Migration

„Lesen" soll jede Schule ihr schuleigenes Curriculum und ihre Strategie zur Unterrichtsentwicklung an folgenden Elementen ausrichten: Spiralcurriculum „Lesen" mit spezifischen Zielen für jede Jahrgangsstufe (KIasse 1 - 10) Instrumente zur Durchführung einer kontinuierlichen Diagnostik Vielfältige verständnisfördernde Lesestrategien/Methoden der Texterschließung/Training von Texterschließungsfertigkeiten Förderung der Lesemotivation (im Unterricht und an außerschulischen Lernorten), Lesepläne (individuell, Klassenlesepläne, Lesetagebuch) Strategien zur Selbststeuerung für Schülerinnen und Schüler Ggf. besondere Kurse / Maßnahmen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund Gegebenenfalls besondere Kurse für Jungen Verfahren zur Rechenschaftslegung/Überprüfung der selbstgesetzten Ziele

Die Aufgabe, die Lesekompetenz in der deutschen Sprache zu entwickeln, ist zentral im Fach Deutsch angesiedelt. Das Fach Deutsch trägt eine besondere Verantwortung für den Aufbau und die Konsolidierung des basalen Lese- und Verstehensprozesses. In Erweiterung hierzu begleitet es fachlich die Entwicklung von Deutungshorizonten bei Schülerinnen und Schülern.

Dieses entbindet die anderen Fächer aber nicht von ihrer Verantwortung; Lesekompetenz-Entwicklung muss in allen Fächern systematisch eingebunden werden. Zwar wird das Lesen und Verstehen an den jeweiligen fachspezifischen Inhalten und Anforderungen ausgeprägt, doch müssen alle Fachkolleginnen und -kollegen der anderen Fächer die im Deutschunterricht eingesetzten Verfahren kennen und fachspezifisch berücksichtigen. Außerschulische Faktoren der Leseförderung sollen berücksichtigt werden, um etwa Eltern und andere außerschulische Partner z. B. Bibliotheken einzubeziehen.

Es ist notwendig, „Lesekompetenz" systematisch in eine Unterstützungsinfrastruktur für die Schulen aufzunehmen. Vorhandene Materialien sollen sowohl im Vorbereitungsdienst als auch im LISUM in einem Modul „Lesekompetenz" weiterentwickelt werden.

Fremdsprachen

Im Rahmen der Qualitätsentwicklung und -sicherung orientieren sich die fremdsprachlichen Fächer am erweiterten Lernbegriff. Dieser geht über das sachlich-fachliche Wissen und Können hinaus und strebt das nachhaltig wirksame Lernen, das Lernen des Lernens an.

Die Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts in Berlin ist dabei eng an die bundesweite Zielsetzung geknüpft, das autonome schülerorientierte Lernen stärker als bisher in die Unterrichtsabläufe zu integrieren, um die Selbstständigkeit und das eigenverantwortliche Lernen des Schülers zu verbessern.

Das konkretisiert sich in der medialen Anwendung des Europäischen Sprachenportfolios, das auf der Grundlage des „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens" konzipiert wurde. Ein Pilotprojekt an Modellschulen in Berlin hat die Grundlage für neue Lernsituationen geschaffen und neue Lernanreize für das Sprachenlernen gegeben.

Neue Rahmenlehrpläne in den Fremdsprachen bilden die Grundlage, die Schülerinnen und Schüler auf kompetenzbasierte Abschlussprüfungen vorbereiten.

Maßnahmen zur Verbesserung des Lehrens und Lernens von der Grundschule bis zum Abitur sind bereits eingeleitet. Hierzu gehören Fortbildungen der Lehrkräfte und Unterstützungsmaßnahmen von qualifizierten Fachkollegen in den Regionen sowie zentral gesteuerte Implementie17 rungsverfahren. Weitere Elemente sind die Verpflichtung zur Durchführung von Vergleichsarbeiten und die Weiterentwicklung von Steuerungsinstrumenten. In diesem Sinne werden die Bereitstellung von Musteraufgaben und die Festlegung einheitlicher Bewertungshinweise fortgesetzt.

Zentrale, schulformübergreifende Prüfungen wie der mittlere Schulabschluss und das Zentralabitur, in denen die Fremdsprachen sowohl als erste als auch weiterführende Fremdsprache vertreten sind, sollen die Vergleichbarkeit der Leistungen von Schülerinnen und Schülern manifestieren.

Schulleistungsstudien (international/national)

Das Abschneiden deutscher Schulen bei der Dritten Internationalen Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie (TIMSS: Third International Mathematics and Science Study) veranlasste im Oktober 1997 die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) dazu, regelmäßige länderübergreifende Vergleichsuntersuchungen zum Lern- und Leistungsstand von Schülerinnen und Schüler ausgewählter Jahrgangsstufen an allgemein bildenden Schulen durchzuführen.

Die Vergleichsstudien sollen vorrangig auf die Entwicklung grundlegender Kompetenzen ausgerichtet werden, die die Schülerinnen und Schüler zu einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben befähigen. Ferner soll die Gleichwertigkeit der schulischen Ausbildung, die Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse sowie die Durchlässigkeit des Bildungssystems innerhalb der Bundesrepublik Deutschland gewährleistet sein.

Entsprechend dem Beschluss zu den Standards für den mittleren Schulabschluss der KMK sollten vor allem muttersprachliche, mathematische, naturwissenschaftlich-technische und fremdsprachliche Kompetenzen Beachtung finden. Im Hinblick auf die Anforderungen in der Arbeits- und Berufswelt ist darüber hinaus die Herausbildung übergreifender personaler und sozialer Kompetenzen (so genannter Schlüsselqualifikationen) besonders zu berücksichtigen, wie zum Beispiel Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit sowie die Fähigkeit zu Problem lösendem Denken und zu selbstständigem Handeln. Dieser Beschluss ist Grundlage für die Beteiligung Deutschlands an mehreren internationalen Schulleistungsstudien.

PISA (Programme for International Student Assessment) PISA ist ein Programm, das von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt wird. PISA ist Teil einer längerfristig und breit angelegten Strategie der Qualitätssicherung. Diese umfasst eine periodische Wiederholung der internationalen PISA-Untersuchung mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten und Nebenkomponenten (PISA 2000 mit dem Schwerpunkt Lesekompetenz, PISA 2003 mit dem Schwerpunkt mathematische Grundbildung, PISA 2006 mit dem Schwerpunkt naturwissenschaftliche Grundbildung, die beiden anderen Bereiche bilden dann jeweils die Nebenkomponenten). Geplant ist, im Jahr 2009 erneut eine Untersuchung mit dem Schwerpunkt Leseverständnis durchzuführen.

Auf der Grundlage des jeweiligen PISA-Zyklusses werden durch eine Erweiterung der Stichprobe die Länder der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich untersucht (so genannte PISA-EUntersuchungen). Zielgruppe der Studie sind 15-jährige Schülerinnen und Schüler.

Die Ergebnisse des ersten Zyklusses der OECD-Schulleistungsstudie PISA wurden im Dezember 2001 veröffentlicht. Zentral übergreifende Befunde sind aus deutscher Sicht:

In allen untersuchten Kompetenzbereichen (Lesekompetenz, mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung) liegen die mittleren Ergebnisse für die 15-Jährigen in Deutschland signifikant unter dem OECD-Durchschnitt. Schwächen zeigen sich in allen untersuchten Bereichen insbesondere bei Aufgaben, die ein qualitatives Verständnis der Sachverhalte verlangen und nicht im Rückgriff auf reproduzierbares Routinewissen gelöst werden können.

Nicht hinreichend ausgeprägt ist die Fähigkeit, erlerntes Wissen und Kompetenzen auf neue Sachverhalte anzuwenden.

Die Streuung der Leistungen ist in Deutschland breiter als in den meisten OECD-Staaten, im Bereich Lesekompetenz sogar am größten. Besondere Probleme liegen im unteren Leistungsbereich. Die Probleme, die sich im oberen Leistungsbereich zeigen, sind weniger stark ausgeprägt.

Der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Kompetenz-Erwerb ist in Deutschland in allen drei untersuchten Bereichen statistisch besonders eng. Im Bereich der Lesekompetenz ist er im Vergleich zu allen anderen OECD-Staaten am engsten.

Der internationale Vergleich zeigt, dass die Sicherung eines insgesamt hohen Leistungsniveaus und die Verringerung der Leistungsabstände unter angemessener Förderung aller Leistungsgruppen miteinander vereinbare Ziele sind.

Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund - insbesondere solchen Familien, die als tägliche Umgangssprache eine andere Sprache als Deutsch verwenden - bleiben im Durchschnitt deutlich unter den Kompetenzniveaus, die 15-Jährige erreichen, deren Eltern beide in Deutschland geboren wurden. Das gilt nicht nur für die Lesekompetenz, sondern

- teilweise verstärkt - auch für die anderen Lernbereiche. Die Förderung von Schülerinnen und Schülern aus Familien vergleichbarer Zuwanderungsgruppen gelingt in anderen Staaten besser als in Deutschland.

Nach einer ersten Einschätzung der für Deutschland berichteten Ergebnisse hat sich die KMK im Dezember 2001 auf sieben Handlungsfelder verständigt, in denen die Länder und die KMK vorrangig tätig werden: Maßnahmen zur Verbesserung der Sprachkompetenz bereits im vorschulischen Bereich, Maßnahmen zur besseren Verzahnung von vorschulischem Bereich und Grundschule mit dem Ziel einer frühzeitigen Einschulung, Maßnahmen zur Verbesserung der Grundschulbildung und durchgängige Verbesserung der Lesekompetenz und des grundlegenden Verständnisses mathematischer und naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, Maßnahmen zur wirksamen Förderung bildungsbenachteiligter Kinder, insbesondere auch der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Maßnahmen zur konsequenten Weiterentwicklung und Sicherung der Qualität von Unterricht und Schule auf der Grundlage von verbindlichen Standards sowie eine ergebnisorientierte Evaluation, Maßnahmen zur Verbesserung der Professionalität der Lehrertätigkeit, insbesondere im Hinblick auf diagnostische und methodische Kompetenz als Bestandteil systematischer Schulentwicklung, Maßnahmen zum Ausbau von schulischen und außerschulischen Ganztagsangeboten mit dem Ziel erweiterter Bildungs- und Fördermöglichkeiten, insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit Bildungsdefiziten und besonderen Begabungen.

Sofortmaßnahmen in Berlin:

Seit dem Schuljahr 2002/2003 hat die zweite Jahrgangsstufe eine zusätzliche Deutschstunde erhalten. Die Unterrichtsstunde soll zur Verbesserung der Lesefähigkeit der Kinder genutzt werden (vgl. auch 4.2).