeit und institutionalisierte Vernetzung ­ zur aktuellen Debatte über Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit mit Tätern, die häusliche Gewalt ausüben". Referentinnen und Referenten aus Kiel, Hannover, München, Wien und Berlin berichteten über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse, Rahmenbedingungen und erforderliche Standards bei der Umsetzung von Täterprogrammen. Zentrales Ergebnis des Fachgesprächs war, dass die Beendigung der Gewalt und die Verhinderung weiterer Gewalttaten und die Sicherheit der Opfer primäre Ziele von Täterarbeit sein müssen. Die Ergebnisse der Tagung fließen in die konzeptionellen Überlegungen zur Umsetzung eines integrierten Täterprogramms in Berlin mit ein. Eine Dokumentation der Tagung wurde im Januar 2006 vorgelegt.

Aktivitäten der Berliner Interventionszentrale bei häuslicher Gewalt

Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin konnte BIG bereits vorhandene Informationsbroschüren überarbeiten und nachdrucken lassen, z. B. „Ihr Recht bei häuslicher Gewalt",„Begleiteter Umgang in Fällen häuslicher Gewalt" sowie die Broschüre „Mehr Mut zum Reden", die sich an misshandelte Frauen und ihre Kinder richtet.

Neu erstellt wurde im Mai 2005 eine Broschüre für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendämter „Handlungsempfehlungen bei häuslicher Gewalt". Auch der Wegweiser zum Thema „Gewalt gegen Kinder- was tun?", der sich an Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer richtet, wurde überarbeitet, um das Thema häusliche Gewalt und neue gesetzliche Regelungen ergänzt und im Mai 2005 veröffentlicht.

Zur Außendarstellung der Aufgaben von BIG einschließlich der Arbeit beteiligter Institutionen und Projekte wurde eine Informationswand erstellt, die zum kostenlosen Verleih bei Fachtagungen, Tagen der offenen Tür etc. auch für andere Kooperationspartner zur Verfügung steht.

Außerdem wurde ein neues Faltblatt zur Arbeit von BIG entwickelt. In regelmäßigen Abständen wird ein Newsletter, der u.a. inhaltliche Beiträge und Hinweise auf Veranstaltungen enthält, herausgegeben.

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt gegen Frauen am 25.11.2004 hat BIG zusammen mit amnesty international die Eröffnungsveranstaltung zur amnesty-Kampagne „Hinsehen & Handeln ­ Gewalt gegen Frauen verhindern" organisiert. Im Ergebnis dieser Auftaktveranstaltung gab es Gespräche zur Abstimmung von weiteren Kampagnen zwischen beiden Institutionen. Von amnesty international sind Fortbildungs- und Diskussionsveranstaltungen im Bereich Justiz angedacht, so dass hier durch eine engere Kooperation SynergieEffekte entstehen können.

BIG hat sich ebenfalls mit dem Thema Stalking befasst und dazu u. a. bei einer Anhörung mitgewirkt.

Im Rahmen eines EU-Projektes wird ein Film (Ressourcenbook) über häusliche Gewalt für Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit erstellt. Durch die Teilnahme an diesem Vorhaben konnten verschiedene Projekte aus Berlin und ihre Arbeitsweisen vorgestellt werden.

Gesundheitsbereich

Die Diskussion in der Fachöffentlichkeit über den Umgang des Gesundheitssystems mit den Folgen von häuslicher Gewalt konnte nach den Auftaktaktivitäten in den Jahren 2002 und 2003 (Pressekonferenz, Kampagne des Netzwerks Frauengesundheit Berlin zum Thema „Gewalt gegen Frauen macht körperlich und seelisch krank") vor allem im Netzwerk Frauengesundheit Berlin weitergeführt werden. Für das Jahr 2006 ist ein Fachgespräch zum Thema psychiatrische Versorgung gewaltbetroffener, psychisch erkrankter Frauen geplant. Auch im Rahmen des 11. Kongresses Armut und Gesundheit wurde das Thema häusliche Gewalt behandelt (s. Pkt. 8).

Bezirkliche Öffentlichkeitsarbeit

In den meisten Berliner Bezirken wurde die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Umsetzung bezirklicher Aktionspläne weitergeführt.

Die Öffentlichkeitskampagne „Gewalt kommt nicht in die Tüte" (siehe Pkt. 5.) wird mittlerweile von allen Bezirken mitgetragen und ist auch für das Jahr 2006 geplant. In allen Berliner Bezirken werden allgemeine Informationsveranstaltungen zum Thema häusliche Gewalt durchgeführt. Einen Überblick über die weitere Aktivitäten in den Bezirken bietet die Materialsammlung der Recherche der Landeskommission Berlin gegen Gewalt zur präventiven Arbeit auf bezirklicher Ebene, die fortgeschrieben werden soll.

Zur Veranschaulichung sollen hier die Aktivitäten des Bezirks Mitte vorgestellt werden. Dort werden z. B. jeweils halbjährlich in den drei Rathaus-Standorten des Bezirks Mitte (Mitte, Wedding, Tiergarten) zu den gängigen Sprechzeiten der Ämter besondere Info-Stände bereitgestellt. Der Wegweiser „Ansprechpartner bei häuslicher Gewalt" des Bezirks Mitte ist bereits in der vierten Auflage erschienen und Ende des Jahres 2004 in türkischer Sprache veröffentlicht worden, die Notfallkarte wurde neu aufgelegt.

Für die geplante Informationsreihe für medizinisches Personal und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Einrichtungen sind erste Kontakte mit dem „Berliner Bündnis gegen Depressionen" der Charitè im St. Hedwigs-Krankenhaus geknüpft worden. Auch zum Thema „Zwangsheirat" ist der Bezirk aktiv und hat einen Flyer mit Adressen von Hilfeangeboten erstellt. Für die Bekanntmachung der Informationsveranstaltungen stehen dem Bezirk nach wie vor Kontakte zu Zeitungen und türkischen Sendern zur Verfügung.

Zwei übergreifende Vorhaben des Aktionsplans im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wurden zurückgestellt. Die Entwicklung eines Spots für einen lokalen Fernsehsender ist für die Jahre 2006/ 2007 geplant. Die Veranstaltung zur Information der Fachöffentlichkeit zur Effektivierung der Beratung gewaltbetroffener Migrantinnen in Kooperation mit dem Büro des Beauftragten für Integration und Migration wird mit dem neu eingerichteten, interdisziplinären Gremium zur Verbesserung der Schutzmaßnahmen für Migrantinnen (siehe Pkt. 9) abgestimmt.

5. Präventive Ansätze auf bezirklicher Ebene

Die Implementierung häuslicher Gewalt als Thema kommunaler Gewalt- und Kriminalitätsprävention findet weiterhin durch den Transfer der Ergebnisse der Arbeit von BIG und des Aktionsplans in die Sicherheits- und Präventionsbeiräte der Bezirke statt. In den Bezirken Marzahn/ Hellersdorf, Mitte, Tempelhof/ Schöneberg und Pankow liegen eigene bezirkliche Aktionspläne vor. In Friedrichshain/ Kreuzberg ist das Konzept noch nicht verabschiedet.

Das „Bündnis gegen häusliche Gewalt" des Bezirks Mitte trifft sich weiter regelmäßig. Seit Beginn des Jahres werden alle teilnehmenden Projekte des Bündnisses an ihren Tätigkeitsorten besucht, um sich einen intensiveren Einblick in deren Arbeit zu verschaffen. Ziel dabei ist, die Probleme in den jeweiligen Arbeitsfeldern der Bündnisprojekte intensiver zu behandeln und in den Arbeitskreis einzubringen. Wegen der von den Sozialstationen des Bezirks Mitte berichteten Zunahme von Problemen der häuslichen Gewalt in der Pflege ist geplant, dieses Thema im Rahmen einer Gesprächsrunde mit Vertretern und Vertreterinnen von Pflegeeinrichtungen, Sozialstationen, der Ärzteschaft und Pflegekassen anzusprechen.

In Tempelhof/Schöneberg werden der bezirkliche „Runde Tisch zu häuslicher Gewalt" ebenso wie der Arbeitskreis „Marzahn-Hellersdorf gegen häusliche Gewalt" weitergeführt. In Pankow wurde im Rahmen der Verabschiedung des bezirklichen Aktionsplans ein ressortübergreifendes Kooperationsgremium eingerichtet. In Marzahn/Hellersdorf ist es darüber hinaus gelungen, über das Quartiersmanagement in einem sozialen Brennpunkt des Bezirks ein Projekt „Prävention vor Eskalation" mit dem Ziel, gewaltbetroffene Frauen und Kinder, aber auch Familien durch beratende und begleitende Hilfeformen zu unterstützen, einzurichten. Im 1.

Halbjahr 2005 konnte das gegründete Netzwerk „Gewalt in der Familie" seine Arbeit aufnehmen und umfangreiche Schulungen für die im Quartier Marzahn Nord/West ansässigen Berufgruppen anbieten. Es wurde eine Verknüpfung der Angebote vor Ort hergestellt und dabei auf die Sensibilisierung für das Thema häusliche Gewalt bei allen Berufsgruppen, die vor Ort mit familiären Gewaltsituationen in Berührung kommen, Wert gelegt. Das stadtteilbezogene Netzwerk kann als Beispiel für andere Quartiere gelten.

Die ursprünglich von bezirklichen Frauenbeauftragten Neuköllns initiierte Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte" konnte seit dem Jahr 2003 kontinuierlich ausgebaut werden. Für das Jahr 2004 ist es gelungen, die Aktion über die Landesarbeitsgemeinschaft der bezirklichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten auf das gesamte Stadtgebiet auszuweiten. Im Rahmen einer sechsmonatigen Öffentlichkeitskampagne, die von Sponsoren und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen unterstützt wurde, sind Fahrzeuge einer Mietwagenfirma zu einem kostengünstigen Aktionspreis, mit dem Aktionslogo und der Telefonnummer der BIG-HOTLINE versehen worden. 1 Million Bäckertüten mit dem Slogan der Kampagne und den Logos der Unternehmen sind 2004 in ganz Berlin vertrieben worden. Auch im November 2005 stieß die „Tütenaktion" auf große Resonanz. Der Kreis der Sponsoren wurde erweitert.

Die Fortführung für das Jahr 2006 ist bereits in Planung.

Ende 2002 wurde von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt ein Werkvertrag mit dem Ziel vergeben, in den Bezirken zu ermitteln, welche Angebote zu häuslicher Gewalt bestehen, welche Vernetzungen vorhanden sind und welche Bedürfnisse und Lücken gesehen werden. Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass Prävention häuslicher Gewalt bisher eher einen Schwerpunkt in der Arbeit der bezirklichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten bildet.

Dies wird belegt durch die Aktionen und Aktivitäten wie Ratgeber, Notfallkarten und Infoveranstaltungen (s. auch Pkt.4.4.).